Dienstag, 22.09. – Bruneck, Burg Taufers
Heute war Wanderpause angesagt mit ein bisschen Sightseeing stattdessen. Morgens war es zwar nicht ganz so zugezogen wie gestern, immer mal wieder gab es ein paar Wolkenlücken, der Wetterbericht verhieß aber nichts Gutes für den Tag. Bis mittags blieb es zunächst auch ganz hübsch, ab und zu schien mal die Sonne, ab etwa 14 Uhr folgte dann allerdings ein Regenschauer auf den anderen, so passte das auch vom Wetter her mit der Wanderpause. Zuerst sind wir nach Bruneck gefahren und parkten unser Auto dort in einer Tiefgarage unterm Rathaus. Die Stadt gefiel uns ausnehmend gut, sie war überschaubar, im Zentrum alles fußläufig erreichbar, es gab viele gut erhaltene, historische Gebäude und über allem eine Burg. Die Häuser waren häufig mit Erkern, Fresken, Durchgängen usw. versehen, wirkten dadurch auch durchaus repräsentativ. Ein paar sehr schöne Stadttore waren darüber hinaus ebenfalls noch erhalten. Die Burganlage mit einem der MMM (Messner Mountain Museum = eine Gruppe von Museen in Südtirol im Besitz von Reinhold Messner) war leider geschlossen, da heute Ruhetag war. In der Stadtgasse tranken wir bei Wörtz Bäck einen Cappuccino und aßen Croissants, ehe wir unseren Stadtbummel beendeten, wieder zurück zum Auto gingen und gegen Mittag nach Sand in Taufers weiterfuhren.
Dort haben wir zuerst ein paar Geocaches unterhalb der Burg gesucht, bis wir um 14 Uhr an einer Burgführung teilnahmen, denn die hiesige Burg war nur im Rahmen der Führung zu besichtigen. Zunächst wurde (es grassierte ja weiterhin das Corona-Virus) mittels Infrarotthermometer die Temperatur jedes Besuchers gemessen, dann wurde die Gruppe geteilt, da sie recht groß war. Eine Führung wurde in Italienisch abgehalten, die unsere in Deutsch. Die Führung war ganz nett gemacht, der noch recht junge Burgführer brachte immer wieder ein paar Jokes an, die für Aufheiterung sorgten, auch wenn klar war, dass er sich die natürlich nicht spontan ausdachte, sondern dass sie zu seinem Repertoire gehörten und auch nicht unbedingt jedermanns Humor trafen. Die Burganlage spricht letztlich aber auch für sich, wies wirklich sehr schöne und z.T. auch noch möblierte Räume auf. Alles war liebevoll und hervorragend rekonstruiert nach beinahe vollständigem Zerfall noch vor gar nicht allzu langer Zeit. Interessant war die Geschichte des Schlosses, das schon viele Besitzer hatte: die Grafen von Taufers, das Haus Tirol, das Haus Habsburg, danach viele Privatleute. Der Wiederaufbau wurde vor allem von einem Kardinal finanziert, jetzt befindet sich die Burg im Besitz des Südtiroler Burgeninstituts, eines ehrenamtlich geführten Vereins. Komisch war, dass man in den ersten und den letzten Räumen während der Besichtigung fotografieren durfte, aber nicht in allen Räumen, den Grund dafür habe ich nicht verstanden. Von den Fenstern und Balustraden bot sich immer wieder ein schöner Blick hinab auf die Stadt und ins Tal. Schließlich beendeten wir unseren Besuch hier, es ging wieder zurück nach Prags, unterwegs kauften wir auch heute wieder ein wenig ein. Trotz durchwachsenem Wetter war es insgesamt doch auch heute wieder ein wirklich schöner Tag!
82 km
Donnerstag, 24.09. – Gadertal
Die letzte Wanderung, die wir von Prags aus unternahmen, sollte uns heute ins Gadertal führen, ein bis vor wenigen Jahren noch recht abgeschiedenes Seitental des Pustertals, in dem sich deshalb die ladinische Sprache und Traditionen gut erhalten haben und das heute dreisprachig ist – ladinisch, italienisch und deutsch. Extra früh sind wir aufgestanden, da die Anfahrt ein bisschen länger war, über eine Stunde hat es gedauert bis nach Pederoa. Es herrschte allerdings auch viel Verkehr und es gab ziemlich viele Baustellen. Allgemein fiel uns in Südtirol positiv auf, dass man mit den Baustellen hier extrem fix ist. Zweimal kamen wir morgens an Stellen vorbei, an denen der Asphalt erneuert wurde, beide Male war die Baustelle nachmittags bei unserer Rückfahrt schon wieder aufgehoben! Daran sollte sich mancher hier in Deutschland mal ein Beispiel nehmen! In Pederoa mussten wir ca. 10 Minuten auf einen Bus warten, der uns nach Pedratsches brachte. Dort liefen wir von der Bushaltestelle im Ort noch ca. 10 Minuten zur Talstation des Sessellifts, kauften uns für je 13,80 € 2 Tickets für die einfache Fahrt und fuhren zuerst mit einem Sessellift und dann noch kurz mit einer Kabinenbahn bis auf über 2000 Meter, etwas unterhalb der Heilig-Kreuz-Kirche. Einen tollen Ausblick gab es hier, leider war das Tal unter uns aber größte Teile des Tags in Wolken gehüllt. Die mächtige Felswand des Kreuzkofel direkt über uns war aber zumindest kurzfristig immer mal wieder zu sehen. Unsere heutige Tour war eine angenehme Wanderung unterhalb dieser Felswand Richtung Wengen. Zunächst ging es noch ein kurzes Stück bergauf, dann eben, später aber meist bergab. Einige Geocaches haben wir gesucht, manche gefunden, manche nicht, da aber hier z.T. schon Schnee lag, war das auch nicht immer ganz leicht. Ein interessantes Etappenziel unterwegs war eine „Eishöhle“, Schneereste vom letzten Winter, die regelmäßig den Sommer über nicht wegtauten und dadurch eine Höhle bilden, um die sich Mythen und Legenden rankten, die bei den Ladinern allgemein wohl sehr beliebt sind. Danach folgte wieder ein etwas längerer, jetzt auch steilerer und rutschiger Abstieg bis ins Wengener Tal, anschließend eine weitgehend ebene, tolle Etappe am Hang entlang mit Blicken über sattgrüne Wiesen und kleine Dörfer. Bei diesen Dörfern handelte es sich um die sogenannten „Viles“, gruppierte Ansammlungen ladinischer Gehöfte, die per Gesetz nur als Ganzes und nicht einzeln verkauft werden dürfen. Dies wurde ehemals so beschlossen, damit das Land nicht verarmen soll, wie es beispielsweise in Süditalien geschah. Vom Baustil her handelte es sich i.A. um ein Erdgeschoss aus Stein mit einem Aufbau aus Holz darüber, optisch passten die Höfe toll hier in die Landschaft. Sehr schön war auch die von Bergarbeitern des hiesigen Silberbergbaus erbaute St. Barbara-Kapelle auf einem steilen Felssporn mit eindrucksvollen Fernblicken. Das letzte Stück von Wengen hinab ins Tal zum Auto war nicht mehr so schön, verlief jetzt viel über Asphaltstraßen, dazu kam noch, dass es inzwischen zunehmend mehr regnete. Davor hatten wir meist Glück, nur einmal überraschte uns tagsüber der Regen, als wir gerade an der St. Barbara-Kapelle waren und uns dort daher glücklicherweise unterstellen konnten, ansonsten war der heutige Vormittag doch eher trocken. Wieder zurück ging es schließlich mit dem Wagen Richtung Prags, mittlerweile hatte sich der Regen in Sturzregen verwandelt, die Scheibenwischer kamen kaum mit dem Wischen der Scheibe im Atuto nach! In Niederndorf aßen wir im Hotel Adler zu Abend, nicht ganz preiswert, aber wirklich lecker. So mussten wir an unserem letzten Abend in Prags nicht mehr kochen, sondern konnten unsere Sachen packen, denn am nächsten Tag sollte die Unterkunft gewechselt werden.
98 km