Schon lange stand der Viadukt-Wanderweg in Altenbeken auf meiner To-Do-Liste, seitdem ich das erste Mal davon gehört hatte. Heute nun passte alles perfekt, so dass ich die Wanderung endlich mal in Angriff nehmen konnte.
Ich hatte einen freien Tag, der Wetterbericht versprach Sonne mit ein paar Wolken bei angenehmen maximal 25 Grad und dazu kam noch, dass ich im Rahmen einer Sommerferien-Aktion als Inhaber eines ĂPNV-Monatstickets kostenlos in ganz NRW fahren durfte, also auf nach Altenbeken, dachte ich mir! Aufgrund der LĂ€nge der Tour stand ich schon um kurz vor 7 Uhr zuhause auf dem Hauptbahnhof, und mit einmaligem Umsteigen in Paderborn konnte die Tour um kurz nach 9 Uhr beginnen. Alles in allem sollte ich heute etwas ĂŒber 30 km in etwas ĂŒber 8 Stunden zurĂŒcklegen, eine ganz ordentliche Leistung, wie ich fand, meine Beine waren danach auch ordentlich geschafft. Egal – trotz der LĂ€nge war es ein wirklich toller Tag!
Vom Bahnhof aus ging es zunĂ€chst hinunter in den Ort Altenbeken, wo an einer historischen Dampflokomotive der offizielle Start der Tour ist. Ihren Namen hat die Wanderung vom berĂŒhmten groĂen Eisenbahn-Viadukt bei Altenbeken, dem lĂ€ngsten, steinernen Eisenbahnviadukt Europas, erbaut von 1851 an bis zur offiziellen Eröffnung 1853 durch König Friedrich Wilhelm IV. Dieses Viadukt dominiert das ganze Tal und gerĂ€t so auf der Tour immer mal wieder ins Blickfeld, wie auch sonst die Runde stark auf die Eisenbahngeschichte der Region ausgerichtet ist, aber schlieĂlich Altenbeken schon seit langem ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt in der Mitte Deutschlands.
Ăber schmale Pfade ging es aus der Stadt hinaus und in stetigem Anstieg hinauf auf den Sommerberg, dabei bot sich schon der erste Blick auf’s Viadukt. Nachdem man lĂ€ngere Zeit die Aussicht genieĂen konnte, tauchte man ein in einen Wald, anschlieĂend ging es durch Felder vorbei an Kuhweiden und Brombeerhecken wieder hinab ins Tal. Eine StraĂe musste gequert werden, danach fĂŒhrte der Weg parallel zu dieser durch einen Wald voller Birken und Heidelbeeren, man kam sich fast vor wie in Skandinavien! Erneut fĂŒhrte der Weg auf eine Anhöhe, und wieder erblickte man das Viadukt und den Bahnhof, diesmal aus östlicher Richtung. Das folgende WegstĂŒck fĂŒhrte dann durch die AuslĂ€ufer des Ortes Altenbeken selbst, war daher nicht ganz so schön, bot aber an der Bollerbornquelle die hĂŒbsche Skultpur eines Wassermanns. Kurze Zeit darauf querte man die Freizeitanlage Driburger Grund, fĂŒr Familien oder WochenendausflĂŒgler hĂŒbsch angelegt, fĂŒr mich ging es aber gleich weiter. Hier hĂ€tte man noch einen Abstecher zur sog. Max-und-Moritz-Quelle machen können, aus ZeitgrĂŒnden musste ich aber darauf verzichten. Der Weg fĂŒhrte nun weiter östlich von Altenbeken Richtung SĂŒden, durch den Wald bzw. am Waldrand entlang, oft sehr schön, es gab aber auch ein ziemlich langes (und eher langweiliges) gerades StĂŒck Schotterweg durch den Hossengrund.
Meine Mittagsrast legte ich ein am groĂzĂŒgigen Heinrich-Mertens-Platz, ehe die zweite Ortschaft der Tour durchquert werden musste, das etwas kleinere Buke. Nachdem man den Ort verlassen hatte, hĂ€tte sich auf der Höhe die Gelegenheit ergeben, die Tour abzukĂŒrzen und direkt nach Altenbeken zurĂŒck zu laufen, das wĂ€re dann eine Runde von ca. 18 km gewesen, ich wollte aber den ganzen Weg kennenlernen, so setzte ich meinen Weg fort. Hier oben auf der Höhe scheint ĂŒbrigens oft ein ganz ordentliches LĂŒftchen zu gehen, jedenfalls war die Hochebene mit WindrĂ€dern regelrecht ĂŒbersĂ€t. Der weitere Weg verlief am Waldrand entlang, plötzlich wurde man von SchĂŒssen aufgeschreckt, aber nur, falls man die zahlreichen Hinweise zuvor nicht gelesen hatte. Mit dem “Jagdparcours Buke” passiert man hier nĂ€mlichen einen SchieĂstand, der offensichtlich sogar ĂŒberregional bekannt ist und entsprechend gut besucht. Zum GlĂŒck “verlĂ€sst die Munition des GelĂ€nde nicht”, wie einem auf den Hinweisschildern immer wieder versichert wird – wie beruhigend! (Sonntags ist hier ĂŒbrigens Ruhe, da soll angeblich nicht geballert werden.) Nachdem man sich vom Jagdparcours entfernt hatte, folgte das langgezogene Tal der Dune, das flott und einfach zu durchschreiten war. Am Ende wartet der kleine Bruder des Namensgebers der Rundwanderung, das sog. “Kleine Viadukt”, das aber nicht viel weniger beeindruckend ist. Wieder bergauf und bergab ging es danach, die Höhenmeter lĂ€pperten sich, ehe ich die Bahnstrecke durch einen langen und dunklen Tunnel (mit Tropfsteinen an der Decke!) unterquerte. Eine ganze Weile ging es durch’s Tal der Beke, auf Altenbeken zu, ehe ich noch mal abzweigte ins Seitental der Durbeke, landschaftlich besonders reizvoll, und da hier keine StraĂe verlief, war auch der VerkehrslĂ€rm plötzlich wieder weg. Ich legte eine zweite, lĂ€ngere Rast ein, stieg aus dem Tal auf und erreichte schlieĂlich wieder die HĂ€nge des Sommerbergs nördlich von Altenbeken. Von einer (von Vandalen leider abgefackelten) Aussichtsplattform aus warf ich einen letzten, besonders schönen Blick auf das Viadukt, ehe ich auf dem mir schon vom Beginn der Tour bekannten Weg wieder in den Ort hinabstieg. Bevor ich den Bahnhof erreichte, warf ich noch meine Stempelkarte an der Touristeninformation ein. Als Anreiz hatte man auf der Runde nĂ€mlich 5 “Kontrollpunkte” errichtet, an denen man die Karte stempeln kann, was ich natĂŒrlich tat. Mal sehen, was ich in den nĂ€chsten Tagen dafĂŒr bekomme! In erneut etwas ĂŒber 2 Stunden brachte mich die Bahn wieder zurĂŒck nach Hause ins Ruhrgebiet, wo ich um kurz nach 20 Uhr nach einem langen und erlebnisreichen Tag ankam.
Das einzige, was ich auf dieser Tour so nicht erwartet hĂ€tte, war die Tatsache, dass man doch an recht vielen Stellen die GerĂ€uschkulisse des StraĂenverkehrs im Ohr hat. Nun gut, wenn man sich mal die Karte anschaut, so muss man feststellen, das groĂe Teile der Tour durchaus in der NĂ€he von Ortschaften oder LandstraĂen verlaufen, insofern ist das nicht völlig abwegig. Ich war aber doch ĂŒberrascht, wieviel Verkehr hier in dieser lĂ€ndlichen Gegend so tagsĂŒber herrscht und hatte das nicht so ganz eingeplant. An einigen wenigen Stellen fand ich auch die Weg etwas öd, speziell die von mir so verhassten langen, schnurgeraden, breiten und geschotterten Forstwege. Andererseits aber sorgten ausgedehnte Passagen ĂŒber schmale Pfade zwischendurch immer wieder fĂŒr Abwechslung wie auch der Mix aus Stadt und Natur, so dass die etwas öderen Wegabschnitte (wie auch die ebenfalls vorhandenen Asphaltabschnitte) nicht wirklich ins Gewicht fielen. Nicht fĂŒr jeden geeignet ist sicher die LĂ€nge der Tour, aber, wie schon oben angedeutet, kann man sie auch splitten auf 2 Abschnitte mit dann jeweils unter 20 km. Die östliche Runde verlĂ€uft dann eher etwas nĂ€her an der Zivilisation und am Verkehr, die westliche ist die “naturnĂ€here”. Auf dieser kommt man dann am Jagdparcours vorbei und lĂ€uft durch das Tal der Beke mit der L755, auch hier ist es also nicht komplett ruhig sondern man wird ebenfalls mit ZivilisationsgerĂ€uschen konfrontiert. Trotzdem kann ich als Fazit die Rundwanderung auf dem Viadukt-Wanderweg in dieser hĂŒbschen und relativ unbekannten Ecke Deutschlands, den AuslĂ€ufern des Eggegebirges in Ostwestfalen, durchaus jedem nur empfehlen. Ach so: ein paar Geocaches lassen sich lĂ€ngs des Weges auch noch finden, wenn man dazu Lust hat!