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Kastilien 1

Mittwoch, 14.09.2022: Santo Domingo de la Calzada – Belorado

Wie üblich wurde es morgens mal wieder unruhig, die ersten kramten schon um 5 Uhr in ihren Sachen rum, ab da herrschte dann keine Nachtruhe mehr. Statt einfach Rucksack und Schlafsack zu nehmen, den Raum zu verlassen und alles andere draußen zu erledigen, benötigten manche Leute 15 bis 20 Minuten und mehr, bis sie endlich abmarschbereit waren. Da war an Schlaf nicht mehr zu denken! Irgendwann stand auch ich auf, ging ins Bad, und als ich mich letztlich fertig gemacht hatte, waren alle anderen schon abgereist, ich war mit einem anderen Spanier der letzte, es war noch nicht einmal 7:00 Uhr. Und das auch heute wieder an einem Tag, wo die meisten Leute vermutlich nur 20 km zurücklegen mussten! Frühstück gab es hier in der Herberge nicht, also steuerte ich noch einmal die Promenade an in der Hoffnung, dort ein geöffnetes Café zu finden. Tatsächlich hatte auch derselbe Laden auf, in dem ich gestern zu Abend aß. Ich gönnte mir ein Bocadillo mit Schinken und Käse, einen Milchkaffee und einen O-Saft und war dann startklar. Der Weg aus dem Ort hinaus war kürzer als der am Vortag hinein, bald ging es durch die Felder, die Sonne stieg langsam über den Horizont und warf ein schönes, warmes Licht auf die Umgebung. Weinberge gab es jetzt nicht mehr, hinter dem nächsten Ort Grañon verließ ich dann auch endgültig La Rioja und betrat kastilischen Boden. Meine erste Pause legte ich in Redecillo ein, um von dort aus zu versuchen, mir über’s Handy eine Unterkunft für die übernächste Nacht zu reservieren, denn in meinem Zielort schienen die Herbergen ziemlich rar gesät. Das klappte zum Glück auch ganz gut, wobei ich mir erstmal mit einen Link zuschicken lassen musste, über den ich dann den entsprechenden Betrag überweisen konnte – was man heutzutage nicht alles während einer Wanderung von unterwegs aus erledigen kann, früher wäre sowas nicht möglich gewesen! Insgesamt war die heutige Etappe, da waren sich alle, die ich gefragt hatte, einig, eher nicht attraktiv. Die Schönheit der Landschaft hatte etwas nachgelassen, es ging nur noch vorbei an abgemähten Getreidefeldern oder Feldern mit vertrockneten Sonnenblumen. Noch mehr störte aber die Tatsache, dass der Weg heute wieder sehr häufig über Schotterpisten parallel zu stärker frequentierten Landstraßen verlief, das war wirklich nicht so prickelnd, das hatten wir gerade in den ersten Tagen in Navarra deutlich anders und schöner! Schade, auch hier hätte man den Weg meiner Meinung nach ruhig ein bisschen mehr über Feldwege durchs Hinterland führen können. Speziell die letzten Kilometer bis Belorado zogen sich, denn auch hier ging es immer nur an der Straße entlang. Irgendwann aber hatte ich dann doch den ganz hübschen und gepflegten Ort erreicht, es war erst um die Mittagszeit. Auch hier, wenn auch nicht ganz so extrem wie am Vortag, musste ich beim Check-In eine ganze Zeit warten, jeder Einzelne bekam wieder aufs Neue alle wichtigen Einzelheiten zum Aufenthalt in der Herberge erklärt. Die Herberge selbst machte einen recht ordentlichen und gepflegten Eindruck, unser Sechsbett-Zimmer hatte eine eigene Dusche, eine eigene Toilette und zwei eigene Waschbecken, eines für die Wäsche und eines zum Händewaschen, dazu gab es als Krönung, einen Balkon mit ganz hübscher Aussicht. Nachdem ich die Wäsche von mir und meiner verschwitzten Kleidung erledigt hatte, dreht ich die übliche, kleine Runde durch den Ort. Der Ortskern sah zwar nicht ganz so hübsch-historisch aus wie in Santo Domingo, aber, wie schon gesagt, schien Belorado durchaus gepflegt. Auffällig waren hier ziemlich viele Wandgemälde oder Murales, es hatte den Anschein, als ob sich Belorado hier besonders hervortun wollte, was auch gelang. Lange konnte ich mich nicht entscheiden, wo ich zum Mittagessen einkehren sollte, denn es war ja noch recht früh. Schließlich wurde es “La Huella del Camino”, für 12,50 Euro gab es dort ein Pilgermenü bestehend aus Knoblauchsuppe, Zitronenhühnchen und Zitronenmousse, dazu, wie üblich, einem Schluck Wein. Anschließend stieg ich hoch auf die Burgruine über der Stadt, um den Ausblick von dort oben zu genießen. Naja, war ganz hübsch, aber nicht spektakulär. Die letzten Stunden des Nachmittags verbrachte ich auf dem Zimmer, entspannte ein wenig, ehe es um 19:30 Uhr in der Herberge zum Abendessen ging. Ich saß wieder am Tisch mit Brian aus Seattle, den ich schon aus Estella kannte, außerdem noch einer älteren Amerikanerin und ihrem Sohn, die den Jakobsweg in Etappen pilgern, das gab eine ganz nette Unterhaltung. Das Essen war auch in Ordnung, nichts Dolles, aber auch nicht schlecht. Besonders lecker war hier tatsächlich der Wein, weshalb wir vier auch noch eine zweite Flasche orderten, so schnell war die erste leer. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang durch den abendlichen Ort ging es gegen 21:45 Uhr zu Bett.

🥾: 23,6 km

Donnerstag, 15.09.2022: Belorado -Agès

Und wieder ein neuer Tag! Heute Nacht habe ich sehr gut geschlafen, alle sechs Personen in meinem Schlafsaal waren ziemlich ruhig. Morgens ging zwar der eine oder andere Wecker, aber niemand macht wirklich Anstalten aufzustehen. Als ich selbst dann das erste Mal auf die Uhr schaute, war es schon 6:40 Uhr! Ich machte mich dann auch kurz im Bad fertig und war dann gegen 7:00 Uhr startbereit. Es ging hinaus aus der dunklen Stadt, in den Feldern wurde es langsam hell, ein toller Sonnenaufgang zeigte sich hinter meinem Rücken. Frühstück gab es in der Herberge nicht, stattdessen erhielt man, wenn man wollte, am Vorabend ein Lunchpaket, das verzehrte ich dann gemütlich auf einem nett angelegten Picknickplatz kurz vor dem nächsten Ort. Insgesamt gab es heute drei Orte zu durchqueren, bevor ein langes Waldstück folgte, die Montes de Orca, das sicher die Hälfte des Weges ausmachte. Im letzten Ort, bevor der Wald anfing, legte ich noch einmal eine Pause ein, trank einen Kaffee und gönnte mir ein Fladenbrot mit drei Würstchen, so eine Art Chorizo, fettig, aber sehr lecker! Dazu gab es wieder einen frisch gepressten Orangensaft, ehe der Aufstieg in die Berge begann, denn wie der Name Montes de Orca schon verspricht, ging es nun aufwärts. Der Anstieg war durchaus knackig, es ging für eine längere Zeit nach oben, bis ich schließlich wieder auf mehr als 1100 m Höhe war. Der Weg war breit, ließ sich daher auch ganz gut gehen. Später wurde die Landschaft wieder flacher, die Wege noch breiter, zogen sich teilweise schnurgeradeaus, da war das Gehen dann etwas langweiliger, obwohl der Wald natürlich eine schöne Abwechslung zu den Feldern der Tage zuvor war. Auch ansonsten war heute positiv zu vermerken, dass im Gegensatz zum Vortag mal wieder nur kurze Strecken nah an oder parallel zu Landstraßen verliefen, ansonsten ging es heute meist durch die Natur, das hat mir deutlich besser gefallen. Nach etwas über 12 km kam man beim ehemaligen Kloster San Juan de Ortega an. Dort gönnte ich mir eine Cola und auch einen Blick in die Kirche. Eindrucksvoll war hier vor allem das Grabmal des namensgebenden Heiligen, der sich viel um die Pilger gekümmert und hier eine Pilgerstation eingerichtet hatte, die dann den Grundstock für das Kloster bildete. Leider gab es keinen Stempel in der Kirche – schade! Schließlich folgten noch einmal knapp 5 km, wieder durch den Wald, bis mein heutiges Tagesziel Agés erreicht war. Das Einchecken in der Albergue ging heute etwas schneller, gebucht hatte ich ein 8er-Zimmer. Das teilte ich mir mit einer Berlinerin und jeweils einem Paar aus den USA, Frankreich und Spanien. Wie üblich wurde geduscht, die Wäsche gewaschen und auf einem Wäscheständer aufgehängt. Leider sollte es während des Abendessens später noch wie aus Eimern gießen, so dass die fast schon getrocknete Wäsche wieder komplett nass wurde, nachdem ich vergaß, sie rechtzeitig abzunehmen, das war recht ärgerlich. Vor dem Abendessen drehte ich noch eine Runde durch den Ort, der einige erhaltenswerte und historische Bausubstanz hatte, alte Bauernhäuser, ein bisschen Fachwerk usw. Sehenswert war insbesondere die Kirche, in der es sogar einen Stempel gab. Außerdem hatte man noch eine alte Hufschmiede wieder hergerichtet, bei der man die Halterung sehen konnte, in die die Pferde früher zum Beschlagen der Hufe eingespannt wurden. Das Abendessen nahm ich in einem Burgerlokal ein, eine ganz schöne Abwechslung nach den Pilgermenüs der letzten Tage. Das Lokal war auch nett und urig eingerichtet. Nach dem Abendessen war ich gegen 21:00 Uhr wieder im Zimmer und beschäftigte mich noch ein wenig mit dem Internet, bis um 21:30 Uhr einer meiner Bettnachbarn das Licht ausmachte, nachdem die ersten Mitschläfer schon weg genickt waren.

🥾: 27,9 km

Freitag, 16.09.2022: Agès – Burgos

Die letzte Nacht war wieder etwas unruhiger, irgendwie sind die älteren Herrschaften in meinem Zimmer mehrfach in der Nacht aufgestanden, ich dachte immer schon, es wäre um 6:00 Uhr, aber vermutlich mussten sie nur zur Toilette, denn irgendwann ging dann doch um 6:00 Uhr ein Wecker. Alle drei Ehepaare fingen dann an, ihre Sachen zu packen, die beiden Amerikaner brauchten dafür geschlagene 45 Minuten und meinten auch noch, sich bei der ganzen Aktion ständig darüber unterhalten zu müssen, wie sie z.B geschlafen haben und so weiter. Ziemlich rücksichtslos, fand ich! Gegen 6:30 Uhr bin ich daher auch aufgestanden, da an Schlaf nicht mehr zu denken war, habe mich fertig gemacht und bin um 7:00 Uhr losmarschiert. Das Lokal “Zum Alchimisten” direkt an der Ecke hatte schon geöffnet, ein paar Pilger standen schon Schlange, deshalb kehrte auch ich dort ein, um ein Baguette mit Käse und Tomaten und einen Milchkaffee als Stärkung für den Start in den Tag zu vertilgen. Die Berlinerin schloss sich mir wieder an, und bis kurz vor Burgos sind wir zusammen gewandert, war auch ganz nett, mal etwas Gesellschaft zu haben. Die Strecke war nicht spektakulär, aber durchaus ganz okay, gerade vor dem Hintergrund, dass man heute in eine größere Stadt wanderte. Es ging zunächst noch flach durch die Felder, später einen Hügel hinauf, wieder bis auf über 1000 Meter, von oben bot sich dann auch erstmals ein weiter Blick über die Meseta und bis hin nach Burgos. Auf der anderen Seite ging es den Hügel wieder runter und in einem Café dort im nächsten Ort kehrten wir ein. Es gab hier superleckeren, frisch gepressten Saft aus Himbeeren, Banane, Orange, Erdbeere und ich weiß nicht was noch alles, wirklich gut. So gestärkt liefen wir weiter, bis wir kurz vor dem Flugplatz vom eigentlichen Jakobsweg abgebogen und die Alternativroute nahmen, die angeblich deutlich schöner sein soll, was sich auch wohl bewahrheitete. Zunächst ging es am gesamten Flugplatz entlang, allerdings war kaum Flugbetrieb, nur ein paar Sportflieger, nicht viel los. Es folgte dann ein kleines Industriegebiet, bis wir schließlich den Fluss Rio Arlanzón erreichten. Der gesamte Rest des Wegs führte nun immer am Südufer entlang, viele Kilometer, durch Parks und Naherholungsanlagen, bis ins Stadtzentrum von Burgos. Es musste nicht eine Straße gequert werden, größere Straßen unterlief man stets mittels Unterführungen. So hat man die Außenbezirke von Burgos wirklich gut vermeiden können! Zum Schluss zog es sich allerdings doch etwas, aber das war noch ganz okay. Gegen 13:00 Uhr war ich dann schon im Stadtzentrum angekommen. Allerdings konnte ich erst ab 14:00 Uhr in meinem vorgebuchten Hostal einchecken, deshalb setzte ich mich noch auf eine Bank, schrieb ein bisschen Tagebuch und las mich schon mal im Reiseführer über die Stadt ein. Kurz vor 14:00 Uhr ging ich zu meiner Unterkunft, konnte auch mein Einzelzimmer beziehen, das ich schon von zuhause aus vorab gebucht hatte und das schön im zweiten Stock ruhig nach hinten raus lag – perfekt! Es war einfach, aber sauber und alles okay, für 40 € kann man wirklich nicht meckern. Danach suchte ich mir einen nahegelegenen Supermarkt, der keine Siesta hatte, um ein paar Lebensmittel zu kaufen und machte auf dem Zimmer kurz Picknick. Anschließend wusch ich Wäsche, duschte und entspannte ein bisschen, ehe ist zum ersten Mal in die Altstadt ging zum Abendessen. Die Sonne stand schon ziemlich tief, warf dadurch ein schönes Licht in die Gassen der Altstadt, wo um diese Zeit, gegen kurz nach 19:00 Uhr, schon überraschend viel Betrieb war, aber schließlich wurde am heutigen Freitag ja auch das Wochenende eingeläutet, da schienen nicht nur die Touristen, sondern auch alle Einheimischen auf Achse. Ich drehte eine erste Erkundungsrunde zu Orientierung und traf dann zufällig in der “Fressgasse” Calle San Lorenzo ein paar bekannte Gesichter, die ich z.T. schon am ersten Tag in Roncesvalles abends kennengelernt hatte. Mit ihnen aß ich in der Tapasbar La Perla Arandina zu Abend, ich entschied mich für Tintenfisch und die hiesige Spezialität Morcilla, eine Art von Blutwurst, die lauwarm serviert wurde, eher wie eine lockere Frikadelle von der Konsistenz her, aber durchaus ganz lecker, obwohl Blutwurst eigentlich nicht meins ist. Nach einigem Rotwein und einem ebenfalls sehr leckeren, galizischen Kräuterlikör zum Abschluss war ich gegen 23:00 Uhr wieder zurück in meiner Unterkunft und fiel in einen ruhigen und entspannten Schlaf.

🥾: 22,6 km

Samstag, 17.09.2022: Burgos

Tatsächlich war die Nacht sehr gut, ich war überrascht, als um 8:00 Uhr der Wecker ging. Nachdem ich mich endlich einmal nach längerer Zeit wieder rasiert hatte, ging es in die Stadt. Dort steuerte ich zunächst eine Bäckerei an und gönnte mir ein herzhaftes und ein süßes Teilchen, zusammen mit einem Milchkaffee, um gestärkt den Tag anzugehen. Danach stieg ich hoch zum Castillo über der Stadt, leider ging der Blick Richtung Innenstadt genau ins Gegenlicht. Dumm geplant! Das Castello selbst war auch nicht so wahnsinnig eindrucksvoll, ein paar Steinruinen, über die man Metallgitterwege verlegt hatte, mehr war da nicht. Selbst der Blick über Burgos war von den Ruinen aus nicht so gut wie von der Aussichtsplattform etwas unterhalb. Es gab auch noch zwei Ausgrabungsräume in der Burg, die aber beide geschlossen waren – schade! Immerhin war der Eintritt aber auch umsonst! Das Spannendste war noch der Brunnen, der über 60 m in den Fels hineinragte und an seiner Seite zwecks besserer Versorgung von Wendeltreppen begleitet wurde. Ziemlich eindrucksvoll! Nach der Besichtigung stieg ich wieder hinab in die Stadt, und machte mich als erstes auf ins Pilgerbüro, um einen zweiten Pilgerausweis zu besorgen, denn meiner würde definitiv nicht mehr bis zum Ende der Tour reichen. Danach schaute ich mir noch das schicke Stadttor von Burgos an, ehe ich mich in die Kathedrale begab. Dort verbrachte ich dann auch mindestens zwei Stunden, so eindrucksvoll und interessant war es hier, ein großartiges Bauwerk! Ich entschied mich dafür, den Audioguide kostenlos runterzuladen, der an verschiedenen Stationen Infos auch auf Deutsch gab, das hat sich echt gelohnt. Ich habe mir auch fast alle Beiträge angehört, da man auf viele Dinge aufmerksam gemacht wurde, die man sonst vielleicht nicht gesehen oder verstanden hätte. Am beeindruckendsten der gesamten Anlage fand ich die Konnotablenkapelle hinter dem Hauptaltar und außerdem dessen Rückwand mit tollen Steinmetzarbeiten. Aber auch die diversen anderen Nebenkapellen waren zum Teil wunderschön ausgeschmückt, wenn sie auch aus diversen Epochen stammten, von der Gotik bis fast in die Neuzeit. Und beim “Fliegenschnapper”, einer mechanischen Uhr, die zu jeder vollen Stunde in der entsprechenden Stundenzahl den Mund auf und zu macht, hatte ich Pech, dass ich gerade um 1 Uhr da war, da passierte das natürlich nur einmal, das ging so schnell, dass ich es gar nicht mitbekommen habe – egal! Nach der ausgiebigen Erkundung des Kirchenschiffes ging es noch in den Kreuzgang, der sich sogar über zwei Etagen erstreckte, da die Kirche ja an den Hang gebaut war. Die oberste Etage hatte einige schöne Exponate, die dort ausgestellt waren, ebenfalls noch einige Seitenkapellen, wobei in einer davon das Museum der Kirche untergebracht war. Die untere Etage war dann nicht mehr ganz so eindrucksvoll, zeigte vor allem Bilder aus der Entstehungszeit des Domes. Nachdem ich die Besichtigung der Kirche von ihnen beendet hatte lief ich noch außen herum, um mir die verschiedenen Portale anzuschauen, die auch sehr sehenswert waren. Da es mittlerweile schon deutlich später war, unternahm ich einen nochmaligen Aufstieg zur Aussichtsplattform unterhalb der Burg, und diesmal hat es sich auch gelohnt, der Blick von dort oben auf die Altstadt war wirklich schön. Anschließend, ich hatte ein wenig Hunger, steuerte ich direkt ein Café in der Nähe meines Hostals an, um einen Milchkaffee, einen Orangensaft und ein Schoko-Orangen-Teilchen zu genießen. Außerdem kaufte ich mir im Supermarkt noch ein wenig Lebensmittel für mein morgiges Frühstück ein, da leider vor der von mir vorgesehen Abfahrt des Busses offensichtlich kein Frühstückslokal geöffnet hat. Danach machte ich zwei Stunden Siesta auf meinem Zimmer, ehe ich mich wieder auf den Weg in die Stadt machte, denn langsam bekam ich Hunger aufs Abendessen. Ich wollte gerne ein Pilgermenü essen und entschied mich daher für das Lokal El Soportal, in dem ich schon zwei deutsche Mitpilger sitzen sah, die mir das Essen empfahlen, ebenso wie mir das Lokal auch von meinem Hostal empfohlen wurde. Ich hatte als Vorspeise zwei Pfirsiche mit Thunfischsalat und Mayonnaise, etwas grünem Salat und Tomaten, als Hauptgang Fisch (Wolfsbarsch) mit Knoblauchsoße, beides war sehr lecker, insbesondere der Fisch war ganz zart, auf dem Punkt genau. Zum Nachtisch hatte ich Tiramisu bestellt, gebracht wurde dann allerdings Milchreis mit Zimt, war aber auch ganz lecker. Anschließend bestaunte ich noch ein wenig die abendlich erleuchtete Kathedrale, die auch im Dunkeln wirklich eindrucksvoll wirkte und ging dann durch die Altstadt wieder ins Hotel zurück, wo ich gegen 23:15 Uhr das Licht löschte. Eines ist mir noch aufgefallen hier in Burgos, und da stimmten die Angaben im Reiseführer tatsächlich mit meinem Gefühl überein: das Wetter ist hier in der Tat sehr eigenartig! Wenn die Sonne schien, war es teilweise wirklich schön warm, morgens und abends aber auch überraschend kühl. Und selbst bei Sonnenschein ging oft ein kalter Wind, so dass man manchmal gar nicht wusste, wie man sich genau anziehen muss – T-Shirt oder Daunenjacke, wie es der Reiseführer ausdrückte. Komisches Wetter! Trotzdem war es eine tolle Stadt, und insbesondere die Kathedrale hat ihren UNESCO-Welterbestatus redlich verdient!

Sonntag, 18.09.2022: Burgos – Castrojeriz

Wieder habe ich ganz gut geschlafen, aber in den Morgenstunden ein bisschen unruhig, vermutlich hatte ich Angst, den Bus zu verpassen. Denn um die heutige, doch recht lange Strecke von über 40 km etwas abzukürzen, habe ich mir vorgenommen, bis an den Stadtrand dann doch mal den öffentlichen Bus zu nehmen, dadurch konnte ich 5 km Fußweg durch unschöne Vororte sparen. Zuerst habe ich aber noch mal geduscht und dann meine Lebensmittel, die ich am Vortag gekauft habe, gefrühstückt. Gegen 8:10 Uhr verließ ich das Hostal, genug Zeit, um den Bus um 8:30 Uhr zu erwischen. Dachte ich jedenfalls. Als ich mich langsam der Bushaltestelle näherte, es war 8:14 Uhr, kam der Bus schon von hinten angefahren! So habe ich ihn gerade noch erwischt. Die Abfahrtszeiten scheinen hier nur seeehr grobe Richtwerte zu sein! Auf jeden Fall war ich dadurch schon 25 Minuten eher an der Universität, wo ich meine Wanderung starten wollte. Für mich war das ganz schön, aber wenn ich den Bus verpasst hätte, hätte ich mich doch sehr geärgert, denn sonntagfrüh fuhren die Busse nur recht selten. Es war auch heute früh wieder recht frisch, daher war es der erste Tag, an dem ich morgens mit Fleecejacke loswanderte. Sobald sich die Sonne zeigte, wurde es aber rasch wärmer. Der Weg führte hinter der Universität bald raus aus städtischen Gefilden und durch die Felder. Die Landschaft wurde ziemlich rasch ziemlich karg, wenig Bäume, die Sonne knallte. Nur ab und zu, dort, wo Bäche entlang liefen, die noch Wasser führten, gab es so eine Art grüne Oasen. Ich passierte einige wenige Orte, die alle ganz hübsch, wenn auch ein wenig verschlafen wirkten. Besonders schön gelegen in einer Talmulde war Hontanas, das auch einige Herbergen aufwies und wo ich eigentlich zuerst übernachten wollte, das aber schon recht ausgebucht schien. Dadurch wurde es für mich heute ein ziemlich langer Tag, insgesamt 37 km, bis ich endlich Castrojeriz erreichte. Sehenswürdigkeiten gab es aber auch nicht viele unterwegs, so wurde es ein reiner Wandertag. Wirklich schön war, dass sich ab Hontanas die Landschaft ein wenig änderte. Die kargen Hochebenen verschwanden, stattdessen verlief der Weg parallel zu einer Straße auf Feldwegen durch ein überraschend grünes Tal, recht idyllisch. Später führte der Weg dann leider direkt über diese Straße, was aber nicht so schlimm war, da mir in einer Stunde gerade einmal so ca. fünf Autos begegneten. Die Ruinen von St. Antón, die ich passierte, waren recht eindrucksvoll, nahezu gigantisch, aber ich musste ja weiter, hatte noch einige Kilometer bis zum Ziel. Pause gemacht hatte ich lediglich kurz in Hontanas, um einen Kaffee zu trinken. Apfelkuchen war zwar draußen an dem Lokal angeschlagen, den hätte ich gerne dazu gegessen, aber den gab es leider nur in Verbindung mit einem ganzen Menü und dafür fehlte mir aber die Zeit, so groß war mein Hunger auch nicht. Schließlich erreicht um 16:45 Uhr Castrojeriz und checkte bei der Unterkunft ein, die ich zuvor über booking.com reserviert hatte. Nach Duschen und Wäschewaschen machte ich noch einen kleinen Ausflug in die Kirche Sta. Maria de Manzanas. Es sah so aus, als sei die Kirche entweiht, in den Seitenschiffen und Kapellen hatte man teilweise ein Museum mit sakralen Kunstgegenständen eingerichtet, dennoch wirkte auch das übrige Kircheninnere sehr schön, insbesondere die großen Altäre. Um 19:00 Uhr gab es koreanisches Abendessen in der Albergue, da die Herbergsmutter Koreanerin war. Das war mal eine nette Abwechslung nach all dem spanischen Essen der letzten Tage!

🥾: 37,5 km