Samstag, 04.12.2021 – Haría und Risco de Famara
Eigentlich wollte ich an diesem Tag eine Streckenwanderung von Haria nach Guinate machen und den Weg vom Ziel zum Start vorher mit dem Bus überbrücken. Leider fuhr der aber nur extrem selten, und außerdem waren auf der offiziellen Homepage der hiesigen Busgesellschaft unterschiedliche Abfahrtszeiten vermerkt, was das Ganze noch zusätzlich verkomplizierte. Lange habe ich hin und her überlegt, letztlich dann den Plan mit dem Bus verworfen und stattdessen umgeplant auf eine Rundwanderung, was organisatorisch halt viel einfacher ist. Dadurch konnte ich außerdem noch gemütlich in meinem Hotel frühstücken, ehe ich mich ins Auto setzte und nach Haria fuhr, wo die Wanderung starten sollte. Ich habe extra den heutigen Tag ausgewählt, da samstags dort immer Markt ist, der auch recht sehenswert sein sollte. Nun ja, so ein typischer, lokaler Markt für die Einheimischen war das nicht, es gab nämlich genau einen einzigen Gemüsestand. 90% der anderen Stände verkauften Kunsthandwerk oder andere Arten Souvenirs, dementsprechend waren auch ziemlich viele Touristen dort unterwegs, weniger Einheimische. Zwar war der Rummel nicht ganz so schlimm, wie das im benachbarten Teguise sein soll, trotzdem bin ich im Nachhinein nicht der Meinung, dass man sich diesen Markt unbedingt anschauen muss, da hab ich schon authentischere gesehen. Als ich ankam, gegen kurz nach 9 Uhr, war es auch noch recht früh, es war noch kaum etwas los, manche Stände wurden gerade erst aufgebaut. Gegen 14 Uhr, als ich von meiner Wanderung nach Haria zurückkam, war da schon deutlich mehr Betrieb. Die Anreise frühmorgens war also nicht unbedingt erforderlich, sie hatte aber den Vorteil, dass ich problemlos einen Parkplatz fand.
Nach einem ersten Blick auf den Markt startete ich meine Tour und verließ den Ort gen Westen durch das Valle del Rincon, langsam bergauf, bis sich plötzlich eine grandiose Aussicht auf die Küste auftat. Hier musste ich mich entscheiden, ob ich links oder rechts weiter gehen will. Mein Wunsch war der rechte Weg, immer am Grat entlang Richtung Guinate. Ich war ein wenig in Sorge wegen des heftigen Windes, der gestern herrschte, der auch heute noch auffrischen sollte laut Wetterbericht und da die Wanderung doch meist an der Kliffkante entlang verlief. Dennoch wagte ich es, versuchte, immer genügend Abstand zum 500 Meter tiefen Abgrund zu halten, was letztlich auch problemlos möglich war, zumal der Wind im Laufe des Tages immer mehr nachließ. Anders als an den beiden ersten Tagen des Urlaubs war es nämlich heute genau umgekehrt, morgens war das Wetter noch bedeckt, viel Wind, nachmittags dann strahlender Sonnenschein und kaum noch Böen. Der Weg verlief teilweise auf erkennbaren Pfaden, zwischenzeitlich aber auch mal weglos oder auf Ziegenpfaden, dank GPS und da man ja letztlich immer nur der Küste folgen musste, war das aber kein größeres Problem. Insgesamt drei Hügel mussten überwunden werden, es ging ordentlich rauf und runter, richtig ins Schwitzen kam man aber nicht, dafür waren die Temperaturen nicht heiß genug. Die Sicht sowohl zurück nach Caleta de Famara als auch geradeaus Richtung La Graciosa präsentierte sich immer wieder grandios! Schließlich erreichte ich wieder eine Fahrstraße unterhalb des Vulkankegels Los Helechos, hier war die Gegend auch nicht mehr so schön, viel Schotter und Anzeichen der Zivilisation. Ich verließ die Küste und stieg über schmale Pfade und kurze Abschnitte auf Fahrstraßen hinab nach Maguez. Im Ort war kaum etwas los, der Spaziergang hindurch war aber trotzdem ganz hübsch, auch hier strahlend weiße Häuser, typisch für Lanzarote. Es folgte noch ein letzter Aufstieg auf den Hausberg von Haria, La Atalaya, ehe ich schließlich wieder im Ort selbst landete.
Cuevas de los Verdes
Es war jetzt 14 Uhr, ich überlegte, ob ich erst etwas essen sollte, entschied mich dann aber für den Besuch in den Cuevas de los Verdes, denn dort sollte gegen 15 Uhr die letzte Führung starten, dafür hatte ich noch Zeit. Die Fahrt dorthin dauerte von Haria aus keine 15 Minuten. Ich hatte Glück, musste nicht Schlange stehen, kaum hatte ich mein Ticket gelöst, konnte ich mich einer Führung anschließen. Als Führer hatten wir einen netten, älteren Spanier, der so freundlich war und für die ausländischen Touristen vieles auch noch mal ins Englische übersetzte. Dadurch und da er allgemein sehr gerne zu erzählen schien, dauerte die Führung länger als gedacht, die nächste Gruppe hing uns stets dicht auf den Fersen. Es war aber auch wirklich sehr interessant! Die Runde durch die Lavatunnel war spektakulär, teils eng, oft mehrere Etagen übereinander, an manchen Stellen musste man regelrecht aufpassen, wo man hin trat, damit man nicht ungesichert in ein Loch trat oder in die Tiefe fiel! Grundsätzlich war der Weg aber sehr gut ausgebaut und auch mit Sandalen gut zu gehen. Nach etwa einer Stunde blendete einen wieder das Licht und man kam zurück an die Oberfläche.
Ich setzte mich ins Auto und fuhr noch einmal nach Haria, wo ich zunächst noch einen kurzen Stopp auf dem Friedhof machte, um das Grab von Cesar Manrique zu besuchen. Im örtlichen Lokal des Centro Socio-Cultural „La Tegala“ verzehrte ich schließlich meine heutige, warme Mahlzeit. Es war 16 Uhr, also weder klassische Zeit zum Mittag-, noch zum Abendessen, insofern war kaum etwas los, der Ort war im Vergleich zum Mittag zur Marktzeit jetzt fast leer. Ich bekam aber trotzdem ein leckeres Zicklein mit Kartoffeln, Brot und Mojo-Saucen, das ich mir schmecken ließ. Im Gegensatz zur Ziege auf Kreta war hier auch richtig viel Fleisch dran, die Knochen und das Fett hielten sich noch einigermaßen im Rahmen, gewürzt war es sehr lecker, wenn auch vielleicht heute wieder ein bisschen zu fettig für meinen Geschmack, aber das scheint man hier ja offensichtlich zu mögen. Zum Schluss gönnte ich mir noch einen Kaffee, zahlte mit Trinkgeld 20 € und machte mich dann wieder auf die Heimfahrt. Die war teilweise extrem unangenehm, da mir die knallrote Abendsonne direkt ins Gesicht schien und ich manchmal kaum die Straße vor mir erkennen konnte! So war ich froh, als ich gegen 18 Uhr wieder im Hotel war. Da ich mein Tagwerk weitestgehend vollbracht hatte, hatte ich jetzt alle Zeit der Welt zum Duschen und dafür, den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.
🚗 75 km / 🥾 13,1 km
Sonntag, 05.12.2021 – Jameos del Agua
Heute war der zweite Advent. Komisch, davon habe ich den ganzen Tag nichts mitbekommen, kein Wunder bei dem Klima hier! Erst am Abend beim Lesen der Nachrichten aus Deutschland fiel mir das auf. Unternommen habe ich meine zweite Wanderung im Norden Lanzarotes. Nachdem ich gestern schon eine Ecke dort erkundet hatte, habe ich mich heute noch ein bisschen weiter nördlich vorgewagt. Dazu kam aber auch noch die Besichtigung zweier Sehenswürdigkeiten, einmal vorher, einmal nach der Wanderung. Ich hatte das extra so geplant, um die Stoßzeiten zu vermeiden, ich denke, das war auch ganz gut. Morgens um 10 Uhr zur Öffnungszeit war ich bei den Jameos del Agua, abends um 16 Uhr, eine Stunde vor Schließung, am Mirador del Rio. Gerade vormittags bei den Jameos del Agua war noch relativ wenig los, da hat sich die frühe Ankunft auf alle Fälle gelohnt, bei meiner Abfahrt eine Stunde später standen bestimmt schon fünf Mal so viel Autos auf dem Parkplatz! Glück hatte ich auch dank meines Kombitickets, das ich schon am Vortag bei den Cuevas gekauft hatte, so musste ich mich nicht noch einmal an der Kassenschlange anstellen, sondern konnte direkt zum Kontrolleur durchgehen. Dort, bei den Cuevos de los Verdes, war übrigens gegen 11:30 Uhr, als ich später dort vorbei fuhr, auch eine Riesenschlange bis auf die Straße, da hatte ich gestern ebenfalls Glück – wertvolle Zeit gespart! Auf dem Weg zu den Jameos machte ich noch einen kleinen Fotostopp, um mich schon mal auf Cesar Manrique „einzustellen“, und zwar an einem Windspiel in Arrieta, einem interessanten Kunstwerk mit vielen Deutungsmöglichkeiten, das irgendwie gut hier in die Landschaft passte.
Die teilweise eingestürzte Lavahöhle der Jameos del Agua hat Manrique zu einem tollen Ensemble umgebaut, das sich harmonisch in die Natur integriert und das, da alles unterirdisch ist, von oben so gut wie gar nicht auffällt. Die natürlichen Formen der Lava wurden aufgenommen, selbst die Sitzbänke darin eingepasst, kleine Höhlen genutzt, alles wirkte wirklich perfekt! Und solange noch nicht allzu viele Menschen da waren, konnte man es sich auch noch ganz gut anschauen. Möchte nicht wissen, wie das ist, wenn sich die Massen hier durchschieben… Wobei man letztlich ehrlich gesagt feststellen muss, dass das Ganze eigentlich doch nur ein zugegebenermaßen sehr schick gestyltes Restaurant ist, ansonsten gibt es hier nämlich eigentlich nichts besonderes weiteres zu sehen, insofern ist der Eintrittspreis von über 10 € schon recht happig. Ach nein, da waren ja auch noch die zahlreichen kleinen, weißen Krebse, die im unterirdischen See schwimmen, die es nur hier gibt und die von allen bestaunt werden. Und außerdem gibt es auch noch wirklich tolles Auditorium, da würde ich gerne mal ein Konzert oder Ähnliches hören.
Playa del Risco und Mirador del Río
Nach etwas über einer Stunde war ich durch mit meiner Besichtigung und fuhr zum Startpunkt der heutigen Wanderung. Das heißt: zunächst verfuhr ich mich noch, steuerte den Mirador de Guinate an, denn ich dachte, dort würde die Wanderung beginnen, dem war aber nicht so, der eigentliche Start lag woanders. Der Ausblick vom Mirador von Guinate war aber auch nicht von schlechten Eltern. Schließlich fand ich dann aber doch noch den richtigen Parkplatz und machte mich an den Abstieg zur Playa del Risco. Etwa 350 m ging es steil auf Serpentinen hinab in die Tiefe, aber selbst für einen Sonntag, an dem auch einige Einheimische heute hier waren, war aufgrund des beschwerlichen Wegs nur wenig los, die Menschen verliefen sich unten am Fuße der Steilwand rasch. Ich wanderte erst zu den ehemaligen Salinen unterhalb des Mirador del Rio, den ich nach meiner Wanderung noch aufsuchen wollte, danach über den tollen, weißen Strand zurück. Auch heute wehte der Wind wieder heftig, man sah auch an den Schiffen auf dem Meer, wie sie schaukelten. Solange die Sonne schien, war das nicht schlimm, später, nach Sonnenuntergang, wurde es dann aber doch rasch kalt. Nachdem ich meine Runde gedreht hatte, suchte ich mir am Ende des Strandes ein windgeschütztes Plätzchen, um ein Picknick zu machen, ehe ich mich wieder an den Aufstieg begab, wobei ich aber entgegen den Angaben im Reiseführer nicht länger als für den Abstieg brauchte, sondern sogar schneller war, dieses vermutlich deshalb, da ich keine Fotopausen machte. Allgemein bin ich beim Gehen bergab ja auch immer etwas vorsichtig und daher oft nicht viel schneller als bergauf. Gegen kurz vor 16 Uhr hatte ich den Aufstieg geschafft und kam wieder oben an, suchte in der Nähe der Kliffkante noch einen Geocache, den ich mit Mühe auch fand und steuerte dann mit dem Wagen mein letztes Ziel an, den Mirador del Rio.
Zwar war hier noch einiges los, der Größe des Parkplatzes nach zu urteilen tummeln sich hier aber vermutlich auch manchmal Tausende von Leuten, ich fragte mich, wie die da alle reinpassen – ich fand es so schon voll genug! Auch hier wieder: tolle Architektur, grandios in die Landschaft angepasst, ich hatte von meiner Wanderung gegen Mittag von unten aus Mühe, den Mirador an der Kliffkante überhaupt zu entdecken. Und auch hier wieder: letztlich ist dies „nur“ ein Restaurant, toll gemacht mit tollem Ausblick, aber eben auch nicht mehr. Und den Ausblick hat man von anderen Miradores kostenlos. Immerhin, der Eintritt war mit 5 € nur halb so hoch wie in den Jameos del Agua. Nachdem ich die Aussicht genossen hatte und die Sonne schon langsam im Sinken begriffen war, wurde es recht kühl, zumal hier oben der Wind ordentlich ging. So nahm ich mir vor, erstmal ins Hotel zurück zu fahren und dort heute wieder zu Abend zu essen. Die Fahrt mit dem Wagen verlief ganz gut, wobei ich aber auch heute wieder mit dem Gegenlicht zu kämpfen hatte, teilweise glich die Fahrt fast einem Blindflug! Im Hotel gab es dann leider eine böse Überraschung: es gab ausgerechnet heute kein Essen, da eine geschlossene Veranstaltung stattfand. Dumm! Da ich allerdings auch keine Lust mehr hatte, noch mal wegzufahren, beschloss ich, mich nach dem Duschen auf dem Zimmer an meinen Vorräten gütlich zu tun. Immerhin hatte ich noch Salami und Oliven, außerdem Bananen, ist ja alles auch nicht das Schlechteste!
🚗 89 km / 🥾 10,2 km
Dienstag, 07.12.2021 – La Graciosa
Heute wollte ich einen Ausflug auf die Nachbarinsel La Graciosa, die achte, bewohnte Kanaren-Insel machen. Dort hatte ich mir eine Wanderung rund um den nördlichen Teil der Insel herausgesucht, da dieser Weg über 20 km km lang war, hieß es früh aufstehen. Ich wollte gerne die erste Fähre um 8 Uhr erreichen, deshalb klingelte der Wecker schon um 6:30 Uhr und ich konnte noch nicht im Hotel frühstücken. Ich machte mich kurz frisch, trank einen löslichen Kaffee mit dem Heisswasserbereiter auf meinem Zimmer, aß einen Müsliriegel und saß um 7 Uhr im Auto. 40 Minuten dauerte die Fahrt, dann kam ich im Hafen von Orzola an der Nordspitze von Lanzarote an. Dort war alles perfekt organisiert, Einweiser am Hafen lotsten einen auf die entsprechenden, kostenlosen Parkplätze der Fährgesellschaft. Am Kiosk am Hafen kaufte ich mir ein Ticket für die Hin- und Rückfahrt (Kostenpunkt 26 €) und bestieg das Schiff. Auf der ersten Fähre frühmorgens war noch nicht allzu viel los, alles verteilte sich ganz gut an Deck. Pünktlich um 8 Uhr startete die wackelige und lustige Überfahrt. Tatsächlich wurde das Schiff gerade beim Ausfahren aus dem Hafen und bis zur Umrundung des Nordkaps von Lanzarote ganz ordentlich hin und her geschaukelt, ehe wir dann im sogenannten Rio, der Meerenge zwischen Lanzarote und La Graciosa, in etwas ruhigere Gewässer gerieten. Die Sonne war gerade aufgegangen, brach durch die Wolken, ein schöner Tagesanbruch! 25 Minuten später landeten wir im noch verschlafenen Caleta del Sebo auf La Graciosa, wo ich mir erstmal in der örtlichen Bäckerei ein Bocadillo und zwei süße Teilchen besorgte. Die beiden letzten verzehrte ich direkt auf der Hafenmauer und startete dann gegen 8:45 Uhr meine Wanderung.
Zunächst führte der Weg mich durch den Ort, asphaltierte Straßen gab es hier nicht, alles war Sand, ein Hauch von Wildwest wehte hier durch, ähnlich wie in El Rocio in Andalusien sah es aus. Gerne hätte ich auch die Kirche von innen besichtigt, leider war die aber geschlossen, sie soll einige schöne Votivschiffe haben. Hübsch war auch das Postamt, täglich nur 2 Stunden mittags geöffnet, einfach nur ein Fenster in einem Haus! Auch wenn früh morgens um die Uhrzeit noch nicht allzu viel Betrieb war, so konnte man aber doch erkennen, dass der Ort keine „Geisterstadt“ war. Einige Häuser waren erkennbar bewohnt, andere hingegen waren als Ferienhäuser gekennzeichnet. Zwei oder drei Nächte könnte es mir hier durchaus gefallen, länger würde ich es aber wohl nicht unbedingt aushalten wollen, dafür bot die Insel dann doch nicht genug Abwechslung. Ich verließ den Ort und macht mich auf Richtung Norden, zur einzigen weiteren Siedlung der Insel, nach Pedro Barba. Anfangs ging das Gehen sehr flott und zügig, der Weg war gut zu finden, komplett flach, festgetretener Sand, alles kein Problem. Auf der ganzen Strecke bis zum Ort begegneten mir auch gerade einmal drei Menschen! Etwas schwieriger war lediglich das letzte Stück, ein bisschen Kraxelei an einer Felsküste entlang, aber auch nichts Dramatisches. In Pedro Barba selbst konnte man sehen, dass die Häuser hier vor allem als Ferienhäuser begüterter Städter dienen, sie waren teilweise nämlich wirklich schick! Ich setze mich wieder auf die Hafenmauer, aß jetzt mein Bocadillo und setzte dann meinen Weg fort.
Dieser führte nun durch die sandigen Ebenen des Nordteils der Insel bis schließlich zu den eindrucksvollen Felsentoren Los Arcos aus Basalt. Mittlerweile wurde es etwas voller, Fahrradfahrer kamen mir entgegen, am Felsentor selbst traf ich dann plötzlich und überraschend auch auf vier Jeeps. Als “Fußkranker” kann man sich nämlich mit einem Jeep auch über die Pisten der Insel kutschieren lassen. Für die Einheimischen ist das natürlich ein prima Geschäft, die Naturidylle und Einsamkeit der Insel werden dadurch aber natürlich nachhaltig gestört! Ich genoss das Spektakel und den Blick in den wilden Hexenkessel, den das Wasser unterhalb des Torbogens präsentierte, ehe ich weiter ging. Der Weg verlief jetzt ein kurzes Stück auf der Piste, die auch von dem Jeeps genommen wurde, was nicht so angenehm war. Am Fuß der Montaña Bermeja bog ich von diesem Weg ab und erklomm auf geradem Weg den Vulkankegel. Im letzten Stück war das recht steil und rutschig, der Ausblick von oben war aber einmalig, speziell auch der erste Anblick der Playa de las Conchas, der sich von hier oben bot: ein wunderschöner, heller, ebenmäßiger, halbmondförmiger Strand mit türkisblauem Wasser davor! Hier war mittlerweile, es war jetzt um die Mittagszeit, deutlich mehr Betrieb, viele Strandlieger, die die Sonne genossen, ein paar Schritte ins Wasser wagten und außerdem ein Haufen jugendlicher Surfer. So gab es einiges zu gucken, manchmal konnten die Kids die nicht ganz unerheblichen Wellen hier ziemlich gut reiten! Da mich meine Wanderschuhe mittlerweile ein wenig drückten, speziell nach dem ziemlich steilen Abstieg von der Montaña Bermeja, zog ich die erstmal aus und gönnte den Füßen eine Erholung beim Spaziergang durch den weichen Sand. Man musste dabei aber durchaus aufpassen, oft kam längere Zeit gar keine Welle, dann plötzlich eine recht ordentliche, die stärkste davon spritzte mir sogar bis an die Beine meiner kurzen Hose hoch, sodass ich mein Handy fix aus der Seitentasche retten musste. Zum Glück trocknete bei dem schönen Wetter alles wieder rasch!
Nachdem ich den Strand gequert und mir die Schuhe wieder angezogen hatte, wanderte ich weiter. Der Weg führte jetzt ein Stück durch die Dünen, ich nahm einen in der Karte eingezeichneten, schmalen Fußweg und nicht die Autopiste. Auf die traf ich erst später, folgte ihr ein Stück, bis sich dann aber erneut die Gelegenheit zu einem Abstecher an die Küste bot bei der Playa Baja del Ganado. Auch diesem folgte ich wieder, kaum hatte ich den Strand verlassen, war ich wieder allein und lief weiter, jetzt Richtung Süden. Im Gegensatz zum sandigen Nordteil war die Küste hier sehr felsig und geröllig, auch nicht flach, sondern in stetigem Auf und Ab, so kam ich natürlich nicht ganz so schnell voran, da ich aber gut in der Zeit lag, war das kein Problem. Zwischendurch wurde noch eine ehemalige Mülldeponie gequert, was nicht ganz so schön war, immerhin wurde hier aber gerade mit der Renaturierung angefangen. Ganz zum Schluss, bevor ich wieder auf die Autopiste traf, führte der Weg noch durch so eine Art Mini-Industriegebiet, aber egal, immerhin war hier kein Autoverkehr. Die Piste zum Strand kreuzte ich kurz noch einmal und lief dann weiter, eine ausgeschilderte Umleitung für Fußgänger entlang, denn die Autopiste war für Fußgänger ab hier gesperrt. Nach insgesamt etwas über 20 Kilometern und etwas über 6 Stunden (inklusive Pausen) kam ich so schließlich wieder im Hafen von Caleta del Sebo an. Im Ort war jetzt deutlich mehr los, viele Tagestouristen auf den Straßen oder in den Lokalen, es herrschte richtig Leben. Ich überlegte kurz, auch noch hier zu essen, entschied mich dann aber dafür, zunächst mal die Insel zu verlassen und Lanzarote wieder zu erreichen, zumal ich mir in Orzola schon ein Restaurant ausgesucht hatte.
Auf dem Schiff war es nun deutlich voller als am Morgen, fast das gesamte Oberdeck war besetzt. Die Rückfahrt dauerte ein wenig länger, vermutlich, da das Schiff jetzt gegen den Gegenwind ankämpfen musste, nach etwas über einer halben Stunde aber war schließlich Orzola wieder erreicht. Auch die Rückfahrt war an einigen Stellen eine ganz schöne Schaukelei, viel Auf und Ab, schlecht wurde mir zum Glück aber nicht. Besonders spektakulär waren auch noch acht oder zehn Gleitschirmflieger oberhalb des Kaps, ziemlich eindrucksvoll, was die hier so boten. Nachdem ich das Boot verlassen hatte, steuerte ich gleich das Lokal “El Norte” an, das ich mir wegen guter Bewertungen ausgesucht hatte, es sollte leckeres Essen und auch freundliche Bedienung geben, gerade das letztere hat mir am Vortag in El Golfo leider gefehlt. Hier stimmte dann aber wieder alles. Mutter und Sohn, vermute ich mal, waren wirklich sehr nett und zuvorkommend. Ich bestellte eine Knoblauchsuppe, frittierte Calamares, eine Fanta Limon und zum Abschluss noch einen Cafe Solo. Für alles zahlte ich 23 €, einen Ron Miel gab’s noch dazu auf’s Haus – lecker! Schließlich setzte ich mich wieder in den Wagen und machte mich auf die 40minütige Fahrstrecke zurück ins Hotel. In Arrieta tankte ich an der freien Tankstelle recht günstig, 120,9 ct, außerdem prüfte ich den Reifendruck, nachdem ich am Vorabend Reifendruckalarm erhielt. Tatsächlich war der Druck vorne links ordentlich abgefallen. Ich füllte alles wieder auf 2,5 bar auf und hoffte, dass das bis zum Ende des Urlaubs hält! Gegen kurz nach 18 Uhr kam ich im Hotel an und machte mir dann noch einen gemütlichen Abend. Leider war es abends doch immer so kühl, dass ich die Terrasse meines Zimmers nie so wirklich nutzen konnte, wie ich das erhofft hatte, schade! Stattdessen habe ich mehrmals sogar die kleine Elektroheizung angestellt, die hier bei mir im Zimmer stand – auch nicht unbedingt das, was ich bei einem Urlaub auf den Kanaren erwartet hätte!
🚗 81 km / 🥾 21,3 km