Di., 30.09.14: Richtung Norden zum Moosehead Lake
Weiter ging’s in den Norden Maines. Wir standen gegen 7:30 Uhr auf, packten und verließen das nette Eden Motel mit seinem geräumigen Zimmer. Wegen des schönen Herbstlaubs hier wurde schon kurz hinter dem Hotel ein erster Zwischenstop an einer Brücke noch auf Mt. Desert Island eingelegt. Weiter ging’s nach Ellsworth, wo wir in einem „Denny’s“ frühstückten, ganz reelle Preise und ein wirklich leckeres Frühstück, speziell die Blaubeerpfannkuchen waren viel besser als die zwei Tage zuvor, die Hash Browns kross und nicht fettig, das Rührei perfekt, hier würden wir sicher wieder hingehen. Danach ging’s weiter Richtung Bangor, auffällig war, dass – je weiter wir nach Norden kamen, desto schöner wurde das Wetter und desto bunter die Laubfärbung. Abgefahren sind wir bei Nebel und Nieselregen, angekommen schließlich bei strahlendem Sonnenschein. Schön war auch, dass der Verkehr immer weniger wurde, gehupt wurde z.B. in Maine gar nicht mehr. In Bangor erledigten wir einen Lebensmittel-Großeinkauf für die nächsten drei Tage in unserem gemieteten Ferienhäuschen, es folgte eine lange Wegstrecke durch endlose, bunte Wälder und langgezogene, verstreute Dörfer, etwas größer (und auch recht schick mit stattlichen Häusern) war lediglich Dover-Foxcroft. In Greenville, am Moosehead Lake angekommen, legten wir einen weiteren Stopp ein und machten bei herrlichem Wetter einen kleinen Stadtbummel, sahen auf dem See die ersten Eistaucher. Schließlich folgte die Fahrt die Westküste des Sees hinauf bis Rockwood, teilweise ohne Blick auf den See, zwischendurch gab es aber auch mal schöne Blicke auf den Mount Kineo, wo wir am nächsten Tag wandern wollen.
Von Rockwood aus waren es dann noch 10 Meilen auf einer allerdings gut befahrbaren Schotterpiste bis zu unserer Unterkunft, dem Tomhegan Wilderness Camp am Seeufer. Völlig überwältigt von der Farbenpracht des Herbstlaubes und der Abgeschiedenheit des Camps kamen wir dort an, und schon auf dem Parkplatz liefen die ersten Hirsche auf uns zu, bestimmt 6 oder 8 grasten hier herum, neugierig auf die Touristen. Gleiches gilt für diverse Enten und Streifenhörnchen, die wir in den nächsten Minuten sehen sollten, es hatte fast etwas von einem Garten Eden…! Unsere Unterkunft, die Hütte Nr. 4 „Diana“, erwies sich als gemütliches und geräumiges Blockhaus mit allem, was man so brauchte (und bis zu 7 Schlafplätzen!). Für 2 Leute nicht ganz so preiswert, aber der Größe und Ausstattung nach in Relation völlig angemessen, abgesehen von Lebensmitteln war sonst alles da. Wir machten nach dem Ausladen als erstes noch einen Spaziergang hinter’m Camp am See entlang, sahen 1 Specht, erschreckten 1 Hirsch bei der Tränke, ansonsten genossen wir den Fichtenduft, den herrlichen Blick auf den ruhigen See im Abendlicht – einfach traumhaft schön! Nach Einbruch der Dunkelheit kochten wir uns Nudeln, machten einen Caesar Salad und grillten auf dem Gasgrill auf der Veranda 2 Lachssteaks, die wir uns am Mittag gekauft hatten – ein in Anbetracht der Möglichkeiten sehr, sehr leckeres und rasch zubereitetes Abendessen. Theoretisch gehört zur Hütte auch noch eine offene Feuerstelle direkt am See, aber abends war es doch recht kühl, der Weg dorthin etwas weiter, daher nahmen wir zum Grillen den Gasgrill direkt auf der Veranda, das war praktischer und schmeckte (fast) genauso gut. Da die Fahrstrecke heute nicht allzu lang war und wir keine eigentlichen Programmpunkte hatten ging es abends auch wieder etwas früher zu Bett.
Gefahren: 139 mi (224 km)
Unterkunft: Log Cabin im Tomhegan Wilderness Camp ($ 151,20 / N. exkl. FS)
Mi., 01.10.14: Moosehead Lake (Mount Kineo)
Ein ruhiger Tag am Moosehead Lake, leider war das Wetter nicht ganz so schön wie angekündigt, nämlich nicht heiter bis wolkig, sondern nahezu durchgängig bedeckt und bei Wind somit auch ganz schön kühl. Morgens hingen die Wolken sogar noch so tief, dass der Gipfel des Mount Kineo, den wir wegen seiner schönen Aussicht heute erwandern wollten und der gar nicht so hoch ist (230m), noch vollständig in den Wolken lag! So frühstückten wir erstmal gemütlich in unserer Blockhütte, mieteten dann ein Kanu für den nächsten Tag an, spazierten noch ein bisschen über das Camp und kauften uns Futter für die Hirsche – für $5 erhielten wir einen großen 10-Liter-Eimer…! Schließlich fuhren wir um 11:15 Uhr mit dem Wagen nach Rockwood, wieder inkl. der 10 Meilen Schotterpiste bis zum Ort.
Um 12:00 Uhr sollte die Fähre zur gegenüberliegenden Halbinsel Kineo ablegen, das tat sie auch pünktlich, der Fährverkehr erfolgt hier auch deshalb recht regelmäßig, da sich auf der Halbinsel ein Golfplatz befindet. Nach 10minütiger Fahrt waren wir dort und begannen, wie allgemein empfohlen, den Aufstieg über den Indian Trail, der recht steil bergauf und relativ nah am Felsabhang verlief und deshalb traumhafte Aussichten auf See und Ufer bot. Nach einer halben Meile traf der Pfad auf den einfacheren Bridle Trail, den wir später für den Rückweg nahmen und der, nicht so steil, durchweg durch Wald verlief, kurze Zeit später standen wir dann auf dem Gipfel, der zunächst aber mal keine Aussicht bot, da er komplett bewaldet war. Allerdings erhob sich hier ein Feuerturm, und wenn man den einmal erklommen hatte boten sich grandiose Fernsichten über den ganzen See, die Berge drum herum und endlose, bunt gefärbte Wälder – wunderschön! Zum Glück hatten sich die Wolken des Vormittags inzwischen verzogen! Eine kleine Picknickrast wurde eingelegt mit selbstgeschmierten Broten vom Morgen, ehe wir wieder hinabliefen und nach 2,5 sehr gemütlichen Stunden mit vielen Stopps und Fotopausen wieder am Fährableger waren, wo die Fähre um 15:45 Uhr kam und uns wieder sicher zum Auto brachte.
Abendessen hatten wir für 18:00 Uhr im Restaurant Maynard’s bestellt, das hatte ganz gute Tripadvisor-Bewertungen und dort wurde die telefonische Vorabreservierung auch empfohlen. Da bis dahin noch Zeit war fuhren wir noch ein wenig die Landstraße auf und ab, allzu viele Straßen gab es hier ja nicht, beobachteten zwei Fliegenfischer und waren schließlich um 17:45 Uhr zurück am Restaurant in Rockwood. Bei meiner telefonischen Reservierung am Morgen hatte ich niemanden erwischt, stattdessen den AB besprochen, aber es hat trotzdem geklappt, auf unserem Reservierungskärtchen am Tisch stand statt meines Namens einfach „Answering Machine“ – nett…! Das Abendessen war lecker, fast gutbürgerlich-deutsch, es gab Schweinebraten, Kartoffelbrei, grüne Bohnen und Soße, insgesamt ausgesprochen preiswert, so leisteten wir uns auch noch einen Nachtisch, ich hatte Tripleberry Cobbler, mein Freund Käsekuchen mit Erdbeeren… mmmhhh! Die ca. 10 Meilen zurück zur Unterkunft fuhren wir in der Dunkelheit fast im Schritttempo aus Angst vor einem Wildunfall, schließlich hatten sie uns beim Bezahlen der Rechnung im Restaurant dazu extra noch ermahnt, allerdings sahen wir, wie auch schon den ganzen gestrigen und heutigen Tag, immer noch keinen Elch – schade! Schließlich waren wir dafür doch extra an den Moosehead Lake gefahren, wo der See schon nach ihnen benannt ist, und es soll auch wirklich viele Elche hier oben geben… In der Hütte angekommen wurde noch der Kaminofen angeheizt, es wurde urgemütlich, bis es schließlich um 22:30 Uhr zu Bett ging.
Gefahren: 45 mi (72 km)
Unterkunft: Log Cabin im Tomhegan Wilderness Camp ($ 151,20 / N. exkl. FS)
Do., 02.10.14: Moosehead Lake (Paddeltour)
Paddeltag! In der Hoffnung, früh am Wasser Tiere beobachten zu können, wollten wir entsprechend früh lospaddeln, standen deshalb bereits um 5:30 Uhr auf und nach dem Frühstück sah man schon, dass es herrlichstes Wetter geben würde: kaum Wolken am Himmel und ein zartes Morgenrot waren die Vorboten. Wir packten unsere Siebensachen und um 6:30 Uhr waren wir am Bootssteg. Dort sah man aber überraschenderweise, dass der See heute sehr unruhig war, denn es ging ein ganz ordentlicher Wind aus Norden, und da mein Freund bei solchem Wellengang einer Paddeltour eher nicht so zugeneigt war musste unser gemeinsamer Tagesablauf gecancelt werden. Alleine – ich hatte es versucht – konnte ich bei dem Wind das Kanu nicht steuern, da die Kajaks aber eingeschlossen waren konnte ich das Boot nicht selbst gegen ein solches austauschen. Also gingen wir erstmal wieder zurück in unser Ferienhaus, warteten bis 8:00 Uhr, bis die Rezeption öffnete und ich ließ mir ein Einerkajak geben, mit dem ich dann alleine auf dem Moosehead Lake Richtung Norden das Ufer entlang paddelte. Bis Mittag war es noch relativ windig, ich empfand das eigentlich als ganz schön, denn das Boot „hüpfte“ fast ein bisschen auf und ab, später ließ der Wind jedoch deutlich nach. Mein Ziel war die Mündung eines Flusses, des Socatean Streams, an dessen Ufer die Chancen zur Tiersichtung ganz gut sein sollten. Allerdings war es inzwischen schon so spät und so warm, dass eigentlich gar kein Wetter zur Tierbeobachtung mehr war. Außerdem fand ich den Fluss letztlich auch gar nicht, da ich die Einmündung verpasst habe und einfach daran vorbeigepaddelt bin. Das Seeufer war hier so voller Buchten, dass ich die nicht immer alle ausgefahren bin, sondern teilweise auch abgekürzt habe, am Ufer sah man immer nur Wald, Wald, Wald, so habe ich die Mündung des Flusses letztlich gar nicht wahrgenommen. Trotzdem genoss ich den Tag, legte auf meiner Tour gen Norden 2 Pausen ein, einmal nach 2 Stunden für ein 2. Frühstück und einmal zur Mittagszeit gegen 12 Uhr auf der Insel Moose Brook Island mitten in einer Bucht, hier erwies es sich allerdings für eine Pause als nicht so ideal, da nicht windgeschützt, so wurde mir doch trotz Sonne recht bald kalt und ich brach wieder auf. Der Rückweg ging etwas schneller, da ich diesmal noch weniger Buchten ausfuhr, so war ich gegen 14 Uhr schon wieder am Bootsanleger, auch heute leider, ohne einen Elch gesehen zu haben, schade… An Tieren gesehen habe ich lediglich einen Graureiher und einen jungen Eistaucher, der ca. 10 Meter neben meinem Boot überraschend auftauchte, genauso verdutzt guckte wie ich und rasch wieder weg war.
Nach dem Duschen drehte ich noch eine Runde durch die Anlage des Camps bei goldenem Oktoberwetter, entdeckte ein historisches Vehikel und machte noch einige Tierfotos, ehe ich wieder zurück zur Hütte kam. Wir verfütterten dort die zweite Portion unseres gekauften Rieseneimers Hirschfutter an die Tiere, die zunehmend zutraulicher wurden und von denen einige inzwischen sogar aus der Hand fraßen – putzig!
Zum anschließenden Abendessen gab’s Nudeln mit Pastasauce aus dem Glas, schnell zubereitet, danach saugten wir noch das Ferienhaus durch, damit die Abreise am nächsten Tag schneller gehen konnte. Natürlich machten wir, wie auch schon am Vorabend, den Kamin an und es uns damit gemütlich, ehe wir um 22 Uhr ins Bett gingen.
Gefahren: 0 mi (0 km)
Unterkunft: Log Cabin im Tomhegan Wilderness Camp ($ 151,20 / N. exkl. FS)
Fr., 03.10.14: Vom Moosehead Lake Richtung Westen
Und es hat doch noch geklappt! Aber der Reihe nach: gegen halb sieben ging der Wecker, wir machten uns fertig, frühstückten, zogen die Betten ab, packten den Wagen und checkten gegen 8 Uhr aus, wobei ich mir beim Wegbringen des Mülls am Blechcontainer noch blöd die Fingerkuppe oberflächlich ablederte, was erstmal blutete wie Sau. 10 Minuten später stiegen wir ins Auto, eine längere Fahrstrecke lag vor uns, und da es früh am Morgen und (noch) recht neblig war mussten wir auch sehr langsam fahren, damit uns nicht plötzlich ein Elch oder sonstiges Wild vors Auto springt. Leider trafen wir aber auf der ganzen Schotterpiste bis Rockwood, mitten durch endlose Wälder, nicht einen einzigen. Wir wollten die Suche schon aufgeben, als wir neben der Straße weiter Richtung Jackman mitten im Wald im Vorbeifahren plötzlich doch noch einen Elch stehen sahen, der uns kurz anschaute so wie wir ihn, sich fotografieren ließ (ich konnte dafür sogar noch kurz aus dem Wagen aussteigen) und schließlich nach 1 Minute wieder von dannen zog. Endlich, was waren wir froh, dass sich die Fahrt hier hoch dann doch noch gelohnt hat – was sie aber natürlich unabhängig vom Elch auch sonst auf alle Fälle tat! Und als wäre das noch nicht genug, wir waren gerade wieder losgefahren, rannte keine 5 Minuten später noch ein weiterer Elch quer über die Straße, direkt vor dem Auto, das uns noch kurz zuvor überholt hatte. Leider ging das Ganze so schnell, dass ich kein Foto machen konnte, obwohl das Tier sich schön scherenschnittartig vom Nebel abhob. Das war’s dann aber auch mit Elchen, trotzdem: wie schön, dass wir doch noch einen sehen konnten!