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Rheinebene

Mittwoch, 09.06.: Speyer

Am insgesamt vierten Tag des Urlaubs war Pause vom Wandern angesagt, stattdessen ein bisschen Kultur! Auch an diesem Tag sollte es nachmittags eventuell Gewitter geben, daher sind wir schon vormittags nach Speyer gefahren. Das dauerte etwas über eine halbe Stunde über diverse Landstraßen, laut Navi mussten wir dabei ständig die Straße wechseln, das war für uns Ortsfremde etwas irritierend, angekommen sind wir aber trotzdem. Für 3 € haben auf dem Großparkplatz am Dom ein Tagesticket gezogen und sind dann auch als erstes zum Dom gegangen, um dieses bedeutende, romanische Bauwerk zu besichtigen – schlicht, aber eindrucksvoll! Per Online-Anmeldung (die wir direkt in der Kirche zuerst noch vornehmen mussten) wurden wir gegen Eintrittsgebühr in die Krypta gelassen, wo mehrere deutsche Kaiser und Könige begraben sind. Ein Hauch der Geschichte wehte einen hier an! Auch die Kirche in der Krypta, unterhalb des Chores, war überraschend großräumig, mit schönen Bögen, die mich ein wenig an die Mezquita in Cordoba erinnerten. Die Malereien im Kirchenschiff waren nicht so passend, wirkten eher neuzeitlich. Ansonsten beeindruckte die Kirche aber genau deshalb, dass hier kein weiterer, großer Zierschmuck vorhanden war, sondern eher durch ihre eindrucksvolle Schlichtheit. Modern war die Orgel, die gerade gespielt wurde, leider etwas komische Musik…

Nach der Besichtigung des Domes absolvierten wir noch die Stationen eines kleinen Multi-Caches um den Dom herum, der einen auf ganz interessante Details aufmerksam machte, um dann in die Maximilianstraße zum Essen zu gehen. Wir fanden ein bayerisches Lokal, wo wir draußen sitzen konnten und wo es recht leckere Speckknödel mit Pilzsoße gab. Weiter schlenderten wir anschließend die Fußgängerzone hinab bis zum ehemaligen Stadttor Altpörtel, von dort wieder zurück und dann zum Judenhof. Hier befinden sich die Reste einer ehemaligen Synagoge mit Männer- und Frauen-Gebetshaus, die wir besichtigten. Erhalten waren nur noch Ruinen, schön rekonstruiert war aber das jüdische Ritualbad, eine sog. Mikwe, tief unter dem Straßenniveau, gespeist von Grundwasser. Das war erforderlich, da nur Grundwasser sich nach jüdischem Glauben immer erneuert wird und so einer Quelle entspricht, einen also auch dementsprechend reinwaschen kann, etwa vor dem Sabbat oder nach der Menstruation. Obwohl wir hier unten die einzigen Besucher waren, herrschte eine fast mystische Atmosphäre mit dem Licht, das von oben einfiel, wunderschön. Was wir zu diesem Zeitpunkt übrigens noch nicht wussten war, dass das jüdische Erbe der am Rhein liegenden Städte Speyer, Worms und Mainz, also auch der hiesige Judenhof, nur wenige Wochen später zum UNESCO-Welterbe ernannt werden sollte. Unbedingt verdient, wie ich finde!

Anschließend ging es noch zum Adenauerpark etwas außerhalb der Stadt, um dort das Grab Helmut Kohls zu besichtigen. Ein wenig seltsam, wie es so allein und einsam dort lag, fern seiner Heimatstadt Ludwigshafen, irgendwie ein unrühmliches, aber auch symptomatisches Ende als Ausdruck des Familienzwists, der nach seinem Tod zwischen seiner Witwe und seinen Kindern entstand. Danach führte uns der Rückweg zum Auto noch zur Dreifaltigkeitskirche. Leider war diese geschlossen, beim kurzen Blick durch die Scheibe ins Innere konnte man aber das sehr prächtige und harmonische Innere dieser Barockkirche erkennen. Schließlich mussten wir noch das Finale des Multicaches am Dom finden, dessen Stationen wir am Vormittag abgelaufen waren, was uns nach etwas Suchen auch gelang. Dann ging es wieder zum Auto und zurück nach Eschbach, nachdem wir vorher noch in Klingenmünster Lebensmittel gekauft hatten. Zum Abendessen bekamen wir von unseren Wirtsleuten noch eine Flasche Rosé geschenkt. Die sollte Ausgleich sein für den Arbeitslärm des heutigen Tages, an dem durchgängig die Abfüllanlage 2 Etagen unter unserer Fewo ratterte. Sehr nett, gerade, wo wir aufgrund unseres Ausflugs fast nichts von dem Lärm mitbekommen hatten (und der im Übrigen jetzt auch nicht so schlimm war).

Freitag, 18.06.: Worms

Da die Temperaturen immer noch so heiß waren und nachdem wir am Tag zuvor eine längere Wanderung gemacht hatten, wollten wir es an diesem Tag etwas ruhiger angehen lassen und entschieden uns für einen Ausflug nach Worms und Freinsheim, zumal der ja auch noch auf der To-Do-Liste stand. Die Fahrstrecke dorthin war etwas länger, daher brachen wir schon früh auf, gegen 8:30 Uhr, und fuhren über die B10 und ab Landau über die Autobahn Richtung Norden. Zwischenziel auf der Fahrt war ein Beobachtungsstand des NABU Frankenthal an einer Bienenfresserkolonie, die sich in der Grube einer ehemaligen Mülldeponie angesiedelt hatte. Den Ort Lambheim erreichten wir nach etwa 45 Minuten, parkten den Wagen dort am Friedhof und mussten dann noch etwa 2,5 km zu Fuß zum Beobachtungsstand laufen, direktes Parken in der Umgebung war nicht möglich und wurde vom NABU auch explizit nicht gewünscht. Der Weg führte durch intensiv für den Gemüse- und Getreideanbau genutzte Felder, typisch für die hiesige Gegend, außerdem noch an einem riesigen Umspannwerk vorbei. Als wir den Beobachtungsstand schließlich erreichten, war glücklicherweise niemand anderes vor Ort, sodass wir alle Zeit der Welt hatten, uns dort niederzulassen. Die ganze Zeit waren eine größere Anzahl der bunten Vögel zu sehen, meist saßen sie in den Bäumen, ab und zu flogen sie auch ihre Nisthöhlen in einer Wand der Grube an. Vom Optischen her sehr schön war, dass große Teile der Grube mit Mohn bewachsen waren, der einen herrlichen, roten Hintergrund bildete. Überraschend fand ich, dass trotzdem in der Grube mehrere Baufahrzeuge fuhren, auch wurde in unmittelbarer Nähe Gemüse geerntet, das schien die Bienenfresser aber alles nicht wirklich zu stören. Zweimal kamen Männer vorbei, die die Vögel ebenfalls beobachten wollten, jedoch jeweils nur kurz. Beide sagten, dass die Grube im Vergleich zum Vorjahr zunehmend größer wurde, der Lebensraum der Bienenfresser demgegenüber schrumpfte, bleibt zu hoffen, dass sie hier nicht vollständig vertrieben werden! Nach etwa einer halben Stunde machten wir uns wieder auf den Rückweg, noch einmal ging es knapp 3 km durch offenes Feld, wobei man ganz ordentlich ins Schwitzen geriet und so die Klimaanlage im Auto anschließend zu schätzen wusste.

Etwa 20 Minuten dauerte dann noch die Fahrt nach Worms, wo wir den Wagen überdacht in einem Parkhaus abstellten. Die Stadtbesichtigung führte uns zum Dom, zum jüdischen Viertel, zum jüdischen Friedhof und noch einigen weiteren, wichtigen Bauwerken des Ortes. Vor allem der Dom und der jüdische Friedhof waren eindrucksvoll und sehenswert, ansonsten hat es uns hier insgesamt nicht ganz so gut gefallen wie in Speyer. Der Dom war ziemlich einheitlich romanisch, vor allem von außen, von innen wirkte er aber eher düster, dunkler als der Dom von Speyer, außerdem verwässerten die barocken Ergänzungen einschließlich Altar und Chorgestühl von Balthasar Neumann den Eindruck ein wenig. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei aber sicherlich um ein tolles und unbedingt sehenswertes Bauwerk. Vom jüdischen Viertel waren noch wenige Gassen erhalten, die eine Ahnung vom Leben dort vor vielen Jahren zu vermitteln versuchten, heute war aber nicht allzu viel auf der Straße los. Die Synagoge war leider nicht geöffnet und konnte daher auch nicht besichtigt werden. Umso stimmungsvoller und friedlicher wirkte dann der jüdische Friedhof, dem wir später noch einen Besuch abstatten. Von dort aus hatte man auch einen schönen Blick auf die Türme der Domkirche. Von den übrigen Sehenswürdigkeiten war noch das Martin Luther-Denkmal durch Größe und Form recht imposant und eindrucksvoll. Zwischendurch gönnten wir uns bei einer Pause in einem Eiscafé einen leckeren Eisbecher, ehe es weiterging nach Freinsheim.

Freinsheim

Freinsheim ist ein kleines Weinörtchen kurz vor der Weinstraße, das im Reiseführer hochgelobt wurde und dessen Besuch uns daher lockte. Nach der gemütlichen Runde durch die Stadt, die wir dort absolvierten, können wir den Eindruck nur bestätigen. Es gab viele schöne, teils repräsentative Häuser, teils auch enge und verwinkelte Gassen, außerdem war die alte Stadtmauer nahezu komplett erhalten. Fast alles war liebevoll und gut gepflegt, ein Ort, der uns wirklich beeindruckte. Nach dem Stadtrundgang einschließlich Besuch des sehenswerten Barockgartens (und des nicht ganz so eindrucksvollen Apothekergartens) kehrten wir zum Abschluss des Tages noch ein im Lokal „Im Zwinger“ zwischen äußerem und innerem Eisentor und ließen uns dort Flammkuchen und Schorlen schmecken. Etwa 45 Minuten dauerte die zügige Rückfahrt, und gegen 19 Uhr erreichten wir wieder Eschbach, glücklicherweise vor einem heftigen und nahezu bedrohlich wirkenden Donnerwetter, dass die Region etwa ab 21 Uhr heimsuchte! Da fühlt man sich in der Ferienwohnung doch deutlich wohler als irgendwo unterwegs auf Tour!