Dienstag, 05.06.2018 – Kaunas
Heute standen wir etwas frĂŒher auf, denn eine lĂ€ngere Fahrstrecke lag vor uns. Gegen 8 Uhr beluden wir schon das Auto mit unserem GepĂ€ck, frĂŒhstĂŒckten gegen 8:30 Uhr, hörten uns noch einige Geschichten von Frau Irma an, ehe wir schlieĂlich gegen 9:20 Uhr Nida verlieĂen. Die Fahrt bis zur FĂ€hre nach Klaipeda war rasch erledigt, wir konnten direkt auf die FĂ€hre drauffahren, die nur 3 Minuten spĂ€ter ablegte, schon waren wir wieder auf dem Festland. Auch der Weg zur Autobahn war gut ausgeschildert und leicht zu finden, 200 km noch waren es in etwa von Klaipeda bis zu unserem heutigen Tagesziel Kaunas. Ankunft dort war gegen 13:20 Uhr. Die Fahrt auf der Autobahn war sehr entspannt, kaum Verkehr, die Landschaft drum herum sehr dĂŒnn besiedelt und grĂŒn, hauptsĂ€chlich Felder, leicht hĂŒgelig, nur wenige WĂ€lder. Erst kurz vor Kaunas wurde der Verkehr wieder ein wenig dichter, im Ort selbst war es ebenfalls sehr belebt, dennoch konnten wir unser Hotel Hof zielsicher erreichen. Wir bezogen ein ordentliches und gerĂ€umiges Zimmer. Nachdem wir unsere Koffer ausgeladen hatten, aĂen wir noch ein paar belegte Brote, die wir uns ebenfalls auf GeheiĂ von Frau Irma beim FrĂŒhstĂŒck schmieren mussten, und machten uns dann auf den Weg zur Stadtbesichtigung.
Zu FuĂ kam man in nur ca. 15 Minuten bequem durch die FuĂgĂ€ngerzone bis in die Altstadt. An einigen Stellen sah man ĂŒberraschenderweise doch noch ein bisschen Verfall oder Ă€ltere, ârealsozialistischeâ BausĂŒnden, insgesamt war die Stadt aber schön, ordentlich, gepflegt und die historischen Bauten zum GroĂteil hĂŒbsch saniert. Um uns einen Ăberblick zu verschaffen, fuhren wir, nachdem wir zu FuĂ die Memel ĂŒberquert hatten, mit der Standseilbahn hoch auf den Aussichtsberg, die Fahrt war heute umsonst, da die Treppe nebenan restauriert wurde, leider auch die Aussichtsplattform, die man deshalb nicht betreten konnte, dennoch gelang es, einen ganz hĂŒbschen Blick auf die Stadt von oben zu ergattern. Danach ging es wieder hinunter zum Fluss, wo wir zur Landzunge der MĂŒndung des Neris in die Memel liefen, von dort zurĂŒck, vorbei an der restaurierten Burgruine, dem Bernhardinerkloster, dem Masalskis-Palast und dem erzbischöflichen Palast bis zum Rathausplatz. Dort bestaunten wir den âWeiĂen Schwanâ, das ehemalige Rathaus, jetzt Standesamt und Touristeninformation, auĂerdem die hĂŒbschen, historischen BĂŒrgerhĂ€user, die den Platz umgaben, insbesondere auch das Perkunas-Haus, warfen auĂerdem einen Blick in die St. Peter-und-Paul-Kathedrale, ehe wir, ebenfalls am Rathausplatz, im litauischen Lokal Forto Dvaras deftig, lecker und gĂŒnstig zu Abend aĂen, ich hatte kalte Rote Beete-Suppe mit warmen Kartoffeln als Vorsuppe, auch die war schon sehr sĂ€ttigend, danach als Hauptgang noch halbierte, gebratene und mit Gehacktem gefĂŒllte KartoffelklöĂe, zusammen mit PilzsoĂe. Als GetrĂ€nk gab es wieder Kwass, hier etwas sĂŒĂer als das letzte, das ich probiert hatte, allerdings auch nicht weniger schlecht, in meinem ersten Glas schwammen sogar einige Rosinen. SchlieĂlich ging es zurĂŒck durch die FuĂgĂ€ngerzone der Altstadt, mittlerweile war es schon recht kalt geworden, schlieĂlich erreichten wir gegen 20:30 Uhr wieder unser Hotel. Auch wenn der heutige Tag körperlich nicht so anstrengend war, waren wir beide doch abends recht mĂŒde, so dass es dann auch bald ins Bett ging.
250 km
Mittwoch, 06.06.2018 – Kloster PaĆŸaislis, Trakai NP
Wir haben beide sehr gut geschlafen, gingen nach dem Aufstehen gegen 8 Uhr zum FrĂŒhstĂŒck und wurden von dem sehr, sehr, ĂŒppigen und abwechslungsreichen FrĂŒhstĂŒck wirklich positiv ĂŒberrascht. Insbesondere die Auswahl an Herzhaftem war ungeheuer groĂ, so viel, dass man gar nicht alles probieren konnte. AnschlieĂend packten wir unser Auto und fuhren los, zunĂ€chst nur wenige Kilometer in das vor der Stadt Kaunas an einem Stausee gelegene Barockkloster PaĆŸaislis. Der Eintritt war mit 4 ⏠pro Person fĂŒr hiesige VerhĂ€ltnisse zwar recht ĂŒppig, dennoch war das Innere der sehr hohen Kuppelkirche wirklich sehenswert. Auch ein kleines Museum war noch eingerichtet, das liebevoll gemacht war, letztlich dann aber fĂŒr uns doch zu viel Informationen bot. Wir schauten uns noch ein wenig das gesamte Areal an, soweit es frei zugĂ€nglich war, denn einige Teile der Klosteranlage waren fĂŒr Besucher gesperrt, da hier noch einige Nonnen wohnen. Vor dem Besuch des Klosters haben wir noch zwei Geocaches in der unmittelbaren Umgebung gefunden, auch auf der Klosteranlage selbst sollte einer liegen, dieser blieb uns leider verborgen.
Danach ging es mit dem Auto weiter, ca. 100 km bis nach Trakai, sicherlich neben der Kurischen Nehrung eine der HauptsehenswĂŒrdigkeiten des Landes Litauen und ebenfalls ein Nationalpark. Entsprechend viel war hier auch los, insbesondere Reisegruppen trafen zuhauf ein, dennoch hielten sich die Massen in Grenzen bzw. verteilten sich gut. Entsprechend touristisch war auch der Ort selbst, die SouvenirstĂ€nde nahmen jedoch nicht ĂŒberhand, das gesamte Ortsbild war durchaus noch angemessen, dazu kam die wunderschöne Lage, eingefasst von verschiedenen Seen, kein Wunder, dass dieser Ort bei Touristen so beliebt war. Mich erinnerte er ein wenig an die Plöner Seenlandschaft. Wir zahlten den auch hier mit 7 ⏠recht hohen Eintritt, zusĂ€tzlich wollten sie sogar noch 1,50 ⏠FotogebĂŒhr. Auch diese Anlage war das Geld jedoch durchaus wert, alles war sehr schön hergerichtet, in der Hauptburg war ein interessantes Museum mit auch englischen und deutschen Beschriftungen ĂŒber die Geschichte der Burg und das Zeitgeschehen anzuschauen, in der Vorburg fand sich zusĂ€tzlich noch eine kunsthistorische Ausstellung, die mich jedoch weniger interessierte.
Da es mittlerweile schon etwas spĂ€ter war und wir beide Hunger hatten, gingen wir gegen 16 Uhr zum Essen in ein nahegelegenes Restaurant der KarĂ€er, einer tĂŒrkischstĂ€mmigen Volksgruppe, die hier vor vielen Jahrhunderten vom Schlossherrn angesiedelt wurde und bis heute noch als Minderheit in Litauen lebt. Deren SpezialitĂ€t sind Teigtaschen, sogenannte Kibinai, diese probierte ich in drei Sorten, einmal mit Huhn, einmal mit Lamm und einmal mit Spinat gefĂŒllt, nicht besonders stark gewĂŒrzt, aber dennoch sehr lecker, dazu aĂ ich einen Krautsalat und trank mal wieder ein Kwass. Die Rechnung hielt sich auch heute wieder arg in Grenzen. Wir umrundeten dann noch die zweite Burg von Trakai, die Halbinselburg, die jedoch zumindest von auĂen nicht so sehenswert war. HĂŒbscher waren da schon die HĂ€user der KarĂ€er im Ort selbst, typischerweise mit dem Giebel zur StraĂe und drei Fenstern aus Holz auf der StraĂenseite. Auch eine eigene Kirche hatten die KarĂ€er, die man jedoch nicht betreten durfte.
Nach so viel Kultur schloss sich noch eine kurze Wanderung durch das nahegelegene Moor bei Varnikai an, auch diese Tour war sehr schön, auch wenn man vom Moor selbst nur kurzfristig etwas sah. Leider piesackten uns auch hier die MĂŒcken, da wir uns morgens nicht eingesprĂŒht hatten. SchlieĂlich mussten wir noch einmal 30 Minuten mit dem Auto fahren, bis wir in Vilnius an unserem gebuchten Hotel ankamen, wo wir ein kleines Zimmer im fĂŒnften Stock bezogen, das aber einen tollen Ausblick ĂŒber die DĂ€cher von Vilnius bot. Und da wir schon zu Abend gegessen hatten, verbrachten wir auch den Rest des Tages auf dem Zimmer, gingen nicht noch einmal in die Stadt, die wir erst am nĂ€chsten Tag erkunden wollten.
119 km
Donnerstag, 07.06.2018 – Vilnius
Stadtbesichtigung in Vilnius. Nach dem FrĂŒhstĂŒck, das ganz okay, wenn auch nicht so ĂŒppig und lecker war wie im letzten Hotel, gingen wir gegen 9:30 Uhr los, die Stadt fing quasi direkt vor der TĂŒr des Hotels an. Wir arbeiteten uns die Hauptachse der Altstadt entlang, begannen unseren Stadtrundgang am Tor der Morgenröte. In die Kapelle hinein konnten wir leider gerade nicht gehen, da ein Gottesdienst stattfand, das Heiligenbild konnte man allerdings auch von drauĂen durch die Scheibe erblicken. Die daneben liegende Theresienkirche war geschlossen, beeindruckte aber durch ihr schlichtes und wuchtiges ĂuĂeres. (Sie war ĂŒbrigens eine der drei gröĂten Kirchen, die wir von unserem Dachzimmerfenster aus sehen konnten, auĂerdem hatten wir von dort noch Blick auf die Kirche des heiligen Kasimir und die Allerheiligenkirche.) Als nĂ€chstes stand die Heiliggeistkirche auf dem Programm, hierbei handelt es sich um die wichtigste, russisch-orthodoxe Kirche in Litauen. Diese von innen anzuschauen war interessant, auffĂ€llig hier waren natĂŒrlich zahlreiche Ikonen, ansonsten der riesige, knatschgrĂŒne Altar, auĂerdem standen mitten im Kirchenschiff die mumifizierten Gebeine dreier Heiliger, zwar mit einem Tuch bedeckt, irgendwie mutete das aber trotzdem seltsam an. Interessant war ĂŒbrigens auch, dass mich ein Mitarbeiter der Kirche aufforderte, die Daumen aus den Hosentaschen zu nehmen, offensichtlich ist so etwas in einer orthodoxen Kirche nicht gerne gesehen.
Weiter ging es die HauptstraĂe entlang in Etappen bis zum Rathausplatz, wobei das klassizistische Rathaus mir nicht so besonders gut gefiel. Immer wieder folgten Kirchen rechts und links, die wir aber nicht alle anschauten, die nĂ€chste Kirche, die wir uns von innen betrachteten, war erst wieder die fantastische St. Annenkirche in reinster Backsteingotik. Von innen war sie nicht so ganz schön, da mit BarockaltĂ€ren geschmĂŒckt, von auĂen allerdings sehr harmonisch und z.T. hĂŒbsch bemalt. Die Bernhardinerkirche daneben fiel doch etwas ab, wirkte durch die Kombination aus Renaissancegiebel und Backsteingotik eher etwas ungewöhnlich, wenn auch nicht hĂ€sslich. Danach gingen wir zurĂŒck zur Hauptachse der Altstadt und dann zur Kathedrale mit ihrem freistehenden Glockenturm. Ăhnlich wie das Rathaus handelt es sich bei der Kathedrale um ein klassizistisches GebĂ€ude, das eher wie ein griechischer Tempel als wie eine Kathedrale von auĂen aussah. Innen wurde gerade ein kostenloses Orgelkonzert gegeben, das uns bei der Besichtigung unterhielt. Besonders sehenswert fand ich das Innere nicht, lediglich die Kapelle des heiligen Kasimir, des Schutzheiligen von Litauen. Auch die Orgel selbst war recht schön.
Danach wollten wir uns den Burgberg anschauen, leider war dieser wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Also erstiegen wir den nĂ€chsten HĂŒgel, den mit den drei Kreuzen, auch von dort bot sich ein schöner Blick ĂŒber die Altstadt. Insbesondere sahen wir von hier aus, wie viel GrĂŒn im Stadtbild tatsĂ€chlich vorhanden war, schon unmittelbar auĂerhalb der eigentlichen Altstadt erstreckten sich sehr groĂzĂŒgige GrĂŒnanlagen. Danach ging es weiter zur etwas auĂerhalb liegenden St. Peter und Paul-Kirche. Diese, im ĂuĂeren eher schlicht, beeindruckte im Inneren durch phantastische Barockstukkaturen, sehr schön gearbeitet, gemalt und trotzdem nicht zu ĂŒberladen wirkend, teilweise sehr plastisch ausgeformt. Interessant waren im Ăbrigen auch der Leuchter und die Kanzel in Form eines Schiffes.
SchlieĂlich ging es zurĂŒck zur Altstadt, am Arsenal und am Nationalmuseum vorbei, bis wir wieder in der FuĂgĂ€ngerzone landeten, wo wir erst einmal in einem CafĂ© leckeren Kaffee trinken und Kuchen aĂen. Danach schauten wir uns noch die StraĂe der Literaten an, so benannt aufgrund zahlreicher Erinnerungstafeln an berĂŒhmte Schriftsteller, auch deutschsprachige wie GĂŒnter Grass. SchlieĂlich besuchten wir dann die alte UniversitĂ€t mit ihren vielen Innenhöfen, fĂŒr die man sogar Eintritt zahlen musste, was sich leidlich lohnte. Unbedingt besuchenswert war allerdings die ebenfalls Eintritt kostende Fahrt auf den Glockenturm der UniversitĂ€tskirche, von dort, mitten in der Stadt stehend, bot sich ein toller Blick auf die umgebenden GebĂ€ude, noch viel eindrucksvoller als vom Berg der drei Kreuze. ZufĂ€lligerweise konnte ich auch von dort oben die Wachablösung am PrĂ€sidentenpalast beobachten, die einmal tĂ€glich abends gerade zu dem Zeitpunkt stattfand. „ZurĂŒck auf der Erde“ suchten wir uns noch ein Esslokal, zwei Lokale, die wir im ReisefĂŒhrer herausgesucht hatten, schienen nicht mehr zu existieren, wie entschieden uns dann fĂŒr das dritte, das historische Lokys, das sich unter anderem auf Wild spezialisiert hatte. Dort aĂen wir nicht gerade billig, aber doch recht lecker, fĂŒr mich gab es Hering mit Champignons, Gurken und Kartoffeln als Vorspeise sowie Biber-Ragout mit Möhren auf Kartoffel-Spinat-Stampf als Hauptspeise, Thomas hatte eine JĂ€gersuppe zuvor und als Hauptgang Wild- und Rindsgulasch mit AuberginengemĂŒse. Dazu tranken wir beide ein dunkles Bier, das von Thomas (Simkala apa) war nicht so lecker, meines (Kurko keptinis) durchaus empfehlenswert, wĂŒrde ich auch kaufen, wenn ich es im Laden sehe.
AnschlieĂend gingen wir zurĂŒck ins Hotel, machten uns etwas frisch und begaben uns gegen 22 Uhr noch einmal in die Stadt, damit ich dort noch ein paar Abendfotos schieĂen konnte, was mit Stativ auch ganz gut gelang. Interessant war, dass nicht alle Bauwerke so schön angeleuchtet waren, wie ich das erwartet hĂ€tte. Auch was den Betrieb anbelangt, war an einigen Stellen wirklich viel los, deutlich mehr als gedacht, an anderen Stellen wiederum wirkte die Stadt am heutigen Werktagabend (Donnerstag) wie ausgestorben. Wir liefern wieder bis zur Kathedrale und dann denselben Weg zurĂŒck, ehe wir um kurz nach Mitternacht im Hotel ankamen, wo wir dann auch mĂŒde ins Bett fielen.
0 km