earthgui.de

Sur und der Nordosten

08.11.15: Am Arabischen Meer

Die Temperaturen nachts waren angenehm, so habe ich ganz gut geschlafen trotz klebriger Haut aufgrund der Seeluft. Gegen 6 Uhr konnte ich von der Matratze aus eine herrliche Morgendämmerung beobachten, die zumindest etwas für die nicht so tolle Lage entschädigte. Interessant war der lange, über und über mit kleinen Kegeln übersäte Sandstrand, hierbei handelt es sich um Hinweise auf Reiterkrabben („Ghost Crabs“), die zuhauf im Sand leben und den Auswurf ihrer Höhlen zu kunstvollen Gebilden auftürmen, nachdem sie einen schneckenförmigen, in die Tiefe führenden Gang in ihren Bau gebaut haben. Das erkundete ich erstmal auf einem frühmorgendlichen Spaziergang. Nachdem später alle mit Müh‘ und Not so gut versteckt wie möglich in dem flachen Gelände ihre WC-Gänge erledigt hatten, frühstückten wir und hatten danach noch etwas Zeit, die einige wieder fürs Baden im Meer benutzten, andere (wie ich auch) für weitere Erkundungstouren den Strand entlang, wobei ich sogar eine angetrocknete, tote Wasserschildkröte entdeckte, die offentsichtlich die Eiablage nicht überlebt hat. Um 9 Uhr war Abfahrt, zuerst ging es wieder ca. 15 Minuten von der Küste zur Hauptstraße und danach diese entlang Richtung Norden. Schön war das erste Stück bis zur Kreuzung vor Muhut, danach die Fahrt entlang der Salzpfanne Bar al Hiqman, schließlich noch die Zone nördlich davon, wo die Wahiba-Wüste, in der wir ein paar Tage später noch übernachten sollten, bis ans Meer reicht und die Straße direkt durch die Ausläufer hindurch führt, dort waren auch einige „versteinerte Dünen“ zu sehen. Ansonsten war der heutige Tag aber wie der gestrige ein eher langweiliger Fahrtag mit nur einigen Stopps: in Muhut zum Tanken und Einkaufen, an den Wahiba-Dünen zum Fotografieren, in Al Ashkharah zur Mittagspause und auf einer Klippe am östlichsten Punkt der Arabischen Halbinsel. Ab hier konnte ich leider bis zur Ankunft in unserem Hotel keine Fotos mehr machen, da alle meine Akkus in den zurückliegenden 5 Tagen aufgebraucht waren und ohne Strom natürlich nicht mehr aufgeladen werden konnten, aber so besonders spektakulär war die Aussicht hier auch nicht, einfach ein ca. 80 m hohes Felskliff überm blauen Meer… Der Ort Al Ashkharah hingegen war zwar leider sehr dreckig, aber ansonsten recht sehenswert, ein Fischerort mit engen Gassen, tollen, typisch omanischen Türen und hübschen Fischerbooten, die im Hafen dümpelten – schade, dass wir hier nur so wenig Zeit hatten! Gegen 15 Uhr schließlich kamen wir im Turtle Beach Resort in Ras Al Hadd an, eine nette, kleine Anlage mit eigenem Strand in einer Bucht, die Zimmer waren in Bungalows unterbracht, die alles hatten, was man so braucht an Luxus: Klimaanlage, Bett, TV, Dusche/WC usw. Auch ein Restaurant war dabei, allerdings war die Anlage doch recht weit ab vom Schuss, ca. 7 km waren es zum Ort… Ich konnte endlich mal wieder duschen, habe ein wenig Wäsche gewaschen und mich gleich wohler gefühlt. Danach machte ich einen kleinen Rundgang ums Hotel zur vorgelagerten Landzunge, bis die Sonne langsam unterging und es immer dunkler wurde. Gegen 19 Uhr war Abendessen im Restaurant angesagt in Buffetform, gar nicht schlecht, bloß auf die Live-Unterhaltungsmusik (westliche Hits!) hätte man verzichten können, die fand ich hier nicht so passend. Um 20 Uhr fuhren wir dann zum Turtle Research Center in Ras Al Jinz, wo wir Tickets für eine Abendführung zur Eiablage der Meeresschildkröten hatten. Die Tour sollte um 20:30 Uhr beginnen, wir waren aber erst in der 5. von 6 Gruppen und mussten daher noch eine weitere Stunde warten. Schließlich ging’s aber doch nach einer kurzen Einführung im Shuttle-Bus runter zum Strand und dort zu Fuß weiter, nicht weit, bis wir auf eine regelrechte „Kraterlandschaft“ stießen. In der Saison, im Sommer, legen hier 50 oder mehr Schildkrötenweibchen pro Nacht ihre Eier ab, aktuell waren aber auch noch einige zugange. Wir konnten ein Weibchen bei der Eiablage selbst beobachten, bei der sie vor Anstrengung in eine Art „Schockstarre“ verfällt und sich daher nicht von den Touristen ablenken lässt, später schaufelte sie mit ihren Vorderflossen, das bis zu 1 m tiefe Loch zu und zog sich dabei wieder in Richtung Wasser zurück. Wie die riesigen, bis zu 1,20 m großen Tiere das schaffen ist schon eindrucksvoll. Ein paar junge, gerade geschlüpfte Schildkröten irrten auch über den Strand, vermutlich irritiert von den Taschenlampen unserer Guides, die mussten deshalb, ebenfalls per Taschenlampenlicht, ins Wasser gelockt werden. Etwas über 1 Stunde waren wir am Strand, wir wollen hoffen, dass das die Tiere nicht wirklich stört bzw. ihnen schadet – zumindest haben die Guides uns das aber so versichert. Schön war, dass exakt seit Anfang November das Fotografieren bei den Schildkröten nicht mehr verboten war (aber natürlich nur ohne Blitz!), trotz pechschwarzer Nacht sind mir bei auf 6400 hochgedrehter ASA-Zahl im Taschenlampenschein der Guides zumindest ein paar akzeptable Erinnerungssfotos gelungen. Gegen 22:30 Uhr waren wir wieder im Hotel, entsprechend spät schlief ich heute nach dem Komplettieren des Tagebuchs erst ein.

09.11.15: Sur und das Wadi Shab

Die Nacht im Hotel war ganz angenehm, aber leider zu kurz – und die Decke zu dick…! Um 6:20 Uhr erwachte ich, da im Nachbarzimmer schon Geräusche zu hören waren, ich stand dann auch auf, denn Frühstück gab es schon ab 7 Uhr, ganz o.k., aber im Gegensatz zum Abendessen nichts Besonderes. Gegen 8:30 Uhr verließen wir das abgeschieden liegende, aber schöne Hotel und fuhren ca. 50 km bis nach Sur, eine größere und durch die Seehandelstradition recht wohlhabende Stadt, was man an entsprechend noblen Häusern bei der Einfahrt in die Stadt schon sah, die Häuser fielen sofort ins Auge, ganz anders als im (ärmlichen) Al Ashkharah am Vortag. Wir besichtigten eine der letzten Dhow-Werften, wo vor allem Inder 2 der klassischen, omanischen Boote aus Holz in Handarbeit fertigten, inzwischen werden die Boote aber eher produziert für reiche Emiratis und weniger für den Fischfang im Oman. Die Arbeit wirkte schon eher archaisch und dadurch recht beeindruckend. Danach schlenderten wir ein wenig die Uferpromenade entlang, tranken einen Cay Karak, den üblichen, gewürzten Tee für, ebenfalls wie üblich, 100 Baisa (ca. 20 Cent…), ehe es weiter ging ins Wadi Shab. Hier setzten wir vom Parkplatz erst mit einem Boot über (1 RO), ehe die ca. 3 km lange Wanderung das Wadi hinauf begann. Im unteren Teil war es noch nicht so schön, da noch einiges zerstört war von einem Zyklon 2008 und von Sturzfluten, aber je weiter man kam, desto schöner wurde die Landschaft. Neben ein paar verlassenen Häusern gab es Palmen, hundert Meter hohe Felswände, Vögel, Bewässerungskanäle und v.a. frisches, klares Wasser. Nach 3 km endete der Weg, hier konnte man sich nur noch mit Badesachen zu einer Höhle „vorarbeiten“, was ein erfrischendes und tolles Erlebnis war, das Wasser in der Höhle war vom einfallenden Sonnenlicht fast unwirklich türkisgrün gefärbt, einfach traumhaft schön. Zurückgeschwommen zu unseren Rucksäcken machten wir Mittagsrast mit mitgebrachten „Sandwiches“, so wird im Oman ein typischer Snack bezeichnet, der aus in Fladenbrot eingerollten Beilagen besteht, etwa, Ei, Hühnchen, Falafel o.Ä., sehr lecker und schmackhaft. Schließlich marschierten wir zu den Autos zurück und nach nur 10 Minuten Autofahrt erreichten wir unseren (diesmal steinig-felsigen!) Zeltplatz, erneut direkt am Meer mit schöner Brandung, bald ging die Sonne unter und es gab zum Abendessen Dhal mit Reis, danach Oreo-Kekse mit Vanillepudding und Cocktailfrüchten. Beim Kochen hatten wir noch ein witziges Erlebnis, als nämlich im Dunklen aus dem Nichts plötzlich zwei neugierige Kamele direkt neben uns auftauchten, in unsere Autos schauten, dann aber doch weiterzogen. Wir erfuhren beim abendlichen Gespräch, wie schon an den Tagen zuvor, noch ein wenig über Fakten, Sitten und Gebräuche im Oman, diesmal u.a. über das Brautgeld (manchmal bis zu 10.000 RO und mehr!) und Kamelpreise (500-800 RO für ein junges Fleischkamel), ehe ich gegen 21 Uhr wieder in meinem Zelt lag, die Luft war schon arg feucht hier, trotzdem schlief ich rasch wieder ein.

10.11.15: Über das östliche Hajar-Gebirge zum Wadi Bani Khalid und in die Wahiba-Wüste

Nach einer wider Erwarten sehr angenehmen und letztlich doch nicht sooo feuchten Nacht wachte ich recht früh auf, trotz angenehmer Temperaturen habe ich allerdings etwas unruhig geschlafen. Beim morgendlichen WC-Gang am Meer bekam ich leider in einer „prekären Situation“ noch eine unfreiwillige Gischt-Dusche ab durch eine plötzlich unerwartet hohe Welle, ich hätte vielleicht doch nicht so nah ans Wasser gehen sollen… Abfahrt war um 8 Uhr, zuerst ging es auf einer Piste zwischen Wadi Shab und Fins hoch hinauf in die Berge auf über 1400 m mit tollem Blick auf‘s Meer. Über ein einsames Höhenplateau mit Steinwüste, tief eingeschnittenen Tälern und ein paar Geiern erreichten wir schließlich den Ort Qur’an, der malerisch in einem Wadi lag, wenn auch sehr ärmlich wirkte. Auf der Südseite des Hajar-Gebirges stoppten wir dann an einer Ansammlung von Grabtürmen, die ca. 5000 Jahre alt sein sollten, über die man ansonsten aber gar nichts Besonderes weiß. Lage und Aussicht waren dennoch herrlich. Danach ging’s wieder abwärts, jetzt durch einen tollen Felsgarten mit roten und schwarzen Gesteinsformationen, ehe wir wieder eine Asphaltstraße erreichten. Nach einer Mittagsrast im Schatten von Bäumen fuhren wir weiter bis ins Wadi Bani Khalid, wo uns wieder Touri-Massen erwarteten. Zum 1. Mal in diesem Urlaub fand ich hier, dass leider das Timing nicht so stimmte, sonst hatten wir überall immer genug Zeit, hier gab man uns allerdings nur 50 Minuten für diese tolle Oase mit Gärten, Wanderwegen und Badepools, was definitiv viel zu wenig war. Ich lief einmal in Richtung einer Höhle in das Wadi hinein und auf demselben Weg wieder hinaus, war mir zwar nicht ganz sicher, ob ich die Höhle wirklich gefunden habe, habe aber zumindest einmal erfrischend nasse Füße bekommen beim Waten durch das Wasser. Zum Baden fehlte mir dann anschließend leider die Zeit – wirklich schade! Gegen 15:30 Uhr war Weiterfahrt Richtung Wahiba-Wüste, wo wir nach einem kurzen, letzten Einkaufsstopp ankamen. Unmittelbar am Zeltplatz fuhren sich dann auch nochmal zwei unserer drei Autos im Sand fest, waren aber auch diesmal mit Abschleppseil und Anschieben rasch wieder flott zu bekommen. Der Platz war eigentlich ganz schön, nur leider in Sichtweite der Hauptpiste durch die Wahiba, die zu den befestigten Camps führte, die es hier in der Wüste gibt. Nach unserer Ankunft kamen abends allerdings allenfalls noch 5 oder 6 Autos hier vorbei, was dann nicht so schlimm war. Nach der herrlichen und riesigen Rub al Khali war der Abstecher hierher in die Wahiba-Wüste letztlich aber in meinen Augen gar nicht mehr notwendig, es gab hier nichts, was wir nicht schon größer und besser in den ersten Tagen in der Rub al Khali gesehen haben, zumal wir auch gar nicht weit, sondern nur wenige Kilometer in die Wahiba hineingefahren sind. Zum Abendessen gab’s Kartoffeln und Hühnchen in Alufolie aus der Feuerglut (lecker!) und danach noch ein kleines Lagerfeuer, ehe ich gegen 22:15 Uhr zu Bett ging. Ein leichter Wind, der uns während des Essens immer ein kleines bisschen Sand hinein blies, hatte pünktlich danach aufgehört.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert