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Mitte & Osten

15. – 17.11.1995: Bangkok

Am Bahnhof von Bangkok angekommen ging es erstmal mit dem Tuktuk in den Stadtteil Banglamphoo, wo ich diesmal ein schönes, sauberes und ordentliches Zimmer ergatterte, deutlich besser als das, das ich in der 1. Nacht in Bangkok hatte. Danach begann ich meinen „Marathon“ durch die Tempel der Stadt. Heute standen der Wat Arun, der Wat Po und der Wat Suthat auf dem Programm. Insgesamt fünfmal nutzte ich dabei das Boot und zahlte pro Fahrt umgerechnet nur jeweils ca. 15 Pfennige! Wenn auch die Fahrten mit dem Boot lauter waren als Busfahrten, sei es durch das Motorengebrüll, sei es durch Megaphondurchsagen oder häufige Nutzung von Trillerpfeifen, so waren die Fahrten auf dem Wasser letztlich doch angenehmer als auf der Straße, vor allem, da es keine Staus gab. In der Nähe des Chao Praya, des großen Flusses, der durch die Stadt fließt, waren auch hier noch die Spuren der Überschwemmungen der letzten Wochen zu sehen, diese gingen aber merklich zurück. Die Tempel, die ich mir ansah, waren jeder für sich beeindruckend: der Wat Arun durch das viele Porzellan, mit dem er verkleidet war, außerdem durch seinen wirklich steilen Aufstieg und die Aussicht von oben, der Wat Po aufgrund seines riesigen Areals und der beeindruckenden, goldenen Buddha-Statue und der Wat Suthat schließlich aufgrund schöner Malereien im Inneren, im Vergleich zu den beiden anderen ging es hier auch eher ruhig zu. Nachdem ich mich mittlerweile, nach längerer Zeit in Thailand, schon langsam eingelebt hatte, gefiel mir Bangkok heute, ganz anders als am 1. Tag im Land, richtig toll, den Kulturschock hatte ich also wohl überwunden.

Der zweite Tag in der Hauptstadt begann eher unerfreulich. Ich war extra um 5:30 Uhr aufgestanden, um mit einem der Klongboote zu den schwimmenden Märkten zu fahren. Am Bootssteg angekommen erzählte man mir (und auch anderen Touristen), dass es keine öffentlichen Boote gab, ich könne aber gerne ein Boot mieten, was natürlich preislich für 1 Person indiskutabel war. Etwas erstaunte mich, dass ständig voll besetzte Boote ankamen und Menschen ausstiegen, die Boote fuhren danach aber nicht wieder zurück. Als ich nochmal nachfragte, wurde ich rüde beschimpft und mit den Händen vom Anleger herunter gedrängt! So etwas Unhöfliches ist mir hier noch nie passiert, es passt für mich auch gar nicht ins Bild der höflichen Thais, das sich ansonsten in dem Urlaub bisher nur bestätigt hatte. Jedenfalls sah ich keine Möglichkeit, mein Ziel noch umzusetzen, war so gezwungen, den Morgen zu vertrödeln und frühstückte erstmal. Das gelang mir sogar ohne Bezahlung, denn auf dem Sanaam Luang hatte man zahlreiche Stände aufgebaut, an denen anlässlich des Todes der Königinmutter vor einigen Wochen kostenlos Essen abgegeben wurde – offensichtlich auch an Touristen! Außerdem besuchte ich noch den Lak Muang-Schrein in der Nähe, an dem tatsächlich ganze Schweinsköpfe als Opfergaben herumlagen. Um 9:30 Uhr schließlich begab ich mich ins Nationalmuseum und nahm hier an einer angebotenen, kostenlosen Führung auf Deutsch teil. Diese war unglaublich ausführlich, dauerte 3 ½ Stunden und lieferte zahlreiche, interessante Informationen zum Buddhismus, zum Leben Buddhas, zu den verschiedenen Kulturepochen Thailands, zum Kunstgewerbe und zum Alltag der Menschen, etwa zu Bestattungszeremonien – unbedingt empfehlenswert, fast zu viel, um alles aufzunehmen! Weiter ging es zum Wat Saket oder „Tempel des Goldenen Berges“ mit schöner Aussicht und zum Wat Ratjanada, der mich nicht sonderlich beeindruckte. Anschließend fuhr ich mit dem Klongboot weiter gen Osten in die Bangkoker Neustadt, wo sich zahlreiche Hotels, Banken, Geschäfte u.Ä. befanden. Mir persönlich gefiel es dort gar nicht so gut, die Häuser waren hässlich, die Straßen laut und breit, keine Ahnung, warum hier so viele Touristen in den Hotels abstiegen. Mir war da die Nähe zur Altstadt und das Umfeld der Khao San Road deutlich lieber. Ich warf einen Blick ins Mah Boonkrong Einkaufszentrum, das größte der Stadt, wirklich gigantisch, aber auch irgendwie chaotisch und mich etwas überfordernd. Lecker war allerdings das Essen, das ich mit schönem Ausblick auf der Dachterrasse im 5. Stock zu mir nahm. Und sehr gut gefiel mir auch die Atmosphäre am Erawan-Schrein mitten im Getümmel zur Dämmerstunde, mit Kerzen, Weihrauch, andächtigen Gläubigen, störend waren hier mal wieder die leider sehr rücksichtslosen, japanischen Touristengruppen, die sich vor allem ablichten lassen mussten. Per Klongboot ging es wieder zurück Richtung Hotel, dabei sah man dann auch mal die negativen Seiten der Stadt: Wellblech- und Holzbaracken primitivster Machart an den Klongs, Dreck, Müll und die z.T. unwürdigen Lebensumstände, unter denen leider auch ein Großteil der Bangkoker Bevölkerung lebt, halt die Kehrseite der Medaille.

Der letzte Tag in Bangkok war schließlich dem absoluten Highlight des Besuchs hier gewidmet: dem Großen Königspalast samt Wat Phra Keo. Auf dem Weg dorthin schlenderte ich zuerst noch ein wenig durch Bangkoks Chinatown, ehe ich nach Zahlen des Eintritts von 125 Bt. das Areal des „Grand Palace“ betrat. Leider waren einige Bereiche des Palastes (zumindest für ausländische Touristen) gesperrt im Zusammenhang mit den Trauerfeierlichkeiten für die Königinmutter, was man allerdings zu sehen bekam, gehörte zu dem Verschwenderischsten und Schönsten, was Thailand zu bieten hat, wenn es nicht das Schönste überhaupt ist. Kein Wunder, dass die Touristen gleich busseweise hierher gekarrt wurden. Die Pracht vor allem im Tempelbereich erschlug einen fast. Wenn ich auch nicht zum Smaragdbuddha, dem thailändischen Nationalheiligtum, vordringen konnte, so konnte ich aber zumindest von Ferne durch eine offene Tür mal einen Blick auf ihn erhaschen. Im Preis für das Ticket enthalten war ein Besuch des Vimanmek-Palasts, den ich dann anschließend besuchte. Hierbei handelt es sich um einen 1893 von König Rama V. erbauten Teakholzbau, den angeblich größten der Welt, der aufgrund des Interesses des Königs an europäischer Lebensweise aber auch recht europäisch bzw. zumindest kolonial wirkte, auch, was die Innenausstattung anbelangte mit Möbeln, Porzellan usw. Geboten wurde dort auch noch eine kurze Vorführung thailändischer Tänze, für mich eine ganz nette Abwechslung. Abends tätigte ich noch ein paar kleinere Einkäufe, ehe ich mich auf die Weiterreise am nächsten Tag vorbereitete.

18. – 19.11.1995: Bahnfahrt nach Khorat, Elephant Round Up in Surin

Der östliche Landesteil war die letzte Region Thailands, die ich nun noch besuchen wollte. Der Isaan, wie die flache, landwirtschaftlich geprägte Region auch genannt wird, galt als die ärmste Gegend des Landes und war touristisch am wenigsten erschlossen, was ich auch rasch merken sollte. Mit dem Zug ging es zunächst von Bangkok nach Khorat (eigentlich Nakhon Ratchasima), die „2. Klasse AC“, für die ich mir ein Ticket besorgt hatte, erwies sich als ziemlich doof, denn die Luft im Wagen war unangenehm kalt und durch die trüben Doppelglasfenster konnte man kaum nach draußen sehen… In Khorat angekommen musste ich erstmal zwei belegte Hotels abklappern, bis ich schließlich doch noch ein Zimmer mit Ventilator und Bad im Si Chumphon Hotel bekam und dankbar annahm, auch wenn es leider etwas überteuert war und das Hotel selbst den Charme eines Gefängnisses hatte. Allerdings war gerade eine Messe in der Stadt und deshalb wohl auch viele Zimmer belegt. Den Nachmittag über erkundete ich die Stadt, begegnete dabei aber nicht einem einzigen Touristen und abgesehen von den Banken und den größeren Hotels (nicht meinem!) waren sämtliche Schilder ausschließlich auf Thai, kaum auf Englisch. Da fremdelte man wieder ein wenig, dennoch fühlte ich mich in Khorat ganz wohl, die Stadt war zwar nicht schön, aber der Verkehr und die Hektik hielten sich nach Bangkok in Grenzen und die Menschen waren alle sehr freundlich. So hatte ich nette Begegnungen mit einem Mitarbeiter der Touristenpolizei, an einem Essensstand, wo man mich außer mit meinem georderten Reisfleisch noch mit Krebsen, Würstchen, Porree und Chips kostenlos „abfütterte“ und in der Markthalle, wo mir eine junge Thailänderin verschüchtert einen Zettel mit den Worten „I love you“ zuschob und dadurch nicht nur meine Heiterkeit, sondern auch die aller umliegenden zehn Marktstände hervorrief.

Ein Grund, warum ich noch in den Osten des Landes fuhr, war der Besuch des Elephant Round Up in Surin, zu dem mich mein heutiger Ausflug führen sollte. Leider könnte der Tag im Nachhinein unter dem Motto stehen „Viel Stress um (fast) nichts“, aber trotzdem möchte ich ihn nicht missen. Auf Empfehlung des Polizisten vom Vortag stand ich schon um 5:30 Uhr auf, nahm einen frühen Bus vom Busterminal in Khorat und war nach 4 Stunden Fahrt über ca. 200 km Landstraße endlich in Surin. Die Landschaft war flach, es ging wieder mal vorbei an vielen Reisfeldern, vielen Ochsen, durch einfache Dörfer und jetzt, nach der Regenzeit, war die Gegend durchaus grün und nicht so ausgedörrt und vertrocknet, wie es ihr Ruf erwarten ließ. In Surin war wirklich der Teufel los, man hatte das Gefühl, der Ort holt in den 2 Tagen des Elephant Round Up alles nach, was er in den restlichen Tagen des Jahrs versäumt hat. Die Stadt war voller Menschen, eine Verkaufsbude stand an der anderen. Am Festplatz im Provinzstadium gegen 11 Uhr angekommen machte es mich schon stutzig, dass ich den eigentlich fälligen Eintritt nicht zahlen musste. Tatsächlich war es so, dass das Festival auch schon fast vorbei war. Ich sah noch einen Tauzieh-Wettbewerb zwischen 100 Menschen und 1 Elefanten (Der Elefant gewann natürlich!), eine Demonstration von Kriegselefanten und eine königliche Elefantenparade, dann war es 12 Uhr und die Veranstaltung war beendet – schade! Zumindest einen kleinen Eindruck konnte ich zum Glück aber trotzdem gewinnen. Beim Rückweg war die ganze Stadt voll mit Elefanten, die sich wieder auf den „Heimweg“ machten, hinter jeder Ecke begegneten einem welche, es waren sicher über 100 Stück. Die Rückfahrt im Bus dauerte zum Glück nur noch 3 ½ Stunden, allerdings war der Bus diesmal noch voller als auf der Hinfahrt, ich saß noch enger eingepfercht und schief auf meinem Sitz, da hatten es die Einheimischen deutlich besser mit ihrer i.A. schlanken Körperstatur, die dazu führte, dass die Busse hier auch jeweils mit sechs Sitzplätzen in einer Reihe ausgestattet waren anstatt mit nur drei oder vier wie bei uns in Deutschland.

20.11.1995: Phimai und Khorat

Am letzten, vollständigen Urlaubstag machte ich von Khorat aus einen weiteren Ausflug, diesmal ging es mit dem Bus in das nicht ganz so weit entfernte Phimai zur gemütlichen Besichtigung der dortigen Khmer-Tempelanlage. Im Bus saßen außer mir noch zwei weitere Europäer, die ersten Touristen nach zwei Tagen im Isaan! In Phimai selbst sah ich dann noch ein paar mehr, aber alles war weit davon entfernt, überlaufen zu sein. Die Anlage gefiel mir sehr gut, war aber auch gut erhalten bzw. restauriert. Es fand sich eine klare Geometrie, die drei verbauten Materialien (roter und weißer Sandstein sowie Laterit) wirkten harmonisch und die Reliefs waren eindrucksvoll, zeigten Naga-Schlangen, Garuda-Vögel und Szenen aus dem Ramayana. Nach dem Besuch der Tempel schaute ich mir noch den größten Banyan-Baum Thailands an, einen riesigen Ficus benjamini, der eher wie ein kleiner Wald wirkte mit sicher 200 Metern Durchmesser. Natürlich, wir sind ja in Thailand, fand sich hier auch ein Schrein zur Buddha-Verehrung, außerdem waren hier regelmäßig, so auch bei meinem Besuch, zahlreiche Handleser anzutreffen, von denen mich als Touristen natürlich auch gleich jemand auf Englisch ansprach. Alles in allem waren der Baum und sein Umfeld schon eindrucksvoll, aber in meinen Augen nichts, was man unbedingt gesehen haben muss. Abends zurück in Khorat kaufte ich noch ein paar Souvenirs für die Rückreise nach Deutschland ein und ging ein letztes Mal schlafen. Leider war die Nacht dadurch unterbrochen, dass ich zweimal mit meinem Bett durchkrachte, einmal konnte ich das notdürftig reparieren, nach dem zweiten Mal verbrachte ich dann aber den Rest der Nacht mit meiner Matratze auf dem Boden!

21. – 22.11.1995: Rückreise nach Bangkok und Rückflug über Paris nach Düsseldorf

Am darauffolgenden Tag ging es mit dem Zug wieder zurück nach Bangkok, am Flughafen gab ich mein letztes, thailändisches Geld aus und um 23:00 Uhr Ortszeit hob mein Flieger Richtung Paris ab. Dort landete ich um 5:15 Uhr am darauffolgenden Morgen, etwas später ging es weiter nach Düsseldorf und um 8:25 Uhr hatte ich wieder deutschen Boden unter den Füßen. Ein wirklich erlebnisreicher und spannender Urlaub, mein erster als „Backpacker“, mit zahlreichen, neuen Erfahrungen, ging so zu Ende! Gekostet hatte der ganze Urlaub übrigens 2430 DM, das wären umgerechnet 1240 Euro, berücksichtigt man die Inflation ca. 1830 Euro, war also gar nicht so teuer!

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