Wandern am UNESCO-Welterbe

Wandern am UNESCO-Welterbe

Nach dem Baldeneysteig und dem Kettwig-Panoramasteig, die ich beide schon (zumindest in Teilen) kennengelernt habe, wird Essen demnächst noch einen weiteren, längeren und markierten Wanderweg besitzen: den Zollvereinsteig. Dieser ist zwar noch nicht offiziell eröffnet, aber die geplante Route ist schon im Internet auffindbar, da bin ich neugierig geworden.

Während die beiden älteren Steige bereits 2017 bzw. 2020 eingeweiht wurden, steht die Eröffnung des Zollvereinsteigs erst in einer Woche Anfang April an. Ausgestattet mit einem GPX-Track machte ich mich aber trotzdem schon mal als einer der voraussichtlich ersten Wanderer auf den Weg. Im Gegensatz zu Baldeney- und Kettwiger Panoramasteig, die im grünen Essener Süden verlaufen und vom Höhenprofil her durchaus ihren Namen verdienen, ist die Bezeichung „Steig“ für den Zollvereinsteig doch etwas hochtrabend, wie ich finde. Dieser verläuft nämlich, anders als die beiden erstgenannten, durch den eigentlich ziemlich flachen Norden Essens, nahezu durchgängig durch urbanes Gebiet, die einzigen Erhebungen, die „erklommen“ werden müssen, sind die begrünten Abraumhalden, die höchste davon erfordert aber auch nur einen Anstieg von „schweißtreibenden“ 50 Höhenmetern – na ja! Darüber kann ein Bayer nur lachen!

Abgesehen von dem etwas übertriebenen Namen empfand ich den Zollvereinsteig aber durchaus als gelungen. Vorausgesetzt, man weiß, worauf man sich einlässt und geht die Wanderung nicht mit falschen Erwartungen an! Wie schon gesagt verläuft der Weg ja nun mal komplett durch dicht besiedelte Viertel einer Halbmillionenstadt. Dass man da keine endlosen, grünen Wiesen oder Bergpanoramen erwarten kann, dürfte klar sein. Es ist den Planern des Wegs aber trotzdem gelungen, bewohnte Straßen weitgehend zu vermeiden und den Weg stattdessen durch Parks, kleine Wäldchen, Schrebergartensiedlungen, über Friedhöfe und durch begrünte Industriebrachen zu führen – wirklich hübsch! Vom Gipfel der Halden aus bietet sich dann auch, gutes Wetter vorausgesetzt, ein herrlicher Weitblick über große Teile des nördlichen und westlichen Ruhrgebiets. Und die Reste der Industrieanlagen haben ja auch ihren Charme, allen voran das UNESCO-Welterbe der Zeche Zollverein, das den Ausgangspunkt der Rundwanderung darstellt und auf den ersten Kilometern ausgiebig durchstreift wird.

Im nördlichen Teil verfügt der Zollvereinsteig noch über einen sog. „Seitenblick“, eine kleine Erweiterungsschleife, die mich jenseits des Rhein-Herne-Kanals in den Stadtteil Karnap führte. Dieser Abstecher war in meinen Augen aber nicht wirklich lohnenswert, es gab da nichts, für das sich die Extra-Kilometer gelohnt hätten. Und auch den nachfolgenden Kilometern zog sich der Weg manchmal ein wenig, da keine wirklichen Highlights über eine längere Strecke folgten oder auch (auf der Halde Zollverein) die Sicht leider weitgehend durch Bewuchs versperrt war. Auch auf diesen Abschnitten gab es aber immer mal wieder Kleinigkeiten am Weg, die einen dann doch überraschten oder aufmunterten.

Da der Steig noch nicht eröffnet war, gab es auch noch keine durchgehende Markierung. Auf den ersten Kilometern traf ich zwar ab und an auf Hinweisschilder, die in Analogie zu denen des Baldeney- bzw. Kettwiger Panoramasteigs designt wurden, allerdings war die Markierung noch lückenhaft und ohne GPS-Track hätte ich an mancher Weggabelung hilflos da gestanden. Im zweiten Teil der Tour, ab der Schurenbachhalde, habe ich dann gar keine Markierung mehr gesehen. Ich bin mal gespannt, ob man das bis zur Eröffnung in einer Woche noch hinbekommt!

Wenn ich nur eine Wanderung in Essen absolvieren dürfte, würde meine Wahl sicher auf einen der beiden Steige im Süden der Stadt fallen, einfach, da sie einen mehr in die Natur bringen. Wer aber Industriekultur besuchen will und dabei gleichzeitig auch noch ein bisschen körperlich aktiv, für den ist der Zollvereinsteig sicher genau das Richtige!

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