Die Gänse, die ich am letzten Wochenende auf der Wanderung in den Rheinwiesen bei Baerl gesehen habe, haben mich neugierig gemacht. Ich habe mich ein wenig mit der Herkunft dieser Vögel befasst, die zum Großteil aus arktischen Gefilden kommen und hier am Niederrhein überwintern. Das Schauspiel wollte ich mir gerne noch einmal näher ansehen.
In der Regel erreichen uns die Gänse im Spätherbst aus dem nördlichen Skandinavien oder aus den Weiten der russischen Tundra an der Grenze zum Nordmeer. Mehrere Tausend Kilometer fliegen sie in ihre Überwinterungsgebiete, u.a. an den Niederrhein, ruhen sich hier aus, füllen die gebrauchten Energiereserven auf, stärken sich für die Rückreise im Frühling und brechen dann meist so ab Ende Februar wieder in ihre Sommerrefugien auf. Um den Winter und die langen Flüge gut zu überstehen, müssen sie bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts täglich an Nahrung zu sich nehmen – ganz schön viel, wie ich finde!
Zu den Orten am Niederrhein, in denen besonders viele Vögel überwintern, soll neben der Düffel bei Kleve auch das Naturschutzgebiet Bislicher Insel, ein Altrheinarm bei Xanten zählen. Da das für mich näher lag als Kleve, wurde die Bislicher Insel also als Ziel des heutigen Ausflugs an diesem herrlichen, kalten und sonnigen Sonntag auserkoren. Wir starteten früh, das war auch gut so, denn im Laufe des Tags wurde es immer voller, vermutlich auch dem schönen Wetter zu schulden. Da in Corona-Zeiten die Beobachtungsunterstände stets nur von max. 4-6 Personen (mit Maske!) betreten werden durften, waren die Kapazitäten natürlich rasch erschöpft, wenn sich plötzlich 10 oder mehr Leute näherten. Morgens um 10 Uhr, als wir dort ankamen, bestand das Problem zum Glück noch nicht.
Leider gab es an der Bislicher Insel entgegen meinen Erwartungen nicht so viele verschiedene Gänse zu sehen wie erhofft. Tatsächlich sahen wir nur an einer Stelle in der Nähe des Fähranlegers auf einer großen Wiese Blässgänse (und das auch in großer Anzahl), andere Arten entdeckten wir aber nicht. Dafür gab es noch ein paar Zwergsäger zu entdecken, sehr elegante Vögel, die ebenfalls aus den hohen Norden hierher zum Überwintern kommen, außerdem einige heimische Enten, Kormorane und Schwäne. Und dann – als überraschendes und unerwartetes Highlight des Tages – gelang mir doch tatsächlich zum ersten Mal ein ganz passables Foto eines Eisvogels, eines der schönsten und buntesten Vögel unserer Heimat, den man zwar ab und zu als funkelnden Ball vorbeifliegen sieht, wenn man an einem Fluss spazieren geht, den man aber nur selten ruhig auf einem Ast sitzend zu Gesicht bekommt.
Nach dem Besuch des Naturschutzgebiets wurde noch ein kurzer Stopp am Fähranleger bei Xanten angelegt um das Hochwasser zu bestaunen, das mittlerweile schon ziemlich bedrohliche Ausmaße angenommen hatte, wenn auch hier noch keine wichtigen Verkehrswege überschwemmt oder Keller geflutet waren.
Und da die Tour ins Naturschutzgebiet Bislicher Insel eher nur ein kleiner Spaziergang war, schloss sich noch eine 8 km lange Wanderung durch das Waldgebiet der Hees und über den Fürstenberg südlich von Xanten für uns an, damit wir uns noch ein wenig mehr die Beine vertreten konnten. Interessant waren hier das Amphitheater aus römischer Zeit, das auch heute noch für Freilichtaufführungen zur Verfügung steht, die Kreuzkapelle auf den Ruinen eines ehemaligen Klosters auf dem Fürstenberg, die herrlichen Blicke von dort auf die Stadt Xanten und den Dom und schließlich die nach dem 2. Weltkrieg gesprengten Reste der ehemaligen Luftmunitionsanstalt im Waldgebiet der Hees. Hier wird auch explizit vor dem Verlassen der Hauptwege im Wald gewarnt, da auch nach über 70 Jahren noch unklar ist, ob nicht noch weitere Munition im Wald herumliegt! Nach dieser schönen und entspannten Wanderung bei durchgehend herrlichem Wetter waren wir pünktlich zu Kaffee und Kuchen wieder zuhause…