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São Miguel – Ost

Mittwoch, 05.06.13: Anreise

Um 8:59 Uhr brachte uns der ICE über Köln, Koblenz und Mainz bis zum Frankfurter Flughafen, Ankunft dort war um 11:53 Uhr, da es über die Rheinschiene ging, dauerte die Fahrt 1 Stunde länger als sonst. Praktischerweise konnten wir oben im Durchgang zum Fernbahnhof direkt einchecken für unseren Flug mit der azorianischen Fluggesellschaft SATA, so waren wir unser Gepäck ohne jegliche Schlange sofort los, hatten bereits unsere Bordkarten und dadurch noch 2,5 Stunden Zeit bis zum Abflug. Wir aßen jeder noch ein Baguette in Terminal 1 und fuhren dann mit dem Skytrain zum Terminal 2, wo der Flug starten sollte. Auch hier kamen wir bei der Sicherheitskontrolle sofort dran, unglaublich, so schnell hatte ich noch nie alle Prozeduren hinter mich gebracht! Es war wenig los in Terminal 2, wo wir abflogen, nach ein bisschen Umherschlendern ging‘s per Bus zum Flieger auf dem Rollfeld und wir fanden unsere Plätze, die wir schon vorgebucht hatten, und zwar auf der rechten Seite, gut für die Sicht beim Anflug auf Ponta Delgada, aber leider in Reihe 10, was wiederum schlecht war, da wir dort direkt vor dem Notausgang saßen und die Sitze deshalb ohne Rückenlehnenverstellung waren. Zum Glück war der Flieger nur zu ca. ⅔ gefüllt und nach dem Hinweis „Boarding complete“ rutschten wir einfach zwei Reihen nach vorne – perfekt! Der Flug dauerte 4¼ Stunden, war angenehm, das Essen überraschend lecker, leider gab’s ansonsten nie (!!!) Getränke und auch die Sitze waren extrem durchgesessen. Man kann halt nicht alles haben… Um 16:45 Uhr landeten wir, hatten vorher noch einen schönen Blick auf die Südküste und auf Ponta Delgada. Wir erhielten unser Gepäck und später einen Mazda 2 als Mietwagen, so erreichten wir über gute, zweispurige und erst gegen Ende schmalere und kurvige Straßen gegen 18:30 Uhr Furnas und unser Hotel „Vista do Vale“. Das Hotel war schlicht, aber okay, die Zimmer sehr geräumig und die Aussicht vom Balkon wirklich schön. Zu Abend aßen wir im Lokal „Summer Breeze“, einfach und deftig, aber gut, für 24,40 Euro. Ich hatte Hartkäse mit hiesiger Apfelmarmelade vorweg und Dorsch in Knoblauchsauce mit Reis, Gemüse und Salat als Hauptspeise, fast ein bisschen zu stark gewürzt, zumal wir ja schon vorher viel Durst hatten wegen des Mangels an Getränken im Flieger. Nach einem kurzen Spaziergang durch das etwas verlassen wirkende Dorf waren wir gegen 21 Uhr zurück im Hotel.

Donnerstag, 06.06.13: Furnas

Wegen der zweistündigen Zeitverschiebung standen wir recht früh auf, waren um 8 Uhr beim Frühstück (das für südeuropäische Verhältnisse recht lecker war) und um kurz nach 9 Uhr standen wir dann schon bei der Touristeninfo, um uns letzte Auskünfte zu den hiesigen Wanderwegen zu holen. Die Dame war extrem nett und auskunftsbereit, wenn auch in ihren Äußerungen sehr vorsichtig, so sagte sie z.B., dass bei der Seeumrundung eine Brücke weggeschwemmt sei und man nur mühsam über Steine den reißenden Bach queren konnte. Wie sich zeigte, war diese Querung völlig harmlos und nicht der Rede wert. Die Tour um den See unternahmen wir also an diesem Tag, insgesamt eine einfache, mittellange Wanderung und einigermaßen abwechslungsreich. Am interessantesten waren die Caldeiras, die heißen Dampfquellen und die dortigen „Kochstätten“ für den “Cozido“, die hiesige Eintopf-Spezialität, bei der die Töpfe in der heißen Erde in Löchern versenkt werden, mit Erde zugehäufelt und die dann vor sich hin garen. Ansonsten gab’s in diesem Abschnitt der Tour viel Dampf zu sehen, blubbernden Schlamm und spritzendes, heißes Wasser mit ein bisschen Schwefelgeruch. Der Weg am See entlang führte durch üppige Vegetation mit Mammutbäumen, Baumfarnen, wuchernden Ingwergewächsen und ab und zu auch Bambus. Schön, aber verfallen war die neugotische Grabeskapelle am Südufer. Als wir auf die Autostraße trafen, liefen wir auf dieser auf Empfehlung der Dame aus der Touristeninfo noch ein Stück nach Süden, um von dort einen kleinen Abstecher zu machen zum Wasserfall im Ribeira do Rosal. Der Weg war an der Straße beschildert, stand aber nicht im Reiseführer und war wirklich lohnenswert, da einfach zu gehen und der Wasserfall schon recht spektakulär. Nachdem wir ein kurzes Stück auf demselben Weg zurück gegangen waren, folgten wir im weiteren wieder dem ausgeschilderten Rundweg PRC6SMI über die Lagoa seca, ein jetzt trockenes Hochtal, das ehemals einen See beherbergte, bis zum Aussichtspunkt Miradouro Pico do Milho mit tollen Blicken auf Furnas inclusive unserem Hotel und den Terra-Nostra-Park. Dort angekommen zahlten wir 5 € Eintritt pro Person und ich genoss nach der langen Wanderung erstmal ein Bad im badewannenwarmen, eisenhaltigen Wasser des Thermalbeckens – herrlich! Danach spazierten wir durch den schönen, leicht verwilderten und verwunschenen Park und erfreuten uns an der Botanik: Clivien, Kamelien, Azaleen, Baumfarne, je eine Ginkgo- und Palmenallee, außerdem viele andere Pflanzen und Blumen waren zu bestaunen auf einer schön verschlungenen Wegführung. Besonders fantasieanregend war der kleine „Zoo“ mit vorgeformten Tierskulpturen, die von Pflanzen überwuchert wurden. Um 18:15 Uhr waren wir wieder im Hotel, duschten und ruhten uns aus, ehe wir um 20 Uhr ins Restaurant „Tony’s“ gingen, um Cozido zu probieren, den dazugehörigen „Kochherd“ hatten wir ja heute Vormittag schon besichtigt. Das Essen bestand aus Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch, zwei Sorten Wurst, Kartoffeln, Kohl und Möhren, ganz okay, aber insgesamt vom Stil her eher „rustikale, deutsche Küche“, also nicht so unbedingt meins. Dazu tranken wir einen weißen Frei-Gigante-Wein vom Pico, auch der war ganz okay, aber auch wieder eher einfach, weniger edel, insgesamt nicht wirklich der „Brüller“. Nach einem langen Tag fielen wir gegen 22 Uhr dann doch rasch ins Bett und in einen tiefen Schlaf.

Freitag, 07.06.13: Lomba da Maia, Cha Gorreana

Mit dem Auto wollten wir eigentlich als erstes zur Teeplantage Cha Gorreana fahren, die Ausschilderung war aber so verwirrend, dass wir uns, ehe wir uns versahen, in Lomba da Maia wiederfanden, wo wir eigentlich erst im Anschluss wandern wollten. Wir disponierten dann halt einfach um und schnürten zunächst mal unsere Wanderschuhe. Über die Straße ging es nach Ribeira Funda, den PRC 35 hinab ins Tal, dann an der Küste entlang zur Praia da Viola und über den PRC 27 wieder zurück zum Auto. Etwas irritiert waren wir beim Abstecher zu den Crim-Mühlen, weil wir nicht wussten, dass es nur ein Abstecher war, ansonsten war der Weg aber gut zu finden. Das Tal des Ribeira Funda war herrlich, viele alte Mühlen, viel Zuckerrohr, Vogelgezwitscher und Froschgequake, kein Mensch außer uns – wunderbar! Später ging es ein Stück eine steile Asphaltstraße hinab, nicht so toll, aber die Praia da Viola lohnte den Abstieg, ein schöner, dunkler Sandstrand und auch hier mit mehreren verfallenen Mühlen und einigen Wasserfällen, ein guter Platz für ein Mittagspicknick. Auf dem Rückweg mussten wir die Asphaltstraße wieder ein paar hundert Meter steil hinauf, ansonsten aber ging es gemächlich durch Felder zurück zum Auto. Wir fuhren dann noch einmal zur Teeplantage und fanden sie diesmal, nur wenige Meter hinter der Ausfahrt, die wir heute früh genommen hatten… Leider war gerade keine Ernte, die Teeblätter wurden heute nur nach Größe sortiert und abgepackt, es erfolgte auch gerade keine Trocknung in den Maschinen, man konnte aber trotzdem zwanglos durch die Fabrikationshallen laufen und überall hinein schauen, bis hoch auf die Trockenböden, sehr interessant, EU-Hygiene Vorschriften werden hier offensichtlich nicht so ganz streng gesehen… Vorab gab es einen Film zur Produktion mit englischen Untertiteln und hinterher eine Teeprobe mit Verkauf, 100g Orange Pekoe kosteten hier 2,90 EUR, da konnte man nicht meckern. Anschließend spazierten wir noch ca. eine Stunde über die erste Hälfte des in Form einer 8 in den Teeplantagen angelegten Wanderwegs PRC 28, tolle Ausblicke gab es hier, denn es ging schon ganz ordentlich bergauf! Zum Abendessen fuhren wir ins Lokal „Cantinho do Cais“, wo wir für 30 € inclusive Getränken, Espresso und Kuchen super lecker aßen. Ich hatte eine Molho de Peixe, eine Art Bouillabaisse mit Tomaten, Kartoffeln, Fisch und auch einem leichten Minzaroma – köstlich! Auf der Rückfahrt genossen wir noch den tollen Ausblick vom Pico do Ferro auf das Tal von Furnas und den See, ehe wir gegen 20 Uhr wieder im Hotel waren.

Samstag, 08.06.14: Pico da Vara

Nach dem Frühstück fuhren wir als erstes zum Miradouro Salto do Cavalo, um noch einmal einen Blick über See und Tal von Furnas zu werfen, ähnlich wie am Vorabend, aber bei heute trüberem Wetter war das nicht ganz so eindrucksvoll. Danach fuhren wir weiter zum Startpunkt des PR7SMI, da wir den Gipfel des Pico da Vara erklimmen wollten und auf Wetterbesserung im Laufe des Tags hofften, ähnlich wie gestern. Wir liefen dieselbe Strecke hin und zurück, 3,5 km je Weg, wofür wir, allerdings langsam und mit 45 Minuten Pause am Gipfel, viereinhalb Stunden benötigten. Tatsächlich hatten wir oft mit Nebel zu tun, vor allem auf dem Hinweg gab das aber tolle Effekte, auf dem Rückweg hatte er soweit zugenommen, dass man sich tatsächlich fast verirren konnte, am Gipfel hatten wir jedoch zum Glück ein paar schöne Wolkenlöcher mit Blick zur Nord- und Südküste. Das vorgeschriebene Permit hatten wir nicht, auf eine Emailanfrage meinerseits hatte niemand geantwortet, kontrolliert wurden wir auf der Tour dann aber auch nicht. Von der Steigung her war der Weg nicht allzu anstrengend, je näher man dem Gipfel kam, desto matschiger und rutschiger wurde er aber, und das war schon eine kleine Herausforderung. Gelohnt hat es sich jedoch auf alle Fälle, wenn auch ohne Sichtung des Priolo oder Azorengimpels, eines seltenen, endemischen Vogels, der nur noch mit wenigen Exemplaren am Hang dieses Berges vorkommt. Interessant waren aber die Vegetationszonen, von Baumfarnen und Zedern bis über die Baumgrenze ins Hochmoor war eine große Abwechslung vorhanden. Mit dem Auto fuhren wir dann über die gute Schnellstraße zur Badestelle Caldera Velha, wo ich ein erfrischendes Bad im lauwarmen Wasser nahm, denn die Lufttemperaturen waren heute nicht so hoch wie gestern. Toll war in diesem Tal wieder die Vegetation, die zum Teil riesigen Baumfarne erinnerten einen fast an Neuseeland! Schließlich fuhren wir noch für einen Blick auf die Lagoa do Fogo zu einem Aussichtspunkt, ehe wir uns zum Essen aufmachen. Das eigentlich angepeilte Lokal „O Gato Mia“ war leider geschlossen, als Alternative suchten wir stattdessen das Lokal „O Moinho“ an der Praia dos Moinhos auf, mit eher einfacher, aber leckerer Küche (Burger und Würstchen), vor allem jedoch toller Lage mit schöner Gartenterrasse und Blick auf den Strand und die Bucht. So klang der Tag angenehm aus.

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