Sonntag, 24.06.2018 – Kemeri NP
Ein langer Fahrtag stand uns heute bevor, morgens war das Wetter noch ganz erträglich, etwa ab dem frühen Nachmittag begann es jedoch zu regnen und dieses auch nahezu ohne Unterlass, der Regen setzte nur mal vorübergehend aus. Da wir aber die meiste Zeit im Auto saßen, machte uns das nicht allzu viel aus. Noch in der Nacht zuvor hatten wir nach der Johannistagsfeier unsere Sachen gepackt, so dass wir morgens nach dem frühen Aufstehen die Koffer schon direkt ins Auto laden konnten. Etwa 10 Minuten vor der offiziellen Frühstückszeit waren wir dann unten im Lokal, bekamen dort auch schon etwas zu essen und konnten daher bereits um 8:50 Uhr losfahren, dieses war sinnvoll, da wir einen Platz auf der Fähre für 10 Uhr vorgebucht hatten. Zwar wäre das Ticket auch für eine spätere Fähre gültig gewesen, allerdings nur dann, wenn man auch einen Platz bekam; darauf zu setzen, schien uns nach dem Feiertag etwas riskant. Die Fahrt zurück über die Inseln Saaremaa und Muhu erfolgte problemlos, pünktlich um kurz vor 10 Uhr waren wir an der Fähre. Wir fuhren diesmal nicht mit derselben Fähre wie auf dem Hinweg, sondern mit einer der beiden neuen, deutlich größeren und moderneren Fähren, die uns in etwa derselben Zeit wieder zurück aufs Festland nach Virtsu brachte. (Die Fähren heißen übrigens Tõll und Piret nach den beiden Riesen und Beschützern der Insel Saaremaa.) Ab Virtsu führte uns die Fahrt dann durch auch weiterhin sehr dünn besiedelte und bewaldete Gegenden nach Pärnu. Dort tankten wir den Wagen auf, Thomas kaufte noch ein paar Lebensmittel ein, Zeit für eine Stadtbesichtigung hatten wir leider nicht.
Es ging dann weiter Richtung Riga, nach etwa einem Drittel der Strecke dorthin wurde wieder die estnisch-lettische Grenze passiert, von allen Grenzübertritten im Baltikum bisher war dieser der noch am besten erkennbare Grenzübergang, wenn auch natürlich ebenfalls ohne Grenzkontrollen. In Lettland mussten wir eine endlos lange Baustelle durchfahren, was uns ein wenig in der Zeit zurück warf, kamen ansonsten allerdings auf der gut ausgebauten Via Baltica trotz des durchaus regen Verkehrs, der dort herrschte, gut voran. Etwa um 15 Uhr waren wir in Riga, so etwas wie eine Umgehungsstraße gab es nicht, wir mussten mitten durch die Stadt hindurch fahren über die uns schon vom Besuch zuvor bekannte Brücke neben dem Palast des Regierungspräsidenten. In die Stadt hinein war schon etwas stärker Verkehr, aus der Stadt heraus dann aber gar nicht mehr, vermutlich auch, da Sonntag war.
Kurz vor Jurmala wechselten wir die Autobahn und fuhren weiter gen Westen, bis wir den Kemeri-Nationalpark erreichten. Dort wollten wir uns einmal die Beine vertreten, ich hatte eine 3 km lange Wanderung in einem der dortigen Hochmoore schon zu Hause ausgeguckt, die wir unternehmen wollten. Etwa 100 Minuten benötigten wir für die Runde durch das schöne, mit vielen, kleinen Seen durchsetzte Moor, dessen Farben trotz des fehlenden Sonnenscheins teilweise kräftig leuchteten. Jede Menge Sonnentau wuchs hier, vereinzelt begannen sogar schon die Heidelbeeren sich blau zu verfärben. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich auch Moltebeeren, die allerdings noch nicht reif waren. Unterwegs loggten wir noch zwei Geocaches, zurück am Parkplatz kaufen wir dem Parkplatzwächter zwei Gläser Honig aus der näheren Umgebung ab, die wir günstig erstehen konnten. Mücken gab es im Moor zum Glück nicht allzu viele, im Wald fielen diese allerdings doch recht aggressiv über uns her.
Erfreulicherweise hatte der Regen vorübergehend nachgelassen während unserer Wanderung, nachdem wir das Auto wieder erreicht hatten, fing es dann aber nochmal kräftiger an zu regnen, sodass wir zusahen, dass wir die letzten etwas über 100 km bis zum Übernachtungsort Kuldīga hinter uns brachten. Dabei passierten wir auch den laut Guinness-Buch nördlichsten Weinanbauort der Welt. Um 19:30 Uhr erreichten wir Kuldīga, bezogen das günstige und rechte stylische Hotel mitten im Ort. Direkt im Lokal gegenüber aßen wir in einem urigen Kellergewölbe lecker zu Abend, drehten dann noch eine kurze Runde durch Kuldīga, der Spaß daran wurde aber durch wieder zunehmend kräftiger einsetzenden Regen getrübt, sodass wir letztlich wieder das Hotel aufsuchten und etwas k.o. nach dem langen Fahrtag dann auch bald ins Bett gingen.
480 km
Montag, 25.06.2018 – Kuldīga, Klaipeda
Der letzte Tag des Urlaubs. Frühstück gab es hier überraschenderweise erst wieder ab 9 Uhr. So nutzen wir die Zeit davor für einen nochmaligen Spaziergang durch das überschaubar kleine Örtchen. Zum Glück regnete es gerade nicht, da passte das gut. Kuldīga ist eine wirklich sehr schöne, kleine Stadt mit einem geschlossen Stadtbild, das nostalgische Erinnerungen weckt, viele, alte Holz- und auch Steinhäuser, zum Großteil noch nicht restauriert und dadurch mit viel Patina. Wenn noch ein wenig Braunkohlegeruch dazu käme, würde man sich fast wie in der ehemaligen DDR fühlen. Es bleibt zu hoffen, dass in der nächsten Zukunft hier nicht allzu viele Renovierungsarbeiten stattfinden, so dass die Stadt letztlich nicht wie ein neu angelegtes Disneyland aussehen wird. Neben der Stadtbesichtigung gingen wir noch zum nahegelegenen Fluss und bestaunen dort den mit 249 Meter breitesten Wasserfall Europas, der allerdings nur eine Stufe von ca. 2 Metern Höhe überwand. Witzigerweise findet man im Ort außerdem den mit 4 Metern Höhe höchsten Wasserfall Lettlands, diesen bildet das kleine Alexflüsschen. Zum Frühstück kamen wir dann etwa gegen 9:30 Uhr. Das Frühstück war mäßig, zwar noch akzeptabel, im Vergleich aber von allen bisherigen das Urlaubs das schlechteste. Mit dem Nachlegen haperte es, es gab außer hartgekochten Eiern keine Eierspeisen und eigentlich warme Gerichte (Baked Beans) waren nicht mal lauwarm. Das Essen wurde nicht im Hotel serviert, sondern im zugehörigen Restaurant über den Rathausplatz hinweg eingenommen, was uns aber nicht weiter störte.
Um 10:45 Uhr Uhr brachen wir auf, hatten heute knapp 200 km Fahrstrecke vor uns bis Klaipeda. Schon als wir losfuhren regnete es wieder, der Plan, in dem Fall das Bernsteinmuseum in Palanga zu besuchen, fiel aber flach, da dieses heute geschlossen hatte. So fuhren wir bis Klaipeda durch. Die Landschaft in Lettland war auch weiterhin überraschend lieblich, hügelig und sehr schön, die hiesige Gegend nannte sich ja auch nicht umsonst „Kurländische Schweiz“. Insgesamt muss man sagen, dass landschaftlich von allen 3 Ländern, die wir bereisten, Lettland zumindest nach dem, was wir sahen, das abwechslungsreichste war. Unterwegs waren sogar noch mehrfach wieder Kraniche neben der Straße zu sehen. Liepaja war eine überraschend große Hafenstadt, die wir mit etwas Umleitung durchfuhren. Danach ging es mehr oder weniger schnurgeradeaus bis nach Klaipeda.
Wir parkten etwas außerhalb des Ortszentrums zu durchaus moderaten Parkgebühren. Die Stadtbesichtigung war recht schnell erledigt, von Klaipeda waren wir beide etwas enttäuscht, nicht nur auf Grund des inzwischen zwar trockenen, aber dennoch auch weiterhin trüben Wetters, Klaipeda war von allen Städten des Urlaubs bisher die am wenigsten schöne. Das Stadtbild wirkte sehr uneinheitlich, oft vernachlässigt, alt und neu, restauriert und verfallen nebeneinander, nicht wirklich schön. Auch die Reste der Burganlage beeindruckten zwar durch ihre Größe, erhalten war aber quasi gar nichts mehr. Am interessantesten war nach meiner Meinung noch der Hafen, außerdem mussten wir natürlich die Statue des Ännchens von Tharau besichtigen. Hier am Theaterplatz haben wir dann auch ein letztes Mal in diesem Urlaub zu Abend gegessen, aufgrund der guten Erfahrungen in Kaunas mit Forto Dvaras suchen wir deshalb noch einmal das recht günstige und leckere Kettenlokal auf. Beide hatten wir wieder gefüllte Kartoffelklöße, ich mit Quark, Thomas mit Fleisch, dazu verschiedene Soßen. Außerdem gab es als Vorspeise zum Abschluss noch einmal einen Biersnack-Teller, diesmal etwas besser mit Brot, verschiedenen Käse, Schinken und Entenbrust. Auch zweimal Nachtisch und ein Liter Kwass waren noch drin, alles zusammen für unter 25 €. Ein letztes Mal fuhren wir zum Tanken, das war hier zwar wieder relativ teuer, aber immer noch günstiger als in Deutschland, vollgetankt steuerten wir dann den Fährhafen an. Die Abfertigung war, anders als in Kiel, etwas unkoordiniert, das Einchecken erfolgte nicht im Terminal, sondern an einem Schalter aus dem Auto heraus, die Spuren verliefen kreuz und quer, trotzdem waren wir irgendwann auf der Fähre, die pünktlich um 22 Uhr ablegte. Bei Abendsonne warfen wir noch einen Blick auf den vorbeiziehenden Hafen von Klaipeda, ehe es dann auch gegen 23 Uhr zu Bett ging.
187 km
Dienstag, 26.06.2018 – Rückkehr nach Deutschland
Wir haben beide gut geschlafen, die Klimaanlage war zwar etwas laut, die Temperatur allerdings angenehm, nachdem ich sie etwas mehr heruntergedreht hatte. Am Vorabend merkte man den Seegang noch, wenn man im Bett lag oder auf der Toilette saß, am Morgen hatte sich die See aber völlig beruhigt. Der Wecker ging um 7:15 Uhr, eine Stunde später waren wir beim vorgebuchten Frühstücksbuffet. Heute war deutlich weniger los als bei der Anreise, es schienen auch weniger Menschen an Bord zu sein, die Atmosphäre war insgesamt entspannter. Ziemlich vollgefuttert nach dem leidlich guten Buffet haben wir uns danach beide als erstes noch einmal etwas hingelegt, um ein wenig zu dösen, danach haben wir die restlichen 7 Stunden bis zur Ankunft in Kiel auch irgendwie rumgekriegt, haben den Urlaub durch Lesen im Reiseführer noch mal etwas Revue passieren lassen, sind an Deck gegangen, um die Ostsee zu bewundern und konnten dabei sogar die Klippen der Insel Møn sehen. Gerne hätte ich auch einen Blick auf Bornholm geworfen, woran wir etwa zur Frühstückszeit vorbeigefahren sein müssten, entweder haben wir aber falsch gesessen oder aber es lag außerhalb unserer Sichtweite.
Die letzten Kilometer zogen sich noch überraschend lang hin, eine Viertelstunde vor der planmäßigen Ankunftszeit von 17 Uhr legten wir aber schließlich in Kiel an. Das Ausborden dauerte wieder eine ganze Weile, bis wir vom Schiff kamen, war es schon nach halb sechs. In Kiel herrschte gerade Berufsverkehr, durch den wir uns durchkämpfen mussten, danach hatten wir aber nahezu bis nach Hause freie Fahrt, unterbrochen nur durch eine ganze Reihe Baustellen, vor allem zwischen Neumünster und Hamburg nahm die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h kein Ende. Im Rasthof Hamburg-Süd fuhren wir gegen halb acht raus, hatten beide ziemlichen Hunger und aßen jeder ein Schnitzel, dann ging es weiter, langsam wurde es dunkel, und gegen 23:35 Uhr kamen wir endlich in Dortmund an. Dort hielt ich mich auch nicht lange auf, wir entluden Thomas‘ Sachen, ich fuhr weiter und kam um 0:35 Uhr schließlich bei mir zuhause an. Das also war der „große“ Urlaub 2018 – schön war’s im Baltikum!
456 km
Gefahrene Kilometer des Urlaubs insgesamt: 3962 km