Samstag, 17.12.2022: Merten – Hennef-Bröl (Etappen 3 + 2.2)
Am 4. Adventswochenende habe ich es nun also doch noch geschafft, den Natursteig Sieg im Jahr 2022 zu einem Abschluss zu bringen! Nachdem der Dezember ja erst noch unverhĂ€ltnismĂ€Ăig warm begann, kam es Mitte des Monats dann zu einem KĂ€lteeinbruch. Der lieĂ die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen und brachte uns den ersten Schnee des Jahres, der dann auch noch eine ganze Zeit liegen blieb. Okay, nicht zuhause im Ruhrgebiet, aber doch in den etwas höher gelegenen Regionen. Das war doch mal ein Grund, um ins Siegerland zu fahren! Zumal fĂŒr das letzte Wochenende vor Weihnachten klarer Himmel, anhaltende Minusgrade und kein Niederschlag angesagt waren. Also brach ich am Samstagmorgen um kurz vor 6 Uhr auf, denn der Tag wollte ja ausgenutzt werden. Sonnenuntergang war schlieĂlich – so kurz vor der Wintersonnenwende – schon fĂŒr 16:24 Uhr angekĂŒndigt!
Gestartet habe ich meine Wanderung natĂŒrlich dort, wo die letzte Etappe endete, am Bahnhof in Merten. Leider traf ich heute nicht mehr auf die freundliche Elster von meinem Besuch hier im Herbst – schade! DafĂŒr entschĂ€digte eine traumhafte Winterlandschaft, die sich anfangs noch etwas mystisch im morgendlichen Zwielicht zeigte, ehe dann ab Mittag die Sonne mehr und mehr durchbrach und fĂŒr einen strahlend blauen Wintertag sorgte. Da die 3. Etappe mit 12,9 km mal wieder recht kurz war, hĂ€ngte ich noch den GroĂteil der 2. Etappe bis kurz vor Hennef hinten dran. So kam ich zwar “nur” auf 25 km, war aber am Ende “kaputter” als nach manch lĂ€ngerer Tour im Sommer. Der erhöhte Energiebedarf im Winter aufgrund der KĂ€lte und das doch anstrengendere Gehen im Schnee forderten halt ihren Tribut.
Auf ein Ărgernis traf ich leider auf den letzten Kilometern der Etappe, kurz vorm Ziel. Hier war nĂ€mlich der Weg plötzlich durch ein Verbotsschild gesperrt, aber ohne irgendeinen Hinweis auf eine Alternativroute oder Umleitung. AuĂerdem war der einzige weitere Weg, der von hier wegfĂŒhrte, der ĂŒber eine BrĂŒcke ĂŒber die Bröl, und der war ebenfalls komplett gesperrt, auch fĂŒr FuĂgĂ€nger! Was also tun? Wieder zurĂŒck den Berg hoch nach Bödingen wollte ich ebensowenig laufen wie querfeldein durch die Wiesen, zumal die DĂ€mmerung langsam hereinbrach. Also entschloss ich mich, den zahlreichen frischen FuĂabdrĂŒcken zu folgen, die man im Schnee gut erkennen konnte und die auf den offiziell gesperrten Original-Wanderweg fĂŒhrten. Und tatsĂ€chlich kam ich weiter voran, musste lediglich einmal einem umgestĂŒrzten Baum ausweichen, der quer ĂŒber dem Weg lag. Dabei kam ich der Böschung zum eiskalten FlĂŒsschen Bröl gefĂ€hrlich nahe, reingerutscht bin ich zum GlĂŒck aber nicht! Und kurze Zeit spĂ€ter war ich auch schon wieder raus aus dem gesperrten Bereich. Nicht mehr lange, und ich erreichte den Hennefer Ortsteil Bröl, von wo aus mich ein Bus bequem und in wenigen Minuten zum Busbahnhof nach Hennef brachte, wo ich mein Hotel fĂŒr die Nacht gebucht hatte.
đ„Ÿ: 25,0 km
Sonntag, 18.12.2022: Hennef-Bröl – Siegburg (Etappen 2.1 + 1)
Die letzte Etappe war wieder ziemlich kurz. Und da sie offziell als “leicht” bewertet war, erwartete ich nichts allzu Spannendes. TatsĂ€chlich war es aber so, dass es auch heute ein paar zwar kurze, aber doch ĂŒberraschend steile Auf- und Abstiege gab. Die waren bei SchneeglĂ€tte ziemlich rutschig und ich konnte sie nur vorsichtig und langsam passieren. Ansonsten aber war der Weg flach und einfach zu gehen. Nachdem ich mich also mit dem Bus wieder nach Bröl habe bringen lassen, startete ich meine Tour. Durch WĂ€lder ging es zunĂ€chst einmal ein paar Kilometer im Halbkreis um Hennef herum, bis ich auf die abschlieĂende, offiziell erste Etappe des Natursteigs Sieg traf. Hier boten sich anfangs ein paar traumhafte Fernblicke nach Hennef und Siegburg sowie bis zum Siebengebirge und nach Bonn hin. Auch den Kölner Dom versuchte ich zu erspĂ€hen, das gelang mir aber nicht, keine Ahnung, ob der von hier aus ĂŒberhaupt sichtbar ist. Danach folgte als weiteres Highlight die Wahnbachtalsperre, zu der ein kleiner Abstecher fĂŒhrte, ehe die Tour an Reiz verlor und ĂŒber lange, gerade Forstwege um die Ortsschaft Kaldaunen herum fĂŒhrte. Auch die ersten Kilometer in Siegburg selbst waren eher langweilig, unspektakulĂ€r und nervtötend entlang einer StraĂe, bis ich den Michaelsberg erreichte. Ab hier war der Weg wieder interessanter. Nach Umrundung des Michaelsbergs fĂŒhrten mich einige Schritte parallel zur Sieg auf einer lauschigen verwinkelten Promenade durch die Stadt hindurch bis zum Ziel, dem Bahnhof von Siegburg. Von dort aus ging’s dann mit der S-Bahn zurĂŒck nach Köln und anschlieĂend heim ins Ruhrgebiet. Das Projekt “Natursteig Sieg 2022” war vollendet!
đ„Ÿ: 17,1 km
Fazit
Der Natursteig Sieg hat mir sehr gut gefallen! Die WegfĂŒhrung war immer abwechslungsreich und der Anteil schmaler, verschlungener Pfade hoch. Manche Wege waren ĂŒberraschend steil, was gerade im Winter (oder auch nach Regen) nicht ganz ohne Risiko war. Hier musste man aufpassen, Schuhe mit gutem Profil sind ein eindeutiges Muss! Gut gefallen hat mir auch die Tatsache, dass die Wege meist kaum ĂŒberlaufen waren, ein Vorteil in einer nicht ganz so touristischen Region wie dem Schwarzwald oder den Alpen. Gut war auch die ĂPNV-Anbindung, die man bei der Planung extra mit einbezogen hat. Da alle Etappen an einem Bahnhof starten und enden und da der Bahntakt im Siegtal durchaus zufriedenstellend ist, kommt man gut hin und wieder zurĂŒck und kann sich ggf. auch eine Unterkunft suchen, die etwas weiter entfernt liegt und von der aus man dann mehrere Touren starten kann. Und selbst das Busnetz ist gar nicht mal so schlecht ausgebaut hier in dieser lĂ€ndlichen Gegend, sogar am Sonntag mit Anruf-Sammeltaxi, so dass ich selbst darauf teilweise zurĂŒckgegriffen habe, um den Startpunkt einer Wanderung zu erreichen.
Nicht ganz so toll fand ich manchmal die Beschilderung. Im Allgemeinen ist die zwar hervorragend, aber gerade dann, wenn man lĂ€ngere Zeit auf einem breiten Forstweg gelaufen ist und von dem dann plötzlich in einen unscheinbaren Waldpfad abbiegen soll, sind die Hinweise öfters versteckt und nicht auf Anhieb sichtbar gewesen, so dass ich das eine oder anderen Mal umgekehrt bin, wenn ich meinen Fehler erst zu spĂ€t anhand meines GPS-Tracks entdeckt hatte. Auch erschlossen sich mir manche arg weiten Umwege nicht. Einige Schlenker fĂŒhrten in durchaus pittoreske SeitentĂ€ler oder zu hĂŒbschen SehenswĂŒrdigkeiten. Es gab aber auch Etappen, wo man die WegfĂŒhrung in meinen Augen durchaus etwas straffer hĂ€tte gestalten können. Wenn man bedenkt, dass der Natursteig Sieg offiziell 200 km lang ist, tatsĂ€chlich zwischen Start und Zielpunkt aber nur etwas mehr als 50 km Luftlinie liegen, so kann man sich vorstellen, dass da der eine oder andere Umweg in die WegfĂŒhrung eingebaut ist.
Alles in allem ist der Natursteig Sieg aber ein Wanderweg, den ich ohne zu zögern weiterempfehlen wĂŒrde. Und wer in die Region erstmal reinschnuppern möchte, fĂŒr den bieten sich auch Rundwege an, die sog. “Erlebniswege”. Diese verlaufen oft auf Abschnitten des Natursteigs Sieg, enden aber immer wieder an ihrem Ausgangspunkt und sind daher vermutlich ebenfalls ideal, um die Region kennenzulernen. Also auf ins Siegerland!