Samstag, 01.12.2012 – Mindelo
Heute war der einzige Tag, bei dem sich auf dieser Reise die Gelegenheit bot, eine “echt kapverdische Stadt” zu besichtigen, was ich dann auch im Rahmen des Möglichen auskostete, d.h. bis zur Abfahrt um 12:30 Uhr. Gerne wäre ich auch noch etwas länger geblieben und hätte mich weiter umgeschaut! Zunächst liefen wir gemeinsam um 9 Uhr von der Pension aus los und unser Reiseleiter Wolfgang zeigte uns kurz die wichtigsten Sehenswürdigkeiten: die Praza Nova, den Clube Nautico, den Markt, die Praza Estrela und den Fischmarkt. Von dort aus hatten wir dann den Rest des Vormittags zur freien Verfügung, ich lief in etwa dieselbe Strecke gemütlich wieder zurück, wenn auch mit ein paar Schlenkern. V.a. der Fischmarkt war sehr beeindruckend, viel Leben und “Rummel”. In den Markthallen ging es dagegen deutlich ruhiger zu, hier wurden v.a. Obst und Gemüse angeboten. Die “englischen Häuser” an der Uferpromenade fand ich nicht so beeindruckend, das Leben dort schon mehr, mit Fischern, die in kleinen Booten aufs Meer fuhren, alten Männern beim Kartenspielen, kleinen Obstständen mit Händlerinnen an jeder Ecke und immer den Blick auf den Atlantik. Die Praza Estrela wirkte etwas überdimensioniert, die afrikanischen Souvenirhändler, für die die Stände dort errichtet wurden, verloren sich eher auf dem Platz, schön waren die vielen blauweißen Kachelbilder mit Szenen aus der Geschichte der Stadt Mindelo. Die Kirche war leider geschlossen, der Clube Nautico ein quietschblaues Gebäude mit vielen Segler-Devotionalien, wobei hier vormittags noch nicht wirklich viel los war. Die Praza Nova schließlich wirkte wie eine grüne Oase im Trubel der Stadt, vom Baustil her sehr “kolonial”, wie ich viele Plätze aus Mexiko in Erinnerung hatte.
Voller Eindrücke ging es mittags dann weiter Richtung Flughafen, vor dem Abflug aßen wir noch extrem lecker zu Mittag bei einem Schweden in der Bar Bistro Santo André gegenüber vom Hotel Foya Branca. Es gab Fisch (Wahoo, eine Makrelenart) vom Holzkohlengrill mit Knoblauchkartoffeln, Salat und den üblichen Beilagen (Süßkartoffeln, Yams und Möhren), wirklich gut und empfehlenswert! Anschließend absolvierten wir noch einen halbstündigen (je Strecke) Verdauungsspaziergang zum Leuchtturm, ein schöner Weg mit z.T. eindrucksvoller Aussicht und abenteuerlicher Wegführung. Zurück beim Schweden gab’s noch eine superleckere Maracuja-Caipirinha, danach fuhren wir die letzten Kilometer zum Flughafen, checkten ein, mussten dann aber noch ca. 2 Stunden dort vertrödeln, da der Flieger 1 Stunde Verspätung hatte. Schließlich flogen wir von ca. 20:00 Uhr bis 20:45 Uhr nach Praia durch die dunkle Nacht, konnten also leider wieder nichts von der Landschaft sehen. Interessanterweise gab es beim Boarding weder eine Durchleuchtung des Handgepäcks noch einen Metalldetektor, dafür wurde mir im Flughafen Praia bei Ankunft dann ein Foto des Flugzeugs verboten – komische Sicherheitsbestimmungen! Zum Glück kam schnell das Gepäck, und nach 40 Minuten weiterer Fahrt mit dem Bus, zuletzt komplett durch Nieselregen und dichtesten Nebel, kamen wir in der hochgelegenen und kühlen Berglodge an, in der wir uns für die kommenden 2 Nächte einquartierten. Die Zimmer waren o.k., wenn auch insgesamt etwas feucht, da es schon sehr spät war, gab es nur noch eine Kleinigkeit zu essen (Suppe, Salat, Nachtisch, aber immerhin, zum Glück!), ich schrieb noch schnell Tagebuch und machte um 23:50 Uhr schließlich das Licht aus.
Sonntag, 02.12.2012 – Rundfahrt auf Santiago (Tarrafal, Espinho Branco)
Leider wurde der heutige, 1. Advent der erste eher enttäuschende Tag der Reise, von der Insel Santiago haben wir im Prinzip kaum etwas mitbekommen. Stattdessen haben wir soviel Zeit mit Fahrerei im Bus verbracht haben wie nirgends zuvor. Grund dafür war aber leider das Wetter, denn in den höheren Lagen der Insel, wo sich auch unser Hotel befand, herrschte fast den ganzen Tag über Nebel und es ging ein ständiger, leichter Nieselregen, daher konnten wir die eigentlich geplante und als eindrucksvoll beschriebene Wanderung in der Serra Malagueta nicht machen. Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster war es daher auch nichts mit einer fantastischen Aussicht ins Tal, stattdessen war alles ziemlich zugezogen. Wir fuhren trotzdem natürlich nach dem Frühstück los Richtung Norden, bis wir die Sierra Malagueta erreichten. Hier sollte eigentlich unsere Wanderung starten. Da das Wetter aber auch hier nicht besser und der Weg steil, matschig, rutschig und ausgesetzt war und man wegen des Nebels eh nichts gesehen hätte, mussten wir wohl oder übel auf die Tour verzichten. Wir fuhren stattdessen weiter bis Tarafal, wo wir die Mittagsstunden am Strand verbrachten. Hier war es ruhig, trocken und gelegentlich sogar etwas sonnig.
Anschließend ging es entlang der Ostküste zurück. Während es in den Bergen durch den Regen recht grün war, war es an der Ostküste eher steppenhaft-kahl, nur in den Talmulden war die Vegetation etwas dichter entlang der Bäche, die von den Bergen zum Meer flossen. Die Bevölkerung hier auf Santiago war dunkelhäutiger als auf den bisherigen Inseln, auch schienen mir die Ortschaften und Häuser um einiges vernachlässigter, womöglich auch ärmer, so dass die Angaben im Reiseführer, Santiago sei die “afrikanischste” der Inseln, vermutlich einiges an Wahrheit beinhaltete. Allgemein gelten die Kapverden nämlich als einer der politisch stabilsten und wohlhabendsten Staaten Afrikas. Einen etwas längeren Stopp legten wir im Rebelado-Dorf Espinho Branco an der Küstenstraße ein, das man besichtigen konnte. Bei den Rebelados handelt es sich um eine Volksgruppe, die sich der Christianisierung widersetzte, nach eigenen Gesetzen lebt, ihre Kinder dem Schulbesuch entzieht usw., ähnlich wohl wie die Amish in den USA. Mittlerweile sind sie aber zunehmend angepasst, Schulbesuch findet statt und auch ehemals “verpönte” Segnungen der Technik wie Elektrizität u.a. werden inzwischen akzeptiert. Trotzdem wirkte auch dieses Dorf eher ärmlich und ein bisschen verwaist, allzu viele Dorfbewohner waren nicht zu sehen. Die Häuser waren aber recht aufgeräumt, hatten mehrere Zimmer, jeder hatte also sogar etwas Privatsphäre für sich. Von einem der Dorfältesten, Sabino, gleichzeitig Maler, der seine durchaus schönen und farbenfrohen Kunstwerke verkaufte, wurden wir ein wenig herumgeführt. Ein paar von uns kauften ihm zum Schluss auch noch ein paar Bilder ab. Die waren zwar wirklich schön, ich konnte mich allerdings in der Kürze der Zeit nicht abschließend für den Kauf eines Bildes entscheiden.
Gegen 16:30 Uhr waren wir zurück im Hotel, weiterhin bei Nebel und Nieselregen, wärmten uns bei Kaffee auf und ruhten uns dann ein wenig aus. Das Abendessen in Buffet-Form war recht lecker, v.a. die Kürbissuppe, der Salat und das Fleisch, wenn auch letzteres leider etwas zäh und nur lauwarm war. Danach wurde der Kamin angezündet und im Speiseraum wurde es noch recht gemütlich, außerdem gab’s sogar noch Livemusik von zwei Gitarristen, auch ganz nett. Zurück auf dem Zimmer nahmen wir unsere letzte, heiße Dusche für die kommenden 4 Tage, verkrochen uns dann ins Bett und machten gegen 22 Uhr das Licht aus, da der nächste Tag früh beginnen sollte.
Freitag, 07.12.2012 – Cidade Velha (Ribeira Grande)
Am letzten Tag auf den Kapverden, kurz vor dem Rückflug nach Deutschland, hatten wir noch Zeit für einen Besuch in Cidade Velha (ehemals Ribeira Grande). Aufgrund der zweistündigen Verspätung unseres Flugs von Fogo musste das Programm allerdings leider angepasst werden, eine eigentlich geplante Wanderung dorthin musste entfallen. Stattdessen steuerten wir das UNESCO-Weltkulturerbe mit dem Bus an, immerhin blieb uns noch genug Zeit, einen kurzen Spaziergang durch den Ort zu machen. So konnten wir wenigstens einen kleinen Eindruck bekommen. Es handelt sich hier um die erste, europäische Siedlung südlich der Sahara und gleichzeitig einen bedeutenden Umschlagplatz für den Warenhandel auf dem Atlantik, viele der kleinen Häuser des Ortes waren schön restauriert. Die Kirche Nossa Senhora do Rosário wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, einst war sie die erste Kathedrale der Kapverden. Da die Kirche geöffnet war, konnten wir das interessante Innere besichtigen, hier fanden sich über 500 Jahre alte Grabplatten, außerdem sogar noch einige original erhaltene Fliesen (azulejos) aus dem 17. Jahrhundert. Um den Pranger am Markt hatten sich Souvenirhändler gruppiert, und trotz der unschönen Geschichte (der Pranger erinnert an den Sklavenhandel) hatte das Ganze bei Wellen und Sonnenuntergang eine angenehme und entspannte Atmosphäre.