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Mykines

Mittwoch, 28.05.14

Wieder ging der Wecker um 6:30 Uhr, das letzte Mal für die nächsten Tage, denn heute musste ich ja den Bus zum Flughafen erreichen. Die Kosten für 4 Nächte im Hotel hatte ich schon am Vorabend bezahlt, und nach einem letzten, leckeren, hiesigen Frühstücksbuffet nahm ich den 8 Uhr-Bus, mit dem ich um kurz vor 9 Uhr am Flughafen war. Dort konnte ich das reservierte Ticket für den Hubschrauber kaufen, das mit DKK 145 kaum teurer war als eine Busfahrt auf den Inseln, und in tatsächlich nur 10 Minuten Flugzeit ging es bei herrlichem Wetter nach Mykines. Ich hatte das Glück und saß rechts am Fenster, konnte so den Flughafen, Sørvagur, Bøur, Gasadalur und die Insel Mykines im Anflug sehen, lediglich die Felsen um Tindholmúr sah ich nicht, die waren auf der anderen Seite und ich erahnte sie nur einmal aus dem Augenwinkel, als wir ganz nah dran vorbei flogen. Glück mit dem Sitzplatz hatte ich auch deshalb, da wir 11 Passagiere uns auf 2 Bänken gegenüber saßen, es gab also nur 4 Fensterplätze! Selbst das Rückwärtsfliegen (denn so saß ich!) machte mir nichts aus. Bei der Landung herrschte strahlender Sonnenschein, und so stellte ich nur kurz mein Gepäck im Kristianshus ab, wo ich ein Zimmer reserviert hatte. Das Haus war ein kleines, gemütliches Holzhaus mit ganz steiler Treppe und 4 Zimmern unterm Dach mit je 2-3 Betten, ich hatte netterweise eines ganz für mich allein – sehr schön, wobei sich hinterher herausstellen sollte, dass ich allerdings auch der einzige Gast derzeit war! Es gab für alle Gäste auch nur 1 Bad, bei voller Belegung könnte es da schon etwas eng werden…

Nachdem ich mein Gepäck deponiert hatte, machte ich mich auf eine erste, kleine Wanderung zu den berühmten Vogelfelsen. Außer mir waren hauptsächlich Tagestouristen in dem Hubschrauber, noch ein paar andere kamen mit dem Boot kurz nach mir an, sogar eine ganze Schulklasse, da war heute richtig viel los, ganz anders als bei meinen “einsamen” Wanderungen an den Tagen zuvor. Es gab Richtung Leuchtturm nur einen einzigen Trampelpfad, der kaum zu verfehlen war und den jeder hin und wieder zurück gehen musste. Er ging ganz ordentlich auf und ab, manchmal auch nah an der Steilküste vorbei, da war der Weg aber mit Geländern gut gesichert. Zu sehen waren viele Eissturmvögel, Dreizehenmöwen, Eiderenten und Trottellummen, die Hauptattraktionen aber waren die größte Papageitaucher-Kolonie der Färöer und die einzige Basstölpel-Brutstätte, die man gut einsehen konnte. Zwar war ich in meinem Urlaub auf Neufundland an Cape St. Mary’s näher an den Basstölpeln dran, die Papageitaucher waren in Island auf Latrabjarg etwas weniger scheu und die Klippe dort eindrucksvoller, trotzdem lohnte sich die Reise hierher auf dieses ruhige, abgelegene Eiland, ich fühlte mich sofort wohl und beschloss, am übernächsten Tag vor meinem vorgesehenen Abflug noch eine weitere Wanderung zu den Vögeln zu machen, wenn es das Wetter erlauben sollte. Auf dem Rückweg fing es arg an zu regnen, da war ich froh, ein festes Dach über dem Kopf zu erreichen. Im Kristianshus trank ich einen Kaffee und schrieb Tagebuch. Zum Abendessen gab es Lamm (einen Fleischberg!), 2 Kartoffeln und ein paar Scheiben Tomate, eine seltsame Relation zwischen Fleisch und Beilage, aber sehr lecker! Wahrscheinlich lag es daran, dass Lammfleisch hier doch leichter zu bekommen ist als Gemüse. Anschließend hatte ich noch viel Zeit zu lesen, das 1. Mal in diesem Urlaub, ehe mir müde die Augen zufielen und ich um 22:30 Uhr ins Bett ging.

Donnerstag, 29.05.14

Ein ganzer Tag auf Mykines mit seinem gemütlichen Gang, da konnte ich erstmal ausschlafen, was ich auch gut tat, bis um 8:30 Uhr das Frühstück für mich, den einzigen Übernachtungsgast, zubereitet wurde, was für ein Service…! Offensichtlich waren alle anderen Besucher gestern tatsächlich nachmittags wieder abgereist. Geplant hatte ich heute die Besteigung des Knúkur, des mit 560 m höchsten Berges der Insel. Das war auch kein größeres Problem, nach 1,5 Stunden war ich schon am Gipfel, immer der Dorfstraße nach und später am Bach entlang, keine Schwierigkeit bei guter Sicht, denn das Wetter begann heute schon gut und wurde immer besser! Die Aussicht von oben war grandios, über Vágar nach Streymoy und Eysturoy, im Süden alle Inseln bis Suðuroy waren zu sehen – herrlich! Gewarnt hatte man mich beim Aufstieg vor den Raubmöwen, gesehen habe ich aber nur Schmarotzerraubmöwen, und die taten gar nichts, waren eher scheu. Am Gipfel faszinierte mich besonders der Blick ins Kalvadalur, das auch im Reiseführer kurz erwähnt war, wie eine halbe Suppenschüssel sah es aus, riesig und eben am Talgrund, dorthin wollte ich noch absteigen, ehe ich den Weg in den Ort wieder zurückgehen musste. Beim Abstieg wurde ich dann doch noch von einer Großen Raubmöwe (Skua) attackiert, da fühlte ich mich wirklich unwohl, wenn die Riesenvögel im Sturzflug quasi direkt über meinem Kopf vorbeirauschten (im wahrsten Sinne des Wortes!), wie ich gelesen habe, können die einem auch ganz üble Verletzungen beibringen. Im Tal stand eine Schafabscheidestation, bei strahlendem Sonnenschein ein idealer Platz mit Sitzgelegenheit für die Mittagspause, es war inzwischen ca. 13 Uhr. Auch die Skuas ließen mich hier zum Glück in Ruhe! Schließlich musste ich aber doch wieder die ca. 200 Höhenmeter rauf, um anschließend auf meinen Heimweg zu treffen und in den Ort zurückzugehen, alles in allem eine wirklich gelungene Wanderung. Und da das Wetter perfekt war, spazierte ich gleich weiter zu den Papageitauchern, um mich zwischen die putzigen Tierchen zu setzen und ihnen lange bei ihrem Treiben zuzuschauen. Einer hatte es mir besonders angetan, der saß ganz nah bei mir, war als einziger kaum scheu und flog auch mehr als eine halbe Stunde nicht weg! Gerne hätte ich ihn adoptiert, aber ich musste wieder zurück, das Abendessen rief, um 19 Uhr gab es erst selbstgemachte Fischsuppe, dann Lachs, wieder mit (3) Kartoffeln und (4) Gurkenscheiben, auch heute wieder köstlich!

Freitag, 30.05.14

Nach einer wieder sehr angenehmen und ruhigen Nacht, in der ich erneut der einzige Gast im Haus war (an das Brummen des Kühlschranks unter mir hatte ich mich inzwischen schon gewöhnt) beschloss ich, nicht erst mit dem (vorreservierten) 2. Hubschrauber des Tages abzureisen, sondern schon den ersten um 9:45 Uhr zu nehmen, denn die vergangenen beiden Tage hätten eh nicht mehr getoppt werden können, und das meiste auf dem kleinen Eiland hatte ich an diesen Tagen ja schon gesehen. Ich zahlte also meine Rechnung für 2 x Übernachtung mit Frühstück, 2 Abendessen und 7 Postkarten, vom Preis her völlig o.k. für die abgeschiedene Lage und das leckere Essen. Der Flug war erneut ruhig und gemütlich, wir waren sogar nur zu zweit im Helikopter. Wieder gelandet in Vágar kam bald der Bus, mit dem ich heute aber erstmal nur ein kurzes Stück bis Midvagur fuhr. Dort holte ich mir an der Touristeninformation die Erlaubnis für die 2 vorgesehenen Zeltübernachtungen auf der am Ende meines Urlaubs geplanten 3-Tages-Trekkingtour nach Slættanes, denn im Gegensatz zu Skandinavien gibt es auf den Färöern kein Jedermannsrecht, das die private Nutzung aller Flächen zum Campen in der freien Natur erlaubt, hier gehört jedes Stück Land einem Besitzer, der erst um Erlaubnis gefragt werden muss. Nach telefonischer Rücksprache wurden die 2 Nächte aber bewilligt, ich durfte danach noch mein Gepäck für wenige Stunden in der Touristeninfo deponieren und absolvierte eine kleine Wanderung den Leitisvatn entlang bis zum Meer. (Bilder gibt’s später im Abschnitt Vágar) Etwas schwer war es anfangs, den richtigen Weg aus dem Ort heraus zu finden, was dann aber doch gelang bei wieder strahlendem Sonnenschein, der Trampelpfad im weiteren war dann gut ausgelaufen und erkennbar, der Blick auf den See sehr schön. Leider verlief sich der Weg am Ende ziemlich, war nicht mehr markiert und dauerte doch länger als gedacht, so dass ich keine Zeit mehr hatte, in Ruhe den Aussichtpunkt mit Blick auf den Wasserfall zu finden, über den sich der See ins Meer stürzt, wahrscheinlich hätte ich dafür den Abfluss des Sees überqueren müssen. Beim Rückweg, immer unten am Seeufer entlang, sputete ich mich dann sehr, um noch den Bus um kurz nach 14 Uhr zu erreichen, was aber klappte, nach 45 Minuten erreichte ich die Straße, holte mein Gepäck wieder ab, bestieg den Bus, der erst leicht verspätet ankam und fuhr mit diesem nach Torshavn. Dort besorgte ich mir in der Touristeninformation noch Briefmarken, damit ich meine auf Mykines geschriebenen Karten nach Hause schicken konnte, und fuhr anschließend mit dem (kostenlosen!) Stadtbus in meine vorgebuchte airbnb-Privatunterkunft. Nach dem Duschen ging’s nochmal auf einen Stadtspaziergang und ein leckeres, gutes und preiswertes Essen (Fish & Chips) in den Irish Pub, danach zu Fuß wieder zurück zur Unterkunft, wo ich gegen 23 Uhr das Licht ausmachte.

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