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Shkodra

Mittwoch, 19.07.2023: Anreise nach Shkodra

Es geht los! Aufgestanden bin ich um 6:20 Uhr, die Abfahrt meines Zuges nach Berlin war um 8:35 Uhr mit 10 Minuten VerspĂ€tung. Na ja, wird schon nicht so schlimm werden, dachte ich… TatsĂ€chlich hatten wir hinter Dortmund schon 50 Minuten VerspĂ€tung! Kurz vor Bielefeld sackte mein Herz dann vollends in die Hose bei der Durchsage, dass sich die Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verzögert wegen eines liegen gebliebenen Zuges vor uns! Zum GlĂŒck dauerte dieser Stopp dann aber doch nur 10 Minuten. Etwas VerspĂ€tung konnten wir wieder aufholen, aber am Hauptbahnhof Berlin waren es immer noch 51 Minuten. Dort raste ich die Treppe 4 Etagen runter zum Tiefbahnhof und erwischte gerade noch den Flughafenexpress – Gott sei Dank! Um 14:00 Uhr war ich schließlich am Flughafen Berlin-Brandenburg, 1:45 Stunde vor dem geplanten Abflug, also gerade noch okay, vorausgesetzt, der Check-In verlĂ€uft reibungslos. Allerdings war der Flieger auch schon als verspĂ€tet gemeldet, was die Sache jetzt wieder ein wenig entspannte. Nach 1 Stunde war ich durch den Check-In und die Sicherheitskontrolle durch, die Passkontrolle dauerte dann aber nochmal 25 Minuten, hier war deutlich mehr los als erwartet. Hinter der Passkontrolle suchte ich erstmal Jens und Ilona, allerdings waren sie da noch nicht durch, kamen aber kurz nach mir auch an. Als zum Boarding aufgerufen wurde, war der Flieger noch gar nicht gelandet, auf dem Rollfeld im Flieger warteten wir noch mal ewig, letztlich abgehoben sind wir erst um 17:50 Uhr, also 2 Stunden spĂ€ter als geplant. Der Flieger war ausgebucht, jede Menge kleine Kinder, irgendeines kreischte immer, ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal so einen lauten Flug erlebt hatte! Die Reise ging ĂŒber Tschechien und Österreich, außer Wien und dem Neusiedler See (vermutlich) habe ich nichts erkannt. Die Sicht auf die Berge war leider durch sehr diesiges Wetter massiv getrĂŒbt – schade! Die Landung war, der Flugzeit entsprechend, um 19:40 Uhr, es herrschte viel Betrieb im Flughafen, und leider konnte ich mit meinem Personalausweis nicht durch die automatisierte Passkontrolle, sondern musste mich in die lange Schlange am Schalter anstellen. Als ich endlich durch war, war mein GepĂ€ck schon auf dem Band. Ratzfatz tauschte ich an einem Schalter in der Ankunftshalle noch 50 Euro in Albanische Lek um (100 Lek waren ungefĂ€hr 1 Euro), bevor wir unseren Fahrer Kristi trafen, der draußen wartete und uns (auf freien Straßen) in 1 Âœ Stunden nach Shkodra brachte. Unterwegs stand viel Polizei an der Straße, angeblich suchte man nach dem TĂ€ter eines Blutrache-Auftragsmordes… Willkommen in Albanien! In Shkodra checkten wir im schönen und traditionell gehaltenen Hotel “Tradita” ein, erhielten von Kristi noch ein letztes Briefing zu den kommenden Tagen, unser GPS-GerĂ€t und ein Notfallhandy, außerdem die Permits fĂŒr die GrenzĂŒbertritte nach Kosovo und Montenegro sowie jede Menge Voucher fĂŒr Transfers und die Übernachtungen. Hunger hatten wir nicht mehr, waren nur erschöpft und genossen daher nur noch kurz die Musik im Innenhof des Hotels, wo offensichtlich gerade ein Geburtstag gefeiert wurde. Um 23:00 Uhr fiel ich nach dem Duschen k.o. ins Bett.

Donnerstag, 20.07.2023: Shkodra

Akklimatisierungs- und Sightseeingtag in Shkodra. Dass wir den hier vor der Wanderung geplant hatten, erwies sich als wirklich gut. Nicht nur wegen der langen und strapaziösen Anreise gestern, sondern auch wegen der sehenswerten Stadt und wegen des derzeitigen Wetterhochs ĂŒber dem Mittelmeer mit Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius, an das man sich erstmal gewöhnen musste. Das FrĂŒhstĂŒck des Hotels, das wir im Innenhof einnahmen, war sehr lecker, herzhaft und abwechslungsreich, vor allem gab es viel KĂ€se und GemĂŒse. Gegen 9:30 Uhr brachen wir auf zur Stadtbesichtigung, liehen uns dazu als erstes FahrrĂ€der aus bei einem Verleih schrĂ€g gegenĂŒber vom Hotel und radelten damit zur Burg Rozafa 3 km sĂŒdlich der Stadt. Die FahrrĂ€der waren ausrangierte RĂ€der der Deutschen Bahn, zwar ohne Gangschaltung und mit ziemlich niedrigem, nicht besser einzustellendem Sattel, aber ansonsten ganz okay, fĂŒr einen halben Tag reichte das fĂŒr uns. Shkodra ist als Stadt bekannt fĂŒr viele Radfahrer, was man auch im Stadtbild sah. Die Autofahrer nahmen daher viel RĂŒcksicht, was sehr angenehm war. Am Burgberg angekommen fuhren wir noch ein wenig den Berg hinauf, mussten aber irgendwann kapitulieren, absteigen und schieben, als die Steigung zu steil wurde. Am Eingang zur Burg zahlten wir den Eintritt von 400 Lek. Die Burg war recht ruinös, die Ruinen aber ganz gut erhalten und der Besuch lohnte vor allem wegen des Ausblicks. Die besterhaltenen GebĂ€ude waren die Ruinen einer Kirche und ein dreistöckiges Haus aus venezianischer Zeit, das heute ein Museum beherbergte, das wir aber nicht besuchen wollten. Stattdessen genossen wir die Blicke auf den Shkodrasee, zur Stadt Shkodra selbst und ĂŒber die zahlreichen FlĂŒsse, die sich hier vereinigten. Auch konnte man schön die DĂ€cher der Bleimoschee am Fuße des Burgbergs sehen. Leider waren dort gerade Restaurierungsarbeiten zu Gange, so dass wir nicht ins Innere schauen konnten. Über eine BrĂŒcke ĂŒber den Fluss Buna fuhren wir mit dem Rad auf die andere Flussseite, dort durch die etwas vernachlĂ€ssigt wirkende Roma-Siedlung und anschließend ĂŒber die alte BrĂŒcke wieder zurĂŒck. Am Fluss entlang erreichten wir ein CafĂ©, wo es leckeren tĂŒrkischen Mokka gab (70 Lek) und gegenĂŒber an einer Eisdiele 2 Kugeln Eis (90 Lek). Gegen 13:00 Uhr gaben wir die RĂ€der wieder ab und besichtigten dann die Innenstadt zu Fuß. Nachdem wir zuerst bei der Post waren, um Briefmarken zu kaufen, trennte ich mich von Jens und Ilona und drehte meine weitere Runde alleine. Shkodra wirkte recht lebendig, gleichzeitig trotzdem entspannt, vieles erschien mir „verbaut“, aber es gab trotzdem jede Menge CafĂ©s und Lokale, wo man es sich gut gehen lassen konnte. SehenswĂŒrdigkeiten als solche gab es nicht so viele, ich schaute mir (von außen) u.a. die folgenden an: Statue der Mutter Teresa, Zentralmoschee (Ebu Beker-Moschee), Uhrturm (zugebaut und kaum erkennbar) und die FußgĂ€ngerzone Kole Idromeno-Straße mit einem CafĂ© am anderen. ZurĂŒck ging es durch die Gjuhadol-Straße, in der noch ein paar schöne alte, z.T. leider zerfallende HĂ€user erhalten waren. Danach habe ich von 14:15 Uhr bis 17:00 Uhr erstmal Siesta auf meinem Zimmer gehalten. Anschließend trafen wir uns wieder zu dritt, drehten noch einmal gemeinsam eine kleine Runde durch die FußgĂ€ngerzone und warfen einen Blick in die große, katholische Kirche, die gerade geöffnet hatte, da ein Gottesdienst begann. Um 18:15 Uhr schließlich hatten wir im Lokal „Fisi“ auf Empfehlung von Zbulo hin einen Tisch reserviert und aßen dort lecker zu Abend. FĂŒr mich gab es einen gemischen, vegetarischen SpezialitĂ€tenteller, wegen der Hitze wollte ich kein Fleisch. Stattdessen bekam ich WeinblĂ€tter, KĂ€secreme, Auberginen, Paprika u.v.a.m. Mit einem Mojito, den wir uns anlĂ€sslich unseres Reisebeginns gönnten, zahlte ich zum Abschluss 20 Euro, da kann man nicht meckern. Gegen 20:15 Uhr waren wir wieder im Hotel, und da wir morgen frĂŒh raus mussten, ging es heute nicht allzu spĂ€t ins Bett. Ein schöner und entspanner erster Tag!

Freitag, 21.07.2023: Fahrt ĂŒber den Koman-Stausee

Das Wanderabenteuer beginnt – wenn auch erstmal langsam… Allerdings war heute der Tag des Urlaubs, an dem wir am frĂŒhesten aufstehen mussten. Um 6:15 Uhr sollte uns unser Transfer zum Stausee von Koman abholen, da hieß es, den Wecker auf 5:30 Uhr zu stellen. Irgendwie konnte ich aber vor Aufregung oder aus Angst zu verschlafen schon ab 4:45 Uhr nicht mehr wirklich tief weiterschlafen. Wir erhielten vom Hotel zur Abreise noch ein FrĂŒhstĂŒckspaket und recht pĂŒnktlich ging es in einem ziemlich vollen Kleinbus los. Die meisten Mitreisenden waren Touristen, es wurden aber unterwegs auch ein paar Albaner mitgenommen und jede Menge Pakete, die wir spĂ€ter irgendwo wieder ablieferten. Sogar fĂŒr einen Reifenwechsel hielten wir kurz an! Die Straße war anfangs noch okay, wurde mit der Zeit aber immer holpriger, letztlich brauchten wir fĂŒr knapp 50 km ĂŒber 2 Stunden! Die letzten Meter vor der Schiffsanlegestelle verliefen durch einen dunklen, schmalen Tunnel, dahinter öffnete sich der Blick und wir standen direkt auf einem gerammelt mit Autos gefĂŒllten Parkplatz am Hafen. Unser Bus fand noch eine kleine LĂŒcke, wir entluden das GepĂ€ck und hatten jetzt noch eine Ÿ Stunde Zeit bis zur Abfahrt des Bootes. WĂ€hrenddessen aßen wir unser FrĂŒhstĂŒckspaket und ich beobachtete den Betrieb vor Ort, vor allem das Beladen der AutofĂ€hre war spannend anzusehen. Unsere FußgĂ€ngerfĂ€hre, die „Dragobia“, kam erst um kurz vor 9:00 Uhr an. Sie war ein Unikum, bestand doch die KajĂŒte aus einem ausrangierten Bus, den man einfach auf einen Schiffsrumpf geschweißt hatte! Nach erst Ent- und dann Beladen des Bootes ging es um 9:20 Uhr endlich los. Fast 3 Stunden dauerte die Fahrt ĂŒber den Stausee, denn unterwegs hielten wir immer wieder an zahlreichen, z.T. kaum erkennbaren Anlandungsstellen am Ufer an, um Leute „im Nichts“ abzusetzen, mitzunehmen oder Pakete abzugeben. Da der See ĂŒberall als „fjordartig“ beschrieben wird, hatte ich mir die WĂ€nde eng, felsig und steil vorgestellt. Manche Abschnitte waren auf wirklich so, andere aber auch deutlich weiter und grĂŒner, fĂŒr Abwechslung jedenfalls war gesorgt. Etwa nach der HĂ€lfte der Fahrt leerte sich das Schiff plötzlich um die HĂ€lfte der Passagiere, wohl TagesausflĂŒgler, die spĂ€ter am Nachmittag wieder zurĂŒckfahren wĂŒrden. Danach wurde es an Bord deutlich ruhiger und entspannter, bis wir schließlich unseren Zielhafen Berisha erreichten.

Dragobia – Valbona

Am Zielhafen wartete auch schon unser Transferfahrer auf uns und brachte uns in 30 Minuten nach Bajram Curri, wo wir ein deftiges, hausgemachtes Mittagessen bekamen mit griechischem Salat, weißer Bohnensuppe, gefĂŒllter Paprika, ĂŒberbackener Aubergine mit KĂ€se und Tomaten, Ă€hnlich wie mein Abendessen am Vorabend, aber hier fast noch leckerer! Es folgten danach nochmal 40 Minuten Fahrt, bis wir endlich um 14:15 Uhr unsere erste, kurze Wanderung starten konnten, quasi um uns fĂŒr die Peaks of the Balkans einzulaufen. Es ging knapp 7 km flussaufwĂ€rts parallel zum Valbona River bis zur Unterkunft in Valbona. Der Weg verlief meist angenehm durch Wald, aber wegen der großen Hitze war es auch dort noch ziemlich heiß! Eine in der Wegbeschreibung angegebene Badestelle am Fluss verpassten wir leider, konnten aber an anderer Stelle mal Gesicht und HĂ€nde hineinhalten – brrr – das Wasser war eiskalt! Besonders schön fand ich, dass hier sehr viele Schmetterlinge herumflogen, wĂ€hrend die meisten Blumen aber leider schon verblĂŒht waren inkl. diverser Orchideen. Auch wenn der heutige Weg nicht allzu viele Höhenmeter hatte, so ging es doch stets auf und ab, geschwitzt haben wir also ausreichend bei den hohen Temperaturen. Die Unterkunft “Vila Dini” in Valbona war ziemlich neu, wir erhielten ein Zimmer unterm Dach in der 4. Etage (ohne Aufzug) aber mit wirklich tollem Ausblick. Nach Duschen und Entspannen gab’s um 19:00 Uhr Abendessen, das schon im Vorfeld hochgelobt wurde – wir waren gespannt! TatsĂ€chlich war das Essen extrem lecker und ĂŒppig, leider endete der Tag weniger schön, denn Jens bekam im Laufe des Abends Durchfall und dadurch mehrmals einen Kreislaufkollaps, so dass wir ihn sicherheitshalber ins Krankenhaus nach Bajram Curri bringen ließen, Ilona fuhr natĂŒrlich mit. FĂŒr mich hieß das, dass ich ab dem nĂ€chsten Tag den Peaks of the Balkans-Trail alleine in Angriff nehmen muss, ich war gespannt, wie sich das anging und hoffte, dass die beiden bald wieder zu mir stoßen wĂŒrden!

đŸ„Ÿ: 6,8 km

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