Montag, 17.06.2013: Lagoa do Capitão, Wanderung nach São Roque
Die Mietwagenübergabe auf Pico erfolgte wieder ohne Probleme am Kai, noch einmal erhielten wir einen Toyota Yaris, und gegen 12 Uhr waren wir nach 38 km Fahrt bereits in unserer nächsten Unterkunft, einem geräumigen und schicken Zimmer im „Bella Vista“ in Lajes. Um das Wetter auszunutzen, bezogen wir nur kurz das Zimmer und fuhren dann sofort zurück auf die Hochebene zur Lagoa do Capitão, wo die Wanderung PR13PIC zur Nordküste hinab starten sollte. Wir gingen zunächst zum See, der mich eher enttäuschte, nicht so viel verwittertes Totholz lag hier herum, wie man das von Fotos her kannte, außerdem gab es einen großen Parkplatz und eine Straße bis direkt an den See, das hatte ich mir irgendwie urwüchsiger und wilder vorgestellt, musste so nicht sein… Etwa 20 Minuten liefen wir zusammen dann noch auf dem Wanderweg PR13PIC, ehe mein Freund umkehrte und ich den Rest des Wegs bis São Roque alleine wanderte. Es ging zunächst flach mit schönen Blicken zum Pico, später kam dann auch São Jorge in Richtung Norden ins Bild, das man über die Hochebene hinweg erblickte. Danach führte der Weg über eine Kuhweide hinab und schließlich in den Wald. Zuerst war dies ein toller Märchenwald mit einem kleinen, verschlungenen Pfad, der dann aber in einen steilen, zum Teil feuchten, stets moosbewachsenen Weg über Lavageröll überging, der ziemlich anstrengend war und so ca. 45 Minuten in Anspruch nahm, bis er endlich endete. Dadurch, dass das anstrengende Stück so lang war, war es nicht mehr wirklich schön. Anschließend ging es leidlich abwechslungsreich weiter, wenn auch weniger steil, über Lavageröll, Feld-, Forst- und schließlich Asphaltwege, bis ich um kurz nach 17 Uhr in São Roque ankam. Dort traf ich auf meinen „Chauffeur“ wieder. Gemeinsam warfen wir noch einen Blick in das schön als Jugendherberge renovierte, ehemalige Franziskanerkloster, auf die Meeresschwimmbäder am Atlantik und kauften anschließend kurz ein, ehe wir nach Lajes zurück fuhren. Abendessen gab’s, lecker und rustikal, im Lokal „Ritinha“, ich hatte insgesamt vier Thunfischsteaks, und das für ganz wenig Geld. Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang waren wir dann gegen 21 Uhr wieder im Hotel.
Dienstag, 18.06.2013: Besteigung des Ponta do Pico, Lajes
Bei dem derzeit tollen Wetter wollte ich heute die Chance nutzen und den Pico (offiziell Ponta do Pico oder auch Pico Alto) besteigen. Um rechtzeitig vor der Hitze des Tages einen Großteil des Aufstiegs hinter mich gebracht zu haben, fuhr ich schon um 7:30 Uhr im Hotel los, verzichte auf das Frühstück und war um 8 Uhr an der Casa montanha. Nach Zahlen einer Gebühr von 10 € und nachdem ich mir ein „Sicherheitsfilmchen“ ansehen musste, durfte ich starten. Es war ein langer und stetiger Aufstieg, markiert durch insgesamt 45 Pfähle, die jeweils in Sichtweite standen, bis auf zwei nicht markierte Abschnitte am Anfang, die jedoch nicht zu verfehlen waren. Der erste Teil des Wegs verlief noch durch niedriges Buschwerk, später ging es durch offenes Gelände, teils auf Erde, meist jedoch auf Lava, sei es in Form erstarrten Magmas oder, was weniger angenehm war, in Form von Lavagries. Dies merkte man aber auch erst beim Abstieg, der Aufstieg war vor allem eine Frage der Kondition. Nach dreieinhalb Stunden erreichte ich schließlich bei toller Aussicht den Kraterrand, und eine halbe Stunde später stand ich nach noch ein wenig steilerer Kletterei gegen Mittag auf dem Pico Pequenho, dem eigentlichen Gipfel. Den Rucksack hatte ich zuvor in der Caldera abgestellt, da war der Aufstieg leichter, zumal man Hände und Füße brauchte. Nur hier, am Pico Pequenho, trat auch tatsächlich an einigen Stellen heißer Dampf aus dem Felsen, man stand schließlich auf einem Vulkan. Ich genoss die Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen, über Pico mit seinen zahlreichen, kleinen, begrünten Nebenkratern, außerdem über die Nachbarinseln Faial, São Jorge, Terceira und schemenhaft auch Graciosa in der Ferne, ehe ich wieder zum Kraterrand abstieg. Hier gab es noch ein kleines Picknick, um 12:30 Uhr begann dann der weitere Rückweg, zunehmend mühevoll, im Verlauf irgendwann endlos lang erscheinend, bis ich nach 6:45 Stunden gegen 14:45 Uhr wieder die Casa montanha erreichte. Beim Abstieg zogen dann auch schon ein paar Wolken auf, gut, dass ich so früh losgelaufen bin! Es war ein durchaus anstrengendes Erlebnis, aufgrund der Wegbeschaffenheit vermutlich anstrengender als eine Wanderung über vergleichbare 1000 Höhenmeter in den meisten Teilen der Alpen, aber wegen der Aussicht hat es sich wirklich gelohnt! Ich meldete mich in der Casa montanha ab, erhielt noch ein „Gipfelzertifikat“ und war schließlich mit dem Mietwagen um 15:40 Uhr wieder im Hotel in Lajes. Nach Duschen und etwas Ausruhen gingen wir zum Abendessen ins Lokal „Whalebone“, machten im Anschluss noch einen kurzen Spaziergang durch den Ort und gegen 21:15 Uhr waren wir zurück im Hotel, erschöpft für die baldige Nachtruhe.
Mittwoch, 19.06.2013: Calheta de Nesquim, östliches Hochland
Überraschenderweise war der Himmel heute früh bedeckt, der Pico im Nebel, so sollte es auch den ganzen Tag lang bleiben, der trotzdem ein erlebnisreicher wurde. Früh morgens gingen wir zunächst ins Walfängermuseum in Lajes, das in den Hallen dreier alter Walfanggesellschaften schön hergerichtet war mit Gerätschaften aus der Zeit des Walfangs sowie interessanten Dokumenten über den Alltag der Azorianer. Auch durch die liebevolle Gestaltung war der Besuch das Eintrittsgeld von 2 € allemal wird. Danach fuhren wir mit dem Wagen die Küstenstraße entlang Richtung Osten bis Calheta de Nesquim, um von dort aus die Rundwanderung PRC11PIC zu absolvieren. Der Weg fing auf Meereshöhe an, ging auf 400 m hinauf und kam im großen Bogen wieder zum Ausgangspunkt zurück, dem Dorfplatz mit Kirche und Hafen. Bei unserer Ankunft wurden gerade noch Fische bei der örtlichen Fischereigenossenschaft abgeliefert und filetiert, unter anderem Papageifische, Muränen und Meeraale, hierbei zuzuschauen war durchaus interessant. Die Wanderung selbst führt uns aus dem Ort hinaus durch Felder mit Viehwirtschaft, Wälder, Weinbauäcker (adegas) und am Meer entlang, nichts Spektakuläres, aber doch schön, abwechslungsreich und zum Teil mit weiten Aussichten. Zwischendurch stieg auch noch einmal kurz der Adrenalinspiegel, als wir auf einen freilaufenden, ausgesprochen großen Bullen trafen, der mitten auf dem Weg stand und an dem wir mit doch leicht erhöhten Pulsschlag vorbeigehen mussten. Da wir bei unserer Rückkehr noch Zeit hatten, tranken wir erst noch etwas im örtlichen Café und beschlossen dann, über die Seen im Hochland zurückzufahren. Die Fahrt dorthin ab Piedade war eindrucksvoll, eine weite, hügelige, sattgrüne Vulkanlandschaft hoch über dem blauen Meer in der Ferne – fantastisch! Ein schönes Erlebnis hatten wir auch noch, als wir nämlich auf einen Bauer trafen, der mit dem Melken seiner Kühe auf einer Wiese am Wegrand beschäftigt war, ließ dieser mich die noch kuhwarme Milch kosten, die sicherlich anders, aber ziemlich lecker schmeckte. Das Melken erfolgte allerdings auch schon motorisiert, nicht von Hand, sondern durch eine Melkmaschine, die von einem Dieselgenerator betrieben wurde. Leider sprach der Bauer nur Portugiesisch, aber wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er noch bis vor vier Jahren von Hand gemolken. Die Milch verkaufte er im nahegelegenen Ort, wo sie zu Käse weiterverarbeitet wurde. Auf unserer Weiterfahrt schraubte die Straße sich immer mehr hoch in die Berge, schließlich waren wir wieder völlig vom Nebel eingehüllt. Von der Lagoa da Rosada sahen wir so leider fast nichts, die Lagoa do Caiado, direkt neben der Straße, war dann aber wieder besser zu sehen, da sie unterhalb des Nebels lag, hier konnte man sogar bis nach São Jorge in der Ferne schauen. Gegen 19:30 Uhr waren wir schließlich zurück in Lajes, aßen noch einmal in der Bar „Ritinha“, wo ich heute Garnelen hatte (5 große Garnelen inclusive üppiger Beilagen für nur 10 € !). Zurück im Hotel mussten wir dann leider schon wieder packen, denn am nächsten Tag stand der letzte Inselwechsel an.
Donnerstag, 20.06.2013: UNESCO-Welterbe Weinbau auf der Insel Pico, Lavahöhle Gruta das Torres
Unser Flug war heute extra für 18 Uhr gebucht, damit wir noch den ganzen Tag auf Pico verbringen konnten. Nach dem Frühstück und Auschecken aus dem Hotel ging es bei strahlendem Sonnenschein die Südküste entlang mit dem PKW nach Madalena, wo wir den Wagen parkten und von wo aus wir mit dem Bus für 90 Cent pro Person dieselbe Strecke ein Stück zurück bis Monte fuhren. Von dort aus wanderten wir zurück nach Madalena, die Küste entlang auf dem Wanderweg PR5PIC. Der Weg war leicht zu laufen, meist eben und fast immer über Asphalt, nur ein kurzer Abzweig in die Weinberge verlief über Schotter bzw. Lavagestein. Neben den Blicken aufs Meer und hinüber nach Faial lohnten vor allem die Weinfelder entlang der Strecke. Immerhin handelt es sich bei dieser Weinregion um UNESCO-Welterbe, der Wein wächst auf flachem, vulkanischem Gesteinsboden, auf ganz kleinen Parzellen, umgeben von ca. 1 Meter hohen Mauern aus Lavagestein, die für gute Wärmespeicherung und so für hohen Zuckergehalt im Wein sorgten. Dazu gab es hier auch ein paar hübsche Badeplätze am Meer und eine Windmühle, alles in allem eine wirklich schöne und durchaus auch eindrucksvolle Wanderung bei dem heute herrschenden Kaiserwetter. Zurück beim Auto fuhren wir als nächstes zur Gruta das Torres, wo wir ebenfalls Glück hatten, denn gerade begann eine englischsprachige Führung, der wir uns anschließend konnten. Mit Helmen versehen wurden 500 m der stockfinsteren, nur mit Taschenlampen erleuchteten Lavahöhle abgelaufen und es wurden auf interessante Weise Phänomene wie Aa-Lava, Biscoitos-Lava, Stalaktiten und Stalagmiten sowie die Tier- und Pflanzenwelt der Höhle erklärt. Es gab verschiedene Bakterien, Pilze und sogar eine Käferart. Trotz des etwas höheren Eintrittspreise von 7 € war der Besuch somit insgesamt durchaus lohnenswert. Den Rest unserer Lebensmittel verzehrten wir danach bei einem Picknick, tankten den Wagen noch einmal voll und fuhren zum Flughafen, wo unser Flug überpünktlich um kurz vor 18 Uhr startete. Um 18:30 Uhr landeten wir in Ponta Delgada und waren dann nach Übernahme unseres letzten Mietwagens bereits gegen 19 Uhr im Hotel „Alcides“ in der Hauptstadt. Unser Zimmer im dritten Stock war geräumig, mit ultraharten Betten (wie offensichtlich fast überall auf den Azoren üblich) und sogar mit einer Badewanne. Nach Einchecken und Zimmerbezug aßen wir lecker, einfach und urig in der „Casa de Pasto Tavares“, drei Blocks weiter, ehe wir den Rest des Tages gemütlich im Hotel ausklingen ließen und uns in unserem Zimmer häuslich einrichten.