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Varanasi

Montag, 25.11.2013: Varanasi

Wir checkten erstmal ein in unser Hotel Meraden Grand, das durchaus recht gut war, wenn auch ca. 4 km von den Ghats entfernt. Im Hotel aßen wir auch lecker zu Mittag, ehe um 16 Uhr Abfahrt war in Richtung des Ganges und zu den dortigen Ghats, den Terrassen an seinem Ufer. Zuerst ging es ein StĂŒck mit dem Bus, irgendwann war die Weiterfahrt aber gesperrt und wir stiegen auf Fahrradrikschas um, ein echtes Erlebnis! Teilweise ging’s zĂŒgig, teilweise aber auch im Stop and Go durch den dichten Verkehr, vorbei an Tausenden FußgĂ€ngern, ĂŒberholt von zig MotorrĂ€dern und PKWs. Schließlich war auch hiermit Schluss und die letzten ca. 1000 Meter gingen wir zu Fuß, bis wir den Dasaswamedh-Ghat erreichten. Vorbei an zahllosen HĂ€ndlern, Handlesern und falschen Mönchen bestiegen wir ein Boot, das uns den Ganges erst aufwĂ€rts und dann wieder abwĂ€rts zu den VerbrennungsstĂ€tten brachte. WĂ€hrend an den Badeghats nicht mehr so viel los war, herrschte an den Verbrennungsghats Hochbetrieb, mehrere Scheiterhaufen loderten, viele Leute waren anwesend, stĂ€ndig wurden neue, in TĂŒcher gewickelte Leichen gebracht, anfangs – die Sonne war inzwischen untergegangen – war es noch dunkel im Schein der Feuer, spĂ€ter wurden dann aber Flutlichter angemacht, die die Szenerie etwas erleuchteten, die ganze Situation hatte fĂŒr uns alle eine ergreifende Stimmung und sorgte fĂŒr einen magischen Moment, trotz oder auch wegen der Tatsache, dass uns dieser Totenkult doch sehr fremd ist. Dass man hier nur aus grĂ¶ĂŸerer Entfernung Fotos machen durfte ist sicher völlig verstĂ€ndlich und auch wir hielten uns hier an die Empfehlungen von Ankit. Auf dem RĂŒckweg setzten wir alle noch kleine Kerzen ins Wasser, die wir vorher fĂŒr je Rs 10 gekauft hatten und die dann mit unseren WĂŒnschen den Fluss hinunter trieben. ZurĂŒck am Ausgangspunkt der Bootstour hatten sich schon zahlreiche andere Boote versammelt fĂŒr die um 18 Uhr beginnende Ganga Aarti-Zeremonie, bei der allabendlich Priester (in stets ungerader Zahl) ein Ritual mit stĂ€ndigem GlockengelĂ€ut (auf Dauer etwas „nervig“ fĂŒr unsere Ohren
), leicht angepoppten GesĂ€ngen und viel Feuer und Gestik abhielten, was zwar lt. Ankit etwas in die LĂ€nge gezogen und touristisch „aufgepeppt“ war (die Zeremonien wurde jeweils in alle 4 Himmelsrichtungen wiederholt), aber doch, auch trotz der Menschenmenge, sehr eindrucksvoll. Nach 1 Stunde, kurz vor dem Ende der Zeremonie und bevor der RĂŒckkehrbetrieb der Touristenmassen einsetzte, stiegen wir vom Boot, liefen zurĂŒck zu unserer Rikscha, fuhren mit dieser zum Bus, zahlten pro Person fĂŒr Hin- und RĂŒckfahrt Rs 100 (ca. 1,20 Euro) und fuhren dann mit dem Bus in ein anderes Hotel zum Abendessen. Ich aß hier vegetarische Kartoffel-Bananen-Taler mit weißem Mohn (Gulnar Ke Kebab) und trank Limonade mit frischem Ingwer und Zitrone, alles sehr lecker und auch gĂŒnstig (Rs 330 inkl. Trinkgeld, also keine 4 Euro). In unserem Hotel zurĂŒck waren wir schließlich, nachdem wir noch an mehreren HochzeitszĂŒgen vorbei mussten, gegen 22:30 Uhr. Die UmzĂŒge waren ĂŒbrigens sehr lustig, viel LĂ€rm, hunderte Leute, z.T. fĂŒr unseren Geschmack kitschig-bunt geschmĂŒckte Wagen und als Vorhut ein laut knatternder Generator, der das Ganze zum Leuchten brachte ĂŒber ein Kabel, das um den Umzug zur Stromversorgung herum verlief, alle paar Meter unterbrochen von LampentrĂ€gern mit allen Arten elektrischer Beleuchtung auf dem Kopf vom Pseudo-Kronleuchter bis hin zur blanken Neonröhre! Da es am nĂ€chsten Tag wieder frĂŒh raus ging, ging ich bald zu Bett, schrieb zuvor aber noch mein Tagebuch, da sich heute doch sehr viel Schönes und Eindrucksvolles ereignet hatte, Dreck, LĂ€rm und Chaos in Varanasi zum Trotz (wobei man den Dreck abends im Dunklen zum GlĂŒck dann nicht mehr sah!) Das Licht machte ich gegen 23 Uhr aus.

Dienstag, 26.11.2013: Varanasi

Eine ganz, ganz kurze Nacht lag hinter mir, als der Wecker um 4:15 Uhr klingelte, zumal ich gestern trotz MĂŒdigkeit wegen des LĂ€rms in meinem nach vorne liegenden Zimmer noch einige Zeit brauchte, um einzuschlafen. Um 4:45 Uhr fuhren wir vom Hotel mit dem Bus ab, und um 5:30 Uhr waren wir schließlich wieder am Dasaswamedh-Ghat, dort, wo wir am Vorabend der Zeremonie beiwohnten. Wieder bestiegen wir dasselbe Boot und fuhren erst stromaufwĂ€rts bis zum Harishchendra-Ghat, einem anderen Verbrennungsghat, und dann wieder stromabwĂ€rts bis zum Manikarnika-Ghat, wo wir gestern die Verbrennungen beobachteten. Anfangs war es noch stockfinster, trotzdem badeten schon viele GlĂ€ubige im kalten Fluss, Verbrennungen hatten noch nicht wieder begonnen, es glommen nur noch die Aschereste vom Vortag an den Scheiterhaufen. Gegen 6:30 Uhr trat die Sonne ĂŒber das (unbebaute) Ostufer des Ganges, was ein schönes Bild abgab, trotz allem fand ich die Stimmung abends, auch wegen des grĂ¶ĂŸeren „Rummels“ eindrucksvoller als die am Morgen. Wir machten dann noch einen Spaziergang durch die engen und verwinkelten Gassen der Altstadt von Varanasi, wo aber wegen der frĂŒhen Morgenstunde – es war inzwischen etwa 7 Uhr – die GeschĂ€fte fast alle noch geschlossen hatten, trotzdem waren ĂŒberall schon Menschen unterwegs, selbst morgens um 5 Uhr, als wir noch im Dunklen an einem GemĂŒsemarkt vorbei kamen, herrschte schon rege Betriebsamkeit! Schließlich erreichten wir wieder unseren Bus und machten noch eine Rundfahrt durch das UniversitĂ€tsgelĂ€nde und einen Besuch in einem der „Mutter Indien“ geweihten Tempel, der zwar ein schönes, dreidimensionales Kartenrelief des Landes in ca. 35 qm GrĂ¶ĂŸe zeigte, insgesamt waren diese beiden Programmpunkte aber nicht besonders interessant und eigentlich ĂŒberflĂŒssig, zumal unser Busfahrer mal wieder den Weg nicht kannte und wir uns x-mal verfuhren
 Gegen 10 Uhr waren wir wieder im Hotel, frĂŒhstĂŒckten das bisher mit Abstand beste FrĂŒhstĂŒck der Reise, holten 1 Stunde den versĂ€umten Schlaf nach, dann duschte ich und um 12 Uhr trafen wir uns ohne Reiseleiter in der Lobby des Hotels, um per Tuktuk nochmal in die Stadt zu fahren. Pro Person (4 pro Tuktuk) kostete das hin und zurĂŒck jeweils Rs 50, Absetzen ließen wir uns am Harishchendra-Ghat, zurĂŒck ging’s ab der Altstadt, dazwischen machten wir einen gemĂŒtlichen Spaziergang die Ghats entlang. Zuerst schauten wir den Verbrennungen am Harishchendra-Ghat zu, bei denen wir unmittelbar dabei sein konnten, viel nĂ€her als spĂ€ter am Manikarnika-Ghat, es brannten Stapel in verschiedenen Stadien, die einen waren gerade frisch entzĂŒndet, andere schon fast abgebrannt, eine Abschiedszeremonie wurde vorgenommen, neue Leichen wurden gebracht, ein ernstes, fĂŒr uns teilweise befremdliches, im Volk aber tief verwurzeltes Ritual, das einen nicht unberĂŒhrt lĂ€sst. Da eine Verbrennung hier sich besonders positiv auf die Seele des Verstorbenen auswirkt, lassen viele Angehörige ihre Toten von weither bringen, damit die Verbrennung am Ganges in Varanasi stattfinden kann. NatĂŒrlich herrschte auch hier wieder strenges Fotografierverbot aus der NĂ€he, das versteht sich aus PietĂ€tsgrĂŒnden von selbst. Danach gingen wir zunĂ€chst Richtung Norden entlang schöner und verfallender PalĂ€ste, an echten und falschen Priestern vorbei, die uns zu unterscheiden nicht immer leicht fiel, wir sahen badende GlĂ€ubige und dazwischen WasserbĂŒffel sowie Menschen, die im Fluss WĂ€sche wuschen, alles wirkte sehr ruhig hier und entspannt, wenn auch mit unseren Vorstellungen von Hygiene z.T. sicher nicht vereinbar. Am Tulsi Ghat machten wir Pause in einem TerrassencafĂ© fĂŒr Touristen, sehr hĂŒbsch gelegen, gibt es hier ansonsten leider so gut wie gar nicht, ich aß vegetarische Pakora und trank einen Lemon Soda. Anschließend liefen wir dieselbe Strecke wieder zurĂŒck, Richtung SĂŒden, und dann weiter bis zum Manikarnika-Ghat, wo wir gegen 15 Uhr ankamen. Das Licht stand jetzt schon schön tief, vieles lag aber dadurch auch schon im Schatten der hoch aufragenden PalĂ€ste. Richtig voll (und auch etwas lĂ€stig wegen aufdringlicher VerkĂ€ufer) war es nur am Dasaswamedh-Ghat, dem Haupt-Anlaufpunkt fĂŒr Touristen, ansonsten war es ein schöner und angenehmer Spaziergang. ZurĂŒck ging es wieder durch die Altstadt, diesmal mit deutlich mehr Betrieb als am Morgen, wobei leider auch hier z.T. Fotografierverbot herrschte wegen der Furcht vor AnschlĂ€gen infolge Streitereien um einen Moscheebau, es standen an jeder Ecke bewaffnete Soldaten herum. Dreimal kamen einem in den engen Gassen noch LeichentrĂ€ger mit Trauergemeinde auf ihrem Weg zum Ghat entgegen, bis wir schließlich die Hauptstraße erreichten, ein Tuktuk nahmen und in 15 Minuten rasanter, teils halsbrecherischer Fahrt wieder zurĂŒck im Hotel waren. Es blieb Zeit zum Erholen und Tagebuchschreiben, ehe wir uns um 19 Uhr wieder trafen und zusammen mit Ankit zum Abendessen in das Restaurant auf der Dachterrasse des Hotels Eden kurz vor der Altstadt von Varanasi fuhren. Das Essen war lecker, wenn auch nicht sehr warm, die Luft lau und die Stimmung, trotz Dauergehupe von unten, sehr schön. Nachdem der Bus uns beim Hotel wieder abgesetzt hatte, nahmen wir noch einen „Absacker“ im Hotel, ich hatte einen Drink mit dem passenden Namen „Sunset on the Ganges“, bestehend aus schwarzem Tee, Orangensaft, etwas Limettensaft, Zuckersirup und Zimtpulver. Um 23:15 Uhr ging es schließlich wieder aufs Zimmer.

Mittwoch, 27.11.2013: Sarnath

Heute konnten wir ausschlafen, wenn ich auch von dem StraßenlĂ€rm trotzdem schon wieder um 6 Uhr geweckt wurde, aber ich döste noch ein wenig, wir frĂŒhstĂŒckten alle gemĂŒtlich und um 9 Uhr war Abfahrt nach Sarnath, 10 km nördlich von Varanasi, einem der vier heiligsten Orte des Buddhismus, da Buddha hier im sog. Gazellenhain nach seiner Erleuchtung zum ersten Mal predigte und so das „Rad der Lehre“ in Bewegung setzte. Da der Busfahrer auch heute mal wieder den Weg nicht wusste, gurkten wir erst ein wenig umher, bis wir nach ca. Ÿ Stunde am Ziel ankamen. Hier standen schon jede Menge Reisebusse herum, wie zu erwarten v.a. thailĂ€ndische, japanische und koreanische „Pilger“ buddhistischen Glaubens, die den Ort aufsuchten und dort auch beteten, z.T. mit Mikros und tragbaren Lautsprechern, damit „alle etwas davon haben“, was die Ruhe und Andacht des Ortes doch etwas störte, aber das wird in Asien ja teilweise anders gesehen als bei uns. Die Anlage selbst bestand v.a. aus Ruinen, z.B. auch der bekannten Ashoka-SĂ€ule, deren Rad sich auch im Nationalwappen Indiens wiederfindet. Insgesamt war es hier aber nicht wirklich spektakulĂ€r, der Ort lebte eher von seiner Geschichte und von der typischen AtmosphĂ€re eines Pilgerortes. Nervig waren die vielen jungen VerkĂ€ufer, die einen ĂŒberall anredeten und einem etwas andrehen wollten, auch auf dem eigentlichen, umzĂ€unten GelĂ€nde, das war hier neu, ansonsten mussten sie sich, bisher ĂŒberall in Indien, außerhalb der eigentlichen, zu besichtigenden Anlage aufhalten, hier aber hatten sie offensichtlich ĂŒberall freien Zugang. Als nĂ€chstes schauten wir uns noch einen direkt daneben liegenden, buddhistischen Tempel an, den Mulagandha Kuti Vihara, der von Singhalesen erbaut worden war, wobei ich schon eindrucksvollere, buddhistische Tempel gesehen habe, wenn auch dieser im Inneren mit Darstellungen aus dem Leben Buddhas verziert war, die zwar nicht schön, aber interessant waren. Nebenan stand noch ein riesiger Bodhi-Baum, der „Ableger eines Ablegers“ des Baumes, unter dem Buddha erleuchtet wurde. Danach folgte ein Schnelldurchgang durch das archĂ€ologische Museum mit einer gut ĂŒberschaubaren Anzahl buddhistischer und hinduistischer AusgrabungsstĂŒcke aus Sarnath, u.a. auch dem gut erhaltenen Original-Kapitell der Ashoka-SĂ€ule. Hier hĂ€tte man gut und gerne ĂŒber eine Stunde verbringen können, leider blieben uns nur ca. 10 Minuten Zeit, denn zum Abschluss folgten noch 5 Minuten Besichtigung eines vor wenigen Jahren neu eröffneten, thailĂ€ndischen Tempels mit einer riesigen Buddhastatue. Alles in allem: ein interessanter Ausflug mit Einblicken nach Sarnath im Schnelldurchlauf, die ich alleine, ohne die Gruppe, sicher auf das Doppelte der Zeit ausgedehnt hĂ€tte. Sei’s drum, gelohnt hat es sich trotzdem. Mehr Zeit wĂ€re meines Erachtens nach auch deshalb drin gewesen, da wir fĂŒr den Rest des Tages gar kein Programm mehr hatten. Gegen 12:30 Uhr waren wir wieder im Hotel, aßen zu Mittag und kauften (ĂŒberteuerte) Lunchpakete fĂŒr den Abend, bis 13 Uhr hatten wir schon ausgecheckt und lĂŒmmelten jetzt in der Lobby rum, die Zeit hĂ€tten wir eigentlich besser in Sarnath verbringen können. Um uns nochmal zu bewegen, machten wir (ohne Reiseleiter) einen Spaziergang fĂŒr ca. 1 Stunde die Hauptstraße entlang Richtung Innenstadt bzw. wieder zurĂŒck, wo man ein letztes Mal einen Eindruck vom lauten, chaotischen, Ă€rmlichen und doch bunten Leben hier in Varanasi bekam.

Mittwoch, 27.11. – Freitag, 29.11.2013: RĂŒckreise

Um 17:45 Uhr war Abfahrt vom Hotel zum Bahnhof, wo ich mir noch ein Limca kaufte, die leckere, indische Zitronenlimo, die ich hier schon öfters getrunken hatte, bevor um 18:30 Uhr der Nachtzug Richtung Delhi starten sollte. TatsĂ€chlich fuhren wir mit 30 Minuten VerspĂ€tung gegen 19 Uhr ab. Ich hatte zum GlĂŒck wieder ein Einzelbett am Gang, von diesem durch einen Vorhang abgetrennt, und keines in einem der Viererabteile, die nur als Ganzes durch den Vorhang vom Gang getrennt waren. Der Zug war etwas neuer als der letzte, aber auch dreckiger, und das Unangenehmste war die Klimaanlage, die mich die ganze Nacht von oben aus ca. 30 cm Entfernung anblies, so dass meine nie ganz abgeklungene ErkĂ€ltung aus diesem Urlaub am nĂ€chsten Morgen wieder „aufblĂŒhen“ sollte
 Ansonsten war es recht ruhig, bis um 22 Uhr waren alle schon wieder in den Kojen, nur wir Deutschen waren noch laut beim Uno-Spielen, das wir dann aber auch bald beendeten, zu Bett gingen, und um 23 Uhr schlief ich mit Ohrenstöpseln ein.

Diesmal schlief ich zwar durch, dafĂŒr aber nicht so lange, nĂ€mlich nur bis 5 Uhr, danach nickte ich nur noch mal kurz ein, trotz Fleece war es arg kĂŒhl durch die Klimaanlage (s.o.). Mit Überwindung und DesinfektionstĂŒchern kam ich auch diesmal leider nicht um einen Gang auf das WC drum herum, schließlich ĂŒberraschte uns Ankit um 7 Uhr mit der Nachricht, dass wir schon in Delhi seien, unsere VerspĂ€tung vom Vorabend also wieder rausgeholt hatten. Rasch packten wir unsere Sachen zusammen und um 7:30 Uhr fuhren wir in den Hauptbahnhof von Delhi ein. Die dienstbeflissenen GepĂ€cktrĂ€ger stĂŒrmten sofort wieder in den Zug und rissen sich um unser GepĂ€ck, so dass wir selbst nur mit MĂŒhe aussteigen konnten. Unser Bus wartete schon, und in einer langsamen und gemĂŒtlichen Fahrt ging es zu unserem heutigen Besichtigungspunkt, dem 2000-2005 erbauten, hinduistischen Tempel Swaminarayam Akshardam. Da dieser erst um 9:30 Uhr öffnete, hatten wir viel Zeit und mussten noch vor dem Tempel auf dem Parkplatz warten. Beeindruckend waren die Anlage an sich und der Parkplatz davor aber auch schon von außen, allein aufgrund ihrer GrĂ¶ĂŸe. War ich vorher etwas skeptisch bei der AnkĂŒndigung, dass wir einen modernen Tempel besichtigen sollten, der alte Bauweisen imitiert, so muss ich im Nachhinein doch sagen, dass der Besuch lohnenswert war, obwohl oder gerade weil die riesige Anlage auch einen Hauch von Disneyland versprĂŒhte trotz der Tatsache, dass es sich um einen aktiven Tempel handelt. Vorab extrem waren schon die Sicherheitsvorkehrungen, mit hinein nehmen durfte man quasi nichts, keinen Rucksack, keine Kamera, kein Handy, was auch mehrfach kontrolliert wurde, fĂŒr die Warteschlangen waren Absperrgitter im Zickzack wie in Disneyland aufgebaut worden. Der Tempel selbst erinnerte von seiner Machart her an Khajuraho mit vielen (allerdings maschinell gefertigten) Skulpturen und lohnte den Besuch wirklich, auch wenn er nicht im ReisefĂŒhrer stand. Man konnte hier auch mehr als die Ÿ Stunde verbringen, die wir zur VerfĂŒgung hatten. Zum Abschluss gab es in der Tempelanlage noch einen leckeren Ingwertee, ehe uns der Bus wieder zu dem schon vom 1. Tag der Reise her bekannten Hotel Vaishree Boutique brachte. Kurz zuvor verließ uns unser Reiseleiter Ankit und fuhr mit dem Linienbus weiter nach Jaipur, seiner Heimatstadt. Auch wenn das Besichtigungstempo und die Zeitvorgaben manchmal etwas straff waren, z.T. ihm, z.T. aber auch dem Reiseverlauf zuzuschreiben, so hatten wir doch insgesamt großes GlĂŒck mit ihm als lokalem Guide, sowohl was sein Wissen, als auch seine OrganisationsfĂ€higkeiten betraf und die Art, wie er sich in die Gruppe einbrachte. Es gab deshalb auch ein gutes Trinkgeld von uns allen. Eigentlich hatte ich ĂŒberlegt, nachmittags nochmal mit der Metro nach Delhi rein zu fahren zum Connaught Place zum Souvenirkauf, da mir aber so langsam die Rupien knapp wurden, ich mich wieder stĂ€rker erkĂ€ltet fĂŒhlte, die Zeit begrenzt war und ich auch nicht unbedingt alleine losziehen wollte, fuhr ich stattdessen mit dem Rest der Reisegruppe um 14 Uhr ins nahegelegene Einkaufszentrum Ambiance Mall. Die Mall war allerdings voll mit BekleidungslĂ€den, wie jede Mall auf der ganzen Welt, der Besuch lohnte sich fĂŒr mich nicht wirklich, SouvenirlĂ€den gab es keine und auch typisches, indisches Flair herrschte hier in keinster Weise, eingekauft wurde wohl auch eher von der finanziell besser gestellten, indischen Gesellschaft. Wir konnten aber im Foodcourt immerhin lecker essen, ehe wir wieder zurĂŒck ins Hotel fuhren. Dort angekommen packte ich den Koffer neu, wir aßen alle im Hotelrestaurant zu Abend und um 22 Uhr ging ich zu Bett fĂŒr eine letzte, kurze Nacht.

Ein langer RĂŒckreisetag lag vor mir, der auch wegen meiner ErkĂ€ltung fĂŒr mich recht strapaziös war, denn ich fĂŒhlte mich, auch wegen der zurĂŒckliegenden zwei kurzen NĂ€chte doch recht mitgenommen. Um 3 Uhr ging der Wecker, vom Hotel bekamen wir noch ein kleines Lunchpaket, das wir kurz vor unserer Abfahrt um 4 Uhr in der Lobby verdrĂŒckten. Abgesehen von einer langen Schlange beim Einchecken (ca. Âœ Stunde Wartezeit) ging dann im Weiteren aber alles flott und zĂŒgig ohne Anstehen von statten, auch wenn ich ungelogen Reisepass und Bordkarte bestimmt 10x an allen möglichen Stellen vorzeigen musste, zuletzt allein 3x beim Boarding, wir amĂŒsierten uns alle so sehr darĂŒber, dass selbst der Flughafenmitarbeiter bei einer der Kontrollen lachen musste und nur meinte „India crazy“
 Offizielle Abflugzeit war 6:55 Uhr, angekommen in Istanbul sind wir ÂŒ Stunde vor der offiziellen Zeit schon um 10:30 Uhr. WĂ€hrend die AnschlussflĂŒge aller anderen Mitreisenden nur etwas ĂŒber 1 Stunde spĂ€ter starteten, hatte ich 4 Âœ Stunden Zeit vor dem Weiterflug nach DĂŒsseldorf, die ich mit Lesen und dem Genuss eines Chai Latte bei Starbucks verbrachte. Irgendwann 1 Stunde vor dem geplanten Abflug kam dann die Info, dass sich dieser um 1 Âœ Stunden verzögerte, wegen Problemen mit der Maschine, wie sich spĂ€ter herausstellte. Auch die weitere Wartezeit musste ich also ĂŒberbrĂŒcken, zur Belohnung hatten wir wenigstens trotz der kurzen Flugstrecke auf dem Weiterflug eine Maschine mit InFlight-Entertainment wie von Delhi nach Istanbul, so konnte ich wenigstens noch einen weiteren Film sehen, so dass die Zeit im Flugzeug dann schneller verging. Um 16:35 Uhr ging’s schließlich los, und 3 Stunden spĂ€ter um 18:40 Uhr MEZ (Zeitverschiebung) landete ich endlich in DĂŒsseldorf. Mein GepĂ€ck kam recht spĂ€t, zum GlĂŒck wurde ich schon am Ausgang abgeholt und um kurz nach 20 Uhr war ich endlich zuhause nach einem erlebnisreichen, phasenweise anstrengenden, aber trotzdem sehr schönen Urlaub in einem aufregenden und widersprĂŒchlichen Land.

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