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White Mountains

Fr., 03.10.14: Von Maine in die White Mountains (Mount Washington)

Die weitere Fahrt Richtung White Mountains war in etwa noch bis Bingham landschaftlich besonders reizvoll, auch der Wetterwechsel zwischen Nebel und Sonnenschein, danach war das Landschaftsbild nicht mehr ganz so spektakulär, zumal die Besiedlung auch deutlich zunahm. Es ging über mehr oder weniger große bzw. zersiedelte, ländliche Örtchen, bis wir schließlich Newry bei Bethel erreichten, wo die erste Covered Bridge fotografiert werden wollte, die Sunday River Bridge (oder auch Artist’s Bridge), die wir nach etwas Fahrerei dank einiger Hinweisschilder auch fanden und die wirklich ganz hübsch war, sowohl von der Konstruktion als auch von der Lage her, was mir nicht so gefiel war lediglich die Tatsache, dass man direkt daneben auf ein hässliches Betonfundament eine neue Brücke gesetzt hatte und dass geflickte Hölzer an beiden Seiten der Brücke nicht mit passender Farbe gestrichen waren, das sah irgendwie unprofessionell aus. Bei der Brücke aßen wir noch ein paar geschmierte Brote, die wir als Wegzehrung eingepackt hatten, ehe es weiterging zum Mount Washington.

Zum Glück hatten wir inzwischen wieder bestes Wetter, was an dem Berg „mit dem schlechtesten Wetter der USA“ ja nicht so die Regel ist, entsprechend viele Leute wollten auch mit dem Auto auf den Berg fahren, daher mussten wir ca. 20 Minuten in einer Schlange warten. Nach dem Bezahlen der recht happigen Maut von $36 ging’s dann schließlich hoch, durch diverse Vegetationszonen bis zur alpinen bzw. arktischen, und die diversen Aus- und Fernblicke waren einfach grandios! Mit dem Bezahlen der „Eintrittsgebühr“ erhielt man neben einem Autoaufkleber „This car climbed Mt. Washington“ auch noch eine informative CD, die einem während der Fahrt bergauf und auch wieder bergab mit allerlei Interessantem über den Berg unterhielt. Und das auch noch auf Deutsch – obwohl uns der Kassierer erst veräppeln wollte mit dem Hinweis, dass das extra kostet… Scherzkeks! Oben waren gerade 3 Züge der Zahnradbahn angekommen, der steilsten der Welt, deren Abfahrt zurück ins Tal wir noch beobachten konnten, ansonsten gab es Ausblicke in alle Richtungen zu bestaunen: im Westen sah man das Luxushotel von Bretton Woods gut, im Osten hatte man einen tollen Einblick in den steilen Felskessel der Tuckerman Ravine, durch die ich schon gerne hier hoch gewandert wäre, was aber zeitlich leider nicht drin war. Das Tip Top House, das älteste Gasthaus hier oben am Berg aus dem 19. Jahrhundert, hat man inkl. Inneneinrichtung originalgetreu und ganz anschaulich nett wieder aufgebaut. Wind herrschte natürlich auch, aber von der höchsten, in den 30er Jahren hier oben gemessenen Windgeschwindigkeit, der höchsten, jemals auf der Welt gemessenen, waren wir zum Glück noch weit entfernt. Nach dem obligaten Gipfelkreuzfoto, für das wir wieder anstehen mussten, ging es gegen 17:20 Uhr wieder bergab, 2 Stunden, nachdem unsere Auffahrt begann. Da wir auf dem Weg bergauf schon an den meisten Aussichtspunkten auf der 12% steilen Straße gehalten und die Sicht genossen hatten, ging die Fahrt jetzt relativ rasch.

Etwas über 1 Stunde brauchten wir noch zum Hotel in Franconia, was bei der zunehmenden Dunkelheit, viel Gegenverkehr und ständigen Warnungen vor Elchen per Schildern nicht gerade angenehm zu fahren war. Schließlich erreichten wir das Hotel, ganz o.k., checkten ein und fuhren aber auch gleich wieder weiter nach Littleton, um in der Gold House Pizzeria jeder eine Pizza zu essen, die ganz gut, wenn auch nicht überragend war. Wieder im Hotel waren wir gegen 22 Uhr, und nach einem anstrengenden, aber wieder wunderschönen und erlebnisreichen Tag ging um 23 Uhr das Licht aus.

Gefahren: 289 mi. (465 km)

Unterkunft: Gale River Motel, Franconia ($ 116,25 / N. exkl. FS)

Sa., 04.10.14: White Mountains (The Flume, Kancamagus Highway)

Auf Empfehlung unseres Wirts sollten wir, um nicht warten zu müssen, vor 8 Uhr bei „Polly’s Pancake Parlour“ in Sugar Hill sein, dem Lokal, wo wir frühstücken wollten, daher standen wir um kurz nach 7 Uhr schon auf und waren auch auf die Minute pünktlich am Ziel. Es war tatsächlich schon sehr voll, mit Recht, denn die Pancakes waren wirklich extrem lecker, kein Vergleich mit den verschiedenen Fertigmischungen, die man sonst an anderen Orten bekommt. Es standen verschiedene Teigsorten zur Auswahl, die man mit verschiedenen Füllungen frei kombinieren konnte… besonders lecker war auch so eine Art Maplesirup-Brotaufstrich, ähnlich wie Nutella aus Ahornsirup, zum Mitnehmen fanden wir ihn dann aber doch unverhältnismäßig teuer – $10 für ein Mini-Glas! – schade! Trotzdem genossen wir das Frühstück sehr, eines der besten bisher in den USA, setzten uns dann wieder ins Auto und fuhren zur Schlucht „The Flume“, wo wir um kurz nach 9 Uhr ankamen, und das war gut so, die Kasse hatte gerade geöffnet, um diese Uhrzeit waren noch relativ wenige Besucher da, im Laufe des Tages wurden es dann sehr, sehr viel mehr, das war dann nicht mehr ganz so schön. Der Spaziergang durch die Schlucht war mit $15 definitiv überteuert, wenn auch wirklich schön und auch eindrucksvoll, nicht nur die Schlucht selbst mit den senkrechten Granitwänden, entstanden durch eingedrungenes und später wieder wegerodiertes Magma / Basalt, sondern auch der Wald inkl. Laubfärbung, die 2 Covered Bridges und The Pool, ein kleiner See im Verlauf des Flusses, zwischen 30 m hohen Wänden, wo man die Folgen von Erosionsaktivitäten gut beobachten konnte.

Nach dem zweistündigen Rundweg setzten wir uns ins Auto, um den Kancamagus-Highway abzufahren, der oft als das Highlight der White Mountains zum Zeitpunkt der Fall Foliage beschrieben wird. Nachdem wir aber heute, wie vom Wetterbericht vorhergesagt, früh noch Glück mit dem Wetter gehabt hatten, es war weitgehend trocken, fing es ab jetzt langsam aber stetig immer mehr und immer öfter zu regnen an, bis es schließlich wie aus Eimern schüttete, der mit Abstand schlechteste Tag dieses Urlaubs bezogen aufs Wetter – schade! Die Aussicht vom Kancamagus war daher bescheiden bis gar nicht vorhanden, wenn auch die regennassen Blätter und Bäume, wenn man sie denn sah, z.T. wirklich schön aussahen und wir trotzdem versuchten, das Beste aus dem Tag zu machen. Angehalten haben wir erst wieder an den Sabbaday Falls, um hier einen kleinen Spaziergang zu den Wasserfällen zu unternehmen, der sich wirklich lohnte, die Fälle waren in meinen Augen noch spektakulärer als die Avalanche Falls bei „The Flume“, wenn auch nicht die ganze Schlucht als solches, aber hier traten die Gesteinsschichtungen und die Folgen der Erosion besonders anschaulich zu Tage.

Weitere Stopps auf dem Kancamagus lohnten nicht mehr, das Wetter war zu schlecht, auch die Zeit inzwischen schon so weit fortgeschritten, so fuhren wir nach North Conway, um dem Shopping-Erlebnis zu frönen, wenigstens einmal im Urlaub, zumal das hier im mehrwertsteuer-befreiten New Hampshire besonders lohnenswert sein sollte. Enttäuscht war ich von LL Bean, angeblich Amerikas größter Outdoorhändler, aber auch ganz normale Kleidung gab’s hier, Bettzeug, u.a., ich schaute nach Outdoor- bzw. Wanderhosen, aber was da im Angebot war, hatte von Schnitt und Material gar nichts mit Outdoor zu tun… enttäuscht zogen wir wieder ab. Fündig wurden wir dann im Settler’s Green Outdoor Village, hier kaufte ich für knapp über $100 ein Hemd und einen Pulli bei Tommy Hilfiger und ein Paar Sneaker bei Reebok – das war prima, obwohl alles nicht mal Super-Schnäppchen waren. Ansonsten gab es nichts, was wir wirklich brauchten und wir fanden auch nichts, was uns sofort ansprang oder gefiel, daher gab es halt auch nichts Weiteres. Eigentlich wollten wir noch in North Conway zu Abend essen, aber ehe wir uns versahen waren wir schon wieder aus dem Ort heraus, so fuhren wir bei strömendem Regen und durch die Dunkelheit durch die (leider unsichtbare Schlucht) Crawford Notch zurück und aßen schließlich wieder in Littleton, diesmal bei einem Thailänder, bei dem wir mit einem Coupon des Hotels auch noch 10% Rabatt bekamen – sehr, sehr lecker war’s und nach dem ganzen „amerikanischen“ Essen endlich mal wieder etwas anderes bzw. ein bisschen Abwechslung. Gegen 21:45 Uhr waren wir zurück im Hotel, und das Licht ging nach Tagebuchschreiben heute etwas später aus.

Gefahren: 117 mi. (188 km)

Unterkunft: Gale River Motel, Franconia ($ 116,25 / N. exkl. FS)

So., 05.10.14: White Mountains (Cannon Mountain)

Nach dem gestrigen Elendswetter sollte der heutige Tag wieder viel schöner werden, deshalb entschlossen wir uns zu einer Wanderung, zu der wir uns noch von Kevin, dem Hotel-Besitzer, beraten ließen. Zum Frühstück ging’s aber erstmal zu Wendle’s Deli direkt im Ort, ganz anders als bei Polly, aber auch recht lecker, wenn auch etwas hochpreisiger trotz – wie hier üblich – eher rustikaler und auch nicht wirklich gemütlicher Atmosphäre. Gegen halb zehn waren wir anschließend an der Talstation der Seilbahn zum Cannon Mountain, kauften unsere Tickets und nach etwas Warten ging’s um 10 Uhr auf den Berg. Unten schien inzwischen schon die Sonne, frisch war es trotzdem noch, die Sicht bei der Auffahrt toll, plötzlich kamen wir jedoch in Nebel, der auch die Bergstation umhüllte, an Fernsicht war gar nicht zu denken, wir waren froh, halbwegs den Weg vor uns zu erkennen, eine feuchte Kälte kroch überall rein. Also beschlossen wir, erstmal loszuwandern, unser Ziel war eine Runde um den Lonesome Lake. Dass die amerikanischen Wanderwege keine Forstwege sind wie in Deutschland häufig war uns ja klar, aber hier in den White Mountains war wirklich „Felsklettern“ angesagt, im wahrsten Sinne des Wortes. Der erste Teil des Kinsman Ridge Trails, den wir nehmen mussten, ging leicht bergab, war noch gut zu gehen, wenn auch sehr (!) nass nach dem gestrigen Regentag, ab Abzweig des High Cannon Trails, unseres geplanten Rückwegs, mussten wir dann aber wirklich viel klettern, es ging z.T. fast senkrecht bergab, über riesige Felsbröcke, da musste man wirklich aufpassen, Strecke machte man kaum, aber Spaß hatten wir auf alle Fälle, einfach ein Erlebnis! Das schönste Wegstück war dann der Lonesome Lake Trail bis zum gleichnamigen See, auch wieder einfacher zu begehen, erst durch moosbewachsenen Zauberwald und dann über Sümpfe zum Seeufer hin. Anschließend umrundeten wir den See, wobei auch hier das sumpfige Nordufer deutlich schöner war als das dicht mit Nadelbäumen bestandene Südufer war. Auf einer Plattform vor der Hütte des Appalachian Mountain Clubs AMC, machten wir in der Sonne Mittagsrast, ehe die Seeumrundung weiter ging bis zum Abzweig unseres Rückwegs. Angepeilt hatten wir eigentlich den Dodge Cutoff-Verbindungsweg zum High Cannon Trail, aber irgendwie müssen wir den verpasst haben, so liefen wir immer weiter bergab, fast wieder bis zum Autoparkplatz auf Talhöhe, um dann, als wir den eigentlichen High Cannon Trail endlich erreichten, auf diesem wieder steil aufzusteigen. Die Felsblöcke hier waren nicht ganz so groß wie auf dem Hinweg, aufpassen musste man aber trotzdem, Teile des Wegs führten auch über glatte Felsplatten, auf denen man nach dem Regen leicht ins Rutschen kam. Einmal stand sogar eine Holzleiter parat, mit Hilfe derer man den Fels an einer besonders hohen Stelle überwinden konnte. Das Schöne war, dass man auf dem High Cannon Trail deutlich mehr Ausblicke hatte als auf dem Hinweg, v.a. auch auf den Lonesome Lake. Gegen kurz nach 16 Uhr waren wir schließlich wieder am Gipfel des Cannon Mountain, noch rechtzeitig, um jetzt die 360 Grad-Panorama-Aussicht zu genießen, die uns am Morgen bei Nebel noch verwehrt gewesen war. Um kurz vor 17 Uhr schließlich nahmen wir eine der letzten (und vollgepfropften) Seilbahnkabinen bergab und fuhren anschließend erstmal wieder ins Hotel, um uns frisch zu machen.

Danach ging es das dritte Mal nach Littleton, diesmal ins „Little Grille“, wo wir lecker und zu sehr zivilen Preisen (um die $20!) jeder ein Steak aßen, endlich mal, das gehört in Amerika ja schließlich auch dazu. Das Essen hätte etwas wärmer sein können, war aber ansonsten sehr gut, v.a. die Steaks waren beide genau richtig gebraten. Als Getränk ließ ich mir eine „Pflaumen-Sangria“ empfehlen, die zwar ganz lecker war, aber doch eher als süßer, abendlicher Sommercocktail als zum Essen. Gegen 21 Uhr waren wir mit dem Essen fertig, fuhren wieder ins Hotel und ließen einen weiteren, erlebnisreichen Urlaubstag ausklingen, den letzten in den White Mountains, morgen geht’s schon wieder weiter – schade!

Gefahren: 28 mi. (45 km)

Unterkunft: Gale River Motel, Franconia ($ 116,25 / N. exkl. FS)

Mo., 06.10.14: Von den White Mountains in die Green Mountains

Wir standen um 7 Uhr auf und waren um 7:45 Uhr abreisebereit, also noch vor Öffnung der Rezeption, so dass wir unsere Schlüssel einfach im Zimmer ließen. Kurz vor 8 Uhr waren wir wieder bei Polly’s in Sugar Hill, zum Pancake-Frühstück, da es uns vorgestern dort so gut gefallen hatte, wollten wir heute nochmal dorthin. Danach genossen wir den laut Wetterbericht letzten, schönen Tag des Urlaubs und traten die gemütliche Weiterreise in die Green Mountains an. Um bei dem angesagten Wetter noch ein bisschen mehr Dörfer und Landschaft und weniger Wald zu sehen hatten wir beschlossen, auf eine eigentlich geplante Wanderung in den Green Mountains zu verzichten und stattdessen lieber eine größere Überlandtour dorthin mit dem PKW zu machen. Wir verließen den Ort Sugar Hill, ein hübsches Dörfchen, und fuhren dann bei Littleton auf die Interstate Richtung Vermont. V.a. morgens war es teils schon sonnig, teils aber auch noch neblig. Nachts lagen die Temperaturen um den Gefrierpunkt, so gab es tolle Lichteffekte, wenn die Sonne durch den Nebel brach oder auf die dampfenden Flüsse traf.

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