Montag, 04.05.15
Weiterfahrt ins Landesinnere, weg von der Küste, zuerst wieder durch die uns schon bekannte Wüstenlandschaft, die durch Plastik-Gewächshäuser verschandelt war, auch an Tabernas und den dortigen „badlands“ ging’s wieder vorbei, ab da war die Strecke dann eher nichtssagend bis Guadix, einer Stadt, die für ihre Höhlenwohnungen bekannt ist, die man selbst von der Autobahn aus hier und da erspähen konnte. Im Hintergrund sah man auch wieder die Sierra Nevada mit ihren schneebedeckten Gipfeln, wenn auch weit, weit weg. Kurz vor dem Ort Guadix fand sich linker Hand auch noch die von Fotos bekannte, frei auf einem Hügel thronende Burg La Calahorra, ein schönes und eigenwilliges Bauwerk. Es folgte ein kurzes Stück Fahrt über eine Landstraße durch landwirtschaftlich genutzte Gegend, in der jede Menge Mohn auf den Feldern stand, ehe wir auf eine andere Autobahn auffuhren und auf dieser durch ein enges Felstal bis nach Jaén, Ankunft dort war etwa zur Mittagszeit, es herrschte viel Verkehr, das Parkhaus, das wir ansteuerten, war ziemlich voll, aber wir fanden doch noch einen Parkplatz. Als erstes zog es uns zur Kathedrale, die wir gegen 5 € Eintrittsgeld besichtigten, dafür gab es aber auch einen Audioguide mit interessanten Infos. Die Kirche war wirklich schön, harmonisch und eindrucksvoll, ein paar ungewöhnliche Dinge gab es auch hier zu bestaunen, so etwa den Chor mitten im Kirchenschiff vor dem Altar. Der Besuch jedenfalls hat sich gelohnt und ist unbedingt empfehlenswert. Auch die Altstadt war ganz hübsch, am Hang liegend, viele Lokale, durch die Universität auch viele junge Menschen, die davor liegende Neustadt war etwas großzügiger angelegt, gefiel mir aber auch ganz gut. An einem kleinen Platz nahe der Kathedrale aßen wir lecker in einem Straßenlokal, hier gab’s, wie das für Jaén noch typisch sein soll, tatsächlich zum bestellten Getränk auch ein kleines Schälchen mit Gratis-Tapas dazu (Oliven bzw. frittierte Sardellen), eine Tradition, die ansonsten in Spanien wohl nur noch selten zu finden ist. Ich bestellte mir einen leckeren Salat mit Walnüssen, Hühnchen, Rosinen, süßem Paprika, griechischem Joghurt und Olivenöl… mmmhhh!
Nachdem wir wieder aufbrachen, ging es mit kurzem Tankstop weiter bis Úbeda, wo wir im sehr zentral gelegenen Hotel Maria de Molina eincheckten, von dem aus man in dem überschaubaren Ort alles fußläufig erreichen konnte. Úbeda ist eine hübsche, gepflegte, fast etwas verschlafen wirkende Kleinstadt mit einem sehr homogenen Baukörper, deshalb auch zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wie auch die Kathedrale von Jaén, z.T. sind die Gebäude auch vom selben Architekten erbaut worden, Andrés de Vandelvira, auf dessen Spuren man hier allerorten trifft. Besonders prunkvoll auch von innen ist die Santa Capilla El Salvador, die Grabkirche der Adelsfamilie der Molinas aus der Renaissancezeit, die hier lebten und für den Bau der Stadt und den Wohlstand z.T. mit verantwortlich waren als hohe Beschäftigte am königlichen Hof Spaniens. Das Auto konnten wir nicht in der Altstadt parken, aber in der Nähe, an der Stadtmauer mit prächtigem Blick über endlose Olivenhaine, gab es genügend kostenlose Parkplätze. Ich hatte Berichte gelesen, nach denen hier auch schon Autos aufgebrochen wurden, unserem ist zum Glück nichts passiert. Zum Abendessen gab’s heute ein Menü für 10 € in der Bar Meson El Mano. Nach anschließender, abendlicher Fototour durch die beleuchtete, wenn auch schon recht leer wirkende Altstadt ging es heute recht spät zu Bett.
Dienstag, 05.05.15
Bis 8 Uhr konnten wir ausschlafen, frühstückten dann direkt neben dem Hotel in einem Café Tostadas (= helle, getoastete Bocadillos mit Butter / Marmelade bzw. Olivenöl / Schinken / Käse), danach schauten wir uns nochmal die Santa Capilla an, nachdem uns der Kartenverkäufer dort gestern Abend wegen Schließung hinauskomplimentieren musste, uns aber den Hinweis gab, doch am nächsten Morgen einfach wiederzukommen, ohne dass wir noch mal Eintrittsgeld zahlen mussten… nett! Danach fuhren wir mit dem Wagen nach Baeza, einem anderen Renaissance-Städtchen, das als UNESCO-Welterbe gelistet ist, und parkten dort in einem Parkhaus, nachdem wir beim Suchen nichts Vernünftiges, Kostenloses zum Parken fanden. Auch hier besichtigten wir wieder die Kathedrale, auch hier kostete es wieder Eintritt (4 €), auch hier gab es wieder einen informativen Audioguide dazu. Im Eintritt enthalten war auch noch die Besteigung des Kirchturms mit schönem Blick, der aber leider durch Vergitterung rundherum etwas eingeschränkt war. Ansonsten waren in der Kathedrale noch der Kreuzgang und auch ein Leuchter sehr sehenswert. Nur von außen schauten wir uns das Priesterseminar S. Felipe Neri an, die Iglesia Sta. Cruz (romanisch und damit untypisch für die Stadt), den Palacio de Jabalquinto mit eindrucksvoller Fassade, die ehemalige Universität (jetzt eine Schule), die Plaza de los Leones, alles hübsche Gebäude, aber irgendwie gefiel mir Úbeda doch noch ein bisschen besser, es war ein wenig größer und hatte in meinen Augen ein irgendwie noch homogeneres Stadtbild. Am Paseo de la Constitucion aßen wir zu Mittag einen Salat aus dicken Bohnen, Tomaten, Lauchzwiebeln, Fisch und Olivenöl… interessant! Schließlich folgte die Weiterfahrt zur Hacienda La Laguna. Dort absolvierten wir erst einen entspannten, kleinen Spaziergang durch Olivenhaine bis zur namensgebenden Laguna Grande, hier war kaum etwas los, so sahen wir auch ein paar Tiere, etwa Schildkröten, einen Wiedehopf, Strandläufer, Stockenten, Blässhühner und ein Paar mir unbekannter, langbeiniger Watvögel, die Lagune ist auch als Tierparadies bekannt in dieser doch eher trockenen Gegend. Danach besuchten wir noch das Museum zur Olivenkultur, ein schönes Landgut, interessant angelegt, z.B. mit 33 Bäumen verschiedenster Olivensorten im Garten (in ganz Spanien soll es über 200 Sorten geben, davon aber nur 24 von wirtschaftlicher Bedeutung). Auch verschiedene, z.T. eindrucksvolle Pressen waren zu sehen, manche übten den Druck zum Pressen horizontal aus, manche vertikal. Es gab viele Informationen über die Ernte und den Herstellungsprozess des Olivenöls mit: Abschlagen der Oliven vom Baum mit Stöcken, Pressen unter Mahlsteinen, Aufbringen der Paste auf Matten, Herauspressen des Öles aus dem Matten, Weiterverarbeitung zu „extra virgen“ usw. Schließlich endete der Weg in der großen Bodega, wo 10 riesige Tanks zur Lagerung des Öls bereitstanden. Gegen 19 Uhr beendeten wir den Besuch im Museum, fuhren zurück nach Úbeda, kauften uns dort noch Lebensmittel für die Wanderung am nächsten Tag, aßen zu Abend günstig Tapas und waren um kurz nach 22 Uhr wieder im Hotel. Bald gingen wir dann aber doch zu Bett, denn am nächsten Tag sollte es früh raus gehen…
Mittwoch, 06.05.15
Am Ende des Tags waren wir uns einig: dies war die bisher schönste Wanderung des Urlaubs! Leider mussten wir dafür aber eine recht lange Anfahrt hinter uns bringen, deshalb ging der Wecker schon um 6:40 Uhr, auf dem Zimmer frühstückten wir Kuchen und Kakao, die wir uns am Vorabend gekauft hatten, und fuhren um 7:45 Uhr ab Richtung Cazorla, einer Stadt mit zwar ganz schöner Lage steil am Hang und mit toller Burg, ansonsten aber, soweit man das beim Durchfahren erkennen konnte, nichts wirklich besonderes. Weiter ging es durch La Irmela und über den Las Palomas-Pass, dann wieder hinab ins Tal der Sierra de Cazorla, durch den hübschen, wenn auch touristischen Ort Arroyo Frio bis zum Start unserer Wanderung bei der Fischzuchtstation Torre de Vinagre. Insgesamt umfasste die Tour mehr als 20 km, erst allmählich ansteigend, dann folgte ein steiles Stück und zum Schluss ging’s wieder gemächlich entlang, daher ließ sich alles gut gehen, die 600 Höhenmeter, die wir überwanden, verteilten sich gut. Der 1. und 3. Teil verliefen meist auf einer Forstpiste, Teil 2 war ein steiler Bergpfad. Zwischendrin ging es aber auch im 1. Teil auf einem Steg eine Klamm entlang mit tollen Ausblicken in die Schlucht, in Teil 2 wurden atemberaubend in den Berg geschlagene Tunnel passiert, in denen auch noch Bewässerungskanäle verliefen – richtig spannend! Sehr, sehr abwechslungsreich war das alles bei herrlicher Landschaft: Flusstal, Klamm, Aufstieg durch alpine Felswände, Stauseen, letztere und auch der Fluss waren zum Teil türkisblau gefärbt, an den Farben konnte man sich gar nicht satt sehen. Oft gab es Forellen, außerdem sahen wir eine Wasseramsel, Buchfinken, Kleiber, Kohlmeisen, einen Adler und ein paar schöne, große, grüne Perleidechsen. Unsere Mittagsrast legten wir am Endpunkt der Strecke ein, an der Laguna de Valdeazores, wo es recht schön war, es hätte aber auch gereicht, die Pause (und damit den Umkehrpunkt) schon eine halbe Stunde eher beim Stausee am Ende der Tunnel einzulegen. Auf der Tour fanden wir auch einige Geocaches, den letzten auf dem Rückweg in der Klamm, dazu musste ich ins Wasser steigen und wurde nass bis auf die Unterhose, die Zehen wurden blau im kalten Wasser und der Kies tat unter den Füßen weh, trotzdem war’s ein Riesenspaß. Und dann ist mir auch noch die Cachedose abgetrieben, die konnte aber zum Glück gerettet werden, alles nochmal gut gegangen! Nach 9 Stunden waren wir wieder am Auto, nahmen für die Rückfahrt eine andere Strecke, erst gen Norden und später gen Westen, dieser Weg war noch etwas länger als die morgendliche Anreise, recht kurvig, aber auch sehr schön, kaum besiedelt, unterwegs lief uns sogar noch eine Hirschkuh vors Auto. Zurück in Úbeda waren wir gegen 21:25 Uhr, parkten den Wagen, duschten und fielen k.o. ins Bett.