Fotoparade 2020

Fotoparade 2020

Schon im letzten Jahr bin ich zufällig auf die Fotoparade des Blogs Erkunde-die-Welt gestoßen. Das ist so eine Art Aufruf an alle Blogger, ihre schönsten Fotos des abgelaufenen Jahres in einem Beitrag zu präsentieren.

Dazu gab es dann freiwillige Themenvorgaben, außerdem „Ruhm und Ehre“ in Form von Sternen oder Badges, die Michael, der Autor von Erkunde-die-Welt, (rein subjektiv) für Beiträge vergab, die ihm besonders gut gefielen. Ich fand das ganz interessant und spannend, denn wenn man sich durch die verschiedenen Beiträge durchklickte, entdeckte man eine Menge toller Fotos und Berichte, auch von Orten, die man noch nicht kannte. Leider habe ich es aber 2019 irgendwie „verschlafen“, mich daran zu beteiligen.

In diesem Jahr nun gibt’s den Wettbewerb (wenn man es denn so nennen will) erneut, aufgrund der Corona-Pandemie allerdings in etwas abgewandelter Form, da die meisten Blogger 2020 ja nur wenig bis kaum reisen konnten. Wobei ich der Meinung bin, dass das kein Grund gewesen wäre, die Fotoparade nicht zu starten, denn tolle Fotomotive gibt es ja nicht nur in Neuseeland, sondern genauso gut im Sauerland. Nur mal als Beispiel… Zu dem Entschluss ist Michael dann auch gekommen, nun also läuft der Aufruf wieder.

Auch die Themenvorgaben sollten ursprünglich wegfallen. Gerade die Schwierigkeit, zu vorgegebenen Begriffen Bilder auszuwählen, war aber etwas, das mich besonders reizte. Zum Glück hat Michael dann doch noch 6 Begriffe genannt, an denen man sich orientieren kann, wenn man will, und mit denen will ich mich auch mal versuchen. Eingestellt werden sollen also Fotos zu den Themen #kalt, #monochrom, #Weite, #Heimat, #abgedreht und #maskiert. Klar, wenn der letzte Begriff nicht in 2020 passt, dann weiß ich auch nicht! Hier nun also meine Auswahl, die es letztlich geworden ist:

Mein Reisejahr 2020

Das Jahr 2020 fing eigentlich noch ganz gut an. Der Urlaub auf La Palma Ende Februar / Anfang März war schon seit Monaten geplant. Wir hatten Flüge gebucht, eine Ferienwohnung im Westen der Insel, bei Los Llanos, und für die letzten Nächte ein Hotel in der Hauptstadt Santa Cruz im Osten, in der Nähe des Flughafens. Wir verbrachten insgesamt 14 wunderschöne Tage mit Wanderungen und Besichtigungen der hübschen kleinen Orte. Während wir uns dort erholten, rückte das Virus aber unaufhaltsam näher, immer mehr Fälle gab es in Deutschland und auch auf der Nachbarinsel Teneriffa wurde das erste Hotel wegen Corona-Infektionen unter Quarantäne gestellt. Da waren wir froh, dass wir noch nicht betroffen waren und nach 14 Tagen unbeschadet wieder zurück nach Deutschland konnten.

Eine Wanderung führte uns ganz an die Südspitze der Insel, wo man den jüngsten Vulkan La Palmas findet. Der Teneguia brach 1971 aus, also noch nicht einmal 50 Jahre zurückliegend. Die eindrucksvollen, abweisenden Landschaften, die durch die Vulkanasche nach so einem Ausbruch entstehen, faszinieren mich immer wieder. Beim Abstieg vom Gipfel des Vulkans waren wir nahezu allein in der grandiosen Weite dieser Landschaft, wo das folgende Bild entstand.

Abstieg vom Vulkan Teneguía
#Weite

Eine „Sehenswürdigkeit“ von La Palma hatte ich zufällig erst wenige Wochen vor unserem Urlaub in einem Blog entdeckt, im Reiseführer war die Mole von Tazacorte überhaupt nicht näher erwähnt. Die Strenge Geometrie der Betonbögen abzubilden mit den interessanten Schattenspielen, die sich hier boten, reizte mich natürlich sehr. Offensichtlich dachten andere Fotografen dasselbe, denn als wir vor Ort waren, war ich nicht der einzige Mensch mit Kamera. Der rosa Rock des Mädchens bot aber auch wirklich einen interessanten Farbtupfer in der ansonsten fast monochrom wirkenden Kulisse. Das Bild hätte insofern auch noch in eine andere Kategorie gepasst. Allerdings trifft #abgedreht hier gleich doppelt zu, denn zum einen finde ich die mächtigen Viertelkreise aus Beton sowohl im übertragenen als auch im wahren Wortsinne irgendwie „abgedreht“, zum anderen hat die Firma adidas hier sogar schon mal einen Werbespot „abgedreht“, offensichtlich fand sie die Location genauso interessant wie ich!

Mole in Puerto de Tazacorte
#abgedreht

Zurückgekehrt nach Deutschland stellte sich dann recht rasch heraus, dass es mit den weiteren Urlaubsplanungen 2020 voraussichtlich nichts werden wird, eine Wanderreise in Griechenland und auch die Fernreise an die Seidenstraße im Herbst fielen ins Wasser. Dazu kam, dass man sich wegen der corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen nicht so viel draußen aufhalten sollte. Andererseits: das ganze Wochenende in der Wohnung zu hocken ist ja auch nicht schön, und Wandern war durchaus erlaubt, an der frischen Luft mit dem nötigen Abstand ist das Ansteckungsrisiko zum Glück recht gering. So kam ich zu dem Enschluss, das Jahr dazu zu nutzen, ein „Projekt“ zu starten, dass ich schon seit ein oder zwei Jahren ins Auge gefasst hatte: den Neanderlandsteig. Dabei handelt es sich um einen 240 km langen Fernwanderweg in der „Heimat“ des Neanderthalers, der Region zwischen Ruhrgebiet, Rheinland und Bergischem Land. In der Zeit zwischen Mitte April und Mitte August nutzte ich also die schönen Tage an den Wochenenden, die insgesamt 17 Etappen unter meine Füße zu nehmen und entdeckte dabei viele mir bisher nicht bekannte Ecken meiner Heimat. Die Nähe zu den dicht besiedelten, industriellen Ballungsräumen war leider auf einigen Abschnitten unverkennbar, insofern würde ich den gesamten Weg nicht vorbehaltlos empfehlen, aber es gab doch sehr viele schöne, einsame und naturbelassene Abschnitte, die einen wirklich vom Alltag abschalten lassen konnten. Auf einer dieser Etappen entstand auch das nächste Bild. Es zeigt den noch jungen Bach Düssel (der später unserer Landeshauptstadt den Namen gibt) in der Nähe von Gruiten, auf der 1. Etappe des Neanderlandsteigs. Das frische Grün, das hier im Frühjahr geradezu explodiert, braucht in meinen Augen keinen Vergleich mit dem Grün so manch tropischen Urwalds zu scheuen!

#monochrom

Im August stand auch noch eine Radtour mit Übernachtung an. Geplant waren ursprünglich 4 Tage auf dem Ruhrtalradweg, den ich bisher immer noch nicht in seiner gesamten Länge abgefahren hatte, obwohl er quasi bei mir vor der Haustür vorbei führt. Leider war der Wetterbericht dann aber so schlecht, dass aus den 4 Tagen nur noch 2 wurden. An diesen Tagen bin ich stattdessen den SauerlandRadring inklusive der HenneseeSchleife gefahren. Dabei handelt es sich überwiegend um stillgelegte Bahntrassen, die daher kaum Steigung aufweisen und das Radfahren im grundsätzlich ja recht hügeligen Sauerland sehr angenehm für jeden machen. Bei Schmallenberg hatte man an einem besonders schönen Aussichtspunkt diesen Bilderrahmen aufgestellt, der nicht nur einen pittoresken Blick auf eine der hübschen Städte meines Heimatlandes NRW einrahmte, er erinnerte mich auch irgendwie an alte Bilder, die bei Oma und Opa überm Sofa hängen und verkörpert auch von daher ein Gefühl von Heimat.

Blick auf Schmallenberg
#Heimat

Im Herbst sollten wir dann doch noch mal das Glück haben, ins Ausland reisen zu können. Auf der Suche nach einem mit dem Auto anzusteuernden Alternativziel anstelle der Seidenstraße fiel die Wahl zuerst auf Frankreich, allerdings stiegen dort schon im August die Corona-Fallzahlen wieder rasant, so dass ich nochmal umplanen musste. Letztlich landeten wir in Südtirol, denn dort war von der 2. Corona-Welle zum Zeitpunkt unseres Urlaubsantritts Mitte September noch nichts zu bemerken, was ein relativ entspanntes Reisen versprach. Wir konnten bei leider nur mittelmäßigem Wetter trotz allem ein paar tolle Touren unternehmen. Eine davon führte uns auf den Strudelkopf hinter der Plätzwiese, einen recht einfach zu erwandernden Aussichtpunkt mit allerdings grandiosem Panorama, wie ich noch von meinem Winterurlaub in den Dolomiten 2013 her wusste. Damals hatten wir eine grandiose Sicht auf die Drei Zinnen. Leider war das diesmal anders, das Wetter auf dem Strudelkopf war zwar herrlich sonnig, die Drei Zinnen schienen sich aber in Wolken verstecken zu wollen, waren also quasi „maskiert“, um in der Corona-Sprache zu bleiben. Wir mussten eine ganze Weile warten, bis die „Maske“ mal für ein paar Sekunden abgenommen wurde und wir schließlich die ehrfurchtgebietenden Nordwände bewundern konnten.

Blick vom Strudelkopf zu den Drei Zinnen
#maskiert

Während der Niederschlag in den ersten Tagen des Urlaubs noch als Regen herunter kam, sank schließlich die Schneefallgrenze auf unter 2000 Meter. Unsere Rundwanderung um Plattkofel und Langkofel verlief also fast durchgehend im Schnee. Da war die Einkehr in der Plattkofelhütte eine willkommene Abwechslung, denn nachdem die Sonne weg war, war es ab mittags auch nicht mehr so warm. Einige Tage später, während einer anderen Wanderung auf der Seiser Alm, erblickten wir die Plattkofelhütte noch einmal aus der Ferne, einsam in einer Mulde und weiterhin von Schnee umgeben. Und obwohl wir diesmal, bei der Wanderung auf der Seiser Alm, herrliches Wetter hatten, fröstelte es mich bei diesem Anblick der Plattkofelhütte und in Erinnerung an unsere Wanderung Tage zuvor noch einmal ordentlich.

Blick zur Plattkofelhütte
#Kälte

Und damit ist das Reisejahr auch schon wieder rum. Obwohl nicht allzu große Reisen stattfanden und man auch sonst in seinen Aktivitäten ein wenig eingeschränkt war, so ging das Jahr doch unglaublich schnell vorbei, wie ich finde. Was ja auch ganz gut ist unter der Vorstellung, dass mit der Impfung ab 2021 hoffentlich wieder ein wenig mehr „Normalität“ einkehren kann und wir beim Reisen freier und unbeschwerter sein können, als das in den letzten Monaten der Fall war.

Meine Bildauswahl war natürlich ganz subjektiv, oft fiel es mir schwer, mich für ein Bild zu entscheiden, mit der Auslegung der Kategorien bin ich manchmal vielleicht auch ein bisschen freizügig umgegangen, aber ich denke, darauf kommt es hier auch gar nicht an. Über Kommentare unter diesem Beitrag würde ich mich sehr freuen, und wer noch mehr Fotos meiner diesjährigen Urlaube sehen will, der kann sich natürlich auch die kompletten Reiseberichte anschauen.

Zum Abschluss noch ein weiteres meiner Lieblingsfotos aus diesem Jahr. Es zeigt den nächtlichen Ausblick von der Terrasse unseres Ferienhauses auf La Palma auf den Ort unter uns und den Sternenhimmel über uns. Ich muss mir das Bild nur anschauen, schon bin ich wieder entspannt mitten im Urlaub. Und wenn es in der einen oder anderen Gegend Deutschlands dieses Jahr vielleicht auch kein Feuerwerk zu Silvester geben wird, so finde ich, dass so ein natürlicher Sternenhimmel (zumindest für mich) ein 1000 x besserer Ersatz ist!

Sternenhimmel über Los Llanos

4 Comments

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