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Bremen – Bremerhaven

Dienstag, 24.05.2022: Tag 10 – Bremen bis Elsfleth

Am Vorabend herrschte in den engen Gassen rund um das Hotel herum ĂŒberraschend viel LĂ€rm, da wir aber ausreichend mĂŒde waren, sind wir gegen 23:00 Uhr schließlich eingeschlafen. Nachts blieb es zum GlĂŒck ruhig, erst ab 6:00 Uhr hörte man die ersten Straßenbahnen wieder, danach auch zunehmend mehr Menschen, so dass wir gegen 6:40 Uhr aufstanden und uns kurz frisch machten. In ca. drei Minuten liefen wir zu einer BĂ€ckerei in der NĂ€he, um zu frĂŒhstĂŒcken. Das war problemlos und lecker möglich, so war es kein Problem, dass das Hotel derzeit kein FrĂŒhstĂŒck anbot. Gegen 8:40 Uhr schließlich sind wir losgeradelt. Der ursprĂŒnglich fĂŒr heute gute Wetterbericht hatte sich leider ĂŒber Nacht ins Gegenteil verkehrt, plötzlich lag die Regenwahrscheinlichkeit von 10 bis 13 Uhr bei ĂŒber 80%… Nicht so schön! Nur morgens sollte noch ein wenig die Sonne scheinen, lĂ€nger nicht, schade!

Geplant war, dass wir heute ein weiteres Mal von der eigentlichen Hauptroute des Weserradwegs abwichen und stattdessen die Variante vorbei am Teufelsmoor nördlich von Bremen nahmen. Auf dieser kamen wir problemlos aus der Stadt raus. Am Bahnhof vorbei ging es mit dem Rad bis zum BĂŒrgerpark, es gab ĂŒberall Radwege, das Fahren war also recht angenehm. Der BĂŒrgerpark selbst war ein wirklich schöner, großer Park im englischen Stil, viele Rhododendren und Azaleen blĂŒhten gerade, was ein schönes Bild abgab, auch bei zunehmend bedecktem Himmel. Wir verließen ihn schließlich nach einer ganzen Weile an der WaldbĂŒhne. Vorbei an der Uni ging es mit kleiner Umleitung ĂŒber die Autobahn hinweg aus Bremen heraus in die weite Landschaft. Direkt dahinter lag ein Vogelbeobachtungspunkt am Naturschutzgebiet Kuhgrabensee. Dort haben wir uns kurz untergestellt und den ersten grĂ¶ĂŸeren Regenschauer abgewartet, der gerade eingesetzt hatte. Als der etwas nachließ, sind wir weitergefahren durch eine Marschlandschaft mit zahlreichen BewĂ€sserungskanĂ€len. Es regnete mal weniger, oft aber auch mal mehr, so dass wir uns zwischendurch immer mal wieder fĂŒr einige Minuten untergestellt haben, wenn sich die (seltene) Gelegenheit dazu bot. Erst gegen 12:30 Uhr war vorlĂ€ufig Schluss mit Regen, bis dahin waren wir aber auch froh ĂŒber unsere Regensachen. Der Wegverlauf entlang der WĂŒmme fĂŒhrte ĂŒber eine öffentliche Straße, nicht ĂŒber einen separaten Radweg, es herrschte aber wenig Verkehr und da die Straße schön erhöht gelegen war, hatte man zur Linken einen weiten Blick ĂŒber die Marschlandschaft bis nach Bremen, zur Rechten ĂŒber die WĂŒmme und das Teufelsmoor. Interessanterweise befanden wir uns immer noch im Bundesland Bremen, Niedersachsen begann erst am anderen Ufer der WĂŒmme. Die Straße war gesĂ€umt von verstreut stehenden HĂ€usern, viele davon waren (Bio-)Bauernhöfe. Auch sahen wir öfters Pferde und KĂŒhe auf der Weide.

Schließlich hatten wir die nördlichen AuslĂ€ufer der Stadt Bremen erreicht, dann ging es an der Lesum entlang bis zur Lesumer Schleuse und von dort bis nach Vegesack, wieder an der Weser gelegen. Am Museumshafen sind wir vorbeigefahren, der war ganz hĂŒbsch, wenn auch einige Boote ziemlich vergammelt aussahen. Von dort aus sind wir erstaunlich “steil” bergauf zur FußgĂ€ngerzone in der Innenstadt geradelt, um dort lecker Fischbrötchen in einer Fischbude zu essen. Überraschenderweise waren alle frittierten Fischgerichte nicht zu haben, da es kein Öl wegen des Ukrainekriegs gab! So trifft der Krieg leider auch die kleinen Restaurants in Deutschland! Nach dem Mittagessen haben wir mit der FĂ€hre nach Lemwerder ĂŒbergesetzt. Diese FĂ€hre war richtig groß, gar kein Vergleich zu den kleinen FĂ€hren im Weserbergland in den Tagen zuvor.

Ab Lemwerder fĂŒhrte der Weg nun diesseits des Deiches ohne Blick auf die Weser Richtung Norden. Ein Straßendorf folgte dem anderen, zur Linken gab es zwischendurch auch mal freie Felder, aber keinen Wald oder Ă€hnliches, verstreut standen ĂŒberall HĂ€user, die Landschaft wirkte auf mich ĂŒberraschend dicht besiedelt. Es folgte ein kurzer Stopp an der Schifferkirche St. Marien, die eine nette Inneneinrichtung im kleinen Kirchenschiff aufwies und in der ĂŒberraschenderweise sogar ein Geocache zu finden war. Den loggten wir natĂŒrlich, obwohl wir ansonsten auf dieser Radtour bisher ĂŒberhaupt kein Geocaching betrieben haben. Der nĂ€chste Stopp stand an am Melkhus Orth, ĂŒber das wir schon Berichte im Fernsehen gesehen hatten und wo es leckere, selbstgemachte Milchprodukte gab, fĂŒr mich z.B. eine frische Buttermilch mit Pfirsichsaft und Grenadinesirup, “Leev und Lieven” genannt, mal was anderes.

Schließlich machten wir uns auf auf die letzten Kilometer Richtung Elsfleth. Es ging noch mal ein lĂ€ngeres StĂŒck zurĂŒck gen SĂŒden, denn man musste bis zu einer BrĂŒcke fahren, bei der man die Hunte ĂŒberqueren konnte. Unterwegs fĂ€rbte sich der Himmel pechschwarz, und an der BrĂŒcke angekommen waren wir froh, dass wir uns hier ein letztes Mal in einem heftigen Schauer unterstellen konnten. Ein paar Minuten spĂ€ter war der Spuk schon wieder vorbei, und bei der Weiterfahrt strahlte bereits die Sonne, wĂ€hrend in der Ferne die dunklen Wolken abzogen – ein eindrucksvoller Kontrast. Als wir schließlich Elsfleth erreichten, fuhren wir am Hunteufer entlang, wo malerisch die Boote lagen, der Elsflether Sand gegenĂŒber. Der Ort selbst bot nicht so viel, wie wir auf der Durchfahrt zu unserem GĂ€stezimmer im Haus Tulpenstraße feststellen konnten. Dieses lag in einem Wohngebiet etwas außerhalb, einfach, aber sauber und alles da, was man fĂŒr eine Nacht brauchte. Nach dem Duschen ging es zurĂŒck zum Hafen und dort ins Restaurant Panorama, in dem wir lecker und recht preiswert zu Abend aßen. Und wie zur Belohnung wurden wir jetzt auch noch mit einem Regenbogen erfreut, ein schöner Tagesabschluss! Trotzdem kam ein bisschen Wehmut auf, denn am nĂ€chsten Tag sollte leider schon die letzte Etappe der Radtour auf dem Weserradweg starten.

GĂ€stezimmer Haus Tulpenstraße: 45 € ohne FS

đŸšČ: 60,8 km

Mittwoch, 25.05.2022: Tag 11 – Elsfleth bis Bremerhaven

Am letzten Tag fĂŒhrte uns der Radweg nach einem FrĂŒhstĂŒck im örtlichen Edeka links der Weser stromabwĂ€rts bis hinter Nordenham. Wie am Vortag, so verlief der Weg auch heute oft hinterm Deich, die Weser war leider nur selten zu sehen – schade! Rechts von uns lag meist der Deich mit vielen Schafen, links zahlreiche HĂ€user oder große, grĂŒne WeideflĂ€chen. Das Wetter war zum GlĂŒck wieder trocken und wolkig, sehr angenehm, immer mal wieder kam die Sonne heraus. Morgens war es noch ein bisschen kĂŒhl, spĂ€ter dann aber KurzĂ€rmelwetter. Einen ersten Stopp legten wir in Brake ein, das einen ganz hĂŒbschen Eindruck machte. Es gab eine nette Uferpromenade, auch recht hĂŒbsche HĂ€user in der Innenstadt, schließlich war Brake ehemals ein wohlhabender Hafen. Nördlich von Brake dominierten einige riesige Getreidesilos das Blickfeld, irgendwie wirkte aber alles trotzdem durchaus einladend. Der nĂ€chste Ort Rodenkirchen war nichtssagend, Nordenham schließlich nicht mehr wirklich schön. Trotzdem haben wir dort Pause gemacht, denn es war Mittag, wir hatten Hunger, und so haben wir in der Innenstadt am Markt ganz lecker und einigermaßen gĂŒnstig gegessen. Zuletzt fĂŒhrte der Weserradweg nur noch durch Gewerbegebiete und Wohnsiedlungen nördlich der Stadt, die Durchfahrt durch Nordenham war einer der am wenigsten schönen Abschnitte der gesamten Tour, dagegen war die Fahrt durch Bremen regelrecht hĂŒbsch. Schließlich erreichten wir die FĂ€hre und staunten darĂŒber, wie breit die Weser hier schon war! Die FĂ€hrĂŒberfahrt dauerte dementsprechend auch etwas lĂ€nger als die bisherigen Überfahrten, so ca. 15 Minuten, war aber auch doppelt so teuer.

In Bremerhaven angelegt ging es um das alte Hafenbecken herum und schließlich zum Atlantic-Hotel Sail City, das wir uns fĂŒr die letzte Nacht des Urlaubs gegönnt hatten. Die FahrrĂ€der konnte man dort in der Tiefgarage in einer abschließbaren Fahrradbox fĂŒr 1 € unterstellen, eine gute und praktische Lösung. Unser Zimmer in der dritten Etage bot einen Blick nach SĂŒden, der war auch ganz hĂŒbsch, wobei die Aussicht aus den höheren Etagen vermutlich noch ein bisschen eindrucksvoller gewesen wĂ€re. Die Zimmer dort sind aber auch ein ganzes StĂŒck teurer, die obersten Etagen des Hauses gehören dann gar nicht mehr zu Hotel.

Nach dem Bezug des Zimmers haben wir das Deutsche Auswandererhaus in unmittelbarer Nachbarschaft aufgesucht. Wir hatten nur zwei Stunden Zeit, haben uns daher auf die Besichtigung des Abschnittes ĂŒber die Auswanderer nach Übersee beschrĂ€nkt, hĂ€tten aber auch hier sicherlich mindestens drei Stunden verbringen können. Den Teil ĂŒber Immigration nach Deutschland haben wir uns schenken mĂŒssen, da das Museum leider schon um 18:00 Uhr schloss. Der Besuch war aber auf alle FĂ€lle extrem lohnenswert, alles sehr anschaulich und informativ gemacht, viele interaktive Stationen, liebevoll gestaltet, so macht ein Museumsbesuch Spaß! Fotos aus dem Inneren des Museums gibt es leider nicht, da man die zwar schießen, aber nicht veröffentlichen darf. Danach spazierten wir in die Innenstadt zum Essen, wo wir heute ein letztes Mal in diesem Urlaub Fisch essen wollten. Wir wĂ€hlten einen Imbiss in der FußgĂ€ngerzone, der hatte bei Google zwar keine guten Bewertungen, wir waren aber durchaus zufrieden. Wie schon beim letzten Besuch in Bremerhaven vor einigen Jahren (damals als Ausflug von Cuxhaven aus) gefiel mir die Innenstadt von Bremerhaven ĂŒberhaupt nicht: schreckliche 70er-Jahre-Architektur, billige GeschĂ€fte, nicht wirklich sehenswert. Umso mehr MĂŒhe gaben sich die StadtvĂ€ter daher mit der Gestaltung der neueren Renommierprojekte: Hafenpromenade, Zoo, Sail City und die diversen Museen wie Klimahaus, Auswandererhaus usw. wirkten wirklich schick und einladend. Im Netto-Markt des ziemlich gruseligen Columbus Shopping Centers haben wir zur Feier des Tages noch einen „Absacker“ gekauft, um auf den erfolgreichen Abschluss der Radreise anzustoßen. Das taten wir dann auch, zurĂŒck auf unserem Hotelzimmer mit Blick auf die Weser, ehe wir in die gemĂŒtlichen Betten fielen.

Atlantic Hotel Sail City: 165 € inkl. FS

đŸšČ: 49,1 km

Donnerstag, 26.05.2022: Tag 12 – Heimreise

Der Wecker ging frĂŒh, damit wir auch zeitig beim FrĂŒhstĂŒck waren und nicht erst auf einen freien Platz warten mussten, worauf vom Hotel extra hingewiesen wurde, denn die SitzplatzkapazitĂ€t im Restaurant war begrenzt. Um kurz nach 7:00 Uhr, als wir ankamen, waren aber noch kaum Tische besetzt, so konnten wir sogar am Fenster sitzen mit einem letzten, schönen Blick auf die WesermĂŒndung. Das FrĂŒhstĂŒck ließ keine WĂŒnsche offen, sogar Sekt stand am BĂŒffet, einem 4-Sterne-Hotel wĂŒrdig. Anschließend checkten wir aus, holten unsere RĂ€der aus den abschließbaren Fahrradboxen und machten uns auf, noch einmal am Hafen vorbei, auf den kurzen Weg zum Bahnhof. Die Bahn kam pĂŒnktlich, wir stellten unsere RĂ€der auf den vorreservierten FahrradstellplĂ€tzen in dem Doppelstock-IC ab und machten es uns auf unseren SitzplĂ€tzen gemĂŒtlich. Die Fahrt war angenehm und anfangs noch weitgehend pĂŒnktlich, leider klappte dann aber unser Anschluss beim Umsteigen in Gelsenkirchen nicht, so dass wir dort auf dem Bahnsteig noch ca. Âœ Stunde auf die S-Bahn warten mussten, die uns dann aber sicher und zĂŒgig nach Hause brachte.

đŸšČ: 3,0 km

Fazit

Es war ein toller, erholsamer und ĂŒberhaupt nicht anstrengender Urlaub. Die Etappen waren so, dass sie von uns gut zu bewĂ€ltigen waren, auch ohne E-Antrieb am Rad. Wir hatten außerdem noch genug Zeit, uns die Ortschaften und SehenswĂŒrdigkeiten am Weg anzusehen. Wer es sportlicher mag, kann sicherlich auch lĂ€ngere Etappen wĂ€hlen, hat dann aber weniger Zeit fĂŒr Sightseeing, was fĂŒr uns durchaus zum Urlaub dazugehörte. Aufgrund der landschaftlich schönen WegfĂŒhrung, der guten Beschilderung und auch der weitgehend ebenen Strecke wĂŒrde ich den Weserradweg jedem (auch weniger geĂŒbten) Radwanderer unbedingt ans Herz legen.