Donnerstag, 09.09.2021 – Schloss Läckö, Sjötorp
Heute stand der erste Ortswechsel an. Da wir das Ferienhaus noch säubern mussten, standen wir pünktlich mit dem Wecker um 7 Uhr auf, frühstückten, putzten das Haus und waren um 9 Uhr abreisefertig. Etwas über zwei Stunden benötigten wir, vorbei an Uddevalla und Trollhättan, bis zu unserem heutigen Zwischenziel, dem Schloss Läckö. Überraschenderweise hatten wir heute wieder fantastisches Wetter, den ganzen Tag Sonnenschein, viel besser als angesagt, aber wir wollen uns nicht beschweren! Nachdem wir die Parkgebühr von 40 Kronen bezahlt hatten, gingen wir zum Schloss, wo stündlich Führungen stattfanden, individuelle Besichtigung war nicht möglich. Leider gab es Führungen nur in Schwedisch, die einzige in Englisch fand um 14 Uhr statt, das war uns zu spät, so kauften wir Tickets für 80 Kronen für die nächste Führung um 12 Uhr. Es gab zwar auch deutsche Infoblätter, die man stattdessen mitnehmen konnte, wobei die aber nicht so furchtbar viel interessante Informationen enthielten. Die Gruppe war klein, nur acht Leute, man konnte sich während der Führung frei bewegen, da war es auch nicht so schlimm, wenn man kein Wort verstand. Das Schloss war riesig, angeblich 200 Räume, wir sahen aber nur etwa 10 davon, es sollten wohl die schönsten sein. Beeindruckend waren vor allem bemalte Holzdecken, bemalte Wände und einige Bilder. Ansonsten war nicht viel Einrichtung vorhanden, manches wirkte schon etwas vernachlässigt, mit einem gewissen morbiden Charme, was aber auch nicht das Schlechteste war, es wirkte nicht alles so „geleckt“ wie manchmal. So wirklich prachtvoll hergerichtet wie einige deutsche oder französische Schlösser war es sicher nicht, dennoch auf jeden Fall besuchenswert.
Nach der Besichtigung, es war 13 Uhr, gingen wir ins Café am nahegelegnen Naturum zur „fika“, wie das Kaffeetrinken hier in Schweden heißt. Es gab Kaffee und Teilchen, eine Kokoskugel und eine Kardamonschnecke, mächtig und echt lecker. Danach drehten wir noch eine Runde auf dem vier Kilometer langen Rundweg Roparodden über eine vorgelagerte Halbinsel. Hin ging es durch einen schönen Wald, zurück am Ufer des Vänern entlang mit abschließend herrlichen Blicken auf das Schloss. Alles in allem war die Wanderung bei dem Wetter ein Traum! Wir verbrachten hier viel mehr Zeit als ursprünglich geplant und fuhren daher erst um kurz nach 16 Uhr weiter. Nächster Zwischenstopp war der benachbarte Ort Spiken, bekannt dafür, einer der größten Fischereihäfen Europas an einem Binnensee zu sein. Leider war auch hier schon Nachsaison, vieles war geschlossen, bloß eine der diversen Räuchereien war noch geöffnet, hier erstanden wir eine geräucherte Maräne, die wir uns als Abendessen mitnahmen!
Anderthalb Stunden dauerte dann noch unsere Fahrt durch die flache Landschaft am Ufer des Vänern entlang, bis wir endlich unsere Unterkunft in Sjötorp erreichten. Der Schlüssel steckte wie abgesprochen im Briefkasten, so konnten wir unser Zimmer im ersten Stock mit Balkon und Blick auf den Götakanal beziehen. Das „Pensionat Kajutan“ war ein schönes altes Holzhaus mit knarrenden Dielen, ansprechend eingerichtet, hatte wirklich viel Charme. Ich drehte noch eine kleine Fotorunde draußen bei untergehender Sonne, während mein Freund Thomas drinnen schon Reis für’s Abendessen kochte. Den gab es dann zusammen mit unserer Maräne und Kräuterbutter, schnell gemacht und wirklich köstlich. Einziges „Manko“ war, dass laut Verpackung, wie wir jetzt erst sahen, die Maräne gar nicht aus dem Vänern stammte, sondern aus Dänemark importiert war! Egal, gut schmeckte sie trotzdem. Wollen hoffen, dass sie wenigstens in Spiken geräuchert wurde! Abends wurde noch Tagebuch geschrieben, ehe es gegen 22 Uhr ins Bett gehen. Wir freuten uns auf den nächsten Morgen, wo wir zum Frühstück endlich mal wieder bedient werden sollten!
3 Übernachtungen im „Pensionat Kajutan“, Sjötorp: 129,95 € / DZ / Nacht inkl. FS
🚗: 255 km / 🥾: 4,2 km
Freitag, 10.09.2021 – Radtour entlang des Götakanals
Heute sollte einmal das Fortbewegungsmittel gewechselt werden! Zunächst aber gab es um 8 Uhr Frühstück in unserer Pension. Über Nacht hatte neben uns nur ein weiteres, schwedisches Pärchen hier geschlafen, beim Frühstück waren wir daher zu viert, hatten aber das ganze Restaurant zur Verfügung. Das Frühstück wurde von einem Holländer vorbereitet, der im Ort wohnte und schon seit drei Jahren in Schweden lebte. Das Essen war ganz okay, nichts Weltbewegendes, Durchschnitt, würde ich sagen. Nur die Marmelade war leider ausgegangen… Überraschend groß war hier aber, wie überall in Schweden, die Auswahl an Milch- und Joghurtprodukten, manchmal blickte ich da gar nicht durch, was was war…
Unser Plan für den Tag war eine Fahrradtour entlang der Ufer des Götakanals. Netterweise fragte Rolf, der Holländer, telefonisch beim örtlichen Fahrradverleih für uns an, ob wir heute Räder mieten konnten, denn er wusste nicht genau, ob noch regulär geöffnet war wegen der Nachsaison. Es kam dann die Info, dass wir ab 10:30 Uhr dort vorbeikommen könnten. Also packten wir erstmal unsere Sachen und spazierten noch kurz zur Mündung des Götakanals in den Vänern, da wir ja noch Zeit hatten. Schließlich liefen wir zur Fahrradausleihe und bekamen zwei Damenräder – es gab nur solche hier (!), „todschick“ mit Korb vorne dran und Dreigangschaltung, aber sie waren bequem und einigermaßen gut zu fahren, so ging es los, außerdem ist die Landschaft ja flach. Geplant hatte ich, die knapp 20 km lange Strecke bis Töreboda und wieder zurück zu absolvieren, also insgesamt knapp 40 km, was wir dann auch in 7 Stunden gemütlich mit vielen Pausen schafften. Morgens war es häufig noch recht sonnig, über Mittag kamen aber zunehmend mehr dunkle Wolken auf, erst gegen Abend wurde das Wetter wieder besser. Regentropfen gab es zum Glück nur ein paar wenige gegen 16 Uhr, die waren aber nicht der Rede wert, kaum zu spüren. Der Radweg verlief die ganze Zeit parallel zum Kanal, war geschottert, gut zu fahren und potteben, nur an den Schleusen ging es dann mal ganz kurz recht steil bergauf, schieben musste man aber nicht, nur etwas kräftiger in die Pedale treten. Die höchste Schleuse wies einen Höhenunterschied von 7,50 m auf, benötigte dazu dann aber auch mehrere Staustufen direkt hintereinander, wie das an einigen anderen Stellen auch der Fall war. Durch die vielen Schleusen kamen Boote hier nur sehr langsam voran, da waren wir mit dem Fahrrad deutlich schneller! In der Sommersaison, von Mitte Juni bis zum 11. August, waren die Schleusenhäuschen durchgängig mit einem Schleusenwärter besetzt, danach, bis Ende September, musste man sich für die Fahrt mit dem Boot durch den Kanal anmelden. Jeden Morgen gegen 9 Uhr ging es dann los, entweder am westlichen Ende am Vänern oder am östlichen Ende am Vättern. Ein Mitarbeiter des Kanalteams begleitete den „Tross“ mit seinem PKW und bediente jede einzelne Schleuse unterwegs bis zum Ende der Durchfahrt, als „persönlicher Schleusenwärter“ sozusagen. Uns begegnete unterwegs zunächst die Kolonne westwärts, die aus insgesamt drei Booten bestand, etwas später holten wir dann noch ein einzelnes Segelboot ein, das ostwärts fuhr, beide jeweils mit ihrer individuellen Schleusenwärter-Begleitung. Da wir auf die Boote immer an den Schleusen trafen, konnten wir uns den Schleusenvorgang schön anschauen. Interessant übrigens auch die vielen Straßenbrücken über den Kanal unterwegs, die bei Durchfahrt der Boote stets zurückgezogen oder weggedreht werden mussten.
Am frühen Nachmittag gegen 13 Uhr erreichten wir Töreboda, dort hatten wir Lunch im Lokal „Krubb“. Mittagsgerichte sind hier in Schweden in aller Regel relativ günstig, die Portionen zwar etwas kleiner, aber hinterher gab es üblicherweise sogar noch kostenlos Kaffee und Kekse – „fika“ sozusagen. So traten wir gesättigt die Rückreise an, nachdem ich zuvor noch Brot zum Abendessen im örtlichen Coop besorgt hatte. Gerade gegen Abend warf die tiefstehende Sonne ein tolles Licht auf den Kanal, die Bäume am Ufer und die umliegenden Felder, das war wirklich schön, Schweden, wie man es sich aus dem Reiseführer vorstellt. Um 17:30 Uhr, pünktlich zur Schließung des Fahrradverleihs, kehrten wir nach Sjötorp zurück.
Nachdem ich geduscht und Tagebuch geschrieben hatte, drehte ich noch einmal eine Runde zur Kanalmündung in den Vänern, um dort den Sonnenuntergang zu bestaunen, der auch heute ganz schön, wenn auch nicht so spektakulär wie am Vorabend war. Anschließend bereiteten wir uns in der Küche unserer Pension unser Abendessen, es gab Brot, aus Deutschland mitgebrachte Wurst und eingelegten Hering in Senf. Wie in vielen schwedischen Pensionen gab es auch hier eine Küche zur allgemeinen Benutzung. Da aber die Unterkunft heute immer noch so schwach belegt war wie am Vorabend, hat an diesem Abend auch niemand sonst die Küche genutzt, also bestand auch keine Corona-Ansteckungsgefahr. Maskentragen war hier im Land nämlich so gut wie gar nicht angesagt, das hatten wir schon in dem Moment gemerkt, als wir in Kiel die Fähre betraten, ab diesem Zeitpunkt waren Schutzmasken so gut wie gar nicht mehr zu sehen! Nach dem Abendessen ging es dann zurück auf’s Zimmer ging und voller Eindrücke wieder zu Bett.
🚗: 0 km / 🚲: 39,2 km
Samstag, 11.09.2021 – Tiveden Nationalpark
Nachdem gestern eigentlich noch ein sehr schöner und warmer, über weite Teile auch sonniger Tag war, schlug das Wetter heute leider völlig um, allerdings auch angekündigt. Schon morgens war der Himmel bedeckt, alles grau in grau, die ersten Tropfen fielen, wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob und wie wir unser geplantes Tagesprogramm wirklich absolvieren konnten. Zunächst einmal frühstückten wir aber, packten unsere Siebensachen in den Rucksack und machten uns gegen 9 Uhr mit dem Auto auf in Richtung Tiveden-Nationalpark, unserem heutigen Ziel. 60 km lang war die Anfahrt, eine Stunde sollte das dauern. Unterwegs fing es dann richtig heftig an zu regnen, so dass wir uns schon große Sorgen machten, als wir ankamen, hatte der Regen aber zum Glück wieder nachgelassen, also schnappten wir uns unsere Rucksäcke und starteten unsere Wanderung(en). Das Gute war nämlich, dass heute zwei Touren auf dem Programm standen, beide nicht lang, jeweils um die 5 km, so hätten wir zur Not auch nach einer Tour abbrechen können. Um es vorwegzunehmen: die Sorgen waren unbegründet, ein Abbruch war gar nicht nötig, wir konnten tatsächlich, wie geplant, beide Wanderungen hinter uns bringen, und das auch noch nahezu trocken. Zwar kamen auch im Laufe des Tages immer mal wieder ein paar Tropfen runter, meist waren das aber so wenige, dass es kaum der Rede wert wahr. Nur ein einziges Mal, am Ende der ersten Tour, mussten wir für etwa zehn Minuten den Regenschirm aufspannen, mehr aber auch nicht.
Die erste und etwas längere Schleife brachte uns zu zwei großen Felsformationen mit den schönen, an die skandinavische Sagenwelt erinnernden Namen „kleine bzw. große Trollkirche“. Darunter hatte ich mir eigentlich eher so eine Art Höhle vorgestellt, es waren aber einfach große Felsbrocken, wenn auch recht eindrucksvoll. Beide konnten bestiegen werden, leider war es heute natürlich nichts mit Ausblicken, denn wegen des Regenwetters war die Sicht ziemlich diesig, vieles lag im Nebel, was aber auch ganz mystisch wirkte. Anfangs hatte ich noch meine Softshelljacke an, die habe ich aber bald ausgezogen, denn die Luft war recht feucht und die Temperaturen durchaus angenehm, sodass man auch problemlos kurzärmelig wandern konnte. Schon bei der Anreise am Parkplatz waren wir überrascht, wie viele Autos dort standen, wir haben es erst auf das Wochenende geschoben, auch unterwegs waren wir aber alles andere als allein. Schließlich haben wir des Rätsels Lösung erfahren, als uns eine Wandergruppe mitteilte, dass heute schwedischer Nationalwandertag war, da waren offensichtlich zahlreiche Schweden auf Achse. Und das trotz des Regenwetters! Sie sind halt etwas wetterfester hier oben im Norden im Vergleich zu uns „verweichlichten“ Mitteleuropäern. Die Trollkirchen waren beeindruckend, mindestens genauso spannend war aber auch die übrige Natur. Der Waldboden war über und über mit Moos und Flechten bedeckt, alles sattgrün und glänzend nach dem Regen, dass sich hier die Trolle wohl fühlten, war kein Wunder! An den Trollkirchen fanden wir auch jeweils einen Geocache, ehe uns der Rückweg an zwei Seen vorbei wieder zum Parkplatz führt.
Am Parkplatz mit Informationszentrum picknickten wir unter einem Vordach Bananen, Nüsse und Trockenfleisch und entschlossen uns dann, auch die zweite Wanderung in Angriff zu nehmen, auch, wenn es schon relativ spät war. Für die 5 km der ersten Tour brauchten wir nämlich insgesamt 3 Stunden, und das war nicht nur auf unsere vielen Pausen zurückzuführen, sondern auch der Wegführung geschuldet. Es ging quasi ständig auf und ab, nur über Wurzeln und Felsbrocken, bei Nässe waren die natürlich besonders glatt, da war ein rasches Vorankommen kaum möglich. Aber das gehört hier in Schweden halt dazu und macht den Reiz der naturnahen Wanderwege aus.
Die zweite Runde brachte uns zu einer anderen Felsformation namens Stenkella, hier bildeten mehrere riesige Felsbrocken eine regelrechte Höhle. Ansonsten war die Landschaft ähnlich wie auf der ersten Runde. Auch hier verlief der Rückweg dann an einem See entlang, allerdings war dieser deutlich größer als der auf der ersten Runde, der Weg führte auch oft über Felsen hoch über diesem See, so dass man tolle Ausblicke genießen konnte. Auf diesem letzten Stück gab es auch noch drei Geocaches zu finden, wobei wir einmal von freundlichen Schweden angesprochen wurden, die uns wohl helfen wollten, denen mussten wir die Sache erstmal erklären. Da die zweite Runde etwas kürzer war als die erste, benötigten wir diesmal nicht 3, sondern nur etwas über 2 Stunden und waren gegen 16:30 Uhr wieder am Auto. Trotz der anfänglich etwas widrig erscheinenden Wetterumstände war es somit letztlich doch noch ein toller Tag in einer herrlichen Landschaft, vielleicht aber auch gerade wegen des hier durchaus „passenden“ Wetters, das für eine besondere Stimmung sorgte.
Wiederum eine Stunde dauerte die Rückfahrt, ab und zu nieselte es, der Nebel hing in den Wäldern, ein wenig hatte ich schon Sorge, dass plötzlich ein Elch auf die Straße rannte, zum Glück ist uns das aber nicht passiert. Obwohl wir natürlich schon gerne einen Elch gesehen hätten! Aber bitte gefahrlos! Gegen 18 Uhr waren wir wieder in Sjötorp, stellten nur kurz unsere Rucksäcke im Zimmer ab und gingen dann zum örtlichen “Fish and Chips”-Lokal zum Abendessen. Anders als an einem einfachen Imbiss konnte man hier den Fisch auswählen, den man frittiert haben wollte. Wir hatten Kabeljau und Zander, das war dann auch für einen Imbiss nicht ganz günstig, aber alles war hier auch schon etwas netter hergerichtet, und das Essen war wirklich ausgesprochen gut. Dazu gönnten wir uns jeder noch einen Birnencider, ehe wir gegen 19 Uhr wieder zurück in unserer Pension „Kajutan“ waren, wo wir duschten und unsere Sachen packten, denn am nächsten Tag sollte es ja schon wieder weiter gehen.
Laut Wetterbericht stand uns noch ein weiterer Regentag bevor, ehe ab Montag wieder die Sonne scheinen sollte. Da morgen vor allem ein Fahrtag werden sollte, war uns das aber ziemlich egal! Nachdem wir gerade ins Bett gegangen waren, wurde es unten im Lokal plötzlich laut, erst fingen einige Gäste an zu singen, dann wurden Hits der 80er und 90er gespielt. Gut, es war ja auch Wochenende. Uns machte das aber nichts aus, die Lautstärke war akzeptabel, und wir waren so müde, dass wir trotzdem bald einschliefen.
🚗: 126 km / 🥾: 10,2 km