earthgui.de

Bodenwerder – Bad Oeynhausen

Mittwoch, 18.05.2022: Tag 4 – Bodenwerder bis Fischbeck

Frühstück sollte es heute erst zwischen 8:30 Uhr und 9:00 Uhr geben, das war schon verdächtig, für uns Radtouristen eigentlich schon ein bisschen spät… Wir machten uns deshalb vorher quasi schon abreisebereit und gingen dann pünktlich um 8:30 Uhr nach unten in den Gastraum. Da traf dann auch die 86-Jährige Besitzerin der Pension ein mit Rollator und frischen Brötchen und fing an, das Frühstück zuzubereiten. Wir beide und vier norddeutsche Radler waren die einzigen Gäste, da es schon so spät war und die alte Dame doch an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, halfen ein wenig beim Decken des Frühstückstisches, so ging es dann doch recht flott und wir bekamen alles, was wir brauchten, inklusive Rührei, das die Dame frisch für uns zubereitete! Insgesamt war also durchaus alles bestens, auf alle Fälle war diese Pension ein Erlebnis! Wer weiß, ob es das Ganze so in ein paar Jahren noch gibt! Trotzdem kamen wir natürlich erst recht spät los, Abfahrt war daher heute erst gegen 9:30 Uhr, aber wir haben ja schließlich auch Urlaub.

Unser erstes Ziel für heute war die Hämelschenburg. Um diese zu erreichen, mussten wir den Weserradweg für einen kleinen Umweg verlassen. Bis Grohnde ging es aber zunächst noch auf dem offiziellen Weg immer an der Weser entlang, die Landschaft wurde zunehmend flacher, das Tal immer weiter. Mit der Gierseilfähre haben wir beim Grohnder Fährhaus übergesetzt zum linken Weserufer und sind dort Richtung Kernkraftwerk gefahren. Durch den nicht so schönen Ort Emmerthal hindurch führte uns der Weg dann idyllisch durch Feld und Wald bis zur Hämelschenburg. Dabei gab es ein paar durchaus anstrengende Auffahrten, zum Glück musste ich hier aber nicht wieder schieben. Ankunft an der Burg war um 11:50 Uhr, so konnten wir direkt die Führung um 12:00 Uhr mitmachen. Das Schloss war von außen leider zum Großteil eingerüstet, was sich auf den Fotos natürlich nicht so schön machte. Das war schade, aber sicher notwendig. Innen gab es ein paar ganz interessante Räume, alles wirkte auch nicht allzu pompös. Die Führung war ganz informativ, wenn auch neben Informationen über das Schloss und die Baugeschichte sehr viel über den Stammbaum der Besitzer erzählt wurde. Das fand ich nicht ganz so spannend, trotzdem war der Besuch insgesamt lohnenswert und interessant. Jedenfalls weiß ich jetzt auch, dass der Name „Hämelschenburg“ nichts mit der nahen Stadt Hameln zu tun hatte, wie ich bisher immer dachte, sondern vielmehr eine Verballhornung von „Herrmann sin Burg“ („Herrmann seine Burg“) ist.

Parallel zur viel befahrenen Landstraße ging es auf einem Radweg bergab zurück nach Emmerthal und dort wieder auf die rechte Weserseite auf den eigentlichen Weserradweg. Jetzt führte die Tour durch nicht mehr ganz so schöne Landschaft, bis wir schließlich Hameln erreichten. Die Fahrräder stellten wir dort für etwa drei Stunden für zusammen 1 € bewacht im Parkhaus Kopmanshof ab – ein wirklich günstiger Tarif! Auf dem anschließenden Stadtrundgang sahen wir viele hübsche Fachwerkbauten inklusiv Hochzeitshaus, Rattenfängerhaus, Dempterhaus usw., außerdem schauten wir uns um 15:35 Uhr das Glockenspiel mit dem Rattenfänger an. Zuvor hatten wir noch Zeit, den Kirchturm zu besteigen, ziemlich hoch war der, zuletzt ging eine Treppe sehr steil nach oben, dort war es hinter geschlossenen Fenstern brüllend heiß, aber man hatte tolle Aussichten. Wie uns die Kassiererin am Eingang sagte, waren die Fenster früher zu öffnen, mussten jetzt aber leider geschlossen bleiben, da Leute immer wieder Dinge von oben auf die Straße geworfen hätten. Ärgerlich, wieviel dumme Menschen es doch gibt! Nach dem Glockenspiel haben wir neben der Kirche noch ein Eis in einem Eiscafé genossen und schließlich unseren Stadtrundgang beendet. Danach ging es mit dem Fahrrad noch ca. 8 km bis nach Fischbeck.

Fischbeck war ein eher nichtssagender Ort mit einer allerdings sehr schönen Stiftsanlage. Wir bezogen unser Zimmer im hübschen Hotel Café am Stift, geräumig, sauber und ruhig. Bei einem kurzen Rundgang um das Stift konnten wir die Kirche leider nicht mehr besichtigen, denn die war schon geschlossen. Das holten wir am nächsten Morgen natürlich nach, der imposant ausgestattete Innenraum war auch wirklich sehenswert. Beim Hotel gab es später Abendessen in der sog. “Bierscheune”, dem zugehörigen Restaurant. Wir genehmigten uns jeder eine Pizza, üppig belegt und ganz okay, dazu ein großes Radler, ein verdienter Abschluss eines erlebnisreichen Tages, der uns fast durchgängig Temperturen von bis zu 30 Grad Celsius verschaffte.

Hotel Café am Stift: 97,85 € inkl. FS

🚲: 50,4 km

Samstag, 03.06.2023: Tag 5 – Fischbeck bis Bad Oeynhausen

Leider mussten wir am Folgetag unsere Radtour aus privaten Gründen ungeplant kurz für anderthalb Tage unterbrechen. Wieder eingestiegen in den Weserradweg sind wir einen Tag später in Minden. Um die Etappen hier trotzdem in der richtigen Reihenfolge zu beschreiben, gibt es daher jetzt einen kleinen Zeitsprung. Das fehlende Stück von Fischbeck bis Minden holten wir nämlich erst im nächsten Jahr 2023 nach. Von zuhause aus ging es frühmorgens mit der Bahn nach Hameln, mit dem Rad dann ein paar Kilometer aus der Stadt heraus, weserabwärts, bis wir schließlich ab Fischbeck “neues Territorium” erkunden konnten. Durch die flachen Weserauen ließ es sich gut radeln, das Wetter war angenehm warm und sonnig, die Urlaubsstimmung stellte sich schon nach kurzer Zeit wieder ein. Ein erster kurzer Abstecher wurde in Hessisch Oldendorf eingelegt, wo ein wenig abseits vom Weserradweg der Münchhausenhof lag, ein Schloss, das sich ehemals im Besitz der gleichnamigen Familie befand und ein paar typische Merkmale der Weserrenaissance aufwies, wenn es auch ein wenig restaurierungsbedürftig ist. Weiter ging es durch Felder und kleine Ortschaften bis nach Rinteln, dem nächsten größeren Ort der heutigen Etappe. Dort kamen wir am frühen Nachmittag an und vertilgten am Marktplatz erstmal einen leckeren Eisbecher mit Erdbeeren. Passte ja schließlich zur Jahreszeit. Danach erkundeten wir noch kurz den Ort, der ebenfalls über einige hübsche Beispiele der Weserrenaissance verfügte, aber auch viel schönes Fachwerk zeigte.

Ab hier war nun die zweite Hälfte der Strecke des heutigen Tages nicht mehr ganz so schön, denn die Wegführung verlief zunehmend mehr auf oder entlang von Straßen, die z.T. auch ganz ordentlich befahren waren, da war das Radeln natürlich nicht mehr so entspannt. Hübsch im Feld inmitten von Mohn und Kornblumen stand die Windmühle Veltheim am Wegrand. Von der Burgruine Vlotho, die laut Karte am gegenüberliegenden Ufer am Hang stehen sollte, war für uns nichts zu sehen. Auf einem Radweg parallel zur Autobahn A2 wurde zum dritten Mal heute die Weser überquert, und nur ein kurzes Stück später erreichten wir schon die Werremündung, wo wir vom Hauptweg abbogen und nach einem kleinen Abstecher in der Kurstadt Bad Oeynhausen ankamen. Dort ging es für uns als erstes in unser Hotel, und nach Bezug des Zimmers und Duschen unternahmen wir einen Stadtrundgang. Ganz anders als die bisherigen Orte auf dem Weserradweg war Bad Oeynhausen eine Stadt, die vor allem mit ihrer z.T. pompösen Bäderarchitektur vom Ende des 19. Jahrhunderts beeindruckte. Die Gebäude befanden sich überwiegend um den Kurpark herum, den wir intensiv in Augenschein nahmen. Nach einem kurzen Abstecher zum Jordansprudel, der größten, kohlensäurehaltigen Thermalsprudelquelle der Welt, ging es für uns zum Abendessen und danach auch zurück ins Hotel und bald ins Bett. Von allen Etappen auf dem Weserradweg war dies nämlich die bisher längste!

Hotel Stickdorn: 129 € inkl. FS

🚲: 63,5 km