Als ich 2013 im Winter in den Dolomiten zum Schneeschuhwandern war, habe ich mir fest vorgenommen, hier noch einmal hinzufahren, und zwar im Sommer, um den sicher eindrucksvollen Kontrast zwischen grünen Matten und sich steil daraus erhebenden, bleichen Felsen zu erleben. Einige Zeit hat es gedauert, bis dieser Plan umgesetzt wurde. Dass es 2020 soweit war, ist letztlich auch nur dem Umstand zu verdanken, dass in der Urlaubsplanung in diesem Corona-Jahr so einiges durcheinandergewirbelt wurde.
Ursprüglich hatten wir für den Herbst 2020 wieder mal eine Fernreise gebucht, organisiert sollte es an die Seidenstraße nach Zentralasien gehen, ein Traumziel von mir seit vielen Jahren. Dann aber kam das Corona-Virus, und aufgrund der Unsicherheit der Gesamtentwicklung und auch aufgrund der Tatsache, dass, wenn mich das Virus schon erwischen sollte, das nicht unbedingt in Usbekistan der Fall sein sollte, entschlossen wir uns frühzeitig, diese Reise erstmal zu stornieren, nachdem unser Reiseveranstalter dieses kostenlos angeboten hatte. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!
Wo nun aber alternativ hinfahren? Europa sollte es sein, ein mit dem Auto erreichbares Ziel, von dem aus man zur Not auch in wenigen Stunden wieder zurück nach Deutschland fahren könnte, wenn es die Situation erfordern sollte, eine Flugreise war mir zu unsicher. So kamen wir mal wieder auf unser Nachbarland Frankreich. Die Auvergne und das Burgund schienen uns geeignete Ziele für den Herbst, ideal zum Wandern und um die Laubverfärbung der Weinhänge zu genießen. Ich schaute mich nach Ferienwohnungen um, notierte mir einige, buchte aber noch nichts, denn man weiß ja nie…
Und wie es das Schicksal so will, stiegen im Spätsommer leider die Corona-Fallzahlen in Frankreich wieder deutlich an, bis schließlich für die ersten Départements des Landes Reisewarnungen ausgesprochen wurden. Unsere Reiseziele waren zwar (noch) nicht dabei, aber mir war das alles zu unsicher. Also schon wieder nach einem Alternativziel umgeschaut. Deutschland – okay, hier gibt es auch viele wunderschöne Regionen, aber ich hatte die Befürchtung, dass es überall sehr voll sein würde, wenn nun kaum noch jemand ins Ausland fährt, sondern alle lieber in Deutschland blieben.
Und dann tauchte auf einmal wieder Südtirol auf! Zwar war Italien eines der Länder, die im Frühjahr zum Ausbruch der Pandemie vom Virus extrem betroffen waren, viele Erkrankte und leider auch Tote zu beklagen hatten, seit dem Sommer blieben die Zahlen im Vergleich zu anderen Ländern aber sehr niedrig, was sicher auch der großen Disziplin zuzuschreiben war, die die Italiener an den Tag legten nach den schlimmen Erfahrungen, die sie im Frühjahr gemacht hatten. Also informierte ich mich nun hier über Ferienwohnungen und stellte fest, dass die Auswahl durchaus noch ganz gut war. Da das Land sehr gebirgig und die Fahrstrecken trotz weniger Kilometer vom Zeitaufwand her doch ganz beachtlich sind, entschlossen wir uns, den Urlaub mal wieder zu splitten. Die erste Woche wollten wir in den östlichen Dolomiten verbringen, im Tal von Prags, in etwa in der Region, die ich schon vom Winterurlaub 2013 her kannte, für die zweite Woche suchten wir uns dann ein Quartier in Kastelruth unterhalb der Seiser Alm für Ausflüge in den westlichen Teil der Dolomiten und Richtung Überetsch und Meran. Um ganz auf Nummer Sicher zu gehen, buchte ich die Unterkunft für die 1. Woche erst wenige Tage vor unserer Abreise, die für die 2. Woche erst vor Ort, nachdem die Inzidenzraten in Südtirol anhaltend niedrig waren.
Mit beiden Ferienwohnungen hatten wir Glück und fühlten uns dort sehr wohl, die Fahrstrecken hielten sich im Rahmen und die Natur und die besuchten Ortschaften boten uns wunderschöne Erlebnisse. Einzig das Wetter war nicht ganz so spätsommerlich stabil, wie ich das im Herbst in Südtirol erwartet hätte. Immer mal wieder regnete es, fast jeden Tag, in den höheren Lagen kam auch noch Schnee dazu. Trotzdem versuchten wir, das beste draus zu machen und verlebten zwei herrliche Wochen dort, wo es sich oft so anfühlte, als sei man in Süddeutschland oder Österreich und gar nicht in einem Teil Italiens. Also auf nach Südtirol, aber Schirm und Regenjacke nicht vergessen!