Sonntag, 12.09.2021 – Mårbacka, Ekshärad, Fahrt zum Siljansee
Als wir morgens erwachten, war draußen auch weiterhin alles grau in grau, so, wie wir das erwartet hatten. Geplant war eine etwas längere Fahrstrecke mit nur kurzen Zwischenstopps. Wir aßen ein letztes Mal in der Pension „Kajutan“, ehe wir uns von unserem Gastgeber Rolf verabschiedeten und gegen kurz nach 9 Uhr gen Norden aufbrachen. Pünktlich mit unserer Abfahrt fing es an zu regnen, das sollte auch nahezu den ganzen Tag über so bleiben. Mal mehr, mal weniger, es ließ meist dann nach, wenn wir das Auto mal verließen – Glück muss man haben! Die Fahrt führte zuerst am Vänern entlang bis Karlstad, dort dann vom See weg entlang des Flusses Klarälv, bis wir schließlich gegen 11:30 Uhr unseren ersten Zwischenstopp erreichten, das Gut Mårbacka. Hier wurde einst Selma Lagerlöf geboren, hier wuchs sie auf, bis ihre Eltern das Gut aus finanziellen Gründen aufgeben mussten. Mit dem Verdienst aus ihren literarischen Werken hat sie es später zurückgekauft und hier ihren Lebensabend verbracht. Die Anlage war sehr gepflegt, von schönen Gärten umgeben, leider klappte es mit der Innenbesichtigung nicht, da die Anzahl der Besucher wegen Corona begrenzt war und die erste Führung schon ausgebucht, wir hätten über anderthalb Stunden warten müssen auf die nächste Führung, was uns zu lang war, zumal die Führung bloß in Schwedisch war und wir eh nichts verstanden hätte. So beschränkten wir uns auf die Außenbesichtigung, die in den Gebühren für den Parkplatz inkludiert war, und machten uns dann ca. 30 Minuten später auf den weiteren Weg.
Es ging zunächst zurück zur Landstraße 62 und dann wieder weiter nach Norden. Etwa 50 km später folgte der nächste Zwischenstopp, diesmal im Ort Ekshärad, dessen Friedhof berühmt ist für seine schmiedeeisernen Grabkreuze. Einige hundert gibt es davon, die ersten aus dem 18. Jahrhundert, bis heute ist die Tradition erhalten. Die Kreuze waren interessant anzuschauen, auch die daneben stehende und ebenfalls schon über 400 Jahre alte Kirche war recht hübsch, typisch skandinavisch mit teilweise bemalter Holzvertäfelung innen. Mittlerweile hatten wir Hunger und fanden im Ort einen Grill-Imbiss, der geöffnet hatte. Die Gelegenheit nahmen wir wahr, um hier die „schwedische Spezialität“ Kebap-Pizza zu kosten. Offensichtlich stehen die Schweden drauf! Die mit Dönerfleisch belegte Pizza war ganz okay, aber doch ziemlich mächtig. Meins war das nicht so unbedingt, ich muss sagen, dass ich Dönerfleisch auch weiterhin lieber im Döner esse, die Pizza stattdessen lieber im Original mit italienischen Belägen.
Pappsatt begaben wir uns auf de letzte Etappe des heutigen Tages. Diese führte uns vorbei an Mora und von dort bis ans Ostende des Siljansees zu unserer Unterkunft „Backlund Boende i Dalarna“ in Vikarbyn, wo wir um 17:15 Uhr ankamen. Wir wurden ausgesprochen nett empfangen und bekamen ein schönes, geräumiges Dreibettzimmer in der 1. Etage mit Blick auf den See. Gemeinschaftsdusche und WC waren praktischerweise gleich gegenüber auf dem Gang, so war auch das kein Problem. Unsere Lebensmittel konnten wir in der Gemeinschaftsküche deponieren, eine Waschmaschine gab es auch noch, die wir in den nächsten Tagen noch in Anspruch nehmen sollten. Da wir vom Mittagessen her immer noch völlig gesättigt waren, verbrachten wir den Abend ganz entspannt und gemütlich, brauchten nichts mehr zu essen, sondern drehten stattdessen lediglich noch eine kurze Runde durch den Ort, wobei es hier im Norden doch schon merklich kühler war als noch bei unserer letzten Übernachtung. So waren wir froh, als wir schließlich wieder in unserer gemütlichen Unterkunft zurück waren, wo wir uns wieder aufwärmten und schließlich den Tag beendeten.
4 Übernachtungen in „Backlund Boende i Dalarna“, Vikarbyn: 96,10 € / DZ / Nacht inkl. FS
🚗: 400 km
Montag, 13.09.2021 – Wanderung bei Orsa Grönklitt
Da der Wetterbericht für heute im Gegensatz zu gestern wieder herrlichsten Sonnenschein vorhersagte, planten wir eine größere Wanderung. Die Wahl fiel auf eine Runde über das Hochplateau bei Grönklitt, knapp unter 20 km lang, und im Nachhinein wirklich schön! Zum Glück hielt das Wetter auch, was der Wetterbericht versprach, die Sonne strahlte den ganzen Tag über. Zunächst einmal genossen wir aber ein herrliches Frühstück um 8 Uhr in unserer Unterkunft, ehe wir im Supermarkt des Ortes noch etwas Wasser kauften und uns auf die 50 km lange Autofahrt über Mora nach Fryksås machten. Knapp eine Stunde dauerte die Fahrt, es gab aber auch jede Menge Geschwindigkeitsbegrenzungen, vor allem im Ort Orsa, ewig lang nur 40 und 60 km/h, das dauerte. Gegen kurz nach 10 Uhr parkten wir den Wagen in Fryksås, schnürten die Wanderschuhe und machten uns auf den Weg. Da der Wandervorschlag aus dem Rother-Wanderführer für Hin- und Rückweg dieselbe Strecke vorschlug, variierten wir das Ganze etwas und nahmen einen anderen Hinweg, der uns durch herrlichen Wald und an mehreren Seen entlang führte, bis wir schließlich auf die eigentliche Wanderroute trafen. Auch hier wurde der Wald bewirtschaftet, das war deutlich zu erkennen, dennoch sah alles anders aus als bei uns in Deutschland, so gab es z.B. keine breiten und zerfahrenen Forstwege. Die Bäume wurden hier geschlagen, wenn sie noch viel schlanker sind als bei uns, wahrscheinlich bekommt man sie dann leichter aus dem Wald. Wie genau man das aber machte – keine Ahnung, Spuren von Waldarbeiterfahrzeugen sahen wir jedenfalls keine. Am See verlief der Weg mehr oder weniger am Ufer entlang, herrlich im Sonnenschein. Leider waren hier überraschend wenig Wasservögel zu sehen. Schließlich erreichten wir eine Kreuzung, die wir auch auf dem Rückweg noch einmal passieren sollten, ehe der Weg weiter führte durch schönen, lichten Birken- und Fichtenwald. Der Boden war mit Blaubeeren und Preiselbeeren über und über bedeckt, man hätte naschen können, bis man Bauchschmerzen bekommt! Unterwegs haben wir mehrfach große Vögel aufgescheucht, vom Geräusch her größer als Tauben, einmal habe ich auch etwas Schwarzes mit weißen Streifen auf den Flügeln wegfliegen sehen, vermutlich handelte es sich um um Auer- oder Birkhühner, genau erkennen konnte ich das leider nicht. Es ging immer ein wenig rauf und runter, aber nie besonders steil, bis wir schließlich nach einer ganzen Zeit die Alm Hallbergs Faböd erreichten. Thomas legte hier eine längere Mittagspause von etwas über einer Stunde ein, während ich noch den nahegelegenen Hügel Hallbergsklacken erklomm. Die Aussicht war ganz nett, wenn auch nicht weltbewegend, da der Aussichtspunkt doch recht zugewachsen war. Der Auf- und Abstieg waren doch ein bisschen schwieriger als der bisherige Weg, denn alles war sehr steinig, steil allerdings nur an wenigen Stellen. Dennoch musst man beim Gehen ordentlich darauf achten, wo man hintritt. Schließlich wieder unten machte auch ich noch Brotzeit, ehe wir zum Rückweg aufbrachen, mittlerweile war es auch schon kurz vor 15 Uhr.
Ich machte mir etwas Sorgen, wie lang der Rückweg noch dauern sollte, die waren aber unbegründet, denn den „technisch schwierigsten“ Teil des Weges hatten wir schon hinter uns. Es folgten jetzt noch einige Kilometer über mehr oder weniger ebenen Waldboden, meist weich und gut zu gehen, die vereinzelten Steine und Wurzeln konnte man gut überschreiten. Auch die Passagen, die an einem Moor vorbei liefen, waren nicht zu kompliziert, zwar feucht und nass, aber auch noch relativ komplikationslos zu gehen. Irgendwann traf man dann auf eine Schotterpiste, und ab jetzt wurde der Weg zwar langweiliger, das Tempo konnte aber deutlich angezogen werden. Wir liefen zunächst bis zu der Kreuzung, an der wir auf dem Hinweg schon einmal vorbeikamen, und dann weiter auf der Schotterstraße bis nach Grönklitt. Grönklitt ist ein Touristenort, im Winter ein Langlaufzentrum, im Sommer ist hier ein Bärenpark zu besichtigen, also hofften wir darauf, bei so viel Tourismus etwas zu essen zu bekommen. Leider wurde uns dieser Wunsch nicht erfüllt, es hatten auch hier doch tatsächlich alle Lokale schon geschlossen, da die Saison vorbei war! Und das Anfang September! In den wenigen, noch geöffneten Restaurants konnte man nur um die Mittagszeit (bis 15 Uhr) etwas zu essen bekommen, danach nicht mehr! Also marschierten wir weiter, jetzt noch einmal auf einem etwas breiteren Wanderweg durch den Wald und erreichten schließlich wieder Fryksås, wo unser Wagen stand. Der Ort ist eine ehemalige Almsiedlung mit tollem Ausblick auf den Orsasee, sehr gepflegt, wobei man dadurch allerdings den Eindruck bekommt, als ob es sich hierbei vermutlich hauptsächlich um Wochenendhäuser reicher Großstädter handelt, vom eigentlichen Almbetrieb ist nichts mehr übrig geblieben, Kühe oder Schafe waren auch keine zu sehen. Für’s Auge war das Ganze trotzdem sehr hübsch.
Nachdem wir uns noch ein wenig umgeschaut hatten, traten wir die Rückfahrt an in der Hoffnung, dabei noch ein Lokal für unser Abendessen zu finden. Tatsächlich kamen wir in Orsa am “Vasakällaren” vorbei, einer Art Imbisslokal, das geöffnet war. Dort kehrten wir ein und bekamen für relativ günstiges Geld ein Schnitzel mit Pommes und Grillgemüse bzw. eine Portion Nudeln. Wir waren beide mit unserem Essen durchaus zufrieden. Es folgte noch die knappe Stunde Rückfahrt, bis wir schließlich recht spät, erst um 19:15 Uhr, wieder in Vikarsbyn ankamen. Die Sonne war zu diesem Zeitpunkt schon hinter den Wäldern verschwunden, Fotos der Häuser des Ortes, die vom Abendbrot angestrahlt wurden, habe ich leider nicht mehr machen können. Auch die Wäsche, die wir eigentlich für heute Abend vorgesehen hatten, mussten wir wegen der vorgerückten Stunde auf den nächsten Tag verschieben. So verblieb nur noch Zeit für’s Duschen, Tagebuchschreiben und Ausruhen, ehe wir müde ins Bett fielen.
🚗: 104 km / 🥾: 19,2 km
Dienstag, 14.09.2021 – Tällberg, Vikarbyn
Heute ließen wir es etwas ruhiger angehen, denn das Tagesprogramm bestand nur aus einer kurzen Halbtageswanderung. Vor dem Frühstück setzte ich daher erstmal eine Maschine Wäsche an, die ich dann anschließend im Garten an der Wäschespinne aufhängte. Abends, zum Sonnenuntergang, war sie schon trocken, daran kann man sehen, wie schön das Wetter heute hier war trotz der Tatsache, dass es im Schatten nur maximal zehn bis zwölf Grad waren! Das Frühstück war auch heute wieder besonders lecker, auch, da es viele schwedische Spezialitäten gab. Eine davon war das flache Dalarna-Brot, ähnlich indischen Rotis. Es wird in einem Ofen flach gebacken mit einzelnen Gewürzen, z.B. Anis und Fenchel. Original gegessen wird es mit süßem Käse aus der Tube (ja, sowas gibt es hier!), mir schmeckte es mit Marmelade aber doch deutlich besser.
Am späten Vormittag fuhren wir mit dem Auto los, bis zu unserem Ziel Tällberg waren es nur 20 Kilometer, die wir rasch zurücklegen konnten. Wir parkten mitten in dem weitläufigen Ort und absolvierten einen 10 km langen Spaziergang aus dem Wanderführer, der teils durch den Ort selbst und teils durch die umliegenden Wälder führte. Die Häuser in Tällberg waren alle sehr pittoresk, entweder in Schwedenrot gestrichen oder aber mit unbehandeltem Holz, wie das hier für Dalarna typisch ist. Manches wirkte schon fast ein wenig zu perfekt, der Ort an manchen Ecken ein bisschen zu touristisch, schließlich gab es hier auch mehrere große und luxuriöse Hotels, die diesen Eindruck verstärkten. Offensichtlich war Tällberg ein Touristenort im Binnenland ähnlich wie Smögen oder Fjällbacka an der Küste. Aufgrund der Nebensaison war aber auch hier nur noch wenig los, lediglich ein paar Rentner trafen wir, die durch den Ort spazierten, dadurch ließ es sich gut aushalten und wirkte nicht überlaufen. Besonders schön war auch die Sicht von hier oben über den See, die man von nahezu jedem Punkt des am Hang liegenden Ortes hatte. Nachdem wir ein wenig durch die Straßen gestreift sind und auch zumindest von außen einen Blick in das Freilichtmuseum Holen geworfen hatten, ging es in den Wald. Schon nach wenigen Schritten war man mitten in einem urtümlichen Gebiet, es sah aus, als befände man sich in einem Nationalpark. Der Weg schlängelte sich durch kleinere Täler, an einem Tümpel mit Hütte vorbei und schließlich auf einen Berg, von dem man erneut eine tolle Aussicht hatte. Auch hier standen eine Hütte und ein paar Tische, ein idealer Ort für eine Mittagsrast in der Sonne. Anders als am Vortag war allerdings heute auf dieser Wanderung die Nähe zur Zivilisation doch immer wieder zu spüren bzw. zu hören, wir trafen unterwegs öfter mal auf Menschen und hörten auch immer wieder Autos oder den Zug auf der nahen Bahnstrecke. Nach der Mittagsrast ging es vom Berg wieder hinab, es folgte das am wenigsten schöne Teilstück der Strecke, entlang einer Landstraße, dem Sportplatz und einem Baugelände, bis wir endlich am Seeufer ankamen. Danach verlief der Weg parallel zum Ufer, leider herrschte auch hier rege Bautätigkeit, es steht zu befürchten, dass das Ufer in einigen Jahren zunehmend zugebaut sein wird mit Ferienhäusern. Wobei die Häuser hier in Tällberg schon in etwas größerem Abstand gebaut wurden, schließlich war genug Platz, ganz so schlimm wie an anderen Orten war die Bauwut hier dann doch nicht. Gegen Ende der Tour ging es über den wirklich schön gelegenen Campingplatz wieder zurück in den eigentlichen Ort, wo wir noch ein paar hübsche Häuser bestaunten. Vor einem Hotel war auch eines der für die hiesige Gegend typischen Kirchenboote ausgestellt. Mit diesen Booten fuhren die Bewohner der umliegenden Dörfer früher über den Siljansee zum Gottesdienst! Auffällig, nicht nur in Tällberg, sondern in ganz Schweden war übrigens, dass sich um nahezu jedes Haus herum durchweg eine sehr akkurat gemähte, große Rasenfläche befand. Diese war stets sattgrün, vermutlich regnete es hier doch recht viel. Und dann hatte mindestens jedes zweite Haus einen elektrischen, selbstfahrenden Rasenmäher. Das sieht immer irgendwie putzig aus, wie ein Haustier, das im Garten herum läuft…
Schließlich kamen wir wieder am Auto an, beendeten die Wanderung und fuhren zurück nach Rättvik, wo wir in einem American Diner lecker zu Mittag aßen. Anschließend schauten wir uns noch ein wenig in dem hübschen, ruhigen und entspannten Hauptort der Region um, kauften Gebäck in einer Bäckerei und fuhren zurück nach Vikarbyn. Da es noch früh war und die Sonne gerade so schön tief stehendes Licht warf, drehten wir eine kleine Runde durch den Ort, ehe wir um 19 Uhr endgültig wieder in unsere Pension zurückkehrten. Vikarbyn war, wie Tällberg, auch recht hübsch, allerdings nicht ganz so touristisch, insgesamt vermutlich sogar authentischer, zumindest schienen hier mehr Leute dauerhaft zu leben als in Tällberg, das vorwiegend auf Touristen und Besitzer von Ferienhäusern ausgerichtet zu sein schien. Wir aßen abends noch ein bisschen Gebäck und tranken dazu Kaffee, den man sich in der Pension kostenlos besorgen konnte, ehe wir voll mit Eindrücken den Tag beendeten.
🚗: 40 km / 🥾: 10,0 km