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Nordwesten

Dienstag, 18.02.2020 – Anreise

Der Anreisetag verlief planmäßig, pünktlich und relativ entspannt. Gegen 5:30 Uhr klingelte der Wecker, eine Stunde später verließen wir das Haus und fuhren mit der S-Bahn zum Düsseldorfer Flughafen, wo wir pünktlich zum Check-In eintrafen. Auch an der Sicherheitskontrolle dauerte es nicht lange, so konnten wir noch im Bistro des Flughafens gemütlich frühstücken, denn dazu fehlte uns morgens die Zeit. Danach erfolgte zügig das Boarding, bei dem wir leider mal wieder mit einem Bus aufs Rollfeld gefahren wurden, was ich immer ziemlich nervig finde. Mit leichter Verspätung hoben wir etwa gegen 10:15 Uhr ab und verließen das bewölkte und graue Düsseldorf. Der Flug verlief über Paris mit Blick auf Eiffelturm und Arc de Triomphe in der Ferne, weiter bis zur Küste bei Nantes und dann über das Meer bis Galizien, wo wir wieder auf Land trafen. Hier lagen die höchsten Berggipfel sogar im Schnee! Porto lag rechter Hand, das sahen wir leider nicht, dafür hatten wir einen schönen Blick auf Lissabon, wo wir erneut das Festland verließen und ab jetzt nur noch übers Meer flogen. Irgendwann tauchte der Teide am Horizont auf, und dann waren wir auch schon bald auf La Palma, landeten dort pünktlich gegen kurz vor 14 Uhr Ortszeit. Unser Gepäck kam rasch, bei Hertz am Mietwagenschalter mussten wir dafür dann etwas warten, die Warterei hielt sich aber noch im Rahmen. Wir bekamen ein kostenloses Upgrade auf einen VW Golf, der hatte schon ein paar Schrammen, nicht alle waren im Protokoll vermerkt, aber teilweise waren sie so winzig, dass man sie kaum sah. Bei der Rückgabe gab das dann auch keine Probleme. Etwa eine Stunde fuhren wir vom Flughafen aus steil hoch in die Berge und durch den Tunnel unter der Cumbre, dem Höhenzug im Süden der Insel hindurch in unsere Ferienwohnung,  die wir anhand einer Wegbeschreibung mit Fotos der entscheidenden Stellen auch einigermaßen gut fanden, lediglich einmal waren wir zu früh abgebogen. Als wir gegen 16 Uhr ankamen, war leider trotz der vereinbarten Uhrzeit niemand vor Ort. Zehn Minuten warteten wir noch, riefen dann aber die angegebene Nummer an und kurze Zeit später erschien dann auch unser Gastgeber. Er wies uns in das Haus ein, was allerdings etwas mühevoll war, da dieser kaum Englisch und wir halt kaum Spanisch konnten. Das Haus war aber wirklich sehr schön, wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Es hatte einen hübschen Blick über die Stadt, war sehr sauber, gepflegt und sogar mit einem eigenen, kleinen Swimmingpool ausgestattet, was wir bei der Buchung allerdings schon extra berücksichtigt hatten. Nachdem wir eingezogen waren, fuhren wir erst noch einmal in die Stadt zum Einkaufen, nur wenige Kilometer, aber die engen Gassen hier durch die Bananenplantagen waren schon recht unübersichtlich, da muss man sich erst einmal zurecht finden! Der nächste Supermarkt war (leider) ein Lidl, lieber hätte ich direkt einen spanischen Supermarkt aufgesucht, aber wir wollten nach der langen Anreise eigentlich nur schnell ein paar Lebensmittel kaufen ohne größeren Aufwand. Auch bei Lidl konnten wir uns aber gut eindecken, für knapp 50 € gab es alles Mögliche für die nächsten Tage, durchaus auch viele Dinge, die es bei Lidl in Deutschland eben nicht gab. Zurück im Ferienhaus machten wir uns zum Abendessen Tortellini mit Tomatensoße und Salat, das ging schnell und war ausreichend lecker und sättigend. Wir melden uns dann noch telefonisch in Deutschland zurück, schauten Tagesschau, denn es gab deutsches Fernsehen und freuten uns dann auf den nächsten Tag und die erste Wanderung.

40km

Mittwoch, 19.02.2020 – Torre del Time, Los Llanos

Der erste Wandertag stand an. Ich hatte in der Nacht gut geschlafen, allerdings krähte morgens doch recht früh ein Hahn in der Nachbarschaft, so dass wir bald wach waren. Wir ließen uns morgens Zeit, machten uns ein gemütliches Frühstück und fuhren gegen 10 Uhr los, denn wir hatten ja auch keine weite Fahrstrecke und keine lange Tour geplant. Es ging über El Jesus nach Cruz del Llano bei El Pinar an der Westküste, wo wir das Auto in einer Bucht an der Straße abstellten und unsere Wanderung starteten. Bei unserer Ankunft gab es außer unserem nur ein weiteres Auto, bei der Rückkehr standen dort 10 oder 12! Ziel war der Torre del Time, ein Feuerwachturm am Rand der Caldera, des großen Vulkankraters im Zentrum der Insel. Zunächst führte der Weg allerdings noch durch lose besiedeltes Gebiet an den Hängen des Vulkans, bis wir schließlich Kiefernwald erreichten. An anderen Pflanzen gab es zahlreiche Opuntien, Hauswurz, Affodils, schöner aber war noch, dass auch jetzt, Ende Februar, immer noch viele Mandelbäume blühten. Der Weg war gut zu laufen, ging immer wieder auf und ab, aber ohne größere Schwierigkeiten. Erst die letzten Meter vom Erreichen des Calderarands bis zum Torre waren dann doch ein bisschen anspruchsvoller, teilweise sehr steil über einen alten, steinigen Camino. Am Torre angekommen waren wir zunächst ganz allein, konnten deshalb problemlos einen Cache finden und loggen. Wir legten eine Mittagspause ein und genossen den grandiosen Blick über das Aridane-Tal und die Caldera, soweit man sie einsehen konnte. Der Rückweg war nicht mehr ganz so schön wie der Hinweg zum Turm, es ging zunächst in gemächlichem Auf und Ab über einen Wirtschaftsweg und dann ziemlich steil bergab zum Auto über einem steinigen Waldweg. Früher als erwartet waren wir schon gegen 13:15 Uhr wieder am Wagen, zogen uns kurz um und fuhren dann zum Aussichtspunkt Mirador El Time, um dort noch einmal den weiten Blick zu genießen und ein Stück Kuchen zu essen. Das war ganz okay , zusammen mit einem Saft und einem Cappuccino aber doch deutlich überteuert, Touristenpreise an einem zugegebenermaßen wirklich sensationellen Aussichtspunkt halt…. Weiter ging es zurück nach Los Llanos, wo wir in einem Parkhaus parkten, denn freie, kostenlose Parkplätze waren nicht einfach zu finden. Dort machten wir einen kleinen Bummel durch die Stadt, die allerdings nichts Besonderes bot, da waren viele Städte auf Teneriffa deutlich hübscher. Anschließend besichtigten wir das Archäologische Museum über die Ureinwohner der Insel, das war durchaus recht interessant, zweisprachig, auch auf Englisch.  Auf dem Rückweg zum Auto informierten wir uns noch kurz an der Touristeninformation, fuhren dann zu einem Hiperdino-Supermarkt zum Einkaufen und anschließend wieder zu unserem Ferienhaus, wo wir gegen 18 Uhr ankamen. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, so nutzte ich zum ersten Mal in diesem Urlaub den kleinen Pool, was auch ganz erfrischend war. Danach warf ich den Grill am Haus an, ein wenig Holzkohle war noch von den Vormietern vor Ort. Zum Abendessen gab es dann Steaks und Würstchen, die wir zuvor eingekauft hatten, sehr lecker mit Salat und Weißbrot. Es wurde noch der nächste Tag geplant, ein wenig ferngeschaut, ehe wir müde gegen kurz nach zehn zu Bett gingen.

53 km

Freitag, 21.02.2020 – “Schmugglerbucht”

Überraschenderweise war der Himmel an diesem Morgen deutlich bewölkter als an den Tagen zuvor, der ursprüngliche Plan, vormittags in den Hafen von Tazacorte zu fahren, um dort die Schattenspiele der Hafenpromenade zu fotografieren, wurde deshalb erst einmal fallen gelassen. Stattdessen fuhren wir los, um direkt den Startpunkt unserer Wanderung in  Tijarafe anzusteuern. Als wir Argual passierten, schien dann plötzlich doch die Sonne, deshalb machten wir kurzentschlossen einen Abstecher zum alten Dorfplatz, um dort die schönen alten Herrenhäuser zu bewundern, die rings um den noch ungeteerten, von Bäumen schön beschatteten Platz stehen. Teilweise waren diese schon sehr schick restauriert, teilweise war man gerade dabei, manches sah aber auch noch ein bisschen nach Dornröschenschlaf aus. An diesem Platz befindet sich auch der Verkaufsladen zweier Glasbläser, die schönes Glas mit Einschlüssen aus vulkanischen Materialien verkaufen, wir schauten uns erstmal um, nahmen uns aber vor, später noch einmal vorbei zu schauen, denn hier wollten wir uns ein Souvenir mitnehmen, da uns einiges sehr gut gefiel. Da sich die Wolken auch weiterhin verzogen hatten, steuerten wir als nächstes doch noch den Hafen von Tazacorte an, der ein ganz anderes Bild bot als der eigentliche Ort beim Abendessen am Vorabend. Der Hafen war nämlich überraschend groß, viele Segel- und Motorboote lagen hier, die aber vermutlich meist der einheimischen Bevölkerung gehörten, es gab kaum spektakuläre Luxusyachten oder Ähnliches. Die Molen wiederum waren heute leider gesperrt, so dass ich nicht die Fotos von den Schattenspielen machen konnte, die ich mir erhofft hatte, auch hier müssen wir also in den nächsten Tagen noch einmal vorbeischauen. Schließlich legten wir auf der Weiterfahrt noch einen letzten Stopp ein an der hübschen kleinen Kirche am Weg im Barranco de las Angustias. Eindrucksvoll war vor allem der flämische Barockaltar, interessant und originell die modellierten „Nachbauten“ von Körperteilen, für deren Heilung sich Gläubige hier Hilfe erbeten hatten und die sie anschließend aus Dankbarkeit spendeten. Nun wurde es aber Zeit zur Weiterfahrt nach Tijarafe, denn die geplante Wanderung dort sollte knapp sechs Stunden dauern, und es war schon gegen Mittag. Nach einem letzten Supermarktstopp zum Einkaufen von Grillkohle für den Abend erreichten wir schließlich unser Tagesziel, parkten das Auto im Ort an der Straße und liefen los. Zuerst steuerten wir noch die Kirche und eine kleine Grünanlage, den „Garten der Dichter“ an, um Koordinaten für einen Multi-Cache zusammen zu sammeln. Dann verließen wir den Ort über die Hauptstraße und im Bogen ging es in den Barranco zwischen Tijarafe und El Jesus, an dessen Grund das Finale des Multi-Caches lag, das wir auch rasch entdeckten. Dieses Barranco war recht schön, weniger schön dann der weitere Weg ab El Jesus, denn er führte durch ein vernachlässigtes, besiedeltes Gebiet, vorbei an Wasserleitungen und durch Hinterhöfe, was nicht besonders pittoresk war. Es folgte noch ein längeres Stück Asphaltstraße, ehe man dann endlich in Bananenplantagen abbog, und danach bot sich ein toller Blick ins Tal. Jetzt folgte ein sehr steiler und überraschend windiger Abstieg zur Playa del Jorado. Unten angekommen legten wir eine Mittagspause ein, es waren kaum Menschen hier, dann folgte der erste, kurze Anstieg hoch zur Autostraße und über diese hinab ging es dann weiter bis zum eigentlichen Ziel der Wanderung, der sog. „Schmugglerbucht“. Hier herrschte dann schon größerer, touristischer Andrang, da mittlerweile auch die asphaltierte Straße dorthin führte, vom Parkplatz aus waren es nur noch wenige 100 Meter bis zur Bucht, das zog dann auch „Fußfaule“ eher an. Die Lage der Siedlung war aber auch wirklich spektakulär unter steilen, überhängenden Felsen an einer Bucht mit türkisgrünem Wasser. Nachdem wir die Atmosphäre in uns aufgenommen hatten, brachen wir wieder auf und jetzt folgte der konditionell forderndste Teil der Tour, der Anstieg über fast 600 Höhenmeter zurück in den Ort Tijarafe, wo unser Wagen stand. Zum Glück ließ sich der Weg gut gehen, war aber gerade am Anfang doch sehr, sehr, steil, so dass man ordentlich aus der Puste kam, 2¼ Stunden benötigten wir letztlich bis ganz nach oben. Zusammenfassend muss man sagen, dass diese Wanderung einige spektakuläre Abschnitte hatte bzw. interessante Orte berührte, dazwischen gab es jedoch auch größere Abschnitte über Asphaltstraßen und durch unschöne Hinterhof-Landschaften, die nicht wirklich erwandernswert waren. Interessant war beim Rückweg im Ort übrigens noch ein Blick in die Veranstaltungshalle des Ortes, in der der kanarische Ringkampf ausgeübt wird und die gerade offen stand. Der Zahl der Sitze nach zu urteilen scheint das Spektakel sehr beliebt zu sein, so groß war das Zuschauerrund. In etwas über einer halben Stunde waren wir mit dem Auto schließlich wieder zurück in unserer Ferienwohnung, heute mehr k.o. nach der langen Tour als an den Tagen zuvor. Wir warfen wieder den Grill an, duschten beide und aßen dann Bratwürstchen mit Tomatensalat und Baguette, ein leckerer Abschluss eines anstrengenden, abwechslungsreichen und insgesamt doch recht schönen Tages. Das Wetter hatte sich übrigens im weiteren Tagesverlauf wieder recht wechselhaft gezeigt, während zu Beginn der Wanderung die Wolken wieder zugenommen hatten, war der Himmel aber spätestens ab der Mittagspause an der Playa del Jorado wolkenlos, so dass insbesondere der Aufstieg neben der Kondition auch die Schweißdrüsen forderte…

42 km

Samstag, 22.02.2020 – La Zarza

In Llanos de Aridane war heute Karneval, da sind wir weit in den Norden geflüchtet. Unser Ziel war eine Rundwanderung von La Zarza aus, einem der wichtigsten Orte auf La Palma, an denen man Felsritzungen der Ureinwohner fand, sog. Petroglyphen. Der Weg ging hinab in Richtung Küste bis zum Ort Don Pedro und dann wieder zurück zum Ausgangspunkt. Da schon die Anfahrt 75 Minuten dauerte, brachen wir recht früh auf, gegen kurz vor 9 Uhr. Die Strecke kannten wir ja schon teilweise, waren aber überrascht, dass die Landschaft hinter Puntagorda doch deutlich grüner wurde, offensichtlich hatte es hier in der letzten Zeit mehr geregnet als in den südwestlicheren Regionen. Am Ziel angekommen hatte das Informationszentrum leider noch nicht geöffnet, so begannen wir zunächst unsere Wanderung. Nach Unterquerung der Straße verlief der Weg durch ein dunkles und kühles Flusstal, umgeben von zahlreichen Laubbäumen wirkte das ganze fast ein wenig verwunschen. Auf dem weichen Waldboden konnte man sehr gut wandern. Meist ging es nur gemächlich bergab, allerdings bildete das Flussbett einige höhere Steilstufen aus, sodass der Weg ab und zu auch durch ein paar steilere Abstiege unterbrochen wurde. Insgesamt drei „Kessel“ wurden passiert, in denen sich größere Wasserfälle im vulkanischen Gestein gebildet hatten und die offensichtlich zum Teil von den Benahoaritas, den Ureinwohneren La Palmas, als Kultstätten genutzt wurden. Leider sahen wir hier gar keine Petroglyphen, etwas, das ich eigentlich erwartet hätte. Oder wir waren nur zu blind… Hinweisschilder jedenfalls gab es keine. Und da der Bach kaum Wasser führte, waren die Wasserfälle auch quasi versiegt. Der Weg durch den Wald war davon abgesehen aber trotzdem herrlich und einfach nur wunderschön zu gehen. Kurz bevor man am Ende des Tals wieder zur Straße aufstieg, fanden wir nach einiger Suche noch einen Geocache, das Tagessoll war damit erfüllt. Oben an der Straße angekommen trennte ich mich erst einmal von meinem Freund, der hier eine Abkürzung zum Mirador de Doña Pola nahm und dadurch die Runde halbierte, da ihm die Höhenmeter des Vortrags noch in den Knochen steckten. Am Mirador wollten wir uns dann später wieder treffen. Ich lief dafür weiter bis zum Weiler Don Pedro, jetzt ging es auch steiler bergab, nachdem der erste Teil des Wegs ja eher gemächlich verlief. Da Wochenende war, waren sogar ein paar der Häuser in Don Pedro bewohnt, man sah einige Menschen, was unter der Woche wohl nicht der Fall sein soll, die meisten Häuser sind angeblich nur zum Wochenende belebt. Der Himmel hatte sich mittlerweile etwas bedeckt, das war nicht so schön, gerade auf Fotos, im weiteren Verlauf des Tages sollte sich das aber wieder ändern. In Don Pedro legte ich eine kleine Mittagspause auf dem Dorfplatz ein und genoss einen ersten Blick auf die weite Nordküste, die mich hier teilweise an die Azoren oder auch die Nordküste des Anaga-Gebirges auf Teneriffa erinnerte. Hinter Don Pedro ging es noch ein wenig weiter bergab bis zum Mirador de la Calzada mit tollem Blick in den benachbarten Barranco Fagundo. Hier drehte ich jedoch um und begann den Aufstieg zurück, zu unserem verabredeten Treffpunkt. Entgegen dem, was ich im Vorfeld gelesen hatte, war der Rückweg vor allem im ersten Teil doch ziemlich steil und schweißtreibend, später flachte er aber zumindest phasenweise langsam ab, es gab auch mal vereinzelte ebene Strecken, die sich summierenden Höhenmeter merkte man aber dennoch deutlich. Etwas schade fand ich, dass man den Barranco Fagundo nur von den Miradores aus sah und sonst nicht, der Weg verlief stets im dicht zugewachsenen Wald ohne Ausblicke, aber auch der Wald hatte seine Vorzüge, denn er bot Schatten, wo die Sonne inzwischen schon wieder ganz ordentlich schien. Gegen kurz vor 15 Uhr trafen wir uns wie verabredet wieder am Mirador, gemeinsam machten wir eine Lunchpause und liefen dann die letzten 2,5 km bis zum Auto am Besucherzentrum in ca. einer Stunde zurück. So hatten wir zum Glück noch Zeit, dieses auch zu besichtigen, denn es sollte um 17 Uhr schließen. Die kleine Ausstellung drinnen war ganz nett und interessant gemacht, eindrucksvoller aber war noch der dahinter gelegene Wald, durch den ein sicherlich noch einmal 1,5 km langer Rundweg führte, wo wir dann endlich auch auf eine große Anzahl wunderschöner Felsritzungen, Spiralen, Kreise oder sonstige Muster trafen, ähnlich so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Der Besuch hat sich hier wirklich gelohnt! Etwas über eine Stunde benötigten wir für die Rückfahrt nach Los Llanos, hielten unterwegs noch einmal am Mirador Barranco de Garome kurz vor Tijarafe mit tollem Ausblick an und trafen schließlich gegen 18:15 Uhr wieder in Los Llanos ein. Hier war die ganze Stadt auf den Beinen, verkleidet, der Karneval schien im vollen Gang. Wir kauften noch ein paar Lebensmittel ein und fuhren dann zurück in unser Ferienhaus, wo wir noch einmal Nudeln, diesmal mit Pilzfüllung, und Salat zum Abendessen aßen. Dazu gab es einen Weißwein von der Insel, der zwar recht trocken und herb war, mir aber doch sehr gut schmeckte. Die Musik der Karnevalsveranstaltung aus dem Tal (kubanische Rhythmen) hallte bis zu unserem Ferienhaus nach oben und wiegte uns so in den Schlaf…

95 km

Sonntag, 23.02.2020 – Las Tricias

Über Nacht wehte die Calima heftig – so heftig,  dass am Morgen sogar die schweren Terrassenmöbel aus Metall kreuz und quer auf der Terrasse verstreut lagen, im Pool trieb jede Menge Blattwerk. Die Calima ist ein heißer Wind aus der Sahara, der ab und zu von Afrika auf die Kanaren zieht und dann deutlich wärmere Temperaturen mitbringt sowie jede Menge Sand. Den fanden wir frühmorgens dann auch auf unserem Auto. Laut der offiziellen App der Insel sollten alle Wanderwege gesperrt sein. Dass das auch für die von uns geplante Wanderung bei Las Tricias zutreffen sollte, konnte ich mir aber nicht vorstellen, da der Weg vor allem über Straßen und Wirtschaftswege führte. Wir  blieben also erstmal bei unserer Planung und fuhren gegen 10 Uhr los, so, dass wir gegen 11 Uhr in Puntagorda ankamen, wo gerade der Bauernmarkt begann, dem wir vor unserer Wanderung noch einen Besuch abstatten wollten. Für den Markt hatte man extra eine neue Markthalle errichtet, gar nicht so klein, wie ich das vermutet hatte. Im linken Teil gab es insbesondere Lebensmittel einheimischer Produzenten und Händler, im rechten Teil Kunsthandwerk, vor allem von europäischen „Aussteigern“, da wurde dann wieder so einiges an Klischees bedient… Wir kauften einige Lebensmittel ein, die wir noch benötigten, und tranken einen der im Reiseführer angepriesenen und auch tatsächlich ganz leckeren, frisch gepressten Zuckerrohrsäfte, die hier angeboten wurden. Trotz der vielen Touristen, die sich auf dem Markt tummelten, fand ich die Atmosphäre ganz schön und auch recht authentisch. Draußen besuchten wir noch drei gläserne „Skywalks“, in den Barranco etwas vorgeschobene, gläserne Stege, die einen tollen Blick in die Tiefe boten, ehe wir uns wieder ins Auto setzten, noch einmal wenige Kilometer um eben diesen Barranco herum nach Las Tricias fuhren und dort unsere Wanderung begannen. Die kurze Tour hatte, wie an der Küste hier üblich, erst einen längeren Abstieg und am Ende dann wieder einen längeren Aufstieg, jedoch mit weit weniger Höhenmetern als an den beiden Tagen zuvor. Es ging nur an Gärten und Hinterhöfen vorbei, in denen man zwar auch zum Teil Bauschutt beziehungsweise vertrocknete Pflanzen sah, aber irgendwie war es hier doch hübscher als in El Jesus vor zwei Tagen beim Abstieg zur Schmugglerbucht. Nach einiger Zeit erreichten wir eine ehemalige Mühle, zu der früher die Bauern ihr geröstetes Getreide brachten, um es dort zu Gofio, dem kanarischen Grundnahrungsmittel, mahlen zu lassen. Leider war die Mühle nicht mehr im Betrieb, eine dort hergerichtete Ausstellung zu Gofio aber trotzdem recht informativ und nett  gemacht, ein Mitarbeiter gab erst auf Englisch eine kurze Einführung für uns, dann konnte man sich in Ruhe in dem Raum umsehen. Unterhalb der Mühle fanden wir fix einen Geocache, ehe es weiter bergab ging, an einigen „Aussteigerhäusern“ mit zum Teil sehr hübsch gepflegten Gärten vorbei bis zum tiefsten Punkt der Wanderung an einem kleinen Drachenbaumhain. Kurz danach trafen wir auf das „Aloe Vera-Café“, das von einer Deutschen betrieben wurde und wo wir kurz einkehrten und eine Kleinigkeit in Form zweier leckerer Salate aßen. Danach passierten wir noch einige weitere der ehemaligen Höhlenwohnungen, die mittlerweile aber zum Großteil nicht mehr bewohnt waren. Auch hier gab es im Übrigen einige Petroglyphen! Schließlich erreichten wir die Straße und ab jetzt ging es quasi kontinuierlich  wieder zurück bergauf, teils über besagte Straße, teils auch über Feldwege, an denen man noch einmal einen Eindruck der hiesigen „Aussteigercommunity“ bekommen und außerdem viele Drachenbäume bewundern konnte, die hier besonders oft und schön wuchsen. Die letzten Meter der Tour waren dann nicht mehr so attraktiv, gingen nur noch über die Landstraße bzw. über ziemlich steile Betonpisten, so kamen wir jedoch relativ rasch dann auch wieder zurück zum Auto. Nachdem morgens die Sicht schon schlecht war nach der Calima in der Nacht, hatte es sich im Laufe des Tages immer weiter zugezogen, der Wind war abgeebbt,  der Staub aus der Sahara stand aber immer noch in der Luft und beeinträchtigte so die Sicht ganz ordentlich. Wir fuhren zurück Richtung Ferienhaus, mussten leider kurz vor los Llanos noch eine längere Umleitung fahren wegen einer Straßensperrung, kamen dann aber doch noch vor 18 Uhr wieder „zuhause“ an. Die Luft war inzwischen so zugestaubt, dass wir gar nicht mehr den Ort unter uns sahen, geschweige denn das Meer dahinter. Leider war auch der Pool entgegen unserer Erwartung nicht gereinigt worden, so übernahm ich das erstmal grob, damit wir wenigstens noch ein erfrischendes Bad nehmen konnten. Anschließend grillten wir wieder und ließen uns das Abendessen schmecken. In der Hoffnung, dass sich der Staub bis morgen verzogen haben würde, gingen wir zu Bett, denn eine so trübe Sicht ist jetzt nicht gerade förderlich für die Urlaubsstimmung…

78 km

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