Mittwoch, 15.09.2021 – Wanderung bei Gärdsjö, Besuch in Rättvik
Die heutige Planung verlief etwas kompliziert, leider konnten wir nicht alles so machen, wie wir das ursprünglich gehofft hatten. Trotz allem aber wurde es noch ein herrlicher und entspannter Tag bei wieder tollsten Septemberwetter. Eigentlich hätte ich nämlich gerne eine Fahrt mit einer Draisine auf der ehemaligen Trasse der Inlandsbahn gemacht, die von Mora nach Vansbro verlief. Schon eine E-Mail-Anfrage, die ich von zu Hause aus losgeschickt hatte, kam jedoch als nicht zustellbar zurück. Heute morgen nun versuchten unsere Wirtsleute telefonisch, jemanden bei der Vermietstation zu erreichen, auch da ging aber zweimal zunächst nur der Anrufbeantworter dran, also strichen wir den Plan und entschieden uns für ein Alternativprogramm. Wie wir später erfuhren, hatte der Draisinenverleih zwar später im Laufe des Tages noch zurückgerufen, allerdings hätte man eh keine Draisinen in Mora anmieten können, sondern nur am anderen Ende der Strecke, deutlich weiter südlich in Vansbro, da wäre uns die Anfahrt eh viel zu lang geworden.
Stattdessen unternahmen wir nun also wieder eine kleine Wanderung, diesmal eine sogenannte „Kulturwanderung“ aus dem Rother-Wanderführer, rund um den Doppelort Gärdsjö, etwas nördlich von Rättvik. Die Wanderung sollte einfach sein und nicht allzu lang, das stimmte zwar auch, aber die Wegbeschreibung war etwas oberflächlich, verwirrend war auch noch, dass der laut Beschreibung mit dem internationalen Zeichen für Sehenswürdigkeiten markierte Weg diverse Varianten aufwies, an zahlreichen Kreuzungen gab es daher mehrere Möglichkeiten abzubiegen, so waren wir letztlich froh, den GPS-Track auf dem Handy zu haben. Auch diesem konnten wir allerdings nicht komplett folgen, denn an einer Stelle war der Durchgang entgegen der Beschreibung gesperrt, aber dank Karte haben wir dann doch einen alternativen Weg gefunden. Es ging überwiegend durch Felder, lichte Wälder und die zwei Ortschaften Övre und Nedre Gärdsjö. Überall in dieser Gegend standen verstreut alte Scheunen, teilweise 500 Jahre alt und älter, auch Ställe, eine Schmiede und so weiter. Erstaunlich, wie gut erhalten die Holzhäuser nach so langer Zeit noch waren! Im Gegensatz zu Tällberg am Vortag, das uns eher touristisch vorkam, wirkten die beiden Orte, die wir heute passierten, ziemlich authentisch, waren noch bewohnt, viel Landwirtschaft wurde hier betrieben, alles wirkte nicht so herausgeputzt. Das Schöne an dem markierten Kulturwanderweg war im Übrigen auch, dass an vielen interessanten oder wichtigen Stellen Informationstafeln aufgestellt waren mit Texten auch in Englisch bzw. Deutsch, so dass man einiges lernte und auch wirklich wusste, was man sich hier so alles ansah. Einzelne Gehöfte oder eine alte Schmiede, die im Sommer geöffnet haben sollen, waren mittlerweile natürlich leider schon geschlossen, daher konnten wir das alte Handwerk leider nicht wirklich mal live bewundern. Ein Highlight des Tages war eine Eule, die wir doch tatsächlich bei strahlendem Sonnenschein „aufscheuchten“ und die uns bei der Flucht ein paar Sekunden intensiv anschaute, wahrscheinlich war sie von dem hellen Licht genauso geblendet wie wir. Ansonsten sahen wir keine weiteren wilden Tiere, dafür einige Kühe, Schafe und Ziegen… Andere Touristen haben wir gar nicht getroffen, was auch sehr angenehm war!
Nach der Wanderung fuhren wir wieder nach Rättvik und spazierten einmal die Pier hinauf und wieder hinab, angeblich eine der längsten Piers in Europa mit über 600 m Länge, das war nötig, da das Wasser hier sehr flach war und ansonsten keine Schiffe im Ort anlegen konnten. Anschließend kehrten wir im Café Frick in der Nähe des Bahnhofs ein für Smörgasbord und Kuchen, ehe wir zum letzten Tagespunkt aufbrachen, der Kirche von Rättvik. Die Kirche selbst hätten wir gar nicht unbedingt aufgesucht, wenn diese nicht von an die 90 Holzhütten umgeben wäre, Hütten, in denen früher die Gottesdienstbesucher aus der Gegend ihre Pferde unterstellen konnten, jeder Hof der Umgebung hatte hier seinen eigenen Stall – ein interessantes Ensemble, bei dessen Anblick man sich gut vorstellen konnte, wie es sich hier vor über 100 Jahren so abgespielt hat. Auch eine kleine Pier gab es, an der die Leute, die mit Booten kamen, hier wohl früher anglegten. Wir spazierten über den alten Friedhof, auch hier wieder mit einigen hübschen, schmiedeeisernen Kreuzen, wenn auch ganz anders gestaltet als in Ekshärad Letztlich besuchten wir noch den Wasastein, errichtet im Gedenken an den König Gustav Wasa, der hier in Rättvik seine Mannen zum Widerstand gegen die Dänen versammelte. Gegen kurz nach 18 Uhr waren wir wieder zurück in unserer Unterkunft und genossen einen letzten schönen Sonnenuntergang über dem Siljansee, denn ab dem Folgetag sollte es deutlich bedeckter und kaum noch sonnig sein – schade, so schön wie es bisher war!
🚗: 34 km / 🥾: 11,9 km
Donnerstag, 16.09.2021 – UNECSO-Welterbe Falun
Wie angekündigt hat sich das Wetter heute leider dann doch verschlechtert. Nicht nur, dass der Himmel den ganzen Tag über bedeckt war, sondern auch, dass es deutlich kälter wurde, die meiste Zeit lagen die Temperaturen nur noch im einstelligen Bereich, da ein kalter Wind ging, kam einem das noch viel kälter vor, man musste sich auf einmal richtig dick anziehen! Morgens versuchte die Sonne noch, hinter den Wolken hervor zu lugen, sie hatte aber keine Chance. Wir hatten aufgrund des Wetterberichtes extra für den heutigen Tag den Besuch der Kupfermine in Falun geplant, da dieser eben vor allem drinnen im Museum oder unter Tage stattfindet, insofern haben wir alles richtig gemacht.
Nach dem Frühstück fuhren wir etwa 50 Minuten nach Falun, eine überraschend große Stadt, ich würde sagen, neben Göteborg die größte, in der wir während dieses Urlaubs waren, zumindest kam mir das von der Verkehrsführung her so vor. Die Mine war ausgesprochen schlecht ausgeschildert, wir fuhren daher nach Navi, das erste Hinweisschild tauchte erst auf, als wir quasi schon direkt davor standen. Die Tickets für die einzige englischsprachige Führung des Tages hatten wir sicherheitshalber schon vorab online bestellt, als wir um 10:20 Uhr ankamen, hatten wir erst einmal genügend Zeit bis zum Beginn der Tour um 12 Uhr und konnten in dieser Zeit das Museum besichtigen. Das war wirklich interessant, teilweise auch interaktiv gemacht, allerdings gab es in meinen Augen eindeutig zu viel Text, manchmal war es schwer, das Wichtige herauszufinden. Da die Texte zum Glück alle auch in Englisch waren, war das Verständnis aber gut gegeben. Nach etwa 70 Minuten waren wir aus dem Museum wieder raus und schauten uns noch kurz im Gelände um, ehe unsere Führung begann.
Neben uns waren noch etwa 12 andere Touristen dabei, die Gruppengröße war wegen des Coronavirus auf maximal 25 begrenzt, was ganz okay war. Man bekam Regenumhänge, recht sinnvoll wegen des vielen Wassers unter Tage, und stieg dann eine ganze Anzahl Stufen hinab in die Mine. Unterirdisch ging es über Gänge, die mit Holzbohlen ausgelegt waren, und auch weitere Leitern treppauf und treppab. Wegen der vielen Feuchtigkeit unter Tage musste man aufpassen, wo man hintrat, die Hose war am Ende der Führung ziemlich dreckig und nass gespritzt! Für den Kopf gab es zum Glück einen Helm, der war auch notwendig, denn bei den niedrigen Decken stieß man öfters mal an! Der Führer erzählte recht interessant, war auch ganz gut verständlich, allerdings verlief die Führung in ziemlichem Tempo durch die Mine, einen etwas entspannteren Rundgang mit mehr Zeit zum Umschauen hätte ich ganz schön gefunden. Ähnlich wie im Bezug auf die Entdeckung der Kohle im Ruhrgebiet gibt es auch hier eine schöne Erzählung darüber, wie man die Mine gefunden hat. Ein Ziegenbock kam nämlich eines Abends mit rot gefärbten Hörnern zurück zu seinen Besitzern, als diese ihm am nächsten Tag dorthin folgten, wo er sich die Hörner rot gefärbt hatte, entdeckte man die Kupferader. Ähnlich wie bei der Steinkohle muss die Gewinnung des Kupfers in der damaligen Zeit aufwändig und körperlich fordernd gewesen sein, speziell auch für Kinder, die schon im Alter von 10 bis 12 Jahren über Tage das Erz sortierten und etwa ab einem Alter von 15 Jahren unter Tage zu arbeiten anfingen!
Nach der Besichtigung der Mine drehten wir noch die knapp zwei Kilometer lange Runde auf dem ausgeschilderten Rundweg um die große Grube herum. Auch dort konnte man einige Gebäude besichtigen, etwa eines mit einem riesigen Förderrad darin, oder man konnte in den tiefen Bergwerksschacht schauen, über 200 m tief! Darüber hinaus gab es auch hier Informationstafeln an den einzelnen Stationen und Gebäuden, so dass man auch hier immer wusste, was man sich gerade ansah. Nach der Runde kehrten wir zum Aufwärmen im angeschlossenen Café ein, es gab ein Club-Sandwich und einen Västerbotten Paj, eine Art Käsequiche mit Kaviar, eine leckere und interessante Kombination!
Anschließend verließen wir das Werksgelände und schauten uns noch in der direkt nebenan liegenden Wohnsiedlung um, wo man ein paar der winzigen, für die Bergarbeiter im Karree erbauten Häuser sehen konnte. Die ersten Häuser waren so klein, dass sie teilweise nur aus 1 bis 2 Zimmern bestanden! Da mehrere Häuser inzwischen zerfallen oder auch abgebrannt waren, war die Anzahl der original erhaltenen Häuser natürlich nur noch sehr klein, für einen Eindruck reichte es aber doch.
Schließlich setzten wir uns gegen 15:45 Uhr wieder ins Auto und fuhren zurück nach Vikarbyn. Wir verbrachten noch einen gemütlichen Abend, bis wir zum letzten Mal hier in dieser Pension zu Bett gingen. Schade, wir haben uns hier durchweg sehr wohl gefühlt, insbesondere durch die familiäre, freundliche und herzliche Bewirtung. An diesem letzten Tag sind dann doch eine ganze Menge neue Gäste angekommen, deutlich mehr als an den Vortagen, das hat man dann daran gemerkt, dass die Gemeinschaftsbadezimmer, die es hier ausschließlich gab, häufiger frequentiert waren. Trotzdem, Schlange stehen musste man nie und auch heute war trotz der zahlreichen Gäste immer alles sauber.
🚗: 106 km
Freitag, 17.09.2021 – Nusnäs, Vasaloppsleden nördlich von Mora
Heute hieß es Abschiednehmen von Vikarbyn. Ein letztes Mal genossen wir das leckere Frühstück, verfrachteten unser Gepäck ins Auto und verabschiedeten uns von Marie, unserer Gastgeberin, nachdem wir unseren Obulus bezahlt hatten. Leider war auch heute das Wetter wieder ziemlich kühl, morgens nur 7 Grad, der Himmel war bewölkt, daran sollte sich auch im Laufe des Tages nicht viel ändern. Unser Weg führt uns nach Norden. Eigentlich wollte ich in Mora den ersten, kurzen Stopp einlegen, als ich auf dem Weg dorthin allerdings entdeckte, dass die Werkstätten der Dala-Pferdchen in Nusnäs schon geöffnet hatten, bogen wir kurzerhand zuvor noch von der Hauptstraße ab und machten dort eine Stippvisite, wo eines der typischsten Wahrzeichen und Souvenirs der hiesigen Region hergestellt wird. Wenn man der Ausschilderung folgte, traf man auf drei Läden, direkt gegenüber liegend. Einer hatte geschlossen, einer war eher ein Verkaufsshop für alles mögliche, aber im dritten Laden konnte man zumindest einige Arbeitsschritte der Produktion live bewundern, wie etwa das grobe Schneiden an der Bandsäge, das Bemalen und das Lackieren. Da alles in Handarbeit geschieht, sind die Preise auch nicht ganz günstig, ein kleines Holzpferdchen kostet dann schon mal eben 25 €. Deshalb und auch, da wir zu Hause nicht noch etwas weiteres zum Einstauben herum stehen haben wollten, entschieden wir uns gegen einen Kauf, auch wenn die Pferdchen wirklich ganz hübsch waren. Und außerdem hatten wir ja gestern in Rättvik schon Topflappen mit demselben Motiv gekauft, die kann man wenigstens zuhause verwenden! Wir fuhren nun also weiter nach Mora, wo ich gerne noch das Zieleinlauftor des Wasalaufs aufsuchen und fotografieren wollte, was auch rasch und problemlos gelang. So wurde es nur ein sehr kurzer Stopp in Mora, ehe es weiter ging. Dabei konnte man auch kurz einen Blick in die Fußgängerzone werfen, die recht hübsch zu sein schien.
Wir fuhren dann noch knappe 20 km bis zum Ort Läde, wo wir den Wagen parken, um unsere heutige Wanderung zu starten. An der Stelle, wo laut Rother-Wanderführer der Beginn der Wanderung war, war keinerlei Parkplatz zu erkennen. Wir fuhren also noch ein ganzes Stück durch die Siedlung und entdeckten schließlich eine geeignete Stelle ein Stück weiter nördlich, im Verlaufe des beschriebenen Wanderweges, ich vermute, hier hat der Autor im Nachhinein die falsche Stelle im Wanderführer markiert. Wir starteten unsere Tour und erklommen erst den Hökberg, ein stetiger und langgezogener Aufstieg durch einen schönen Wald, dessen Boden in den tiefen Lagen über und über mit Moos bedeckt war, was wirklich romantisch und verwunschen aussah. Je höher wir kamen, desto kühler wurde es, oben am Berg habe ich sogar ein wenig gefroren, ich denke aber auch, dass wir hier schon in den Wolken waren, denn die Sachen wurden nass, man hatte sogar den Eindruck, es begann leicht zu regnen. Wegen des trüben und nebligen Wetters war auch die Sicht nicht so schön, dennoch konnte man in der Ferne den Österdalsälv und den Siljansee erblicken. Schließlich machten wir uns wieder auf den Abstieg, wobei wir nicht der Wanderroute 58 aus dem Rother-Wanderführer folgten, sondern vielmehr der (perfekt mit lustigen Hinweisschildern markierten) „Bananen-Runde“ des Ortes. In der Siedlung Hökberg angekommen, trafen wir überraschend auf hunderte junger Leute, vermutlich Studenten, die hier offensichtlich ein Wanderevent hatten, keine Ahnung, warum. Solche Menschenmassen jedenfalls hatte ich seit langem nicht mehr auf einem Haufen gesehen! Immerhin lebten wir noch mitten in Zeiten von Corona! Zum Glück liefen die eine andere Strecke als wir, in solchen Menschenmengen wollte ich mich in Schweden nicht wiederfinden! Wir gingen den Bananen-Weg weiter und waren dann auch rasch wieder allein, kamen so schließlich an das Ufer des Flusses Österdalälv. Ich dachte, der weitere Weg würde ständig am Flussufer lang führen, leider war dem aber nicht so. Stattdessen führte der Pfad erst flach durch den Wald, dann steil auf einen Höhenzug und im weiteren immer auf diesen entlang, in stetem Auf und Ab. Sicht auf den Fluss gab es nur ganz vereinzelt zwischen den Bäumen, nicht so, wie ich das erwartet hatte. Dazu kam noch, dass vor allem im Anfangsteil dieses Abschnittes sehr lauter Verkehrslärm von der Straße Mora – Särna herüber schallte, was natürlich auch recht störend war. Diese Geräuschkulisse ließ später aber zum Glück nach, dann war nur noch das Rauschen des Flusses zu hören. Obwohl wir intensiv schauten, entdeckten wir leider keine Tiere, auch immer noch keinen Elch, worauf wir natürlich auch weiterhin stark hofften. Schließlich kamen wir auf eine Schotterstrasse und gelangten über diese irgendwann nach etwas über 12 km wieder zurück an unser Auto.
🥾: 13,1 km