Dienstag, 03.06.14
Um 14:20 Uhr fuhr ich mit 1x Umsteigen problemlos nach Sandavágur zu meinem letzten Bed & Breakfast. Das Zimmer dort war sehr schön, insbesondere hatte es einen tollen Blick aus dem Fenster über die Bucht. Die Wirtin war ganz nett, etwas “künstlerisch” veranlagt, die Einrichtung eher skandinavisch-modern, teilweise aber auch grenzwertig kitschig, leider war die Dame offensichtlich Kettenraucherin, und das nahm man dann auch hier in allen Räumen und der Wäsche wahr… ansonsten aber war’s prima. Wegen des fantastischen Wetters machte ich noch einen kleinen Spaziergang, besichtigte dabei zuerst die wirklich sehr schöne Kirche im Ort und genoss dann den Blick auf die Felsnadel Trøllkonufingur sowie die herrlichen Aussichten auf alle Inseln des Südens von Streymoy bis Suðuroy, z.T. leicht in den Wolken, ansonsten aber lag alles fantastisch im Sonnenschein vor mir! Auf dem Rückweg kaufte ich noch ein paar Lebensmittel im örtlichen Supermarkt, die ich wieder statt Abendessen in der Pension aß, denn ich hatte heute keine Lust mehr, in ein Restaurant nach Miðvágur zu laufen, danach packte ich meine Siebensachen für das, was als “krönender Abschluss” der Färöer-Reise geplant war, die 3-Tage-Tour im westlichen Teil der Insel Vágur ab dem nächsten Tag, hoffentlich hielt sich das Wetter, so wie heute wäre es fantastisch!
Mittwoch, 04.06.14
Ein Tag, wie ich ihn mir erträumt, aber nach den Wetterkapriolen der letzten Tage nicht erwartet habe! Es war durchweg herrlich warmes Wetter, blauer Himmel mit hier und da mal ein paar Wolken und einer zwar teilweise anstrengenden, landschaftlich aber einmalig schönen Tour – und das war nur der erste Tag meiner geplanten 3-Tage-Wanderung, wohl aber auch der spektakulärste! Nach einem gemütlichen Frühstück allein, das ganz o.k. war, aber mit dem in Klaksvik von der Auswahl her nicht zu vergleichen, packte ich meinen Rucksack und nahm den Bus um 9:40 Uhr. Eigentlich wollte ich am Flughafen aussteigen, um von dort ein Taxi zum Startpunkt der Wanderung in Bøur zu nehmen, aber da stand weit und breit keines… Also fuhr ich mit dem Bus weiter bis Sørvágur (wie Sandavágur übrigens auch ein sehr hübsches Örtchen), stieg aus, winkte ein zufällig vorbeifahrendes Taxi herand und ließ mich bequem für (leicht überteuerte) DKK 150 nach Bøur fahren. D.h. vielmehr noch ein Stückchen weiter, denn die Wanderung startete nicht in dem Ort selbst, sondern erst kurz dahinter. Ich stieg aus, machte ein paar Fotos, schulterte den Rucksack und um 10:30 Uhr ging’s los. Zwei Aufstiege waren heute zu überwinden, zuerst etwas über 400 Höhenmeter, später nochmal etwas mehr als 500 Meter. Der erste Anstieg klappte noch recht gut, beim zweiten merkte ich aber schon die nachlassende Kondition. Zuerst führte der Weg in ca. 2 Stunden auf der alten Postbotenroute nach Gásadalur, rauf einigermaßen angenehm zu laufen, über Gras und nicht so steil, der Abstieg demgegenüber war aber ziemlich abschüssig und verlief auch weitgehend über Geröll. Die Ausblicke auf Sørvágur, den Flughafen, die Felsinseln in der Bucht und nach Mykines waren einfach fantastisch. In Gásadalur machte ich (wie auch ein paar Asiaten) Fotos vom Wasserfall, ehe ich die meisten Touristen hinter mir ließ und in das Gásadalur aufstieg, den Teil der Strecke, der nicht mehr mit dem Auto zu erreichen war. Am Ende des Tales machte ich Mittagsrast, danach begannen die letzten Höhenmeter auf allerdings gut erkennbarem Quad-Pfad bis hin zum Grat. Der sich dort bietende Ausblick war einmalig, die gesamte Nordküste Vágars lag einem zu Füßen, in der Ferne die Kliffs von Vestmanna und tief unter mir die 2 verlassenen Gebäude der ehemaligen Siedlung Vikar. Dort wäre ein guter Platz zur Übernachtung gewesen, der Abstieg war mir allerdings zu anstrengend, zumal ich am nächsten Morgen die ganze Strecke wieder hoch gemusst hätte, also lief ich weiter auf dem “normalen” Weg, dem sog. Slættanesgøtan, auch hier folgte jetzt ein gerölliger Abstieg, der es durchaus in sich hatte, gerade mit schwerem Gepäck, öfters nahm ich dabei die Hände zu Hilfe. Direkt neben dem Weg ging es manchmal in tiefe, steile Schluchten (sog. gjógv) hinunter, die sich unmittelbar neben einem auftaten, eine spannende Sache, bei Nebel eine nicht zu unterschätzende Gefahr, falls man dort reinfällt, aber heute war die Sicht ja perfekt! Schließlich wird das Tal der Storá erreicht, wo das Gehen auf Moos und Gras wieder deutlich leichter wird. Eine Bekassine schreckte ich vom Nest auf, sie versuchte, mich vom Nest wegzulocken, indem sie sich flügellahm stellte, leider gelang mir aber kein Foto von ihr, immer weiter bewegte sie sich von mir (und dem Nest) weg. Im Wanderführer war im Hinblick auf die weitere Tour beschrieben, dass der Weg am Kálvarók, einem Felsgrat entlang, nicht zu empfehlen sei, aber da immer noch Markierungen zu sehen waren und der Weg z.T. auch deutlich ausgetrampelt ging ich ihn doch, letztlich klappte das auch ganz gut, nur auf den letzten Metern vor dem Erreichen der Talebene war es links von mir sehr stark abschüssig zum Meer hin, nichts für Schwindelanfällige, und die Hände brauchte ich auch ab und zu hier – vielleicht wäre doch die andere Variante durch’s Hinterland die bessere gewesen… Schließlich, nach ca. 10 gelaufenen Kilometern, erreichte ich das Tal des Baches Gullringsá, und direkt neben einem wunderschönen Wasserfall fand sich ein herrlicher Zeltplatz im Gras, wo ich bei strahlender Sonne mein Zelt aufschlagen konnte, anschließend im Wasserfall badete, kochte, mich in der Abensonne entspannte und einen quasi perfekten Wandertag geruhsam ausklingen ließ. Kurz vor Sonnenuntergang sehe ich doch tatsächlich in weiter Ferne noch 3 Wanderer, die wohl auf dem Rückweg vom Meer zum See Fjallavatn waren und wahrscheinlich von dort mit ihren Quads wieder nach Hause wollten, von da an war ich aber hier ganz alleine – herrlich! Nach dem ersten richtigen, orangefarbenen Sonnenuntergang meines Urlaubs auf den Färöer kroch ich ins Zelt, las noch ein wenig und schlief dann gegen 23 Uhr ein.
Donnerstag, 05.06.14
In der Nacht schlief ich etwas unruhig, da der Boden nicht ganz eben war und eine Beule in meinen Rücken drückte, letztlich war der Schlaf aber doch ganz erholsam und dauerte bis 7 Uhr, bis ich aufwachte. Dabei windete es stark, später kam auch noch Regen hinzu und in der Richtung, die ich einschlagen musste, war es richtig schwarz, da ich heute aber nur 4 ½ Stunden zu laufen hatte, ließ ich mir erstmal Zeit. Schließlich hörte der Regen auf, ab und zu kam die Sonne hervor, also lief ich gegen 10:30 Uhr los, nachdem ich das Zelt abgebaut hatte. Der Weg war nicht allzu kompliziert, eigentlich musste nur ein Pass von ca. 425 m ü. NN überquert werden. Dorthin führte der Weg aber durch den Fluss Reipsá, der einzige Fluss hier auf den Färöer, bei dessen Querung ich doch mal die Schuhe ausziehen musste, denn er war schon ein bisschen breiter und tiefer als die bisherigen zu furtenden. Auf einen langen und nicht allzu steilen Anstieg (der mir aber heute trotzdem anstrengend vorkam, wohl, weil ich vom Vortag noch etwas k.o. war) folgte ein deutlich zügigerer und steilerer Abstieg, teilweise über einen zum Meer hin sehr abschüssigen Hang und mit undeutlicher Markierung, da hieß es aufpassen. Schließlich erreichte ich aber doch die Mauer der Indmark von Slættanes, wo ich mich dann kurz vor dem Ziel noch etwas verlief, da Karte, Wegbeschreibung im Wanderführer und Topografie irgendwie nicht so ganz zusammen zu passen schienen. Die Häuser des Ortes sahen z.Zt. alle unbewohnt aus, ich konnte also niemand nach einem möglichen Zeltplatz fragen und suchte mir daher für mein Zelt eine Stelle mit Aussicht auf den Vestmannasund im Schutz des Fundaments eines verfallenen Hauses, der mir gut geeignet schien. Nach dem Zeltaufbau machte ich wegen des inzwischen wieder sehr guten Wetters zuerst einen Spaziergang zum Leuchtturm und dann ein Stück weiter, wieder den Berg hinauf, den ich kurz zuvor hinuntergekommen bin, da man von dort eine schöne Sicht auf das Dorf hatte. Von oben sah ich plötzlich, dass 2 Boote im kleinen Hafen anlegten und aus beiden wurden Baumaterialien in 2 Häuser geschleppt. Als ich wieder unten war sprachen mich auch beide Hausbesitzer an, fragten nach dem Woher und Wieso, fuhren später wieder mit ihren Booten zurück nach Vestmanna, um am nächsten Tag, einem Freitag, für die am Wochenende zu erledigenden Bauarbeiten an ihren Häusern zurückzukommen, mit dem Boot war das ja kein Problem! Ich machte mir danach erstmal etwas zu essen, es gab wieder ein Trek’n’Lunch-Fertiggericht, diesmal Pilzpfanne mit Nudeln und Soja, das deutlich leckerer als das vom Vorabend war. Schließlich machte ich, bei goldener Abendsonne, noch einen weiteren Spaziergang zurück auf den Berg, weil’s so schön war, und genoss die Abendstimmung. Zurück im Zelt schreib ich noch Tagebuch, las etwas und machte irgendwann dann auch die Augen zu…
Freitag, 06.06.14
Beim Schreiben des Tagebuchs saß ich schon wieder in meiner Bed & Breakfast-Unterkunft in Sandavágur, blickte durch’s Fenster auf die Bucht, den Ort und bis nach Sandoy in der Ferne und ließ bei Sonnenschein den letzten, vollständigen Urlaubstag (und letzten Tag der Zeltwanderung) Revue passieren. Insgesamt war er gelungen, alles hat geklappt wie geplant, nur das Wetter zeigte mittags wieder einen Durchhänger, was letztlich aber dazu führte, dass ich schon einen Bus eher bekam als eigentlich geplant und daher schon um kurz vor 15 Uhr zurück in Sandavágur war. Morgens (nach einer diesmal sehr bequemen, ruhigen und durchgeschlafenen Nacht) wachte ich um kurz vor 7 Uhr auf, es wehte sehr stark, dadurch war’s kalt, aber die Sonne schien, so dass ich auch schon mit den üblichen, morgendlichen Prozeduren beim Zelten loslegte: Toilette, Waschen, Frühstück, Packen und Zeltabbau. ¼ Liter Spiritus hatte ich noch übrig, den “spendete” ich einfach dem einen der beiden Nachbarn vom Vortag. Gegen 8:30 Uhr ging’s dann los, erstmal runter zum Bootsanleger am Wasser und dann wieder 420 Höhenmeter rauf, die Jacke, die ich morgens wegen des kalten Windes angezogen hatte, zog ich schon nach 150 Höhenmetern wieder aus… Der erste Teil des Weges war sehr schön, die Sonne glitzerte im Wasser, der Vestmannasund lag unter mir, auf dem Pass wurde es dann eher karger, auch nahm der Wind, der zuvor abgeflaut hatte, wieder zu, so war an eine Pause hier oben nicht zu denken. Die wollte ich dann später irgendwann beim Abstieg einlegen, aber nun fehlte plötzlich die Sonne, Nebel zog über den Fjallavatn auf, den ich heute am anderen, östlichen Ufer passierte, es wurde alles andere als gemütlich, spornte eher zu einem schnelleren Schritt an, zumal der Weg für eine ganze Zeit parallel zum See einseitig einen Schräghang passierte, was für die immer nach rechts unten schief abknickenden Füße auch nicht so angenehm war. Es folgten ein Stück Schotterweg, ungewöhnlich für die Färöer, der diente als Zufahrt für die Besucher des Fjallavatns, die meist mit Quads hier ankamen. Das Meer bzw. meinen Übernachtungsplatz dort vom 1. Abend der Wanderung konnte ich wegen des Nebels leider auch nicht sehen. Schließlich bog der Wanderweg bei einem kleinen See aber wieder von der Schotterpiste ab. Es folgte sumpfiges Gelände, ehe es wieder leicht bergauf ging entlang gut sichtbarer Steinmänner, bis ich den Húsatalspass auf etwas über 200 Meter ü. NN erreichte, von dem aus es dann direkt nach Sørvágur hinab ging. Das letzte Stück, wieder nahe an der Zivilisation, war, wie meist bei solchen Wanderungen, nicht mehr so toll, erst sehr matschig wegen kreuz und quer verlaufenden Quad-Fahrrinnen, dann folgten Schotter und schließlich Asphalt… Zum Glück schien aber wieder die Sonne strahlend, als ich um 13:40 Uhr, 5 Minuten vor der offiziellen Abfahrtszeit des Busses, an der Haltestelle stand, von wo aus mich der Bus zur Unterkunft zurück brachte. Die Dusche nach 3 Tagen war toll, danach packte ich für den Flug, zahlte für meine Übernachtungsschulden und machte mich dann auf zu einem letzten Abendessen, per Bus ging’s nach Miðvágur, wo ich im Lokal “Nest”, dem einzigen hier im Ort, eine Pizza inkl. Getränk aß, die zwar ganz o.k. schmeckte, mir später aber irgendwie doch schwer im Magen lag. Zu Fuß ging ich in etwas über ½ Stunde wieder zurück und dann auch bald ins Bett, denn am nächsten Tag war frühes Aufstehen angesagt.
Samstag, 07.06.14
Alles klappte pünktlich: um 6 Uhr ging der Wecker, um 7 Uhr kam das Taxi zum Flughafen, von 8:30 Uhr bis 11:20 Uhr flog ich von den Färöer zurück, erst nach Kopenhagen, wo ich 9 Stunden Aufenthalt hatte. Die Zeit konnte ich aber ganz gut nutzen und ging zu Fuß vom Flughafen zum in der Nähe dort liegenden Aquarium “Blå Planet”, wo in einem großen Becken sogar ein paar Papageitaucher gehalten wurden, einerseits taten sie einem schon leid, wenn man kurz zuvor noch gesehen hat, wie gut es ihnen in der freien Natur geht, aber andererseits war es auch ganz interessant, hier durch die Glasscheibe zu beobachten, wie sie sich quasi “fliegend” unter Wasser fortbewegen können. Auch ansonsten war das Aquarium recht interessant und didaktisch gut aufgemacht. Ich aß dort zu Mittag und kaufte mir später draußen an einem Kiosk noch ein leckeres, typisches dänisches Softeis, das ich zuletzt vor einigen Jahren im Urlaub auf Bornholm genießen konnte. Um 20:45 Uhr flog ich von Kopenhagen weiter, bis ich schließlich um 21:55 Uhr wieder in Düsseldorf landete – die Heimat hatte mich wieder.