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Nordinseln

Samstag, 31.05.14

Eigentlich sollte es schon mit dem Bus um 9:20 Uhr nach Klaksvik gehen, da mein Zimmer aber recht weit außerhalb lag, ich mein ganzes Gepäck nicht zu Fuß bis in den Ort tragen wollte und der Stadtbus erst nach 10 Uhr fuhr ging’s nach einem gemütlichen Frühstück auch erst um 11:40 Uhr zum Busbahnhof und von dort weiter mit dem Bus um 12:10 Uhr nach Klaksvik. Das Wetter, gestern noch herrlich, zeigte sich heute wieder eher grau in grau, trotzdem war es natürlich wieder mal eine eindrucksvolle Fahrt am Wasser entlang, durch tolle Berglandschaften und mit wolkenverhangenen Gipfeln. Gegen halb zwei war ich am Ziel und ein kurzer Weg, knapp 10 Minuten zu Fuß den Berg hinauf, brachte mich in meine vorgebuchte Bed & Breakfast-Unterkunft, wo mich erst die Hausherrin und später ihr sogar gut Deutsch sprechender Gatte John sehr nett begrüßten, das Zimmer im Souterrain war gemütlich und angemessen preiswert, die Kosten für die kommenden 3 Nächte zahlte ich gleich bei der Ankunft. John gab mir noch einen Stadtplan mit Infos zu günstigen Lokalen und ging den Programmablauf zum heutigen Norðøyastevna mit mir durch, dem alljährlichen Bootsfestival, damit ich weiß, was es wann wo zu sehen gibt. Ich hatte den Besuch auch extra so gelegt, dass ich zum Zeitpunkt des Festivals in Klaksvik bin. Gegen 15 Uhr, nachdem ich mich etwas ausgeruht hatte, ging’s los in die Stadt und, um ehrlich zu sein und auch wenn’s überheblich klingen mag, auf den meisten Dorffesten bei uns ist nicht weniger los als hier. Zumindest tagsüber. Vielleicht lag’s aber auch am bescheidenen Wetter. Das Programm bestand vor allem aus Fußball- und Ruderwettkämpfen, einer Mini-Kirmes mit Hüpfburgenpark und einem Trucker-Treff, abends sollte noch ein Feuerwerk abgebrannt werden und am nächsten Tag ein Gottesdienst mit Chören stattfinden, der auch im TV übertragen werden sollte. Sicherlich ist das alles recht hübsch, aber ein bisschen mehr hatte ich schon erwartet, z.B. geschmückte Straßen oder mehr Menschen in Tracht, ein paar gab’s aber immerhin, interessanterweise waren das alles junge Leute! Die Ruderwettkämpfe waren dann auch ganz spannend, schließlich ist das hier auf den Färöer Nationalsport, hier waren dann doch recht viele Zuschauer und es wurde gejubelt, geklatscht und gepfiffen. Leider kam im Laufe der Zeit dann ein zunehmend eisiger Wind auf und schließlich auch noch Nieselregen, so dass ich nicht mehr länger zusehen mochte, da ich doch arg fror. An der Christianskirche vorbei, die ich schon vorher besichtigt hatte (hübsches, nordisches Kirchenschiff) zog’s mich zum Aufwärmen ins Café Jorún/Klingran an der Bucht, wo heute Pizzabuffet-Tag war: es gab “All you can eat”, 3 Sorten Pizza, Hähnchen, Pommes und Salat für einen akzeptablen Preis, da konnte man nicht meckern, recht lecker war’s auch, nur die Atmosphäre hatte mal wieder was von Schulcaféteria, allerdings entschädigte der Blick auf’s Wasser durch die bodentiefen Fenster. Gut und lecker sahen auch die Backwaren der Bäckerei aus, aber da ich ziemlich satt war, musste ich darauf leider verzichten… Gegen 20 Uhr war ich wieder in der Pension, machte es mir gemütlich, packte meinen Rucksack für den nächsten Tag und überlegte, ob ich noch zum Feuerwerk gehen soll… Na gut, man ist ja nur einmal hier, dachte ich mir, also ging ich um 23:30 Uhr nochmals raus, es regnete immer noch und der Wind blies weiterhin ziemlich kräftig, die Blaskapelle, die lt. Programm am Hauptplatz des Ortes (nicht überdacht!) spielte, ließ sich durch das Wetter auch nicht beirren, ein paar Zuschauer gab es auch, die aber meist den Windschatten der Häuser aufsuchten oder auch, wie viele, im Auto saßen – sooo wetterfest ist man dann also hier auf den Färöer auch nicht… Gegen Mitternacht stellten sich Pfadfinder mit Fackeln vor der Bühne auf, statt der Band kam ein Redner, ich dachte, er sagt nur ein paar Grußworte, aber seine hitzige Ansprache nahm und nahm kein Ende, ich verstand natürlich kein Wort, so dass ich langsam den Rückzug begann, außerdem waren meine Beine inzwischen schon ziemlich nass. Erst gegen 0:30 Uhr, als ich schon fast wieder in der Pension war, begann dann das Feuerwerk, so konnte ich es doch noch sehen, es fing eher bescheiden an, steigerte sich aber am Ende doch noch recht effektvoll. Jetzt hatte ich nur noch einen kurzen Nach-Hause-Weg und schlief dann müde und spät gegen 1 Uhr ein.

Sonntag, 01.06.14

Der Wecker ging um 6:50 Uhr, um 7:30 Uhr gab’s Frühstück mit den zwei anderen Gästen des Hauses, einem Paar mit Baby aus Torshavn, es gab die üblichen Zutaten (Brot, Wurst, Käse, Brötchen, Marmelade, Müsli, O-Saft, Eier), aber hier besonders lecker und liebevoll, da Marmelade und Brötchen selbstgemacht waren! Um 8:25 Uhr nahm ich den Bus und fuhr die kurze Strecke durch 2 wirklich enge und stockdustere Tunnel bis Hvannasund, wo schon die Fähre wartete. Um 8:45 Uhr legte sie ab und gemütlich ging es durch den Sund, vorbei an diversen Lachszuchtbecken, der Sonne und der Insel Svinoy entgegen. Dort verließen meine 2 Mitpassagiere die Fähre und bis zu meinem Ziel Fugloy, der nördlichsten Insel der Färöer, war ich allein an Bord. Es sollte ab Svinoy jetzt der laut Reiseführer “stürmischste” Teil der Fährüberfahrt kommen, da er über die offene See geht und vor dem ich schon Angst hatte, aber das Meer war heute ganz zahm und an Deck bei frischer Luft hatte ich zum Glück keinerlei Probleme mit Seekrankheit. In Kirkja ging ich dann nach etwas über 30 Minuten Fahrzeit von Bord, streunte zunächst durch den ganz hübschen, aber schon ein wenig vergammelten Ort und wollte mir die Kirche ansehen, die aber leider geschlossen war. Durch’s Fenster sah sie ganz hübsch aus, Schiffe hingen unter der Decke als Zeichen einer Seemannskirche. Danach nahm ich die 7 km Teerstraße nach Hattarvik in Angriff, wo ich in 5 Stunden für den Rückflug den Hubschrauber reserviert hatte. Der Weg ging doch recht hoch bis auf 280 m ü. NN, dafür gab’s schöne Ausblicke anfangs nach SW in Richtung der anderen Nordinseln, später nur noch nach Svinoy. Irgendwann kam Nebel auf, der sich bald wieder verzog, ein hübsches Schauspiel. Leider nahm das später vor Hattarvik wieder zu, es lag schließlich eine dicke Nebelbank über der Insel und die Sicht war plötzlich lange nicht mehr so schön, dann fing es auch noch an zu regnen… Zunächst stieg ich noch kurz ab Richtung Eiðsvik-Bucht, dann denselben Weg wieder zurück, weiter ging’s nach Hattarvik, wo ich froh war, die Kirchentür offen zu finden, so konnte ich mich ein wenig im Kirchenvorraum trocknen und mein Lunchpaket dort verzehren – der liebe Gott mag’s verzeihen! Bei einem anschließenden Bummel durch den Ort, der nicht ganz so hübsch wie Kirkja zu sein schien, aber schöner gelegen, erbarmten sich dann 3 Dänen meiner, die hier ein Ferienhaus für’s Wochenende gemietet hatten, und holten mich aus dem Regen zu sich ins Warme und zu einer heißen Tasse Tee – sehr nett, geradezu eine Wohltat! Lustigerweise waren das Kollegen meiner airbnb-Wirtin aus Torshavn – die Färöer sind halt klein! Dort im Haus erfuhren wir dann alle vom zuständigen Heliport-Mitarbeiter, dass der Hubschrauber wegen des Nebels heute nicht landen kann – schade, hatte ich mich doch sehr auf einen weiteren kurzen Flug gefreut! So mussten wir noch eine Stunde verbummeln, ehe das Boot um 15:45 Uhr zurückkam (das ich ja schon bezahlt hatte!) und uns wieder nach Hvannasund brachte. Immerhin erlebte ich dadurch auch noch die Fahrt vorbei an den bekannten Kliffs, die die Küste der Insel zwischen Hattarvik und Kirkja bilden. Vom Schiff aus wurde der Bus geordert und nach einer erneut ruhigen Überfahrt und anschließender, kurzer Busfahrt war ich pünktlich zur Abendessenszeit kurz vor 18 Uhr zurück in Klaskvik. Eigentlich wollte ich in der Roykstuvan essen gehen, die aber irgendwie sehr spelunkenmäßig aussah und nur kleine Burger hatte, so aß ich einen zwar teureren, aber sicher auch größeren und besseren Burger im Café Frida. Bei einem kleinen Einkauf anschließend besorgte ich noch Getränke und Schokoriegel für den nächsten Tag und war nach einem nicht zu anstrengenden, teilweise verregneten, aber trotzdem erlebnisreichen Tag gegen 19 Uhr wieder in meiner Pension.

Montag, 02.06.14

Langsam sinkt meine Stimmung ein wenig, denn jetzt bin ich schon den 3. Tag auf den Nordinseln und zum dritten Mal wechselt das Wetter zwischen Nebel und Regen…! Eigentlich hatte ich für den Vormittag die Besteigung des Klakkur, des Hausbergs von Klaksvik geplant, um den Blick auf die Stadt zu genießen, aber bei tiefhängenden Wolken, die nicht mal die am Hang gegenüber liegende Seite des Ortes von meiner Unterkunft aus erkennen ließ lohnte sich das definitiv nicht. Also ging ich nach dem Frühstück zunächst einkaufen, weitere Lebensmittel und u.a. auch Spiritus für meinen Kocher in der Hoffnung, dass das mit dem Zelten ab übermorgen auch klappt wie geplant! Danach schaute ich mir noch im Kellergeschoss der Christianskirche die Reliefbilder an, die neu (aus dem Jahr 2013) waren, und die Szenen aus dem Leben Jesu darstellten, ganz interessant, im Reiseführer waren sie noch gar nicht erwähnt, deshalb habe ich sie vor 2 Tagen bei meinem ersten Besuch auch “übersehen”. An mehreren Stellen wurden die Bilder gelobt, manchmal wirkten sie vielleicht ein bisschen “naiv”, aber letztlich war das mal was anderes hier oben. Danach spazierte ich alternativ in das östlich der Stadt gelegene “Wäldchen”, die Parkanlage Utí í Grøv, wo es dann, gerade, als ich frisch entdeckte Orchideen fotografierte, mal wieder heftig zu regnen begann… So ging ich gegen Mittag zurück in meine Pension und wärmte mich erstmal auf. Um nicht den ganzen Tag zu vergammeln und da sich heute die letzte Chance dazu bot ging ich in der Hoffnung auf einen Wetterwechsel nachmittags dann doch zum Hafen, wo ich um 14:30 Uhr die Fähre nach Kalsoy bestieg. Das Ticket, das ich auf der Fähre löste, galt dann auch gleich mit für den Bus auf der Insel. Durch eine Nebelsuppe fand die Überfahrt statt und auf der Insel ging’s in den Kleinbus, zusammen mit einer ganzen Horde Kinder auf Klassenfahrt…! Trotzdem war die Busfahrt gemütlich, die 4 stockdunklen, z.T. über 2 km langen, einspurigen Tunnel waren ein Erlebnis und siehe da – nach dem 2. oder 3. Tunnel brach dann doch plötzlich noch die Sonne durch, wie erhofft sollte es noch ein recht schöner Rest-Tag werden, zwar auch weiterhin ein Wechsel aus Sonne, Wolken, Nebel und Regen, aber immerhin keine Dauer-Nebelsuppe, stattdessen boten sich hin und wieder durchaus sehenswerte Ausblicke. In Trøllanes an der Endhaltestelle stieg ich aus und hatte dort 2:20 Std. Zeit für einen Spaziergang zum Leuchtturm am nördlichsten Punkt der Insel Kalsoy, die bei dem Wetter auch ausreichten. Am Ziel angekommen waren die Landschaft (Schafsweiden, Felsküste und Meer) und Ausblicke tatsächlich atemberaubend, der Reiseführer überschlug sich hier mit Superlativen, aber sie waren wirklich berechtigt! Trotz des Wetter sah ich Kap Enniberg im Norden, die 800 m hohe Steilküste am nördlichsten Punkt der Insel Viðoy, ebenso im Süden Eysturoy und einmal sogar kurz unter den Wolken die Felsen Risin og Kellingin, die ich ein paar Tage zuvor schon aus geringerer Entfernung von Tjørnuvik aus bewundern konnte. Das Ganze genoss ich allein mit geschätzt 100 Schafen…! Für den Weg vom Ort zum Leuchtturm (1,5 km, 250 Höhenmeter) brauchte ich 2x 45 Minuten, zurück im kleinen Ort hatte ich dann noch etwas Zeit, bis um 18:15 Uhr der Bus kam und mich wieder zurück zum Schiff brachte, sowohl im Bus als auch anschließend auf der Fähre war ich der einzige Passagier! Gegen 19:15 Uhr war ich wieder in Klaksvik, der Tag, der so mies begann, endete so doch noch sehr versöhnlich! Nachdem ich mir noch etwas zum Abendessen gekauft hatte, verzehrte ich das auf dem Zimmer, bis mich die Bettschwere überfiel.

Dienstag, 03.06.14

Abschied von Klaksvik. Und nachdem der Tag gestern auf Kalsoy ja noch ganz gut endete, wurde ich heute von strahlendem Sonnenschein geweckt! Da konnte ich doch tatsächlich noch die gestern ausgefallene Tour auf den Klakkur nachholen! Zuerst verabschiedete ich mich aber beim Frühstück um 8 Uhr von meinem netten Gastgeber John, der mir viel aus seinem bewegten Leben erzählt hat, in dem er zuletzt als Kreuzfahrtmanager bis 2007 über 10 Jahre auf der Islandfähre Norröna gearbeitet hatte, denn er musste nach dem Frühstück nach Torshavn fahren. Gegen 9 Uhr begann ich meine Wanderung, die zwar nicht allzu weit war – das Ziel hatte ich ja stets im Blick! – aber doch bis auf über 400 m ü. NN führte. Inzwischen waren auch schon wieder ein paar Wolken aufgezogen, so dass nicht mehr alles ständig in der Sonne lag, aber dafür gab es dann spannende Wolkenspiele. Vom Gipfel hatte ich Aussicht auf (von West nach Ost) Leirvik auf Eysturoy, Kalsoy von der Südspitze bis Mikladalur, Kunoy (wenn auch die über 800 m hohen Bergspitzen meist im Nebel lagen), Haraldssund und schließlich Klaksvik, ein toller Blick von einem gut zu erreichenden Aussichtpunkt, ⅔ der Strecke hätte man sogar mit dem Auto fahren können! Zurück im Ort hatte ich noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Busses, konnte daher noch in meiner Pension duschen und anschließend im Garten in der Sonne etwas entspannen.

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