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Prags

Freitag, 18.09. / Samstag, 19.09. – Anreise nach St. Veit

Am Freitagmorgen hatte ich bereits Urlaub, habe zunächst noch gemütlich das Auto gepackt und bin um 12 Uhr losgefahren, um meinen Freund Thomas von der Arbeit abzuholen, um kurz nach 13 Uhr ging es dann endgültig auf die Reise. Damit wir an diesem Tag nicht mehr ganz so viel Strecke zurücklegen mussten, fuhren wir erstmal nur bis in die Gegend von Stuttgart, wo wir eine Tante von mir besuchten und bei ihr einen Zwischenstopp über Nacht einlegten.

Am nächsten Morgen ging’s dann weiter, die Strecke bis zu unserem Ziel in Prags war zwar fast auf den Kilometer genauso lang wie die Strecke vom Freitag, unsere Ankunft war aber leider erst um 18 Uhr, da sich die Fahrt doch ziemlich zog. So hatten wir heute deutlich mehr Verkehr als gestern, es gab ein paar kleinere Staus auf der A8, dann nochmal bei Reutte, auf dem Fernpass fuhr zweimal für längere Zeit ein Trecker vor uns her, der nicht überholt werden konnte – alles etwas nervig! Der Fernpass zog sich auch ziemlich, leider war dort kein schöner, freier Parkplatz für eine Mittagsrast zu finden, so dass wir deshalb unsere Mittagspause erst auf der Autobahn kurz vor Innsbruck einlegten. Über den Brenner sind wir dann sehr gut vorangekommen, die Maut dafür hatten wir schon vorab in Deutschland online gekauft, die Autobahnvignette für Österreich kurz vor Kempten an einem Autobahnrastplatz. In Italien mussten wir für das kurze Stück auf der Brenner-Autobahn bis Franzensfeste nochmal 2,90 € löhnen, danach ging es über eine Landstraße durch das belebte Pustertal bis Bruneck, wo wir in einem Sparmarkt Lebensmittel einkauften, und schließlich weiter bis zu unserer Unterkunft in St. Veit im Pragser Tal fuhren. Wir bezogen ein schönes, sehr geräumiges Apartment mit Balkon und Blick auf die Berge hinterm Haus, sauber und abends ruhig, ich war aber gespannt, wie es tagsüber sein würde, da unser Haus ja direkt an der Straße zum Pragser Wildsee lag, auf der sicher jede Menge Tagestouristen fahren werden. Andererseits werden wir selbst ja tagsüber auch meist unterwegs sein, also war uns das letztlich egal. Abends aßen wir Salat und machten uns Ravioli warm, die wir aus der Kühltheke im Sparmarkt in Bruneck gekauft hatten, so ließen wir den anstrengenden Anreisetag gemütlich ausklingen.

458 km bzw. 464 km

Sonntag, 20.09. – Strudelkopf, Innichen

Geschlafen hatte ich sehr gut, leider läuteten hier in St. Veit aber die ganze Nacht über die Kirchenglocken, das sollte auch in den nächsten Tagen so bleiben und war etwas ärgerlich, aber nun mal halt nicht zu ändern. Wie üblich im Urlaub standen wir nicht allzu spät auf, heute um 7 Uhr, frühstückten gemütlich und um 8:30 Uhr war Abfahrt zum Brückele. Das Brückele ist ein Wanderparkplatz, wo wir für 4 € Tagesgebühr unseren Wagen parkten. Für 3 € pro Person und Strecke ging es dann mit dem Bus hinauf zur Plätzwiese. Bis um 10 Uhr hätte man zwar auch selbst mit dem Wagen nach oben fahren können, das hätte dann 8 Euro gekostet, aber uns war die „umweltfreundliche“ Variante lieber. An der Plätzwiese angekommen stiegen wir aus und begannen unsere Wanderung, die uns bis zum Gipfelplateau des Strudelkopf mit seiner Panoramaaussicht führen sollte. Morgens war hier oben noch nicht viel Betrieb, auf dem Gipfel, den wir etwa gegen Mittag erreichten, wurde es dann aber richtig voll, mehr und mehr Leute kamen, das war nicht mehr so schön, aber an einem Sonntag mit herrlichem Wetter wie heute durchaus zu erwarten. Die Temperaturen waren durchweg sehr angenehm, es war sonnig mit einigen Wolken, leider wurden die tagsüber aber immer mehr, die Sonne dafür weniger – schade…! Als wir auf dem Strudelkopf ankamen, versteckten sich die Drei Zinnen auch gerade in den Wolken, nachdem wir aber ein wenig gewartet hatten, ließen sie sich doch noch blicken. Das war mir wichtig, denn ich wollte gerne so ein ähnliches Foto schießen wie damals im Winter 2013, was dann letztlich auch geklappt hat. Der Abstieg vom Gipfel erfolgte zuerst auf demselben Weg bis zu einem Bunker aus dem 1. Weltkrieg, von dort über einen „Steig“ zur Dürrensteinhütte, wo wir zu Mittag aßen, was ganz okay, wenn auch keine Offenbarung war. Leider war die Hütte ziemlich voll, was gerade in Corona-Zeiten nicht so schön ist, aber die Berghütten sind eben meist nicht besonders großzügig geschnitten und die räumliche Enge macht ja eigentlich auch den Charme der Hütten aus. Auf einem ebenen Weg ging es zurück zur Plätzwiese, hinab zum Brückele nahmen wir diesmal nicht mit dem Bus, sondern liefen zu Fuß. Der Weg führte ständig über losen Schotter, war ganz okay, aber auf Dauer doch ein bisschen anstrengend zu laufen, zumal es unser erster Wandertag war und wir noch nicht so richtig eingelaufen. Schließlich waren wir froh, als wir wieder unten waren.

Da es noch früh am Tag war, sind wir noch nach Innichen gefahren. Parken konnte man kostenlos am östlichen Ortsausgang auf einem Großparkplatz bei der Feuerwehr und war von dort aus in 10 Minuten zu Fuß in der Innenstadt. Die romanische Stiftskirche war hier wirklich sehr schön, düster und irgendwie fast ein bisschen mystisch. Umgeben war sie von einem interessanten Friedhof. Die direkt daneben stehende Marktkirche war im krassen Gegensatz zur Stiftskirche sehr barock, was dann – gerade als Kontrast – auch wieder ganz hübsch war. In der Fußgängerzone war ziemlich viel los für einen Sonntag, hier herrschte sogar Maskenpflicht! Schließlich ging es zurück zum Auto und wir fuhren zurück nach Prags. Da unser Vermieter im selben Haus eine Konditorei betrieb, konnten wir uns noch zwei leckere Stück Kuchen besorgen, die wir anschließend auf dem Balkon unserer Fewo vertilgten. Danach wurde geduscht, anschließend noch eine kleine Runde bis zur hübschen, von innen ganz in Holz gehaltenen Dorfkirche gedreht. Nach dem Abendessen fielen wir trotz der eher kleinen Einlauftour k.o. ins Bett. Leider verhieß der Wetterbericht für die nächsten Tage zunehmend weniger Gutes, es sollte kälter werden, weniger Sonne und mehr Regen geben, wir hofften, zumindest am nächsten Tag noch ein wenig Glück mit dem Wetter zu haben, wenn wir die Hauptsehenswürdigkeit der östlichen Dolomiten, die Drei Zinnen erwandern wollten, die wir heute schon aus der Ferne vom Strudelkopf aus gesehen hatten.

47 km

Montag, 21.09. – Drei Zinnen

Als wir morgens aus dem Fenster schauten, haben wir erstmal – nichts gesehen! Alles lag im Nebel! Tolle Aussichten…! Zunächst überlegten wir noch, ob wir unsere Pläne für heute ändern sollten, der Wetterbericht hat sich aber nicht geändert, vorhergesagt waren immer noch 5 Stunden Sonne und eine Regenwahrscheinlichkeit von 50% erst am Nachmittag, also blieben wir bei unserem Vorhaben, die Wanderung zu den Drei Zinnen sollte es also sein! Eine Webcam von dort zeigte im Übrigen auch besseres Wetter, wir hofften, dass das erstmal auch so bleibt! Also fuhren wir gegen 8:30 Uhr los, um 9:20 Uhr waren wir an der Mautstation an der Auffahrt zur Auronzo-Hütte, wo wir teure 30 € Maut berappen mussten. Dann ging es noch ein kurzes Stück weiter hoch zum Parkplatz, wo sicher schon mehrere hundert Autos standen – schrecklich! Ich hatte zwar viel Betrieb hier erwartet, aber jetzt, in der Nebensaison und um diese Tageszeit dann doch nicht ganz so viel. Wir liefen also los, es ging anfangs über einen breiten, fast ebenen Fahrweg parallel zum Hang, auf dem sich die Horden entlang trollten. Um den Massen zu entgehen, entschlossen wir uns dazu, ab der Lavaredo-Hütte eine etwas längere Variante zu wählen, was ich aber auch unabhängig vom vielen Betrieb vorgehabt hatte. Wir bogen also dort vom Hauptweg ab und auf einmal war kaum noch etwas los! Wir liefen über einen wunderschönen, einsamen Weg an einem See vorbei bis zur Büllelejochhütte. Dort trafen wir wieder auf mehr Menschen, die jetzt auch von der anderen Seite der Bergkette, vom Fischleintal her aufgestiegen waren, aber auf der Terrasse konnten wir doch noch einen Platz ergattern. Sehr lecker haben wir hier gegessen, es gab Kaiserschmarrn für mich und Polenta für Thomas. Von der Bülleleljochhütte ging es zunächst ein kurzes Stück wieder auf demselben Weg zurück, ehe ein steiler Abstieg folgte, bei dem man auch auf ein paar Stellungen aus dem 1. Weltkrieg traf, die man erkunden konnte. Der Weg führte danach, jetzt wieder eben bis leicht ansteigend, durch die herrliche Seenlandschaft der Bödenseen (Lago dei Piani). Schließlich erreichten wir die Dreizinnenhütte und hatten hier wieder Anschluss an den eigentlichen Rundweg der Drei Zinnen-Umrundung. Der Hauptbetrieb des Morgens hatte mittlerweile zum Glück aber schon wieder nachgelassen, so konnten wir den tollen Blick auf die Drei Zinnen in Ruhe genießen, wenn diese auch jetzt leider z.T. wieder in Wolken lagen. Als nächstes folgte ein weiterer, recht steiler Abstieg in ein Tal und danach wieder ein kurzer Aufstieg zur Langen Alm. Das hatte ich nicht so steil erwartet, da der Drei Zinnen-Rundweg ja immer als leichte Familienwanderung beschrieben wird, aber wir sind hier halt doch im Hochgebirge. Die Sonne zeigte sich auf einmal wieder zunehmend mehr, auch die Drei Zinnen waren zwischendurch ab und an ein Stückchen beschienen. Da auch noch ein paar Regentropfen fielen, zeigte sich außerdem ein herrlicher Regenbogen über dem Paternkofel, ein tolles Bild. Das letzte Stück zum Auto zog sich etwas, auch auf diesem Weg waren aber noch tolle Wolkenspiele und Lichteffekte zu bestaunen bei immer schlechter werdendem Wetter. Ein Riesenschwarm Schneesperlinge war nah am Weg auf Nahrungssuche, wenig scheu und daher lustig zu beobachten. Nach 8 Stunden kamen wir dann etwas erschöpft, aber zufrieden am Auto an, der Parkplatz war inzwischen schon fast wie leergefegt. Auf der Rückfahrt haben wir uns noch mit weiteren Lebensmitteln in Niederndorf eingedeckt, einem etwas unscheinbareren und auf den ersten Blick leicht vernachlässigt wirkendem Ort, der im Stadtzentrum aber doch irgendwie Flair zu haben schien. Beim Verlassen des Ortes lief – es war noch hell – doch tatsächlich ein Igel vor unserem Auto über die Straße, so dass wir ziemlich bremsen mussten! Gegen 17 Uhr waren wir zurück in unserer Ferienwohnung, duschten, aßen zu Abend, schauten Nachrichten (es gab natürlich deutsches Fernsehen) und fielen dann ins Bett.

75 km

Mittwoch, 23.09. – Pragser Wildsee

Morgens beim Aufwachen hörte man es schon: Regen, Regen, Regen… Das sollte sich im Laufe des weiteren Tages zunächst nur mäßig ändern. Vormittags sind wir deshalb erst einmal in der Fewo geblieben und haben noch etwas gelesen in der Hoffnung, dass sich das Wetter vielleicht noch bessern würde. Mittags ließ der Regen tatsächlich auch langsam nach, deshalb nahmen wir um 12:30 Uhr den Bus ab St. Veit und fuhren mit diesem zum Pragser Wildsee. Die Parkplätze dort waren begrenzt und teuer, der Bus demgegenüber mit Halt an nur wenigen Haltestellen schon nach ein paar Minuten vor Ort, da schien uns das die bessere Alternative zu sein. Wie erwartet war es auch hier mal wieder ziemlich voll, jede Menge Menschen, wenn es auch sicher an diesem verregneten Tag nicht ganz so viele wie an einem sonnigen Sommertag. Uns reichte das aber bald, deshalb entschieden wir uns, rasch vom See weg und ab in die Berge zu wandern. Wir machten uns also an den Aufstieg zur Kaseralm. Der direkte Wanderweg dorthin war wegen Waldarbeiten gesperrt, deshalb mussten wir einen Umweg über die parallel zum Wanderweg in Serpentinen verlaufende Fahrstraße machen. Das war natürlich nicht so schön zu gehen wie der eigentliche Waldpfad, dafür aber auch nicht so steil. Leider fing es mittlerweile auch wieder ziemlich doll an zu regnen, entsprechend nass wurden wir, so dass wir uns nach einiger Zeit doch dazu entschlossen, den Schirm herauszuholen, kaum hatten wir das getan, ließ der Regen natürlich wieder nach. Murphys Gesetz…! Schließlich kamen wir an der Kaseralm an, suchten dort an einer Hütte etwas Unterstand und Schutz und machten eine Pause mit unserem mitgebrachten Picknick. Kein Mensch war zu sehen, nur ein Alpensalamander – sehr schön und abgeschieden war es hier! Im Sommer ist die Hütte wohl auch bewirtschaftet, zumindest Getränke schien es zu geben, jetzt in der Nebensaison war aber nichts mehr los. Auf der weiteren Wanderung kam jetzt der schönste Teil der Strecke, ein toller Panoramaweg mit Blicken weit ins Pragser Tal, wenn auch leider nicht zum Pragser Wildsee, diesen konnte man nur ganz versteckt hinter einem Berggrat hervorlugen sehen. Durch die Wolkenfetzen und einen Regenbogen in der Ferne bot sich ein wunderbares und stimmungsvolles Bild, ganz anders als bei strahlendem Sonnenschein, aber sicher nicht weniger schön! Schließlich folgte nach Überschreitung eines Sattels ein langgezogener und steiler Abstieg bis zur Grünwaldalm. Beim Gehen musste man hier recht vorsichtig sein, denn überall lagen nasse Steine und Wurzeln, da sollte man schon schauen, dass man nicht ausrutscht und stürzt. Unten angekommen war auf der Alm nichts mehr los, nur zwei weitere Gäste saßen dort auf der überdachten Terrasse und tranken etwas. Wir hatten beide Hunger, aßen eine sehr leckere, frische Gemüsesuppe und machten uns dann auf den weiteren Weg, es war inzwischen schon 17 Uhr. In wenigen Minuten erreichten wir den Pragser Wildsee, und auch hier waren mittlerweile nur noch ganz wenige Menschen vor Ort, ganz anders als zu Mittag bei unserer Ankunft – gutes Timing! Plötzlich kam auch wieder die Sonne heraus und beleuchtete einzelne Bergkuppen, den See oder die Wolken, was zu tollen Lichtstimmungen führte, manches sah aus wie bei „Avatar“ – wunderschön! Das Wasser wies tatsächlich an vielen Stellen die Türkisfarbe auf, die man von Fotos her kennt, die herrlichen Ausblicke gegen die Berge und der angenehm zu gehende Weg am Ostufer entlang trugen ihren übrigen Teil dazu bei, uns den Weg zurück zur Bushaltestelle nach dem doch etwas verregneten Tag so angenehm wie möglich zu gestalten. Um 18:31 Uhr fuhren wir mit dem letzten Bus zurück nach St. Veit, aßen zu Abend und dann ging es auch schon bald ab ins Bett.

0 km

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