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Gulpen – Maastricht

09.06.2023: Etappe 3 – Gulpen bis Mheer

Nachdem ich mit dem Bus von Maastricht nach Gulpen gefahren war, hieß es zunächst ein zweites Mal, den Gulperberg zu erklimmen, denn der eigentliche Trail führt nicht durch den Ort, sondern oben über den Berg. Auf der anderen Seite geht es dann wieder runter, und der Trail verläuft ab hier weiterhin so angenehm wie auf der Etappe am Vortag. Ja, man könnte fast sagen, dass es auf der 3. Etappe noch ruhiger und einsamer ist, denn sie entfernt sich am weitesten von allen größeren Ortschaften. Der meiste Rummel herrschte bei meiner Tour noch auf einem Campingplatz, den ich irgendwann einmal passierte. Ansonsten sieht die Gegend hier aber eher so aus, als ob sich “Fuchs und Hase ‘Gute Nacht!’ sagen”. Wobei – getroffen habe ich die beiden nicht, lediglich Eichhörnchen und Maus… Zwei der “Seven Summits” stehen auch heute wieder auf dem Programm, der erste, der Hakkenberg, liegt quasi direkt auf der Grenze zu Belgien. Tatsächlich verläuft auch ein Großteil der 3. Etappe durch dieses Nachbarland. Dem Wegweiser zu einer “Gelato Farm”, auf den ich unterwegs stieß, konnte ich bei erneut über 30 Grad nicht widerstehen. So gab es auch heute zwischendurch eine kleine Belohnung. Mehrfach wird auf der 3. Etappe die belgisch-niederländische Grenze umerklich gequert, und auch der zweite “Gipfel”, der Kattenroth, liegt unmittelbar auf ihr. Wobei man, ehrlich gesagt, zugeben muss, dass die Landschaft hier so wellig gestaltet ist, dass man die Berggipfel als solche gar nicht wirklich wahrnimmt, wenn man es denn nicht auf der Karte sehen würde. Gipfelkreuze jedenfalls gibt es keine. Nach weiterem, ständigen Auf und Ab durch fast bukolische Landschaften endet diese Etappe schließlich in Mheer, und auch von dort gibt es wieder eine Busverbindung nach Maastricht. Leider hatte die bei meiner Ankunft über 30 Minuten Verspätung. Ich war schon im Zweifel, ob ich den Fahrplan überhaupt richtig gelesen hatte, aber letztlich kam der Bus doch noch und brachte mich sicher wieder zurück in meine Unterkunft.

🥾: 27,7 km

10.06.2023: Etappe 4 – Mheer bis Maastricht

Wenn ich die 3. Etappe als die ruhigste und einsamste Etappe bezeichnen würde, so ist die 4. und gleichzeitig letzte Etappe sicher die abwechslungsreichste. Neben Wiesen und Wäldern (vor allem zu Beginn) findet man Zeugnisse der älteren und neueren Geschichte, trifft auf die Maas und ihre Seitenkanäle und endet schließlich im urbanen Großraum Maastricht. Langeweile kommt da also nicht auf! Nachdem ich in den Niederlanden gestartet und eine ganze Weile gewandert war, sprach mich plötzlich ein Bauer auf Französisch an, ich war erst ganz irritiert, bis ich realisierte, dass ich offensichtlich schon wieder in Belgien war! Wenn man die Felder und Wälder des ersten Abschnitts der Tour hinter sich gebracht hat, sieht man plötzlich zum ersten Mal Maastricht, das heutige Etappenziel in der Ferne. Es folgt der Abstieg nach Eijsden und an die Maas. Der Weg in den Ort hinein gehört dabei zu den weniger schönen Abschnitten des Trails, das ändert sich aber kurz vor dem Schloss Eijsden schlagartig, wenn man eine tolle Allee passiert. Auch das Schloss selbst mit seinem Garten ist eine wirklich sehenswerte Überraschung. Kurz darauf folgt schon das nächste Highlight, wenn man für kleines Geld mit der Fußgänger- und Fahrradfähre ans andere Maasufer (mal wieder nach Belgien) übersetzen muss. Die fährt allerdings nur im Sommer, im Winter muss man den Dutch Mountain Trail offensichtlich um einen Umweg erweitern, das war jetzt im Juni aber nicht erforderlich. Zur Entspannung verlaufen die nächsten Kilometer mehr oder weniger flach an der Maas und am Kanal von Lanaye entlang, vorbei an der eindrucksvollen Schleuse, bis der Trail sich eines weiteres und jetzt ziemlich steiles Mal zum letzten der “Seven Summits” aufschwingt, hoch auf den Berg D’n Observant. Von dort führt der Weg weiter zur ENCI-Grube, an deren Beginn ein Café zur Rast einlädt. Jahrzehnte lang wurde in der Grube Kalk abgebaut, jetzt ist das Areal umstrukturiert in ein eindrucksvolles Naturschutzgebiet. Besonders das Türkis der Seen wirkt schon fast unnatürlich! Einen guten Überblick hat man von einem Skywalk aus, zu dem wiederum eine Treppe mit unzähligen Stufen hinauf führt. Hat man diesen Blick noch mal in sich aufgenommen, geht es nun endgültig wieder hinab zur Maas und an dieser entlang quer durch die Stadt Maastricht bis zum Bahnhof, wo das Abenteuer “Dutch Mountain Trail” nach etwas über 100 km sein Ende findet.

🥾: 25,8 km

Maastricht

Maastricht erwies sich als Ausgangspunkt für die einzelnen Etappen ideal. Einerseits, da ich, wie schon gesagt, alle Etappenziele des Dutch Mountain Trail von hier aus perfekt mit Bus und Bahn erreichen konnte. Zum anderen bot die Stadt aber auch genügend Möglichkeiten, die verbleibende, freie Zeit abwechslungsreich zu gestalten oder etwas Leckeres zum Abendessen zu finden.

Wir übernachteten im Stayokay-Hostel, das ich online buchte. Wie ich später herausfand, ist das die Bezeichung für die niederländischen Jugendherbergen. Es gab dementsprechend auch Mehrbettzimmer, für uns aber ein Doppelzimmer mit eigenem Bad zu einem noch akzeptablen Preis. Nachteilig war leider, dass man nur ein Fenster im ZImmer öffnen konnte, und das auch nur auf Kipp. Schon morgens knallte aber die Sonne ins Zimmer, die Temperaturen waren dadurch ziemlich unangenehm, wenn man abends zurückkam, eine Klimaanlage gab es nicht. An einem Abend wurde auch auf der Terrasse unter unserem Fenster gegrillt, das ging ziemlich lautstark bis weit nach Mitternacht, was natürlich auch nicht so schön war. An den anderen Abenden war der Lautstärkepegel allerdings o.k. Das Früstück war ziemlich einfach, satt wurde man trotzdem. Und leckeres Brot gibt es ja nirgends in Holland… Was mich bei der Buchung allerdings besonders verlockte, war natürlich die Lage: fußläufig zur Innenstadt und direkt am Ufer der Maas! So hatten wir auch vom Zimmer aus einen perfekten Blick auf den Fluss und das gegenüberliegende Ufer.

Die Altstadt selbst begeisterte mit einem Mix aus niederländischer Architektur und fast südländischem Flair. Wahre Menschenmassen trieben sich abends dort herum, flanierten oder saßen in den zahlreichen Cafés, was natürlich auch am grandiosen Wetter lag. Überraschend oft lag ein leicht süßlicher Geruch nach Gras in der Luft – wir waren halt in den Niederlanden… Da ich immer erst spätnachmittags von der Wanderung wieder zurück war, war leider keine Zeit mehr, die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, etwa die Kirchen, das bekannte Bonnefantenmuseum, ein Museum für moderne Kunst, oder den “Boekhandel Dominicanen”, einen Buchladen in einer ehemaligen Kirche, auf Fotos sah der fantastisch aus. Doch auch beim Gang durch die Straßen gab es vieles zu entdecken. Ich kann mir gut vorstellen, noch mal ein Wochenende wiederzukommen, um das Versäumte nachzuholen. Schließlich ist Maastricht ja fast nur einen Katzensprung von zuhause entfernt!