Nach dem Eisenbahnviadukt bei Altenbeken vor einigen Wochen stand heute mit der Müngstener Brücke ein weiteres, architektonisches Eisenbahn-Highlight auf dem Programm. Eine Wanderung sollte uns entlang der Wupper und wieder zurück führen, wobei wir zweimal die elegante Brücke unterquerten.
Während das Eisenbahnviadukt in Altenbeken das längste, steinerne Eisenbahnviadukt Europas darstellt, so ist die Müngstener Brücke die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands! Lange wurde sie in den letzten Jahren renoviert, nun erstrahlt sie endlich wieder in ihrer ganzen Pracht! Da außerdem noch die Umgebung mit dem Tal der Wupper und den bewaldeten Berghängen sehr reizvoll ist, handelt es sich hierbei ein beliebtes Ausflugsziel der Großstädter aus der Region, soviel hatte ich im Vorfeld schon gehört. Trotzdem verlockte das sonnige Oktoberwetter mit angesagten Temperaturen von bis zu 17 Grad auch mich dazu, sich hierhin einmal aufzumachen.
Tatsächlich war bei unserer Ankunft gegen 10:30 Uhr der erste Parkplatz direkt an der L74, den wir ansteuerten, auch schon belegt, auf dem großen Parkplatz um die Ecke (mit angeblich 210 Stellplätzen) war aber noch genug frei. Nachdem wir das Auto abgestellt hatten, schlossen wir uns zunächst dem Tross der Tagesausflügler an und überquerten mit ihnen die Wupper, die schön mystisch in der kalten Morgenluft dampfte. Von der Brücke war im Wasser sogar ein Krebs zu erkennen, die Wasserqualität scheint also ganz gut zu sein. Während der Hauptstrom der Ausflügler hinter der Brücke links abbog und dem Brückenpark zustrebte, erklommen wir die gegenüberliegenden Serpentinen und ließen so die Massen hinter uns. Unser Weg führte uns oberhalb der Wupper entlang, und schon bald kam die Brücke ins Blickfeld, ein gleichzeitig eindrucksvolles und doch filigranes Bauwerk, das in seiner Konstruktion ein wenig an den Eiffelturm in Paris erinnerte. Da die Brücke auch noch genutzt wird, fuhr ab und zu ein (kleinerer) Zug darüber, das donnerte ganz schön. Seit Anfang August diesen Jahres bietet sich übrigens die Möglichkeit, unter professioneller Führung für so ca. 80 Euro den Bogen unterhalb der Brücke gesichert zu ersteigen. Kein ganz billiges, aber sicher ein aufregendes Vergnügen, das mich ein wenig an meinen Besuch in Sydney vor vielen Jahren erinnerte, wo man auf dieselbe Art und Weise die Harbour Bridge erklimmen kann. Von Ferne sahen wir auch einige Gruppen im Gerüst. Mal sehen, vielleicht mache ich das eines Tages auch einmal.
Je näher wir der Brücke kamen, umso mehr nahm der Betrieb zu, wir trafen wieder auf mehr Wanderer, nachdem wir sie passiert hatten, wurde es aber auch schon wieder ruhiger. Außerdem gingen wir z.T. auf einem schmalen Pfad oberhalb des eigentlichen Hauptwegs, so konnten wir den Menschenmengen gut entgehen. Später senkte sich unser Weg zur Wupper hinunter, um sie anschließend noch einmal zu verlassen und wieder auf die Höhe zu streben. Das Schöne ist hier, dass es eine ganze Anzahl von z.T. parallelen Wegen gibt, so dass man seine Tour individuell gestalten kann. Zum Schluss liefen wir ein ganzes Stück entfernt von der Wupper durch den Wald, ehe es erneut bergab ging und wir den Solinger Stadtteil Burg erreichten.
Hier waren wir erst vor ein paar Monaten im Winter, jetzt wollten wir das Café aufsuchen, in dem wir damals schon Gebäck eingekauft hatten, nur um festzustellen, dass es geschlossen war – wie schade! Grund dafür war leider, wie bei einigen anderen Häusern hier im Ort auch, dass das große Juli-Hochwasser, das ja vor allem die Region an der Ahr heimgesucht hatte, hier ebenfalls große Schäden hinterließ. Bei mehreren Häusern wurden die Erdgeschosse durch die Wupper überflutet und alles zerstört, leider auch bei besagtem Café. Sicherlich sah es hier nicht ganz so schlimm aus wie an der Ahr, für die Betroffenen war es aber vermutlich doch ein ziemliches Desaster! Schön war, dass man zumindest erkennen konnte, dass die Aufräum- und Renovierungsarbeiten in vollem Gange waren. Wir gönnten uns also stattdessen einen Kaffee und eine bergische Waffel an einem Food Truck, den man hier aufgestellt hatte, ehe wir uns, jetzt auf der Ostseite der Wupper, wieder auf den Rückweg machten. Im Ort bestaunten wir noch den interessanten Friedhof mit seinen über 100 nahezu identischen Grabsteinen, die man um 1745 alle zusammen geordert hatte und in die dann nur noch Todesjahr und Name des zu Bestattenden eingraviert werden mussten! Weiter ging es danach teils im Tal der Wupper, teils auf den Höhen dahinter Richtung Norden, wir unterquerten noch ein zweites Mal die Müngstener Brücke, ehe wir nach 13,35 km wieder unser Auto erreichten. – Eine tolle Tour bei herrlichem Wetter, und den Massen konnten wir auch ganz gut aus dem Weg gehen, indem wir auf die etwas höher gelegenen oder schmaleren Wege auswichen.