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Westen

Donnerstag, 02.12.2021 – Anreise

Ein bisschen früh, um 3:45 Uhr, ging der Wecker. Mein Freund Thomas war zum Glück so lieb und brachte mich zum Flughafen, so musste ich kein Taxi nehmen. Um 4:50 Uhr waren wir da, extra früh, da es ja hieß, man muss wegen der zusätzlichen Corona-Schutzmaßnahmen mehr Zeit einplanen. Es war aber noch nicht allzu viel los, so kam ich flott durch, war schon in 25 Minuten nach meiner Ankunft am Flughafen am Gate. Jetzt hatte ich noch viel Zeit, frühstückte erst einmal meine mitgebrachten Brote und kaufte mir noch einen Muffin und etwas zu trinken, lief im Wartebereich auf und ab, um mich vor dem vierstündigen Flug noch ein bisschen zu bewegen, ehe wir ziemlich pünktlich um 7:10 Uhr abhoben. Der Flug verlief über Paris, das man schön beleuchtet noch im Dunkeln von oben sah, wenn ich auch diesmal den Eiffelturm nicht erkennen konnte, wohl aber die Place Charles de Gaulle, auf der der Arc de Triomphe steht. Über der Biskaya gerieten wir in ordentliche Turbulenzen, danach wurde es ruhiger und ziemlich pünktlich vier Stunden nach dem Start und einer kleinen Warteschleife landeten wir auf Lanzarote. Der Anflug passierte die Südküste, so hatte ich einen ersten schönen Blick auf Playa Blanca und die Papagayo-Strände. Nachdem bisher auch mit den coronakonformen Verhaltensregeln alles eigentlich relativ gut geklappt hatte, drängelte sich nun plötzlich alles dicht an dicht, erst im Transferbus und dann vor dem Tisch, an dem das spanische Gesundheitszeugnis kontrolliert wurde, das ich vorher online beantragen musste, da war nichts mehr mit Mindestabstand. Zum Glück ging die Kontrolle aber doch sehr schnell, bis ich schließlich am Gepäckband war. Das Gepäck kam rasch, am Mietwagenschalter dauert es dann noch mal etwas, hier musste ich über eine halbe Stunde warten, bis ich schließlich mein Auto bekam, einen kleinen Fiat 500, sogar als Cabrio, das ich gar nicht bestellt hatte – nett!

Das erste Ziel, das ich an steuerte, war ein Supermarkt. Ich fuhr zum Hiperdino in Tias, denn der ist ja bekanntermaßen recht groß und hat eine gute Auswahl. Dort kaufte ich mir ein paar Müsliriegel, eine Auswahl an Getränken und etwas für die Mittagspause. Danach ging es weiter zum Hotel, wo ich problemlos einchecken konnte. Mein Zimmer war extrem geräumig, auch mit schöner Terrasse, überdacht und zu drei Seiten geschützt gegen den hier doch ziemlich stark blasenden Wind, nur die Aussicht war nicht ganz so toll, aber das macht nichts, insgesamt war ich zufrieden, auch und gerade für das Geld, 50 € für ein Einzelzimmer (ohne Frühstück) waren ja wirklich okay.

Ruta Litoral

Nachdem ich auf der Terrasse mein Mittagessen aus dem Hyperdino verzehrt hatte, machte ich mich erneut auf, es ging zur ersten Wanderung. Zum Einlaufen hatte ich mir für heute eine einfache Tour rausgesucht, die Küstenwanderung auf der Ruta Litoral im Timanfaya-Nationalpark. Da es sich um eine Einwegstrecke handelt, hatte das den Vorteil, dass ich jederzeit umkehren konnte, wenn mir die Zeit davon rannte. Tatsächlich war ich auch später als erwartet am Parkplatz, konnte erst um 14:15 Uhr losgehen, die Anfahrt dauerte ein wenig, zumal das letzte Stück Straße eine ziemlich üble Wellblechpiste war. Der Wanderweg entlang der Küste war grundsätzlich einfach, nicht fordernd, eben oder in leichtem Auf und Ab, nur der Untergrund war etwas anstrengender, grobes Lavageröll, da musste man schon aufpassen, wo man hintrat. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, gemäß dem Wandervorschlag aus meinem Reiseführer bis zur Playa del Cochino und wieder zurück zu gehen, ca. 13 km. Es war aber tatsächlich so, dass ich doch nicht so rasch voran kam, wie ich dachte. Um also noch im Hellen wieder zurück zum Auto zu kommen, nutzte ich eine hübsche Bucht als Umkehrpunkt. Ich denke, die Strecke, die ich gegangen bin, etwas über vier Kilometer einfacher Weg, reichte auch aus, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Die Landschaft war nämlich auch nicht wirklich abwechslungsreich, endlose, schwarze Lavawüste, mal grober, mal flacher, außer Flechten so gut wie keine Vegetation, aber doch faszinierend, wenn auch aufgrund der dunklen Farben trotz Sonne auch ein bisschen deprimierend. Zwischenzeitliches, rotes Gestein gab da ganz willkommene Farbtupfer. Schön waren auch manchmal gut erkennbare Basaltsäulen oder erstarrte Fließlava. Außer mir waren kaum Menschen unterwegs, da war das Wandern angenehm. Nach etwa dreieinhalb Stunden war ich wieder zurück am Auto. Eigentlich hatte ich vorgehabt, irgendwo auswärts zu essen, entschied mich dann aber letztlich doch dazu, das Abendessen in meinem Hotel einzunehmen, einfach weil es praktischer war und ich auch die Küche mal ausprobieren wollte. So ging es also direkt wieder dorthin zurück im Licht der schönen Abendsonne. Als ich im Hotel ankam, war es schon fast wieder dunkel, länger als 18 Uhr sollte man hier auf keinen Fall eine Wanderung zu dieser Jahreszeit planen! Ich meldete mich zum Essen an, duschte und ging dann um 19:30 Uhr runter. Zu meiner Goldbrasse mit Linsen hatte ich einen trockenen Weißwein, das Essen vielleicht einen Tacken zu fettig, aber ansonsten war doch alles insgesamt sehr lecker. Gegen 20:30 Uhr war ich wieder zurück auf meinem Zimmer, schrieb Tagebuch, sichtete meine Fotos und ging dann bald ins Bett, müde nach einem doch recht langen, wenn auch schönen ersten Urlaubstag, an dem zum Glück alles gut geklappt hat!

🚗 63 km / 🥾 8,5 km

Freitag, 03.12.2021 – Ruta de Tremesana

Heute war der einzige Tag, an dem ich ein festes Programm hatte. Ich habe nämlich von zu Hause aus im Vorfeld einen Platz auf einer der kostenlosen, rangergeführten Wandertouren im Nationalpark ergattert. Das war gar nicht so leicht, es gab nur eine begrenzte Anzahl Plätze, die man erst 2 Wochen vorher online reservieren konnte, die aber auch recht schnell vergeben waren. Zum Start der Tour sollte man gegen 9:30 Uhr am Dorfplatz in Yaiza sein. Weil das nicht weit von meiner Unterkunft aus entfernt war, hatte ich Zeit für ein erstes Frühstück in meinem Hotel, und das war wirklich üppig, reichhaltig und sehr lecker. Gegen 8:30 Uhr fuhr ich los, es ging durch die Weinbauregion auf einer guten Straße bis nach Yaiza. Dort parkte ich meinen Wagen am großen Parkplatz bei der Kirche, wo sich auch die Gruppe treffen sollte. Da die Kirche gerade geöffnet war und ich noch etwas Zeit hatte, warf ich zunächst noch einen Blick hinein und bestaunte die schöne Mudejar-Decke. Dann begab ich mich zum Treffpunkt und bald war auch unsere englischsprachige Führung komplett, insgesamt 7 Leute mit mir, das war recht überschaubar. Unser Führer Rui war ein Portugiese, der aber ganz akzeptables Englisch sprach und einiges Informatives wusste. Im Kleintransporter brachte er uns zum Start der Tour, wo wir den Bus verließen und wo einen der heftige Wind, der uns hier entgegenschlug, erst mal aus den Socken haute. Zwar hat man schon morgens gemerkt, dass es ziemlich windig war, die Naturgewalten, die sich einem hier im offenen Gelände entgegen stemmten, waren aber nochmal heftiger. Selbst beim Gehen in der Ebene war es manchmal schwierig, den Tritt zu halten, wenn einen plötzlich eine Bö aus dem Gleichgewicht brachte. Die Wanderung verlief auf meist recht einfachen Wegen, deutlich leichter zu gehen als am Vortag, da es fast ausschließlich über Lapilli ging und nicht über gröberes Lavagestein. Wir genossen den Blick auf die Feuerberge von Süden und erfuhren Interessantes über die Entstehungsgeschichte, Fauna und Flora des Nationalparks. Wir lernten unter anderem, wie schwer vulkanische Bomben sind, da sie aus verdichteten Gestein entstehen, sahen eine spezielle Konstruktion aus Lavagestein zum Trocknen der Feigen und auch die Überreste ehemaliger Siedlungen inkl. noch im Nationalpark liegender Obstanbaugebiete ebenso wie einen ehemaligen Schäferunterstand in einer Lavahöhle. Auf der Hälfte der Tour trafen wir die spanischsprachige Führung, unsere Guides tauschten die Schlüssel der Transportfahrzeuge, so konnten wir am Ende der Wanderung mit einem anderen Bus wieder nach Yaiza zurück fahren, ohne dieselbe Strecke zweimal zu Fuß gehen zu müssen. Nach der Tour zurück im Ort kaufte ich mir ein Brötchen mit Belag (panierten Fisch) in der Bar “Stop” zum Mitnehmen, das ich später verzehren wollte. Die Bar selbst war eine ziemlich urige und authentische Dorfkneipe. Ich ging noch einmal durch Yaiza, um die Kirche herum und schaute mich in dem hübschen Ort um, bevor ich weiterfuhr.

Nationalpark Timanfaya

Nächster Besuchspunkt war das kostenpflichtige Zentrum des Nationalparks auf einem Hügel, „El Islote“ genannt. Die Landschaft drumherum war wirklich spektakulär, dennoch gefiel es mir hier nicht so ganz, da alles doch ziemlich touristisch durchorganisiert war. Kaum erreichte ich dem Parkplatz, drängte man mich schon in einen Sightseeing-Bus, ich musste dem netten Herrn erst mal klar machen, dass ich vorher noch die Toilette aufsuchen wollte. Nach der Busfahrt wurde die gesamte Gruppe Station für Station weitergelotst, dorthin, wo Demonstrationen der Erdwärme stattfanden: erst wurde Reisig in eine Grube geworfen, der sich spontan entzündete, danach ging es zu einem anderen Loch, wo eine geysirähnliche Fontäne entstand, nachdem man Wasser in dieses Loch gefüllt hatte, das sich durch die Wärme in Nullkommanichts erhitzte. Alles ganz nett, aber doch ein bisschen nervig-hektisch. Die Busrundfahrt selbst war zwar auch ziemlich touristisch, die Ausblicke aber doch grandios, man sah hierbei noch mehr und eindrucksvollere Vulkanphänomene als auf unserer Wanderung am Vormittag.

Montaña Colorada und Montaña del Cuervo

Nachdem ich alles einmal angeschaut hatte, verließ ich den Park wieder und machte mich auf zu zwei abschließenden, kleinen Wanderungen in der Abenddämmerung. Als erstes stand die Umrundung der Montaña Colorada auf dem Plan, danach die der Montaña del Cuervo. Während ich mir von der ersten Tour extrem viel versprochen hatte, war ich ein wenig enttäuscht, die Farben wirkten an diesem Tag nicht so spektakulär, wie ich das erhofft hatte, das lag aber auch daran, dass die Sonne eben gerade nicht schien. Wenn sie doch mal durchbrach, war das Rot am Nordosthang um so intensiver. Danach ging es auf die gegenüberliegende Seite der Straße zur zweiten Kraterumrundung. Hier wiederum war ich extrem positiv überrascht. In den offenen Vulkankrater eintreten zu können durch ein Ausbruchstor war wirklich eindrucksvoll, so etwas erlebt man nicht alle Tage. Nach der „Innenbesichtigung“ umrundete ich den Krater noch außen, wobei ich mich zunehmend sputen musste, denn mittlerweile, nach 18 Uhr, wurde es doch sehr zügig dunkel. Ich war der letzte Wanderer, der noch ohne Stirnlampe wieder den Parkplatz erreichte. Voller Eindrücke war ich gegen 19 Uhr wieder im Hotel. Da ich keinen großen Hunger mehr hatte, verzierte ich nur ein paar Snacks, lud die Akkus des Fotoapparates auf, schrieb Tagebuch und ging gegen 22 Uhr ins Bett.

🚗 71 km / 🥾 11,7 km

Freitag, 10.12.2021 – Caldera Blanca

Nach ein paar eher trüb-windig-regnerischen Tagen zeigte sich am letzten Tag des Urlaubs das Wetter noch einmal von seiner besten Seite. Zwar gab es auch heute wieder ein paar Wolken, und windig war es auch noch ganz ordentlich, aber trotzdem alles kein Vergleich mehr mit dem Vortag. Die Wanderung, die mir in dieser Gegend noch fehlte, war die Besteigung der Caldera Blanca, die hatte ich mir extra für den heutigen Tag aufgehoben.

Das offizielle Besucherzentrum des Nationalparks lag in Sichtweite der Caldera Blanca. Dieses hatte ich schon am Vortag besucht und besichtigt. Die Erklärungen waren dreisprachig, so ließ sich alles gut verstehen, war auch von der Fülle her nicht zu umfangreich. Wie im Reiseführer angekündigt wurde irgendwann die Simulation eines Vulkanausbruchs im Untergeschoss angesagt, auch ich ging mit in den Keller, wobei ich das Ganze nicht so spektakulär fand, wie ich das erwartet hatte, insbesondere das Rütteln des Bodens aufgrund des Erdbebens war kaum zu vernehmen. Trotzdem fand ich den Besuch hier sehr lohnenswert, vielleicht wäre es noch besser gewesen, ihn direkt am Anfang des Urlaubs einzuplanen, um die Wanderungen mit mehr Wissen anzugehen.

Die letzten Meter bis zum Wanderparkplatz waren eine ziemlich wüste Holperpiste, schlimmer noch als die vom ersten Tag des Urlaubs zur Wanderung an der Küste, aber zum Glück war die Strecke nicht so lang, nur wenige hundert Meter. Als ich ankam, bekam ich erstmal einen Schreck: eine riesige Schulklasse, bestimmt 50 Leute, besetzten den ganzen Parkplatz! Zum Glück war es mir aber möglich, denen im Laufe des Tages aus dem Weg zu gehen, im Endeffekt haben sie auch noch nicht einmal den Gipfel des Vulkans bestiegen, sondern sind vorher wieder umgedreht. Komisch…! Ansonsten war um die relativ frühe Uhrzeit noch nicht allzu viel los, das war ganz angenehm. Ich schnappte mir also meinen Rucksack und marschierte ab, um noch vor der Schulklasse auf dem Weg zu sein. Der erste Teil davon verlief gut erkennbar geschottert durch das Malpais, wie man die Lavawüste hier auch nennt. Im Vergleich zur Küstenwanderung war der Weg qualitativ schon etwas besser, wurde wohl besser in Schuss gehalten. Unterwegs gab es einige mehr oder weniger interessante Infotafeln, dann stand ich nach etwa zwei Kilometern am Fuße der Caldera und musste mich entscheiden: Aufstieg links oder rechts herum. Ich wählte die Variante links, die die meisten Leute nahmen. Nachmittags kamen mir auch viele auf der anderen Seite entgegen, dennoch fand ich meinen Aufstieg auch im Nachhinein besser, da es zwischenzeitlich immer wieder etwas flachere Stücke gab und man nicht so einen großen Höhenunterschied an einem Stück ohne Unterbrechung bewältigen musste. Der Ausblick, als man plötzlich den Kraterrand erreichte, war extrem eindrucksvoll, ein riesiges Rund, über einen Kilometer im Durchmesser, an der Gegenseite noch ansteigend bis zum höchsten Punkt, mächtig und Ehrfurcht gebietend, was die Natur hier so produziert hat! Langsam stieg ich weiter auf entlang des Kraterrandes, bis ich schließlich den Gipfel auf 460 m Höhe erreicht hatte. Hier pfiff der Wind inzwischen ganz schön, war auch um einiges kälter als am Fuß des Berges, ich war froh, die langärmelige Fleecejacke eingepackt zu haben! Ich suchte mir ein windgeschütztes Plätzchen für mein Mittagspicknick etwas unterhalb des Gipfels und machte mich dann langsam wieder auf den Abstieg. Dabei legte ich noch zwei Abstecher ein, einmal zum daneben gelegenen Risco Quebrado und einmal, weil es mich reizte, hinab zum Grund des Kraters. Es gab einen gut angelegten Weg, der allerdings auf der Karte nicht verzeichnet war. Irgendwie interessierte das ansonsten auch niemanden, denn während sich oben mittlerweile zahlreiche Leute am Kraterrand tummelten, war ich hier unten der einzige! Wobei man aber auch sagen muss, dass das jetzt auch kein zwingend zu erledigender Abstecher ist, da der Krater ja doch sehr weit ist, man also nicht das Gefühl hatte, mitten in einem engen, tiefen Loch zu stehen. Die Ruhe vor Ort war aber doch ganz schön, es war auch um einiges windstiller, vermutlich deshalb blühten hier auch ein paar mehr Blumen. Wobei mir überhaupt an mehreren Stellen im Lavagrus frisches Grün auffiel, ich hätte gerne gewusst, ob sich das hier erst heute zeigte, nachdem es am Vortag ein wenig geregnet hatte. Nachdem ich vom Grund des Kraters wieder auf den Kraterrand aufgestiegen bin (zum Glück an dessen niedrigster Stelle), machte ich mich an den endgültigen Abstieg und den Rückweg zum Auto. Auch wenn die Tour nicht allzu lang war, auch die Höhenmeter nicht allzu viele, so waren meine Füße zum Schluss doch recht erschöpft, vermutlich deshalb, da man die ganze Zeit sehr auf den Weg achten musste beim Gehen im wackeligen Lavageröll. Nach dieser Wanderung besuchte ich noch den Ort Teguise und fuhr anschließend wieder ins Hotel, wo ich den letzten Abend des Urlaubs verbrachte.

🚗 44 km / 🥾 13,0 km

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