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Nördliche Weinstraße

Donnerstag, 10.06.: Hambacher Schloss, Kalmit und St. Martin

An diesem Tag stand eine Kombi aus Wandern und Kultur auf dem Programm. Relativ früh sind wir losgekommen und waren schon um 9:30 Uhr kurz hinter Maikammer am Wanderparkplatz Alsterweiler, wo unsere Wanderung starten sollte. Der Weg verlief zuerst gemütlich durch die Weinberge entlang eines kleinen Weinlehrpfades mit Infos zu verschiedenen Weinsorten, bevor er dann hinter den Ausläufern von Neustadt a.d.W. relativ steil einen schmalen Pfad hinauf zum Hambacher Schloss führte. Ankunft dort war um 10:45 Uhr, das Schloss öffnete um 11 Uhr. Man musste sich wegen Corona telefonisch anmelden, also haben wir kurz nachgefragt, und zur Antwort erhalten, dass wir kommen konnten. Allerdings mussten wir erst noch ein wenig warten, weil vor uns noch eine Schulklasse dran war, das Schloss zu besichtigen, wodurch die Räume entsprechend voll waren. Irgendwann konnten auch wir in die Ausstellung, die sich auf bloß zwei Räume verteilte. Alles war ganz interessant gemacht, wenn es auch recht viel (zu viel?) Text zu lesen gab, bei dem das Wichtige nicht unbedingt herausgehoben war. Neben der Ausstellung gab es noch einen recht großen und eindrucksvollen Saal im Wohntrakt, in dem wohl öfters Veranstaltungen stattfanden, aktuell aber eher nicht. Von der originalen Bausubstanz war nicht mehr so viel übrig, vieles sah recht neu aus, war zum Teil restauriert bzw. rekonstruiert. Toll war aber trotzdem der Ausblick von hier oben über die Weinstraße, weit ins Land hinein.

Nach einer Stunde Besichtigung wanderten wir weiter, es ging ich jetzt in den Wald hinein und dort langsam aber stetig sehr angenehm bergauf bis zum Kalmit, dem höchsten Berg des Pfälzerwaldes. Oben genossen wir auf der Terrasse Kaffee, Kuchen und süßen Flammkuchen mit Zimt und Äpfeln – sehr lecker! Danach folgte der Abstieg, wieder zurück ins Tal. Dieser führte durch ein tolles „Felsenmeer“, keine so riesigen Felsen wie die typischen Buntsandsteinfelsen im Pfälzerwald, aber dafür umso mehr auf einen Haufen im Wald, ein schöner, schmaler Pfad führte mitten hindurch. Schließlich ging es dann eher etwas monoton und langgezogen durch Kiefernwald hinab ins Tal des Kropsbaches. Es folgte noch mal ein kurzer Aufstieg zur Kropsburg, von der aber auch nicht so viel originale Bausubstanz sichtbar war, sie diente heute als Hotelanlage mit Gaststätte. Dann führte der Weg endgültig hinab in den Ort St. Martin. Dieser war sehr hübsch, viele Fachwerkhäuser mit Weinreben daran, in der Hochsaison ist der Ort offensichtlich aus guten Gründen sehr touristisch, heute hielt es sich aber noch im Rahmen. Schließlich wanderten wir die letzten Kilometer weiter durch die Weinberge, bis wir schließlich unser Auto erreichten nach etwas über 18 km insgesamt. Auf dem letzten Stück genossen wir noch einmal einen tollen Fernblick, denn nachdem wir mittags in einen kleinen Schauer gekommen waren, hatte sich die zuvor diesige Sicht deutlich aufgeklart und der Blick schweifte weit über den Rhein bis hin zum Odenwald.

Auf dem Rückweg kauften wir im örtlichen Supermarkt in Maikammer ein (Wasgau-Supermarkt, eine regionale Kette mit schönen, lokalen Produkten) und waren gegen 19 Uhr wieder zurück in der Ferienwohnung.

Sonntag, 13.06.: Neustadt an der Weinstraße

Zum Frühstück gab es heute Aufbackbrötchen, denn sonntags hatte der Bäcker in Eschbach auch geschlossen. Nach dem Frühstück ging es über die Autobahn nach Neustadt, wo wir zunächst eine kleine Stadtbesichtigung unternahmen. Die Stadt gefiel mir recht gut. Da es Sonntagvormittag war, war wenig los, dennoch wirkte sie gemütlich, überschaubar, ordentlich, sicherlich ein wenig herausgeputzt, aber nicht zu sehr, alles war wohnlich und einladend. Wir besuchten neben dem Elwetritsche-Brunnen einige hübsche kleine Gassen, z. B. die Metzgergasse, an der engsten Stelle nur 2 m breit, oder auch die Hintergasse. Überall gab es gemütliche Weinlokale, aber natürlich auch hier – wie könnte es anders sein – ein paar der üblichen Ketten, z.B. am Marktplatz ein Café Extrablatt.

Elmsteiner Tal und das “Kuckucksbähnel”

Schließlich fuhren wir mit dem Auto weiter ins Elmsteiner Tal und parkten den Wagen in Breitenstein. Wir liefen einen Wanderweg gemäß Vorschlag Nr. 42 aus dem Rother-Wanderführer, allerdings in umgekehrter Richtung. Ziel war Elmstein, von wo aus wir später zum Auto zurückkehren wollten. Der Wanderweg war nicht wirklich spektakulär, aber dennoch ganz hübsch. Etwas doof für uns war, dass gerade auf dem ersten Stück eine Schotterstraße und ein Wanderweg parallel liefen, getrennt durch den Breitenbach, die Seite aber leider nicht gewechselt werden konnte. Leider hatten wir den falschen Einstieg gewählt und gingen so anfangs lang auf der Straße, bis wir endlich die Seite wechseln konnten, was nicht so schön war. Dass der Bach früher auch für die Holztrift verwendet wurde (wie der Storrbach einige Tage zuvor), war auch hier an Einfassungen und den sog. „Rumpeln“ gut zu erkennen. Wir erreichten schließlich die eigentlich bewirtschaftete Wolfsschluchthütte, die aber leider noch nicht wieder geöffnet war – schade! Gerne wären wir hier eingekehrt. Wie wir später erfuhren, ist es aber wohl wirklich ein Problem, Leute zu bekommen, die die Hütte betreiben. Oft seien das Freiwillige, und die werden immer älter und weniger… Bis zur Wolfsschluchthütte war der Weg weitgehend eben, jetzt folgte ein Aufstieg nach Schwabenbach, etwas steiler, aber gut machbar. Danach folgten wir der Empfehlung aus dem Wanderführer für einen kurzen Abstecher zum sog. „Museumswald“, der bis zu 300 Jahre alte Bäume beherbergte, dieser Abstecher war jedoch eher enttäuschend, keine Infotafel, die einem hier Erklärungen lieferte und auch keine besonders auffälligen Baumriesen – hätte man sich schenken können. Es schloss sich der Abstieg nach Elmstein an, der einfach zu laufen war. In Elmstein selbst suchten wir noch die Ruine, fanden jedoch nicht den Zugang, alles schien hier privat, „Zutritt verboten“ – na ja, nicht so schlimm. Im örtlichen Eiscafé aßen wir einen ganz leckeren, wenn auch nicht wirklich spektakulären Eisbecher, ehe wir uns zum Bahnhof des Kuckucksbähnel begaben. Wir besorgten uns ein Ticket für die Rückfahrt und leicht verspätet um 16:20 Uhr traf die Bahn ein. Mit dieser Museums-Dampflok fuhren wir gemütlich durch das Tal, zwei Haltestellen in 25 Minuten bis nach Breitenstein. Der Zug war zum Glück kaum besetzt, die Fenster konnten bei dem warmen Wetter alle geöffnet bleiben, so bestand auch keine Corona-Ansteckungsgefahr. In Breitenstein stieg ich noch schnell zur Ruine auf, die wir aus Zeitgründen auf dem Hinweg ausgelassen hatten. Die Ruine lag zwar schon weitgehend im Schatten, nicht mehr in der Sonne, war aber trotzdem aufgrund ihrer Verwunschenheit recht eindrücklich. Danach ging es mit dem Wagen über die sog. „Totenkopfstraße“ (welch furchteinflößender Name!), St. Martin, die Autobahn und Landau wieder nach Hause, wo wir einen Eintopf erwärmten, Salat dazu machten und den Abend entspannt ausklingen ließen.

Dienstag, 15.06.: Gleisweiler, Neuscharfeneck und Orenfels

Heute stand noch einmal eine etwas längere Wanderung auf dem Programm, wobei die Kilometerangaben schwankten. In Thomas’ Reiseführer stand etwas von 12 km, laut meinem waren es ca. 16 km, tatsächlich waren wir etwas über 17 km unterwegs. Aufgestanden sind wir wegen der zu erwartenden Hitze eine halbe Stunde früher als sonst, gegen 6:30 Uhr, nach dem Frühstück fuhren wir los, die Fahrzeit betrug auch nur zehn Minuten, bis wir den Wagen am Friedhof in Frankweiler parkten und so schon um 9 Uhr los marschieren konnten. Es ging zunächst durch Weinberge mit herrlichen Ausblicken auf die Weinstraße und die rheinische Tiefebene bis zum Ort Gleisweiler, der Weg dorthin wurde manchmal auch als „Balkon der Pfalz“ bezeichnet, eine durchaus treffende Beschreibung. Gleisweiler war recht pittoresk, wenn auch um die Uhrzeit früh am Vormittag noch etwas ausgestorben, es gab allerdings ein paar einladende Lokale und hübsche Winkel, insgesamt gefiel es uns hier recht gut. Danach verließen wir den Ort, der Weg führte in den Wald und es folgte ein Aufstieg bis zur St. Anna-Kapelle oberhalb der Weinberge. Der Aufstieg verlief ganz angenehm, war lediglich an einer Stelle etwas mühsam, nachdem umgestürztes Holz den Weg versperrt hatte. Von der Kapelle bot sich ein herrlicher Ausblick auf das gesamte Gebiet, das unter uns lag. Leider war die Kapelle selbst nicht zu besichtigen, da verschlossen. Immer weiter ging es anschließend hinauf bis auf den Teufelsberg zum Wetterkreuz. Hier, auf fast 600 m Höhe, blickte man hinab auf die St. Anna-Kapelle und darunter, noch einmal „eine Etage tiefer“, auf die endlosen Weinberge an der Weinstraße, ehe uns der Wald wieder verschluckte und unser Weg uns weiter Richtung Westen führte. Es folgten lange Abschnitte durch den Wald, teils auf breiten Forststraßen, teils auf schmalen Pfaden, noch einmal auch mit einem recht ordentlichen Aufstieg zwischenzeitlich, bis wir die Burg Neuscharfeneck erreichten. Leider war diese, wie uns auch hier schon vorher bekannt war, wegen Einsturzgefährdung geschlossen, man konnte allerdings zumindest einmal zur Hälfte um sie herumgehen und einen Blick in den hübschen Innenhof der Ruine werfen. Zur Restauration fehlen momentan offensichtlich die Gelder, so wird die Sperrung wohl noch eine ganze Zeit andauern – schade! Nach einem kurzen Abstieg erreichten wir schließlich die Landauer Hütte, wo wir gegen 13 Uhr unsere Mittagsrast eingelegt. Dasselbe taten auch einige andere Wanderer, wobei die Hütte allerdings leider nach der Corona-Pandemie immer noch nicht geöffnet hatte, zumindest die Tische auf dem weitläufigen Freigelände konnte man aber nutzen.

Es schloss sich der letzte, langgezogene Aufstieg des heutigen Tages an, der uns zu zwei Aussichtspunkten führte: zunächst zum Startpunkt der Drachenflieger am Orenberg und schließlich zur grandiosen Aussichtskanzel am Orenfels. Vor allem bei letzterer hatte man einen fantastischen Panoramablick von West über Süd nach Ost, von der Rheinebene über die Weinberge bis zum Pfälzerwald rings um Annweiler, wirklich spektakulär! Von hier aus nun führte der Weg kontinuierlich bergab, bis wir schließlich das Tal des Hainbachs erreichten. Diese Variante des Rückwegs wich etwas von der Beschreibung im Rother-Wanderführer ab, ich wollte sie aber unbedingt gehen, da im Hainbachtal eine sogenannte „Walddusche“ zu finden sein sollte. Sie ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, als Frankweiler und Gleisweiler als Kurorte bekannt waren, die hier kalte Duschen zur Belebung des Kreislaufs anboten. Tatsächlich fanden wir die Walddusche auch, an einer Stelle des Hainbachs hatte man Wasser über einen Kanal abgeleitet, das dann in einem scharfen Strahl in Form einer Dusche in ein Becken fiel. Das Wasser war eiskalt, aber erfrischend, der Schweiß der mittlerweile durchaus anstrengenden Wanderung bei Temperaturen von über 30 Grad war hinterher wie weggewaschen. Es folgten noch ein paar letzte Meter zurück in den Ort Frankweiler, den wir ebenfalls noch besichtigen, wobei das im Reiseführer beschriebene, pittoreske Ortsbild unserer Auffassung nach hier aber leider nicht zu finden war, da haben uns andere Weinorte wie St. Martin oder Gleisweiler deutlich besser gefallen.

Um 15:30 Uhr waren wir wieder am Auto, es ging zurück in die Ferienwohnung, wo wir uns kurz frisch machen und zu Abend aßen, bevor wir noch an einer Weinprobe auf unserem Weingut Bender teilnahmen. Wenn man schon auf einem Weingut übernachtet, muss das natürlich auch sein. Es wurde ein netter und unterhaltsamer Abend, der natürlich auch dazu führte, dass wir am letzten Tag unseres Urlaubs ein paar Flaschen mit nach Hause nehmen wollten. Die schwere Aufgabe war nur, sich für bestimmte Weine zu entscheiden. Im Endeffekt wurden es dann halt einfach ein paar mehr…

Samstag, 19.06.: Rhodt unter Rietburg

Zum Abschluss des letzten Urlaubstages machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Rhodt unter Rietburg. Zwingend wollte ich eigentlich nicht dorthin, aber da meine Eltern früher regelmäßig Wein aus Rhodt bezogen und mein Vater mich etwas drängte, den Ort aufzusuchen, machten wir uns doch noch auf den Weg, zumal er im Reiseführer auch als durchaus sehenswert beschrieben war. Das Weingut Hermann Meyer, dass uns ehemals belieferte, fanden wir leider nicht, nur den mutmaßlichen Nachfolger Stefan Meyer, hier war aber geschlossen. Tatsächlich gab es in Rhodt auch eine ganze Anzahl hübscher Häuser, dennoch gefiel mir der Ort nicht ganz so gut, da er mittlerweile recht touristisch aufgemacht war, die Straßen oft ziemlich breit, nicht so klein, schnuckelig und liebenswert, wie das beispielsweise in Eschbach oder Leinsweiler der Fall war. Trotzdem, keine Frage, hübsch war es hier auch, die Fachwerkhäuser oder Weingüter mit ihrem großen Toreinfahrten waren wirklich verlockende Fotomotive.