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Fulufjäll NP

Nach der Wanderung, zurück am Auto, führte ich ein Telefonat mit dem Schlüsselverwalter unserer nächsten Ferienwohnung und dann ging es auch schon los, anderthalb Stunden benötigten wir noch bis Särna. Die Fahrt dorthin führte durch endlose, immer schütterer werdende Wälder, bis wir schließlich Särna erreichten. Dort besorgt ich mir den Schlüssel, danach kauften wir im örtlichen Coop ein und machten uns schließlich auf in unserer Ferienhaus, das 15 Minuten entfernt lag, am Eingang zum Fulufjäll-Nationalpark, in der Ferienhaussiedlung Fulufjällsbyn. Auf der Fahrt zum Ferienhaus entdeckte ich dann völlig überraschend im Gebüsch neben der Straße doch noch zwei Elche, die aber beide, vermutlich wegen des Verkehrslärms, auf der Flucht ins Gehölz waren und die man so leider nicht länger verfolgen und natürlich auch nicht fotografieren konnte. Egal, ein kurzer, schöner Anblick aus dem fahrenden Auto heraus war es trotzdem! Gegen 18:15 Uhr erreichten wir die Ferienwohnung, drinnen war es recht kühl, so dass die Fußbodenheizung erst einmal hochgedreht werden musste. Das dauerte dann ein wenig, bis es allmählich wärmer wurde. Thomas kochte uns zum Abendessen Bihunsuppe mit angebratenem Hähnchenfilet und Möhren, ich machte währenddessen die Betten und richtete uns langsam in der Ferienwohnung ein. Das Essen war sehr lecker, zu fortgeschrittener Stunde wurde ich aber rasch ziemlich müde und deshalb ging es dann auch bald ins Bett. Trotz eines schönen Ausblicks vom Ferienhaus hinauf aufs Fulufjäll gab es heute leider keinen spektakulären Sonnenuntergang, wie man sich den hier durchaus vorstellen könnte. Mal sehen, was der nächste Tag uns bringen sollte!

3 Übernachtungen im Ferienhaus in Fulufjällsbyn: 69,31 € / Nacht

🚗: 175 km

Samstag, 18.09.2021 – Fulufjället Nationalpark mit Njupeskär-Wasserfall

Als wir morgens aufwachten, hatte sich alles um uns herum mit Nebel zugezogen, man sah nur ein kurzes Stück hinter’s Haus, den nahen Wald und schon gar das Fjäll sah man gar nicht. Zum Glück sollte sich das im Laufe der nächsten Stunden aber bessern, der Nebel zog sich mehr und mehr zurück, die Sicht wurde immer klarer. Während des weiteren Vormittags lugte ab und zu sogar die Sonne mal für wenige Sekunden hinter den Wolken hervor, ansonsten war es aber ganztags, wie vorhergesagt, eher bewölkt, nachmittags auch recht dunkel. Dennoch absolvierten wir unsere Wanderung im Fulufjället Nationalpark wie geplant, und das war auch gut so, denn es hat sich wirklich gelohnt, trotz des etwas trüben Wetters. Geregnet hat es nämlich zum Glück gar nicht. Da die Anfahrt nur 6 km betrug, konnten wir es morgens langsam angehen lassen, das Abziehen des Nebels noch abwarten, ehe wir relativ spät nach dem Frühstück aufbrachen. Auf dem Parkplatz war überraschend viel los, vermutlich aber auch deshalb, da mal wieder Wochenende war. Zwar war der Andrang nicht ganz so groß wie vor exakt einer Woche im Tiveden-Nationalpark, aber es war doch deutlich mehr los als bei unseren anderen Wanderdestinationen unter der Woche. Als Fazit sollte man sich vielleicht merken, dass man in Schweden Bereiche, in denen man seine Ruhe haben und allein sein möchte, offensichtlich nicht unbedingt am Wochenende ansteuern sollte. Schweden lassen sich offensichtlich jedenfalls von Wind und Wetter nicht abhalten und gehen immer gerne und zahlreich raus, teilweise mit Kind und Kegel, sehr oft mit Hund. Zum Glück verlaufen sich auch größere Menschenmengen hier in der weiten Natur dann aber doch ziemlich rasch, gerade, wenn man von den Hauptwegen abzweigt.

Nachdem wir die kleine und leidlich informative Ausstellung im Informationszentrum „Naturum“ besichtigt hatten, starteten wir unsere eigentliche Wanderung. Das erste Stück verlief auf Bohlen bzw. flachen Wegen durch eine Moorlandschaft mit kleinen Seen. Ein wunderschöner Bach wurde überquert, ehe es ein Stück bergauf ging, und schon stand man vor einem Aussichtspunkt mit tollem Blick auf den Njupeskär-Wasserfall, den Wasserfall mit der höchsten Fallhöhe in Schweden, über 90 Meter. Hier war ganz ordentliches Gedränge, hier trennte sich aber auch die Spreu vom Weizen. Einige Wanderer liefen den einfachen Weg wieder zum Parkplatz zurück, etwa die Hälfte macht sich dann auf den weiteren Aufstieg hoch aufs Fjäll. Das taten auch wir, es ging jetzt recht steil bergauf, oft über Treppenstufen, später über Blockgestein, was nicht immer ganz einfach, aber doch gut zu bewältigen war. Oben angekommen war die Fernsicht grandios, reichte über unser Ferienhaus und die nahe gelegene Stadt Särna hinweg bis zu den umliegenden Bergen und über endlose Wälder. Auf einem schmalen, nicht markierten Pfad steuerten wir unser nächstes Ziel an, Old Tjikko, den laut Guinnessbuch ältesten Baum der Welt. Alt ist aber eigentlich nur das Wurzelwerk, über 9000 Jahre, der Baum selbst ist eher ein „Ableger“. Er sah recht kümmerlich aus, der Stamm, den man sieht, ist angeblich auch “nur” einige hundert Jahre alt. Trotzdem eine grandiose Leistung der Natur! Von diesem Umweg ging es wieder zurück auf den Hauptweg, wo wir noch einen weiteren Abstecher einlegten zur Abbruchkante des Wasserfalls. Auch hier war der Anblick eindrucksvoll, wenn auch nicht so spektakulär, wie ich das dachte, man konnte den kompletten Schwall des Wassers beim Sturz in die Tiefe nämlich von keinem der offiziell gefahrlos zugänglichen Punkte aus sehen, und ein erhöhtes Risiko wollte ich natürlich nicht eingehen, indem ich u.U. zu nah an den Abgrund trat.

Als nächstes folgte dann eine größere Runde über das Fjäll mit schöner Weitsicht. Leider stolperte ich dabei unglücklich einmal über einen Stein, fiel auf die Knie, was nicht so schlimm war, verdrehte mir aber auch ziemlich den linken Knöchel und musste daher auf den letzten Kilometern der Wanderung ordentlich unter Schmerzen humpeln. Ich war gespannt, wie sich das am nächsten Tag entwickeln würde! Der jetzt folgende Teil des Rückwegs über das Moor war zum Glück noch recht einfach zu gehen, oft weich, wenige Steine, das war für den lädierten Knöchel nicht so schlimm. Ab den Rörsjön-Hütten war der Weg dann aber wieder stärker fordernd, sehr steinig, da musste man schon aufpassen, wo man mit dem lädierten Knöchel hintritt. Die Anzahl der Wanderer ließ zunehmend nach, es waren immer weniger, die hier oben noch unterwegs waren, obwohl es gerade einmal kurz nach 15 Uhr war. Einige stiegen allerdings auch noch auf diesem Weg auf, die dann vermutlich auf dem Fjäll übernachten wollten. Als wir die Kante des Fjälls wieder erreichen, genossen wir noch einmal den tollen Blick über die weite, darunter liegende Landschaft mit ihren Wäldern, Mooren und den wenigen Zeichen menschlicher Zivilisation, ehe wir uns an den recht steilen Abstieg machten und gegen 16 Uhr an den Ausgangspunkt der Tour zurückkehrten. In der Cafeteria kehrten wir noch ein und machten “Fika”, d.h. es gab für uns Kaffee und Kuchen, wie es die Schweden lieben. Anschließend ging es mit dem Auto zurück in unser Ferienhaus. Trotz dort vorhandener Fußbodenheizung war es immer noch nicht wirklich warm, wir hatten diese zwar hochgedreht, die Temperatur lag aber immer noch bei 18 Grad wie am Vortag bei unserer Ankunft, deshalb warf ich jetzt doch einmal den Kamin an, was ohne Anzünder nicht ganz einfach war, zum Glück aber doch gelang. Zum Abendessen gab es Reis mit Köttbullar und Salat, ehe wir den Rest des Abends gemütlich auf dem Sofa verbrachten.

🚗: 12 km / 🥾: 12,2 km

Sonntag, 19.09.2021 – Wanderung im Goljå-Tal

Als ich morgens aufwachte, spürte ich leider meinen linken Knöchel immer noch. Insofern machte ich mir schon Sorgen, wie sich der weitere Tag gestalten sollte. Ursprünglich hatte ich nämlich vorgehabt, durch das Goljå-Tal bis zur gleichnamigen Hütte und wieder zurück zu laufen, morgens sah es für mich aber noch nicht so aus, als ob das klappen könnte. Der Vorteil war in diesem Fall, dass es eine Einweg-Wanderung war, die also denselben Weg hin und zurück nahm. Insofern hätte ich jederzeit umkehren können, was natürlich ganz praktisch war. Über die Wegbeschaffenheit wusste ich nichts, also wollte ich es einfach auf einen Versuch ankommen lassen. Die Anfahrt war wieder recht kurz, nur 12 km einfache Strecke, diesmal allerdings Schotter und kein Asphalt. Die Straße war aber ganz gut zu fahren bis auf nur wenige kurze Stücke mit Wellblechpiste. Gegen kurz nach 10 Uhr erreichten wir den kleinen Parkplatz Goljå Nord, wo wir unseren Wagen parkten und die Wanderung begannen.

An der Infotafel stand schon ein Hinweis, dass eine Brücke auf dem Weg ins Tal eingestürzt sei, was für uns einen kleinen Umweg bedeutete, jedoch nichts weltbewegendes, nur wenige hundert Meter. Ansonsten sollte der Weg, wie es dort stand, schwer zu begehen sein, zugewachsen und an einigen Stellen durch umgefallene Bäume versperrt, das versprach nichts Gutes, wir liefen einfach los und wollten schauen, was uns erwartet. Dabei mussten wir feststellen, dass gerade das erste Stück ziemlich angenehm zu gehen war. Es ging nur ganz leicht bergauf, ausschließlich durch Wald, über viel weichen Waldboden mit Wurzeln, ab und zu wurden Moore durch Stege überbrückt, alles klappte recht problemlos. Die Stimmung war gut, das Wetter trocken, nicht ganz so kalt wie am Vortag und vor allem nicht windig, da machte das Wandern richtig Spaß. Die Warnungen auf den Schildern am Parkplatz schienen uns nicht wirklich begründet. Und was für mich eine besondere Freude war, war die Tatsache, dass ich meinen linken Knöchel zunehmend weniger merkte, je länger wir liefen! Ich hatte ihn morgens noch fest bandagiert, musste zwar auch beim Auftreten aufpassen, trotzdem ging das Laufen immer besser. Je weiter wir kamen, desto mehr hoffte ich, die Hütte am Ende des Weges doch noch zu erreichen. Im Gegensatz zum Vortag waren hier und heute kaum Menschen unterwegs, und das, obwohl immer noch Wochenende war, was natürlich ebenfalls sehr angenehm war. Aber es handelte sich ja auch um eine Tour in einer eher abgeschiedenen Ecke des Nationalparks. Insgesamt sahen wir auf der ganzen Strecke nur fünf Parteien, waren ansonsten allein unterwegs. Anders als erwartet verlief der erste Teil des Wegs, sicherlich drei Viertel, nahezu ausschließlich durch Wald, nur ganz vereinzelt gab er mal Blicke auf den Fluss frei. Von einem Jahrhundert-Erdrutsch, der vor einigen Jahren hier im Tal heruntergekommen ist und der das Tal so prägte, konnte man zunächst kaum etwas erkennen, ganz anders, als ich das im Vorfeld gelesen hatte. Etwa auf der Hälfte der Strecke machten wir Pause an einem kleinen Unterstand mit schönem Blick auf ein weites Moor, ehe es weiterging. An allen Lichtungen schauten wir uns immer um, ob nicht irgendwo Elche im Gebüsch standen, entdeckt haben wir leider keine auch heute wieder keine.

Auf der zweiten Hälfte des Weges stieg dieser nun zunehmend mehr an, wurde auch immer steiniger, das Gehen wurde langsam anstrengender. Darüber hinaus nieselte es ein wenig oder wir liefen durch Nebel, die Grenzen waren da manchmal fließend, so musste man auch noch aufpassen, nicht zu rutschen. Thomas hatte nach drei Viertel der Strecke deshalb auch keine Lust mehr, kehrte um und wartete auf mich an dem Unterstand, wo wir kurz zuvor gerastet hatten, während ich noch das letzte Viertel des Wegs bis zur Goljåhütte in Angriff nahm. Kurz nachdem wir uns trennten, wurde der Weg wieder flacher, ich erreichte offenes Gelände, der Regen hörte auf, ab und zu lugte sogar die Sonne hervor, hier machte das Gehen plötzlich wieder richtig Spaß, auch der Boden war wieder angenehm weich. Schon sah ich die Hütte in der Ferne, aber wie das oft so ist in den Bergen, kam dann jedoch die Überraschung, denn es musste erst noch ein tiefes Tal gequert werden, und hier sah ich dann auch die erste große Steinmoräne des Erdrutsches, für den das Tal bekannt ist. Die Querung ging gut, wenn auch Auf- und Abstieg sehr steil waren. Es folgten noch einige weitere, kleinere Senken, die den Weg deutlich länger dauern ließen, als es zunächst den Anschein gehabt hat. Schließlich erreichte ich aber knapp vier Stunden nach dem Start an unserem Auto die Hütte. Es war niemand dort, ich setz mich rein, stärkte mich ein wenig mit mitgebrachten Nüssen und Müsliriegeln und machte mich dann auf den Rückweg. Dieser verlief kaum schneller als der Hinweg, da man beim Abstieg manchmal doch wieder sehr auf den Weg achten musste, insbesondere bei den glatten und rutschigen Stellen. Irgendwann kam ich aber dann bei dem Unterstand wieder an, wo mein Freund auf mich wartete. Hier brannte sogar ein Feuer, das ein paar Engländer entzündet hatten, die kurz vor ihm dort rasteten und das er zum Aufwärmen unterhielt. Wir aßen gemeinsam unsere Brote und machten uns dann auf die zweite Hälfte des Rückwegs. So erreichten wir sieben Stunden nach dem Start wieder unseren Wagen.

Da der Heimweg mit dem Auto nur kurz war, waren wir bald schon wieder in unserem Ferienhaus. Es gab Brot mit Belägen und warmes Möhrengemüse, also ein Reste-Essen, aber doch ganz lecker. Morgen nun sollte schon die Weiterreise zur letzten Station unserer Reise durch Mittelschweden anstehen, an der wir mehrere Nächte verbringen wollten. Schade, war es hier oben im Fulufjell doch trotz der kühlen und etwas ungemütlichen Temperaturen durchaus sehr schön, insbesondere auch der Hauch von Indian Summer, der sich hier bemerkbar machte.

🚗: 25 km / 🥾: 14,3 km

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