2005 wurde der Rheinsteig eröffnet. Auf 320 Kilometern verläuft er nahezu ausschlieĂźlich auf dem rechten Rheinufer von Bonn bis Wiesbaden und erschlieĂźt eine der schönsten Flusslandschaften Deutschlands, das Mittelrheintal, dessen oberer Abschnitt zwischen Koblenz und Bingen nicht umsonst zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, repräsentiert er doch Rheinromantik par excellence mit seinen ĂĽber 40 Burgen, Weinbergen und natĂĽrlich der berĂĽhmten Loreley. Wie der Name “Steig” schon vermuten lässt, geht es auf der Wanderung auch ordentlich auf und ab, bezogen auf die gesamte Strecke kommen dabei 10.000 Höhenmeter zusammen. Bei der Planung des Wegs wurde versucht, diesen so naturnah wie möglich zu gestalten und auf Asphaltstrecken weitgehend zu verzichten. Dank seiner abwechslungsreichen Gestaltung und auch der guten Beschilderung erhielt er nur ein Jahr nach Eröffnung das Deutsche Wandersiegel Premiumweg verliehen, das auch seitdem alle drei Jahre immer wieder erneuert wurde. Ein GroĂźteil des Wegs fĂĽhrt ĂĽber die Berge und Hänge direkt oberhalb des Flusses, teilweise schwenkt der Weg aber auch ins Hinterland ab und fĂĽhrt dort durch idyllische Wälder, ĂĽber weite Felder und zu hĂĽbschen Orten oder sonstigen SehenswĂĽrdigkeiten. Markiert wurde der Rheinsteig mit einem stilisierten, weiĂźen R auf blauem Grund, wobei das R gleichzeitig den Verlauf des Flusses andeuten soll. Gleichartige Schilder mit gelbem statt blauem Hintergrund weisen Zugangswege zum eigentlichen Rheinsteig aus.
Als Kind des Niederrheins hatte ich das Mittelrheintal eigentlich noch nie so richtig intensiv besucht, kannte es lediglich von Zugfahrten Richtung Süden entlang der Rheinstrecke, als die Schnelltrasse über Limburg / Montabaur noch nicht existierte. Das, was ich vom Mittelrheintal gesehen hatte und das, was man davon hörte, lockte mich aber schon länger, und so war die Realisation des Rheinsteigs als Fernwanderweg ein idealer Anlass, sich dort mal umzuschauen. 2007, zwei Jahre nach der Eröffnung des Wegs, machte ich mich auf, die 320 Kilometer an mehreren, verlängerten Wochenenden abzulaufen. Gestartet bin ich Ostern 2007, weiter ging es im selben Jahr am langen ersten Maiwochenende, zu Pfingsten und im Sommer, bis ich im Herbst, gerade rechtzeitig zur Herbstlaubfärbung, in der Weinregion um Rüdesheim angekommen war. Nachdem ich hier nun schon alle Jahreszeiten erlebt hatte, dachte ich, es wäre doch ein schöner Abschluss, wenn ich die letzten Etappen im Winter zurücklegen könnte. Nun war der Winter 2007 / 2008 leider eher mild, Schnee gab es kaum, so verschob ich den Abschluss um ein Jahr, um dann im Januar 2009 die letzten Kilometer zu gehen an einem herrlichen Wochenende, das vor Frost nur so starrte.
Die ÖPNV-Infrastruktur war unterschiedlich: dort, wo der Wanderweg die Orte am Rheinufer berührte, konnte man gut mit der Bahn wieder zum Ausgangspunkt seiner Tour zurückfahren, überall war die Anbindung aber nicht so gut gegeben, da war es praktisch, wenn man jemanden hatte, der einem zum Start der Wanderung hinbringt oder am Ende der Tour wieder mit dem Auto abholt, was mein Freund Thomas für mich dann auch bei manchen Etappen so gemacht hat. An anderen Wochenenden wiederum bin ich von Unterkunft zu Unterkunft durchgewandert, wenn man nur das Gepäck für ein längeres Wochenende dabei haben musste, war das problemlos machbar.
Die Auswahl an UnterkĂĽnften gerade in den touristischen Regionen ist groĂź genug, da war es nicht schwierig, ein Bett fĂĽr die Nacht zu finden, im Hinterland war das manchmal nicht ganz so einfach. Landschaftlich hat mir die Tour wirklich gut gefallen, egal zu welcher Jahreszeit, und auch das eine oder andere kulturelle Highlight am Weg war einen Besuch wert. Ein Tagebuch habe ich nicht gefĂĽhrt, daher gibt es auch keine ausfĂĽhrlichen Beschreibungen der einzelnen Etappen, ich hoffe aber, dass zumindest die Fotos doch Lust machen, vielleicht auch einmal selbst auf dem Rheinsteig wandern zu gehen.