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In der Wüste Rub al-Khali

03.-06.11.15: Vier Tage in der Rub al-Khali

Als erstes ging es nach Shishr mit der dortigen Ausgrabungsstätte Ubar, einer ehemaligen Karawanenstation an der Weihrauchstraße, in der man das sagenhafte „Atlantis der Wüste“ vermutet, das laut Sage vor Jahrhunderten „vom Erdboden verschluckt“ worden war, wie Wissenschaftler heute sagen ist es wohl in eine einstürzende, unterirdische Karsthöhle hinabgesackt… Die Ausgrabungsstätte war recht klein, ohne Eintritt, aber z.T. schön rekonstruiert und mit ganz informativen Tafeln versehen. Auf der Fahrt hierher sahen wir hinter Thumrait noch ab und an wieder grüne Felder mit Futtergras für die Kamele, ein ungewöhnlicher Anblick in der ansonsten kargen Steinwüste. Ab Shishr schließlich endete die Asphaltstraße aber, der Reifendruck wurde an unseren Autos abgelassen, und bald darauf kamen auch die ersten Ausläufer der Sandwüste ins Blickfeld. Kurz vor Al Hashman verließen wir die offizielle Piste und erreichten nach wenigen Kilometern einen tollen Zeltplatz in den Dünen, bauten unsere Zelte auf und ich stellte fest, dass sich tatsächlich, wie man das immer sagt, der feine Sand in Null-Komma-Nichts überall hin festsetzt. Auf Objektivwechsel werde ich in den nächsten Tagen daher wohl eher verzichten. Leider war das Zelt, das ich bekam, defekt, keiner der Reißverschlüsse schloss, wie ich feststellte, nachdem das Zelt stand, aber für den nächsten Abend hat man mir schon ein neues zugesagt. Zum ersten Sonnenuntergang in der Wüste stieg ich auf die Düne direkt hinter dem Zeltplatz, anstrengend, aber mit schöner Aussicht, leider war der Sonnenuntergang auch wegen vieler Wolken nichts so Besonderes. Zum Abendessen kochten unsere Guides Christoph und Andrea Hühnchen mit Gemüse und Reis, zum Nachtisch gab’s Datteln, Obst und Kekse, es stand immer reichlich Tee und Wasser zur Verfügung, über die Verpflegung konnte man nicht meckern. Nachdem die Sonne ja schon gegen 17:30 Uhr untergegangen war, machte ich nach Tagebuchschreiben im Schein der Stirnlampe gegen 21:50 Uhr das Licht aus.

Knapp 100 km Fahrt durch die Wüste über Pisten und Dünen standen uns heute bevor – Wüste wie aus dem Bilderbuch! Gegen 6 Uhr stand ich auf, erledigte zunächst das, was beim Wildcampen immer etwas gewöhnungsbedürftig ist (inkl. Verbrennung des Toilettenpapiers, da bei der trockenen Wüstenhitze alles nur sehr langsam verrottet) und verrichtete danach die “Morgentoilette”. Dafür hatten wir jeder morgens und abends je einen Kaffeebecher Wasser zur Verfügung, das klingt erstmal wenig, es ist aber erstaunlich, wie gut man damit über die Runden kommt und wie ergiebig das ist, wenn man weiß, dass man sich beschränken muss! Gegen 7 Uhr gab’s Frühstück mit Weißbrot, Marmelade, Schmelzkäse, Nutella, Müsli, Corn Flakes, Milch, Tee, Kaffee – erneut sehr abwechslungsreich mitten in der Wüste! Der Zeltabbau ging flott, und gegen 8:30 Uhr liefen wir alle zu Fuß zurück nach Al Hashman, vorbei am Kamelpferch, den wir am Vorabend schon passiert haben. Der Spaziergang in der noch nicht zu heißen Morgenluft tat gut, denn ansonsten sollten wir den Rest des Tages eher sitzen, sei es im Auto oder nachmittags im neuen Camp. Die Kamele wurden an den Pferchen hier – wie wohl überall – von Pakistani (oder Indern) versorgt, die (reichen) Beduinen kamen nur ab und zu mit dem Wagen vorbei, um nach dem Rechten zu schauen, lt. Nasser, unserem Omani-Guide, kann man sie auch daran erkennen, dass sie Kennzeichen der Vereinigten Arabischen Emirate haben und nicht vom Oman, da sind wohl die Steuern billiger… Traditionelles Umherziehen mit den Herden ist bei den Beduinen offensichtlich schon länger nicht mehr angesagt, die Stadt Al Hashman wurde auch, wie viele andere, ähnliche, vom Sultan aus dem Boden gestampft, um die Beduinen hier in Häusern sesshaft zu machen, was aber wohl nur zum Teil gelingt, da sie auch weiterhin lieber in Zelten wohnen. Im Ort holten uns unsere Fahrzeuge ein, und los ging die Fahrt in die Wüste, Richtung NO. Auf den Pisten oder in größeren Senken (sog. Sabkhas) war das Fahren einfach, aber in den Dünen musste man schon ganz gut fahren können um zu wissen, wo der einfachste Weg langgeht, und unsere Fahrer waren da alle ganz fit. 2-3 x hielten wir an für Fotostopps, gegen 14 Uhr waren wir dann schon an unserem heutigen Campground angelangt. Die Fahrtroute war übrigens als GPS-Track aufgezeichnet, dem wir folgten, so dass wir uns nicht verfahren konnten, wenn man auch in den Dünen seinen Weg doch zum Teil neu suchen musste, schließlich unterliegen die ständiger Veränderung. Den Nachmittag entspannten wir unter einem Sonnensegel, das wir zwischen den Autos aufspannten, erzählten und aßen Gurkensalat mit Schafskäse und Fladenbrot. Gegen 16:30 Uhr, es wurde langsam dunkel, erklommen wir die Dünen hinter dem Camp, die hier noch um einiges höher waren als am 1. Übernachtungsplatz, und genossen die weiten Blicke. Den ganzen Tag war es recht windig, der Sand flog wieder überall hin. Der Sonnenuntergang war zwar nicht perfekt, aber schon besser als am Vortag. Zum Abendessen gab’s Pasta mit Tomatensoße (mal eine willkommene Abwechslung nach dem indischen Essen der letzten Tage) und als Nachtisch Umm Ali, sehr, sehr lecker! Nach viel Tee und etwas Smalltalk kroch ich gegen 22 Uhr wieder in den Schlafsack.

Morgens lief alles schon schneller und routinierter als am Vortag und um 8 Uhr waren wir schon abreisebereit. Die ersten 3.5 km fuhren die Autos heute vorweg, wir liefen zu Fuß hinterher und genossen schöne Lichtspiele auf den Dünen in der Morgensonne, auch ein paar Tierspuren fanden wir im Sand – Wüstenspringmaus? Agame? Wüstenfuchs? Wer weiß… Auf der Weiterfahrt wurden die Dünen immer höher, so bis über 200 m, dann wieder flacher, weiter auseinanderliegend, die Sabkhas immer breiter. Zum ersten Mal fuhren sich heute auch 2 unserer Autos beim Überqueren eines kleinen Dünenkamms fest, waren aber mit Abschleppseil vom dritten Auto rasch wieder befreit. Schön waren die verschiedenen Farben des Sandes, z.T. entstanden durch Einstrahlwinkel und Intensität der Sonne, z.T. aber auch durch die mineralische Zusammensetzung der einzelnen Körner, z.B. rot durch ihren Eisengehalt. Gegen Mittag erreichten wir einen artesischen Brunnen, der im Rahmen von (vergeblichen) Ölbohrungen hier angezapft wurde, allerdings förderte dieser Brunnen Wasser, das stark schwefel- und zumindest leicht ölhaltig ist und daher für Menschen nicht genießbar. Pflanzen und Tiere indes fühlten sich hier allerdings offensichtlich doch recht wohl. 10 Minuten nach unserer Weiterfahrt waren wir dann auch schon an unserem heutigen Zeltplatz angelangt, einem eher flachen Dünenrücken mit weiten Blicken auf Sabkhas in beide Richtungen. Die Temperaturen waren heute sehr warm, bis 35 Grad Celsius, daher war jede Anstrengung zu viel und ich baute mein Zelt nur gaaanz langsam auf. Mittags gab’s Fingerfood (Gemüse, Wurst, Käse), abends leckere Kartoffelsuppe (halb püriert, mit Schmelzkäse, Möhren, Wurstresten und Omani Masala). Danach wurden ein paar Lieder gesungen (wobei wir Deutschen gegenüber unserem Omani nicht so toll abschnitten) und gegen 21:45 Uhr ging es ins Zelt.

Immer weiter veränderte sich die Wüste, je mehr wir gen Nordosten fuhren. Heute standen wir wieder um 6 Uhr auf, bis wir fertig waren war es so ca. 8 Uhr, erledigt waren Toilettengänge, Katzenwäsche, Frühstück (heute mit Omelett), Abwasch, Zeltabbau und Beladen der Autos. Erneut sind wir dann als erstes wieder etwas voraus gelaufen, es ging heute immer geradeaus durch ein riesiges, breites Dünental Richtung Nordost, bis uns die Autos aufsammelten. Wir liefen fast 5 km in knapp einer 1 Stunde, das führte dazu, dass man relativ rasch erschöpfte, man konnte fast ein Gefühl dafür bekommen, was es heißt, in der Wüste zu verdursten. Zum Glück hatten wir Wasser dabei…! Die Landschaft wurde im Weiteren immer monotoner, der Boden kiesiger, die Dünen flacher, zuletzt nur noch wenige Meter hoch. Bei einem kurzen Stopp konnten wir ein paar Muscheln finden, kein Wunder, lag doch der Boden hier vor vielen Jahren mal unter dem Meeresspiegel. Schließlich trafen wir wieder auf eine Piste, dieser folgten wir in den Ort Munader, wo wir im Haus des Beduinen Abdullah, eines Bekannten von Peter Franzisky, unserem Reiseveranstalter, einen Kahwa bekamen, den typischen hiesigen Kaffee, der mich aber nicht wirklich vom Hocker riss: zwar leicht mit Kardamom versetzt, aber ansonsten ohne Milch und Zucker und extrem dünn, da schmecken die Kaffeespezialitäten anderer Länder mir deutlich besser. Immerhin gab es aber auch Kamelmilch, die wir mal kosten konnten, diese schmeckte recht gut, eher wie Kuhmilch, ohne einen intensiven Eigengeschmack, aber süffig und rund, jedoch nicht fett. Prophezeit hatte uns unser Reiseleiter Durchfall, wenn wir sie probieren sollten, aber im Laufe des Tages passierte nichts, zumal wir nur einen kleinen Schluck tranken. Danach ging es weiter in den Ort Muqshin, wo wir (mal wieder indisch) zu Mittag aßen und es nach 3 Tagen in der Wüste endlich mal wieder eine eisgekühlte Cola gab. Da der Ort an der Hauptstraße von Muscat nach Salalah lag waren die Straßen wieder asphaltiert und es ging hier zu wie auf einer Autobahnraststätte, Leute tankten, Trucks fuhren vor, wir waren wieder in der Zivilisation gelandet. Die aus dem Boden gestampfte Retortenstadt wirkte aber irgendwie künstlich, nicht gerade wohnlich und einladend. Nochmal 15 Minuten Autofahrt wieder zurück in die Wüste durch einen Akazien- und Palmenhain folgten, und mit Blick auf den Ort in der Ferne bauten wir für eine letzte Nacht in der Rub al-Khali unsere Zelte auf. Wieder wurden die restlichen Stunden des Nachmittags im Schatten der Autos zunächst „verdöst“, ehe die meisten von uns eine kleinere Erkundungstour in der Umgebung des Camps erledigten und erneut den Sonnenuntergang genossen. Zum Abendessen gab es Asia-Nudeln und Gemüse, dazu Karottensalat und Melone als Nachtisch. Nach erneut etwas Singen, mehr schlecht als recht, das Nasser, unser Omani, von uns einforderte, war ich gegen 21:30 Uhr wieder in meinen vier Wänden aus Stoff. Auffällig waren auch in diesem Camp viele Tierspuren im Sand, ich war gespannt, ob ich davon in der Nacht etwas mitbekommen würde.

07.11.15: Von der Wüste an die Küste

Wieder sind wir gegen kurz vor 6 Uhr aufgestanden, es war eine ruhige Nacht, von Tieren habe ich nichts mitbekommen, dafür gab es einen schönen Sternenhimmel zu sehen mit einigen Sternschnuppen wie schon in den Nächten zuvor und dem hellen, abnehmenden Mond. Wie üblich waren alle gegen 8 Uhr fertig, und gegen 8:10 Uhr fuhren unsere Autos wieder voraus durch den kleinen Hain, den wir am Vortag passiert haben. Sechs von uns liefen in ca. 1 Stunde die 4,5 km hinterher, erst durch die Wüste, wo wir wieder Tierspuren fanden, etwa von Dromedar und Fuchs, dann an den Bäumen vorbei, vom Boden her war der Weg gut zu laufen, wegen der Temperaturen wurde es aber immer anstrengender (am Morgen im Zelt hatte ich noch angenehme 22 Grad Celsius – fast kühl!). Die Maximaltemperaturen tagsüber sollten wieder so ca. 35 Grad Celsius erreichen. Einmal bei den Autos ging es dann mit diesen wieder nach Muqshin, es wurde aufgetankt und der Reifendruck nach Verlassen der Wüste wieder erhöht, danach folgte ein langer Fahrtag über Haima und Duqm ans Meer bei Al Khaluf. Die Fahrt bis Duqm war recht öde, da wir fast nur pottebene Steinwüste durchquerten, wir sahen ein paar Kamele, die die Straße kreuzten, Oryx, deren Schutzgebiet wir passierten, waren leider nicht zu sehen. Unterwegs machten wir erst in Haima Pause und aßen mal wieder indisch zu Mittag, dazu gab es wieder frisch gepressten Saft, diesmal von der Mango (die frisch gepressten Säfte im Oman sind extrem lecker!). In einem gut sortierten Supermarkt nebenan kauften wir auch noch ein wenig ein und stockten unsere Vorräte wieder auf. Auf der Weiterfahrt legten wir in Duqm einen kurzen Toilettenstopp ein, danach fuhren wir weiter parallel zur Küste zu unserem Zeltplatz am Meer. Die Fahrt war jetzt wieder abwechslungsreicher mit Tafelbergen, mehr Grün, versteinerten Korallenbänken – sehr, sehr schön! Der Zeltplatz, den wir schließlich ansteuerten, gefiel mir allerdings nicht so toll. Einige waren wegen der Lage direkt am Meer begeistert und gingen auch ins Wasser, aber für mich war der Platz viel zu flach, ohne jegliche Dünen, außerdem ging die Anfahrt weit von der Hauptstraße weg durch wieder ödes Gebiet, es lag recht viel Müll herum und in der Ferne hatten man den Blick auf eine Industriekulisse… da gibt’s vermutlich bessere und schönere Plätze – Meerwasser zum Baden brauche ich ja eh nicht! Die Luft war wie am Meer üblich recht salzig-feucht, auch nicht unbedingt was für mich (und meine Kamera…). Zum Abendessen gab es heute Spinat auf indische Art – sehr lecker, zu Bett ging ich, etwas k.o. nach dem langen Tag, gegen 21:30 Uhr, recht früh mal wieder.

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