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Petra

Fr., 09.11.2018: Klein-Petra

Unser nächstes Ziel war Klein-Petra, ein „Vorort“ des historischen Petra und für uns eine Einstimmung auf den geplanten Besuch in Petra, einem der „Sieben Weltwunder der Neuzeit“ an den kommenden Tagen. Allerdings mussten wir unterwegs erfahren, dass in Petra heute sintflutartige Regengüsse heruntergekommen sein sollen, die Anlage musste geschlossen werden, dreieinhalb Tausend Touristen wurden evakuiert! Was für ein Glück, dass wir heute nicht schon hier waren! Wir absolvierten also zunächst den Besuch in Klein-Petra, tatsächlich handelte es sich auch hierbei schon um eine schöne, schmale und hohe Schlucht mit einigen Häusern der Nabatäer in den Wänden, Grabstätten, Treppen und ähnlichem. Ganz am Ende der Schlucht ging es noch einige Stufen hoch zu einem Aussichtspunkt, der allerdings nicht so besonders spektakulär war, auch wenn er von den dortigen Händlern geschäftstüchtig als „Best View in the World“ beschrieben wurde. Interessant war lediglich eine Staumauer, die man am Ende bewundern konnte, als Hinweise auf die ehemals ausgeklügelten Bewässerungssysteme der Nabatäer, des Volkes, das in seiner kurzen Blütezeit um Christi Geburt herum hier in der Region all die fantastischen Bauten geschaffen hat.

Schließlich verließen wir Klein-Petra wieder und fuhren die letzten, wenigen Kilometer nach Wadi Musa, dem heutigen Ort nahe den Ruinen von Petra, wo wir die nächste Nacht verbringen sollten. Unterwegs trafen wir auf der Straße auf viele verschreckte Touristen, die Petra hatten verlassen müssen und jetzt zu ihren Bussen irrten. Wir nahmen einige davon auf, da wir noch Platz in unserem Bus hatten und nahmen sie mit nach Wadi Musa. Für die Betroffenen war der heutige Tag sicherlich ein einschneidendes und kein schönes Erlebnis. Unser Hotel in Wadi Musa lag direkt in der Nähe des Visitor Centers der antiken Stadt, wir kamen dort an und bezogen unsere Zimmer. Das Hotel war recht einfach, ansonsten aber ok. Um 19:30 Uhr gab es Abendessen und einen Kuchen für eine unserer Mitreisenden, die Geburtstag hatte, danach saßen wir noch ein wenig zusammen auf der überdachten Dachterrasse, ehe wir um 22:30 Uhr zu Bett gingen. Die Neugier war groß, ob wir wohl tatsächlich am Folgetag Petra würden besuchen können, meine Einstellung war da nach dem heutigen Unwetter eher skeptisch wie auch die unseres Reiseleiters und die der meisten anderen Reiseteilnehmer.

Sa., 10.11.2018: Wadi Musa, Museum Petra

Das erste Mal in diesem Urlaub konnten wir ausschlafen, da wir das Ausgrabungsgelände frühestens gegen 10 Uhr hätten betreten können, falls Petra heute wieder geöffnet sein sollte und der Eingang in unmittelbarer Nähe des Hotels lag. Ich schlief etwa bis 7 Uhr, stand dann auf und hatte nach dem frühen Aufstehen der Vortage schon fast das Gefühl, ich sei zu spät, letztlich war ich allerdings doch erst der dritte beim Frühstück. Nachdem Adnan dazu kam, erfuhren wir, wie zu erwarten, dass in Anbetracht der möglichen, neuen Regenschauer und mutmaßlich auch zur Sicherstellung der Aufräumarbeiten Petra heute dann doch geschlossen bleiben sollte, wie gestern schon vermutet. Es wurde also nichts mit einem Besuch dort und mit der Zeltübernachtung auf dem Gelände der historischen Stadt. Allerdings konnten wir auch nicht in dem Hotel La Maison bleiben, in dem wir uns befanden, da dieses in der kommenden Nacht ausgebucht war, die Agentur in Amman suchte daher fieberhaft den ganzen Vormittag über nach einer neuen Bleibe für uns. Wir trödelten noch etwas herum, machten dann einen Spaziergang aus dem Ort heraus und warfen einen Blick auf die Ruinen der Kreuzritterburg des Ortes, die allerdings deutlich weniger eindrucksvoll war als die von Kerak. Danach gingen wir in das durchaus sehr interessant und ansprechend gemachte Museum des Visitor Centers von Petra. Um 12 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel, räumten die Zimmer, inzwischen war eine andere Unterkunft für uns gefunden und wir wurden mit Pickups in das Hotel Amra im Stadtzentrum gebracht, deutlich oberhalb von unserem ersten Hotel, denn die Stadt ist am Hang erbaut. Die Zimmer waren etwas größer, die Ausstattung etwas besser, für eine Nacht sicher eine ganz gute Alternative. Allerdings mussten wir dann am Folgetag wieder ins Hotel La Maison zurück.

Als Vorschlag für den Nachmittag riet uns Adnan, doch vielleicht einmal einen Hamam zu besuchen, die Hälfte der Gruppe nahm dieses Angebot wahr, um 15 Uhr fuhren wir daher mit zwei Taxis zu einem „türkischen Bad“, das ebenfalls in der Nähe des Visitor Centers der Ruinenstadt lag. Für 25 Dinar (eigentlich: 30 Dinar, Gruppenrabatt von Adnan verhandelt) wurden wir „verwöhnt“, natürlich nach Männern und Frauen getrennt. Der Hamam selbst sah nicht so groß, geräumig und traditionell aus, wie ich das erwartet hätte, eher wie eine Kellerwohnung mit größerem Badezimmer. Wir saßen erst ca. 20 bis 30 Minuten in einem Dampfbad, mussten uns dann auf eine Bank legen, erhielten dort eine Art Peeling mit einem Handschuh, wurden eingeseift, etwas massiert und schließlich abgeduscht. Die Prozedur dauerte ca. 45 bis 60 Minuten, dafür fand ich den Preis dann doch recht teuer, schlecht war das Ganze nicht, immerhin mal eine Erfahrung, irgendwie hatte ich mir aber noch ein bisschen mehr davon versprochen. Den späten Nachmittag verbrachte ich mit Lesen und Entspannen auf dem Hotelzimmer. Um 19:30 Uhr gab es Abendessen, entgegen dem ersten Eindruck, den das Hotel erweckte, war das Essen nicht so toll, manches ganz lecker, einiges aber auch nicht, dazu noch war auch leider nicht alles warm. Gegen 21 Uhr ging ich zurück aufs Zimmer und dann auch bald ins Bett.

So., 11.11.2018: Petra

Zum Glück bekamen wir Petra nun doch noch zu sehen! Nachdem die Ausgrabungsstätte gestern zur Sicherheit der Touristen nach dem verheerenden Unwetter vom Tag davor noch gesperrt war, wurde heute wieder für die Allgemeinheit geöffnet. Nach dem Frühstück im Amra Hotel checkten wir aus, fuhren zunächst wieder zurück zum Hotel La Maison, wo wir unsere Koffer deponierten und waren gegen kurz nach acht Uhr im in der Nähe liegenden Eingangsbereich der Ausgrabungsstätte. Nach Kauf der Tickets ging es auf einer längeren Straße noch durch offenes Gelände, dabei traf man auf die ersten, historischen Spuren, etwa in Form der sog. Dschinn- oder Geisterblöcke oder auf das Obeliskengrab, schließlich näherten wir uns dem Eingang zum Siq. Der Weg durch diese schmale, teilweise nur wenige Meter breite und himmelhohe Zugangsschlucht zur historischen Stadt zog sich über fast 2 Kilometer. Bewundern konnte man dabei erneut wieder das ausgeklügelte Bewässerungssystem der Nabatäer mit Wasserleitungen und Abflusstunneln, die in der damaligen Zeit genau das verhindert haben, was sich 2 Tage zuvor hier ereignet hatte, nämlich eine Überschwemmung des Tales nach Sturzregen. Schritt für Schritt hat man mittlerweile wieder damit begonnen, die alten Entwässerungstechniken der Nabatäer zu rekonstruieren, man kann also durchaus einiges aus der Vergangenheit lernen! Auf dem weiteren Weg trafen wir auf die ersten Nischen mit Götterstatuen oder auch andere Statuen, etwa die von einem Kameltreiber. Irgendwann dann, ganz unvermittelt, sah man in der Ferne gleißend hell durch das Dunkle der Schlucht die ersten Teile des „Schatzhauses des Pharao“, fast wie eine Fata Morgana nach dem langen Anmarsch. Je näher man kam, desto mehr konnte man das Haus im Ganzen überblicken, schließlich öffnet sich der Siq abrupt und man stand unmittelbar davor. Der Eindruck war wirklich überwältigend, zumal die Sonne morgens um kurz nach 9 Uhr die Fassade perfekt beleuchtete. Leider war, wie zu erwarten, hier ausgesprochen viel Andrang, unmittelbar vor dem Schatzhaus traf man auf die meisten Touristen des ganzen Tages, später sollte sich das etwas verlaufen und war nicht mehr ganz so unangenehm. Wir bestaunen einige Zeit die Details der Fassade mit Säulen, Götterstatuen, Kapitellen und dem erst kürzlich entdeckten, darunter liegenden Grabhaus, ehe wir weiter gingen. Ab jetzt traf man immer wieder auf Grabstätten, meist die hier typischen Treppen- oder Giebelgräber, benannt nach ihrer jeweiligen Giebelform. Teilweise waren diese extrem hoch gebaut. Imposant war auch die Technik der Entstehung, die Gebäude und Gräber wurden nämlich von oben herab aus dem Fels geschlagen und nicht etwa von unten hoch gemauert. Eindrucksvoll waren allerdings nicht nur die architektonischen Bauwerke, sondern vor allem auch der Sandstein selbst, der hier die Landschaft und damit die „Bausubstanz“ bildete, teilweise war er marmoriert in allen Farbtönen von Gelb über Purpur bis Schwarz. Schön war auch das Amphitheater, von dort aus stiegen wir dann hinauf zu den Königsgräbern, wir bestaunten das Urnengrab, das Seidengrab und das Korinthische Grab, letzteres mit der größten Fassade der Anlage. Über eine etwas höher gelegene Ebene mit tollem Blick auf die Säulenstraße und den großen Tempel ging es zur byzantinischen Kirche, die auch wieder schöne Mosaiken aufwies, ebenso wie ein tolles Taufbecken. Ganz hübsch war, dass mit uns eine französische Pilgergruppe dort ankam und einen Gottesdienst in der Kirche gestaltete, wobei durch deren Gesang eine durchaus festliche Stimmung entstand.

In einem Lokal neben dem „Haus der Pharaonentochter“ bekamen wir ein Lunchpaket und machten Pause. Danach ging es weiter durch das Wadi Farasa, in dem auch jede Menge Gräber zu bestaunen waren. Eindrucksvoll war hier zum Beispiel das Renaissancegrab mit zahlreichen Sargvertiefungen im Inneren, außerdem in hübscher, grüner Umgebung das Gartengrab oder das Soldatengrab, schließlich noch der gegenüber liegende, bunte Saal mit besonders farbenprächtig gefärbtem Gestein. Über steile Treppen ging es immer mehr in die Höhe, unterwegs trafen wir auf eine blaue Sinaiagame, bis wir schließlich den hohen Opferplatz erreichten, von wo aus sich einem ein grandioser Fernblick bot, einerseits zum modernen Ort Wadi Musa hin, andererseits zur historischen Stadt mit dem Römischen Theater, der Säulenstraße und den großen Tempelbauten. Sogar die Spitze der Urne auf dem Kloster Ed Deir am gegenüber liegenden Berg konnten wir sehen, ehe wir wieder hinab gingen. Etwa vom römischen Theater aus ging es dann wieder auf demselben Weg zurück wie am Morgen. An dem einen oder anderen Ort blieben wir allerdings noch einmal stehen, vor allem natürlich wieder am Schatzhaus, das jetzt allerdings im Schatten lag und dadurch ganz anders wirkte. Gegen 16:30 Uhr waren wir zurück im Hotel, hatten danach genug Zeit auf dem Zimmer, ehe wir um 19:30 Uhr zu Abend aßen und den Tag danach langsam ausklingen ließen.

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