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Totes Meer

Mi., 07.11.2018: Madaba, Berg Nebo, Totes Meer

Abfahrt war um 7:30 Uhr, nachdem ich am Morgen seit dem ersten Ruf des Muezzin leider nur noch unruhig geschlafen hatte. Die Fahrstrecke heute war zum Glück recht kurz, wir konnten uns bei allen Stopps viel Zeit lassen. Noch in Amman drehten wir eine Runde durch das Diplomatenviertel, das zum Teil sehr eindrucksvolle Villen von “neureichen” Jordaniern aufwies, anders als die Altstadt zwei Tage zuvor. Ebenfalls sehr beeindruckend war die gigantische, amerikanische Botschaft, die befestigt war wie Fort Knox, an jeder Ecke stand ein Panzerwagen, Fotografieren war streng verboten. Dagegen wirkt die ebenfalls pompöse, saudi-arabische Botschaft fast klein. Schließlich verließen wir die Stadt und fuhren in ca. einer Stunde nach Madaba. Dort angekommen war gegen 8:30 Uhr auf dem Parkplatz schon jede Menge los, trotz der frühen Uhrzeit waren hier sicherlich bereits zehn Reisebusse versammelt, viel mehr als am Vortag zu ähnlicher Zeit in Jerash, dementsprechend voll war es leider auch in der kleinen Provinzstadt. Wir mussten noch ein Stückchen laufen, bis wir zur St. Georgskirche kamen, erhielten dort zunächst von Adnan eine Erklärung des Mosaiks der Palästinakarte aus dem 6. Jahrhundert und hatten dann anschließend Zeit, uns diese in der Kirche in Ruhe selbst anzuschauen. Die Darstellungen waren wirklich sehr schön, leider die Präsentation weniger. Die Karte bedeckte einen Teil des Bodens im Hauptschiff der kleinen Kirche, ein Pfeiler stand mitten darin. Horden von Touristen liefen ungeordnet drum herum, da man auch nicht erhöht auf das Mosaik schauen konnte, wirkte es nicht so besonders, was letztlich alles recht schade war. Dennoch lohnte sich der kurze Blick hier in Anbetracht des interessanten Mosaiks durchaus. Gegenüber zog ich an einer Bank mit meiner EC-Karte Geld, was problemlos klappte, danach trafen wir uns alle in einem Café in der Nähe mit dem Namen „Frankfurter Supermarkt“, betrieben von einem Jordanier, der offensichtlich einige Zeit in Deutschland gelebt hatte. Hier gab es für 2 Dinar (= ca. 2,55 €) leckeren Granatapfelsaft. Die Preise im Land konnten durchaus annähernd mit deutschen mithalten konnten, ein Billigreiseland ist Jordanien eher nicht.

Danach ging es weiter zum nächsten Stopp, einer staatlich geförderten Werkstatt zur Herstellung von Mosaiken entsprechend der alten Traditionen. Hier arbeiteten junge Leute, zum Teil auch Menschen mit Behinderungen. Die Mosaiken waren wirklich sehr schön, unbestreitbar, aber auch extrem teuer, bis zu 4stellige Eurobeträge hätte man anlegen können. Wenn man andererseits die Arbeitszeit und den Aufwand einrechnete (ein kleiner Gartentisch dauerte angeblich 3 Monate), so relativiert sich der Preis dann natürlich wieder. Man konnte sich recht entspannt und in Ruhe im Verkaufsraum umschauen, wurde nicht bedrängt, sodass der Besuch hier durchaus lohnenswert war. Auch die Erläuterung der Produktion der Mosaiken, die quasi in Negativtechnik von hinten gelegt und dann erst auf die Platte gebracht werden, war interessant.

Der nächste Stopp, nur wenige Kilometer weiter, war dann am Berg Nebo. Auch hier trafen sich wieder zahlreiche Busse, entsprechend voll war es auch hier, man merkte halt, dass man sich in biblischen Landschaften befand, wie der Titel der Reise schon festlegte, bei christlichen bzw. Pilgerreisen waren das alles hier beliebte Anlaufziele. Das Areal am Berg Nebo gehörte Franziskanermönchen aus Israel, die es vor knapp 90 Jahren gekauft hatten, es war daher auch bestens in Schuss und top-gepflegt. Die zahlreichen Mosaiken in der Basilika oben auf dem Berg waren eindrucksvoll, auch von der Präsentation her deutlich besser dargestellt als in der Kirche in Madaba. Der Blick über das gelobte Land war leider diesig, das Tote Meer konnte man nur mit Mühe erahnen. Die Landschaft drum herum war eine recht eindrucksvolle Steinwüste, die sich hier von der Hochebene rasch zum Toten Meer hin absenkte, wohin wir dann nach der Besichtigung schließlich mit dem Bus fuhren.

Wir kamen gegen 13:30 Uhr im Hotel Holiday Inn Dead Sea an und konnten zum Glück auch schon direkt die Zimmer beziehen, hielten uns dort aber nicht lange auf, sondern gingen gleich runter zum Strand. Der Fußweg war ziemlich lang, wir liefen auch über ein ganzes Stück leerstehenden Strandes, bis wir endlich die Liegen erreichten, was daran lag, dass der Meeresspiegel des Toten Meeres gerade in den letzten Jahren immer weiter abgesunken ist. Da man dem Jordan zur Bewässerung der Landwirtschaft immer mehr Wasser entnahm, ist leider der einzige Zufluss des Toten Meeres zunehmend versiegt! Es bleibt zu hoffen, dass man das Problem in den Griff bekommt, die aktuell offensichtlich überlegte Variante, Wasser aus dem Roten ins Tote Meer zu pumpen, scheint mir auch keine gute Lösung zu sein. Das Schwimmen im Toten Meer war wirklich ein Erlebnis, wobei man von Schwimmen eigentlich gar nicht reden kann, man treibt eher wie ein Korken auf dem sehr stark salzhaltigen Wasser, kann eigentlich nur auf dem Rücken liegen, Schwimmen auf dem Bauch ist ebenso schwer wie es schwer ist, senkrecht im Wasser zu stehen, es zieht einem die Beine immer wieder an die Oberfläche. Auch brannte das sehr stark salzhaltige Wasser tatsächlich ziemlich heftig, wenn es einmal aus Versehen in die Augen spritzte. Trotzdem macht das Baden hier sehr viel Spaß. Genauso viel, wie es Spaß machte, sich mit dem mineralhaltigen Schlamm einzuschmieren, der am Ufer bereit stand, damit er an der Haut trocknete und anschließend beim Bad im See bzw. beim Abduschen wieder herunter gewaschen werden konnte. Die Haut fühlt sich danach ganz weich und samtig an, ein wirklich überraschendes Ergebnis, lediglich der Geruch des Schlammes war nicht ganz so schön. Später gab es dann noch einen tollen Sonnenuntergang mit herrlichen, orangenen Farben bzw. Spiegelungen im Wasser, ehe wir uns gegen 19:30 Uhr zum Abendessen trafen, das hier eine irrsinnige Auswahl bot, es sollte das üppigste Abendessen des ganzen Urlaubs werden. Danach saßen wir noch ein wenig draußen auf der Terrasse am Pool bei angenehmen milden Temperaturen, in kurzer Hose und T-Shirt war das gar kein Problem, obwohl man sich in einem muslimischen Land befand, war das Tragen der kurzen Hose in dieser auf Touristen eingestellten Umgebung gut möglich, ansonsten waren in der Öffentlichkeit aber doch eher lange Hosen angesagt, um die Jordanier nicht zu brüskieren bzw. um sich nicht lächerlich zu machen. Zwischendurch tauchte am Abend auch noch eine Bauchtänzerin auf, naja, brauche ich nicht unbedingt, gehört aber wohl dazu in Touristenhotels… Zu trinken gab es leckere Cocktails, wobei die Abrechnung mal wieder undurchschaubar war, zu den angegebenen Preisen kam manchmal noch Tax hinzu, die Aufschläge hier waren jedoch recht willkürlich, trotz identischer Grundpreise laut Speisekarte zahlten wir alle unterschiedliche Beträge, das war dann wieder Touristennepp, der uns anderswo im Land so nicht begegnet ist. Gegen 23 Uhr ging es nach einem weiteren, gelungenen Tag ins große und bequeme Hotelbett.

Do., 08.11.2018: Wadi Mujib, Kerak

Nach einer ruhigen Nacht bin ich dann doch recht früh gegen 5:30 Uhr aufgewacht, und das, obwohl der Muezzin hier gar nicht zu hören war. Das Frühstück war, ebenso wie das Abendessen, unglaublich üppig mit einer riesigen Auswahl. Wieder war Abfahrt gegen 7:30 Uhr, geplant war es ursprünglich, am Ufer des Toten Meeres bis zum südlichen Ende zu fahren und dann hinauf in die Berge, leider wurden wir schon nach wenigen 100 Metern von der Polizei zur Umkehr gezwungen, da eine Brücke auf dem Weg einsturzgefährdet war und deshalb nur PKW passieren durften, nicht aber unser Bus. Wir musste daher denselben Weg wie am Vortag zurück fahren über den Berg Nebo nach Madaba, von dort aus nahmen wir dann die „Straße der Könige“ bis zum Naturreservat in Dana. Einige Fotostopps legten wir unterwegs ein, zuerst am Wadi Mujib mit grandioser Aussicht auf den Grand Canyon von Jordanien. Wenn wir heute den Weg so gefahren wären, wie wir das ursprünglich vorhatten, nämlich am Toten Meer entlang, hätten wir diesen Canyon an seinem schmalen, westlichen Ende am unteren Ausgang zum Toten Meer hin besuchen sollen, wo es eindrucksvoll aufsteigende Felswände gab, nun hatten wir halt den Blick auf den Anfang des hier noch weiten, aber auch schon recht tiefen Canyons von oben! Danach ging es weiter in die Stadt Kerak, wo wir die Kreuzritterburg besuchten. Eigentlich nichts Besonderes, die Anlage war aber gut restauriert, die Lage eindrucksvoll auf einem Bergkamm, der Besuch hat sich daher insgesamt durchaus gelohnt. In einem Lokal vor dem Eingang zur Burg aßen wir zu Mittag und tranken Tee, bevor wir weiterfuhren.

Do., 08.11.2018: Ankunft im Dana Naturreservat

Schließlich erreichten wir, wegen des Umwegs später als ursprünglich geplant, das Dana-Naturreservat. Die dreistündige Wanderung, die für heute noch vorgesehen war, konnten wir aus Mangel an Zeit nicht mehr machen, anstatt mit dem “Shuttlebus” zum Rummana Camp zu fahren, liefen wir daher alternativ die Asphaltstraße vom Parkplatz zum Campground hinab. Bei langsam untergehender Sonne war aber auch dieses ein schöner Spaziergang mit tollen Ausblicken. Wir konnten auch schon einen Blick auf die Strecke zum alten Dorf Dana werfen, die wir am nächsten Tag zu gehen vorhatten. Im Camp selbst bekamen wir recht geräumige Zelte zugewiesen, mit rundem Grundriss, ich hatte allein ein Zelt für mich, das so groß war, dass wir damals in Spitzbergen in einem ähnlichen mit vier Personen geschlafen haben. Nachdem die Sonne untergegangen war, gab es einen wärmenden Tee. Die Sanitärräume befanden sich in festen Gebäuden, waren ausreichend groß und auch recht gut ausgestattet, dazu sehr sauber. Auch die Matratzen in den Zelten waren dick und von guter Qualität. Die Decken habe ich nicht benutzt, dafür war mir mein eigener Schlafsack lieber, obwohl auch saubere, frisch gewaschene Bettwäsche und Laken bereitgestellt wurden. Um 18.30 Uhr gab es Abendessen. Das war in dieser abgelegenen Gegend überraschend lecker und vielfältig. Allerdings wurde es auf der überdachten Terrasse serviert, wo es doch bald recht kühl wurde. Wir zogen uns daher danach noch in das Beduinenzelt zurück, das als Aufenthaltszelt hier oben stand und gegen 21.30 Uhr schließlich ging es in die Federn.

Fr., 09.11.2018: Dana Naturreservat

Geschlafen habe ich sehr gut, wurde nur zwei oder dreimal wach, schlief aber stets nach kurzer Zeit wieder ein. Die Matratze war bequem, im Schlafsack war es gemütlich und warm. Schließlich stand ich gegen 5.45 Uhr auf, ging zu den Sanitärräumen und drehte dann anschließend noch eine Runde in der Umgebung des Campgrounds, wo ich u.a. ein Käuzchen entdeckte, das sich bereitwillig fotografieren ließ, nachdem ich nochmal kurz zum Zelt zurück lief und die Kamera holte. Auch das Frühstück, das es ab 6:30 Uhr gab, war wieder recht gut, allgemein konnten wir uns über das Essen in diesem Urlaub wirklich nicht beklagen. Schließlich packten wir unsere Reisetaschen zusammen und stellten sie unter das Beduinen-Aufenthaltszelt, bevor wir unsere heutige Tageswanderung begannen. Diese führte uns allerdings nicht nach Dana, wie am Vortag geplant, da der Weg dorthin offensichtlich wegen derzeit immer wieder auftretenden Regens nicht ausreichend sicher befestigt war. Stattdessen machten wir eine kleinere Tour und wanderten auf dem Rummana Mountain Trail auf den Berg, der das Camp überragt. Wir gingen etwa 200 m bergauf und anschließend wieder bergab. Vom Gipfel boten sich tolle Fernblicke gen Westen, in das Wadi Araba bzw. nach Israel. Unmittelbar hinter dem Camp wie auch im Camp selbst beeindruckten bunte Farbgebungen der Steine, es fanden sich immer wieder interessante, rote, gelbe und schwarze Muster. Nach der Bergbesteigung hatten wir noch Zeit für eine zweite, kürzere Wanderung in der Umgebung des Camps. Diese führt uns entlang des Campground-Trails, ich dachte erst, der Weg wäre unspektakulär, tatsächlich lohnte der sich aber auch sehr, führt er doch teilweise durch genau die engen Felslandschaften mit schmalen Klüften, die wir beim Mountain Trail zuvor von oben betrachten konnten.

Gegen 11:30 Uhr verließen wir diesen schönen Ort, wo ich durchaus noch einige Nächte mehr hätte verbringen können. Als nächstes steuerten wir mit dem Bus das teilweise schon verlassene, historische Dorf Dana an, wo wir noch eine Runde durch den Ort selbst und die umgebenden Terrassen bzw. Gärten drehen wollten. Leider war auch hier nach einem Starkregen einige Wochen zuvor vieles weggeschwemmt, so dass wir nicht ganz den Weg nahmen, den Reiseleiter Adnan geplant hatte, sondern vorher abkürzen mussten. Wir liefen ungefähr eine Stunde durch die terrrassierten Gärten der Stadt und aßen dann zu Mittag einem Gasthaus des Ortes, bevor es weiter ging.

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