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Im westlichen Hajar-Gebirge

14.11.15: Wadi Dham und Al Ayn

Vorbei an Al Ayn fuhren wir ins Wadi Dham, wo sich viele Einheimische aufhielten, um ihr Wochenendpicknick in schöner Umgebung zu genießen. Es folgte eine weitere, schöne, kleine Wanderung in das Wadi hinein, am Ende unseres Wegs nahmen zumindest zwei von uns, auch ich, ein kühles Bad in einem der Pools. Zu sehen gab es vor allem sehr interessante und schöne Gesteinsformationen, dramatisch überhängende Felsen, nachmittags lag das Tal aber weitgehend im Schatten, so war es tatsächlich recht kühl. Das war zum Wandern ganz gut, zum Baden eher nicht, die dunklen Schatten auch nicht für die Fotos. Nach ca. 2 Stunden fuhren wir zurück nach Al Ayn und zelteten dort neben dem Dorf im Schatten der Bienenkorbgräber. Noch vor dem Aufbau der Zelte machten wir einen kurzen Spaziergang hinauf zu den Gräbern, denn die Sonne war schon im Untergehen begriffen, von oben genoss man eine schöne Aussicht. Die hiesigen Gräber waren nach meinem Eindruck noch eindrucksvoller als die, die wir vor ein paar Tagen besucht hatten aufgrund ihrer Anordnung in Reih’ und Glied. Zu Abend aßen wir bei einem herrlichen, gerade zunehmenden Mond, es gab Lachs in Folie, Gemüse und Reis, bei Froschgequake aus der Oase nebenan gingen wir alle früh ins Bett.

15.11.15: Jebel Shams und der “Grand Canyon” des Oman

Langsam wurden die Nächte kühler, morgens hatten wir gerade noch 14 Grad Celsius, grundsätzlich habe ich sehr gut geschlafen, es wurde es aber zunehmend unruhiger durch den Autoverkehr auf der in der Nähe liegenden Straße, außerdem stand der Muezzin, als er gegen 5:30 Uhr das erste Mal rief, quasi direkt vor meinem Zelt, zumindest kam mir das so vor… ! Nach dem Frühstück habe ich tatsächlich erfolgreich einen weiteren Cache gesucht, der auf einem benachbarten Hügel versteckt war, trotz der frühen Stunde war der Aufstieg schon ganz schön schweißtreibend! Die weitere Fahrt führte uns über Landstraßen und z.T. auch Pisten bis zu den Hotelanlagen am Aussichtpunkt auf den Grand Canyon des Oman, wo sich ein tiefer Einblick in ein imposantes Schluchtsystem bot. Weiter ging es noch über ein zusätzliches Stückchen Piste, bis wir ein kleines Dorf erreichten, wo der „Balcony Walk“ (Wanderweg W6) entlang des Grand Canyon begann. Dieser war ein wirklich fantastischer Spaziergang unterhalb der Abbruchkante der Schlucht mit grandiosen Aussichten, teils in der Sonne, aber teils auch angenehm im Schatten. Leider gingen wir auch diesen Weg wieder nicht ganz bis zum Ende, wo sich ein verlassenes Dorf befand, sondern kehrten 1 km vor dem eigentlichen Ziel um bzw. legten hier unsere Mittagsrast ein, schade, Zeit jedenfalls hatten wir hinreichend. Nach dem Rückweg kaufte ich bei Beduinen an einem Stand noch zwei selbstgeflochtene Schlüsselanhänger aus Schafswolle als Mitbringsel für meine Nichten, schließlich fuhren wir mit dem Wagen zurück und zelteten etwas abseits der Straße auf einem großen, schönen Zeltplatz auf ca. 1850 m Höhe über NN. Der Blick war toll, auch wenn er gen Westen und nicht in Richtung des Canyon ging. Ich machte nachmittags noch einen „Erkundungsspaziergang“ in der Umgebung des Camps, besondere Ausblicke oder sonstige, erwähnenswerte Dinge begegneten mir dabei aber nicht mehr. Zum Abendessen gab es heute Nudeln mit Käsesoße und mal wieder Umm Ali zum Nachtisch, sobald die Sonne untergegangen war, wurde es ziemlich frisch. Wir wärmten uns noch etwas am Lagerfeuer, gingen dann aber wieder gegen 21 Uhr zu Bett.

16.11.15: Wadi Nakhar und Misfat al Abriyeen

Die kälteste Nacht des Urlaubs endete, morgens waren es 5 Grad Celsius, dank meines warmen Schlafsacks habe ich aber sehr gut geschlafen (im Grunde genommen war der Schlafsack in den wärmeren Nächten zuvor eher zu dick und warm). Zum Frühstück erhielten wir Besuch von einigen Ziegen, die uns das eine oder andere vom Tisch stiebitzen wollten, die waren ganz schön frech und wir mussten arg aufpassen, dass sie nichts Essbares entwendeten. Danach ging’s wieder hinab ins Tal, entlang des breiten Wadi Ghul, bis zum Ort Ghul an der Einfahrt ins Wadi Nakhar. Interessant war der insofern, als er eigentlich aus drei Ortsteilen bestand, wobei die beiden älteren inzwischen verlassen waren, neben dem heutigen Dorf liegend aber noch gut erkennbar. Geplant war danach eigentlich, dass wir von dort abbiegen wollten ins Wadi Nakhar, das den Grund des Grand Canyon bildet, der Wagen sollte uns bis ans Ende fahren und wir wollten dann durch das Wadi wieder zurücklaufen. Allerdings war die Einfahrt mit Pkw nur für max. 2 km möglich, bis in den ersten Ort im Wadi, dahinter war die Piste nach heftigen Regenfällen durch z.T. riesige Felsbrocken blockiert, so dass ein Weiterfahren definitiv nicht möglich war. Um trotzdem ein wenig zu wandern liefen wir also einfach noch ein Stück weiter zu Fuß in das Wadi hinein, um die Felsblöcke herum, was problemlos ging, und dann denselben Weg wieder zurück aus dem Wadi hinaus. Auch wenn wir nicht zum Talschuss gelangten, so bekamen wir doch einen Eindruck von diesem tollen Wadi mit endlos hohen Wänden an beiden Seiten, viel Grün und wieder einem gut erhaltenen Bewässerungssystem. Weiter ging die Fahrt bis Al Hamra, wo wir zu Mittag aßen, und schließlich ins viel besuchte Dorf Misfat al Abriyeen. Dort liefen wir 1,5 Stunden durch das alte, z.T. auch schon verlassene Dorf (auch hier gab es inzwischen ein neues) und durch die Oase, eine der schönsten des Landes, da hier oft Touristen vorbeikommen, hat man inzwischen schon richtig gut ausgebaute und asphaltierte Wege angelegt. Trotz aller Schönheit hier: im Vergleich haben mir die Bergoasen Tunesiens doch noch besser gefallen, möglicherweise trügt da allerdings auch die Erinnerung, schließlich ist mein Besuch dort schon fast 20 Jahre her. Am neuen Dorfplatz gab es interessanterweise kostenlose, öffentliche Duschen, die wir gerne nutzen nach 2 Nächten freien Campens, ehe wir unseren nächsten, wilden Zeltplatz oberhalb des Ortes ansteuerten. Abends konnte man von dort einen tollen Sonnenuntergang im Westen beobachten, ebenso wie das Angehen der Lichter in Misfat al Abriyeen und Al Hamra im Tal. Das vorletzte Abendessen in freier Natur schmeckte wieder sehr gut, heute gab es Käse-Gemüse-Suppe, und auch zu Bett gingen wir wieder alle in etwa zur selben Zeit wie an den Vorabenden.

17.11.15: Al Hamra und Wadi Bani Awf

Beim morgendlichen Sonnenaufgang gab es ein schönes „Alpenglühen“ zu bestaunen, gegen 8:30 Uhr fuhren wir zunächst wieder nach Al Hamra und dort in die verlassene und verfallende Altstadt aus Lehmbauten, in der aber einige Häuser immer noch bewohnt sind und wo wir das sehr schön gemachte und interessante Heimatmuseum Bait al Safah besuchten. Das alte Lehmhaus war lebendig eingerichtet, gezeigt wurden uns von zwei Frauen Vorführungen alter handwerklicher Fertigkeiten wie Brotbacken, Kaffeerösten, Mehlmahlen und die Herstellung von Öl aus den Samen der Shah-Pflanze. Anschließend gab’s auch noch ein kahwa zu trinken, alternativ Tee, dazu Datteln.

Nach einem kurzen Tankstop ging die Fahrt weiter auf den Pass Sharaf al Alamayn, der eine tolle Aussicht vor allem nach Norden ins Wadi Bani Awf bot, der Ausblick nach Süden war nix Besonderes. Hier endete dann auch die Asphaltstraße und die Fahrt über eine abenteuerliche Piste in steiler Felswand hinab ins Wadi Bani Awf begann. Dieses präsentierte sich, anders als die meisten, bisher besuchten Wadis, als fast alpine Felsschlucht, aber auch sehr grün, da wieder über ein perfektes Bewässerungssystem versorgt, dieses war bisher sicher einer der landschaftlichen Höhepunkte der Reise durch den nördlichen Oman! Nach einer kurzen Mittagspause am Wegrand machten wir einen kurzen Spaziergang durch den Ort Balad Seet, ein komplett bewohnter, dadurch lebendiger und auch gepflegter Ort mit vielen bewirtschafteten Feldern in der Umgebung. Die Weiterfahrt führte uns an der abenteuerlichen Snake Gorge vorbei und aus dem Wadi wieder raus, die Piste blieb die meiste Zeit eine echte Herausforderung, wir trafen auch eine ganze Reihe Touristen, die eigenständig mit dem Mietwagen hier entlang fuhren, trotz 4×4-Antrieb sicher ein Wagnis, gerade, wenn man nicht unbedingt allrad- und pistenerfahren ist und nur mit einem, aber nicht mit mehreren Fahrzeugen unterwegs, die sich bei einer Panne gegenseitig helfen könnten. Einen letzten Stopp an diesem heutigen Tag legten wir bei einem Imker ein, der Honig in alten, ausgehöhlten Palmenstämmen produzierte, leider nur zum Selbstverzehr und nicht zum Verkauf, aber auch hier bekamen wir eine Einladung zu kahwa und Datteln. Kurze Zeit später erreichten wir schon unseren letzten Zeltplatz an der Nordseite des Jebel Shams mit Blick auf den Gipfel, quasi entgegengesetzt wie zwei Nächte zuvor, als wir in der Nähe des Grand Canyons unterhalb der Südseite campten. So endete ein insgesamt toller Tag, trotz der Tatsache, dass wir viel gefahren und kaum gewandert sind, das, was wir gesehen haben, war aber unbedingt eindrucksvoll und sehenswert. Zum Abendessen gab es heute Hackfleischröllchen (so eine Art Cevapcici) mit gemischtem Salat „Omani style“ (Weißkohl, Möhren, Gurke, Tomaten, Granatapfeldeko), Hummus, Feta-Käsecreme und Moutabel (Auberginenpaste), alles wie üblich extrem lecker…! Nach einem letzten, warmen Camping-Lagerfeuer bei 16 Grad Außentemperatur saßen wir heute noch etwas länger zusammen, um den Abschied vom Lagerleben hinauszuzögern und gingen schließlich erst gegen 22:15 Uhr zu Bett.

18.11.15: Abfahrt aus dem Hajar-Gebirge

Ein letztes Mal standen wir wieder gegen 6 Uhr auf und genossen einen eindrucksvollen Sonnenaufgang am Jebel Shams, dem „Gipfel der Sonne“ – welch passender Name! Um 8:30 Uhr fuhren wir wieder ab, zunächst zurück Richtung Wadi Bani Awf und aus diesem dann durch ein enges Felstor wieder hinaus Richtung Nakhl.

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