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Winelands

In Franschhoek wurden wir von der aus Namibia stammenden, deutschsprechenden Wirtin Michaela freundlich begrĂŒĂŸt und bezogen ein hĂŒbsches Zimmer im Corner Guesthouse. Zu Fuß ging es abends noch mal in die Innenstadt, nur wenige Minuten entfernt, da der Ort nicht wirklich groß ist und man hier offensichtlich auch keine Sicherheitsbedenken im Dunkeln haben muss, wie uns gesagt wurde. Im Cafe Franschhoek aßen wir zu Abend, jeder ein kleines Hauptgericht, einen Nachtisch und ein GetrĂ€nk, alles zusammen zahlten wir nur etwas ĂŒber 30 € – Essengehen ist hier wirklich nicht sehr teuer! Gegen 21 Uhr waren wir zurĂŒck in der Unterkunft, bereiteten uns auf den nĂ€chsten Tag vor und freuten uns auf anstehende Weinverkostungen.

gefahren: 80 km

Mo., 18.03.19: WeingĂŒterbesuch mit der “Wine Tram”

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des sĂŒdafrikanischen Weines. Wir konnten erst einmal ausschlafen, FrĂŒhstĂŒck gab es offiziell um 8:30 Uhr, inoffiziell aber schon ab 8 Uhr. In der Nacht davor waren wir erstmals vom in SĂŒdafrika öfter vorkommenden „load shedding“ betroffen, dem geplanten Ausfall der Stromversorgung, der mehrmals am Tag fĂŒr bis zu zwei Stunden eintreten kann, ab 22 Uhr gab es in Franschhoek daher nur noch Kerzenschein. Letztlich störte uns das aber nicht, zumal die Zeiten in etwa angekĂŒndigt wurden und man sich daher drauf einstellen kann. Das FrĂŒhstĂŒck war sehr lecker und abwechslungsreich, gutes Brot, tolles Bircher-MĂŒsli und eine große Auswahl an Eierspeisen, ich hatte French Toast mit frischem Obst. Einzig die Croissants waren nicht so toll.

Gegen 9 Uhr gingen wir dann zu Fuß zur nahegelegenen Station der Franschhoek Wine Tram, um 9:30 Uhr war Abfahrt mit der „Purple Line“, die ich im Vorfeld gebucht hatte. Der Name „Tram“ ist allerdings etwas irrefĂŒhrend, denn auf der Rundfahrt zu verschiedenen WeingĂŒtern wurde nur ein kleiner Teil in einer Doppelstock-Straßenbahn auf einer stillgelegten Bahnstrecke zurĂŒckgelegt, die restliche Zeit saß man in einem Bus, was aber trotzdem schön und entspannend war. Unterwegs wurde man von Mitarbeitern betreut, die einem nĂ€here Infos zu Weinen und den besuchten WeingĂŒtern gaben. Von den insgesamt 8 angesteuerten WeingĂŒtern besuchten wir 4, und zwar AllĂ©e bleue, Boschendal, Plaisir de Merle und Babylonstoren, so hatten wir genug Zeit, uns jeweils ein bisschen umzuschauen. Die Tram fuhr immer im Abstand von 35 Minuten, das war fĂŒr einen Besuch zu kurz, 70 Minuten reichten aber zumindest fĂŒr ein Wine Tasting und eine kurze Besichtigung der Anlage aus. Der Tag war auch abwechslungsreich insofern, als dass wir jeden Stopp ein bisschen anderes gestalteten.

Beim ersten, besuchten Weingut AllĂ©e bleue gab es ein Wine Tasting mit vier Weinen, das Preis-LeistungsverhĂ€ltnis stimmte fĂŒr uns am besten bei dem gĂŒnstigsten Weißwein, einem erfrischenden Verschnitt, sodass wir diesen wir auch mitnahmen. In Boschendal hatte ich fĂŒr 12 Uhr ein Picknick geordert. Dieses wurde zwar nicht auf einer Picknickdecke auf der Wiese serviert, wie ich das erwartet hatte, aber doch schön im Schatten der BĂ€ume an einem Tisch mit Blick auf die Weinfelder und die umliegenden Berge, bei herrlichem Sommerwetter ein Traum. Das Essen war auch wirklich gut, dazu tranken wir eine Flasche Chardonnay, die uns ebenfalls sehr lecker schmeckte, die halbe Flasche nahmen wieder mit in die Unterkunft, damit wir nicht zu betrunken wurden, denn am dritten Weingut Plaisir de Merle machten wir eine weitere Weinprobe. Hier gab es zunĂ€chst einen Champagner, in SĂŒdafrika MCC genannt, da Champagner als Herkunftsbezeichnung geschĂŒtzt ist. Dieser schmeckte auch wirklich lecker. Von den anderen, getesteten Weinen ĂŒberzeugte uns beide sofort ein Cabernet Sauvignon von 2014, den wir dann ebenfalls kauften, auch, wenn er ein wenig ĂŒber dem ansonsten fĂŒr uns ĂŒblichen Budget lag. Das Schöne bei der Wine Tram ist, dass man die Weinflaschen im Bus bzw. in der Bahn abgeben kann und dann erst am Ende der Tour wiederbekommt, so kann man den Rest des Tages sorglos und ohne GepĂ€ck genießen. Ansonsten war in Plaisir de Merle insbesondere auch die Lage sehr eindrucksvoll, an einem Hang mit tollen GĂ€rten. Im letzten Weingut Babylonstoren gab es dann wiederum eine Besonderheit, hier wurden nĂ€mlich KellerfĂŒhrungen angeboten, an einer solchen nahmen wir dann natĂŒrlich auch teil, was recht interessant war. Ansonsten ist Babylonstoren nicht nur ein Weingut, es wird hier vielmehr auch jede Menge Obst und GemĂŒse angebaut, Olivenöl produziert, es gibt ein Restaurant, einen Streichelzoo, DĂŒfte werden hergestellt usw. Eindrucksvoll fĂŒr mich war insbesondere der riesige Garten, wirklich toll angelegt mit Obst, GemĂŒse und Zierpflanzen.

Um 16:30 Uhr schließlich fuhren wir mit Bus und Tram zurĂŒck nach Franschhoek, wo wir erst einmal den Schweiß der letzten Stunden abduschten. Da wir im Laufe des Tags schon einiges gegessen hatten, hatten wir keinen großen Hunger mehr und gingen abends deshalb nicht mehr aus, aßen stattdessen auf dem Zimmer noch etwas KĂ€se und Brot, die vom Picknick ĂŒbrig geblieben waren und die wir im Doggy Bag mitgenommen hatten, außerdem tranken wir dazu den letzten Schluck unseres Chardonnay vom Mittag. Auf der Terrasse vor dem Haus konnte man schön in der lauen Abendluft sitzen, etwas lesen und Tagebuch schreiben, um 22 Uhr war wieder „load shedding“ angesagt, fĂŒr uns ein Zeichen, ins Bett zu gehen.

gefahren: 0 km

Fr., 15.03.19: Panorama Circuit im Jonkershoek Nature Reserve

Noch von Kapstadt aus hatten wir schon am 2. Tag des Urlaubs unsere erste Wanderung ebenfalls hier in den Winelands absolviert, denn diese liegen ja gĂŒnstig quasi direkt “vor der HaustĂŒr”. Nach langer Überlegung hin und her hatten wir uns dazu entschlossen, eine Wanderung in Jonkershoek Nature Reserve zu wagen, auch wenn wir uns erst am Anfang des Urlaubs befanden, noch nicht so ganz an das Klima adaptiert waren und die Tour möglicherweise lang und anstrengend wird. TatsĂ€chlich haben wir die Tour eher noch unterschĂ€tzt, insbesondere bei den Temperaturen von knapp 30 Grad im Schatten, die heute den ganzen Tag herrschten. Leider war auch noch dazu die Wegbeschaffenheit im Abstieg mehr als katastrophal ĂŒber einige hundert Höhenmeter, was uns sehr viel Zeit gekostet hat. Außerdem haben wir leider die Tour zu spĂ€t angefangen, was aber nicht unbedingt unsere Schuld war. Wir haben den Wecker extra auf 6 Uhr gestellt, sind um 7 Uhr aus Kapstadt abgefahren, haben dann aber leider in der NĂ€he des Flughafens stadtauswĂ€rts beinahe eine Stunde im Stau verbracht. Diese Zeit hat uns stark nach hinten geworfen. In der Unterkunft hatten wir schon auf das FrĂŒhstĂŒck verzichtet, sind dafĂŒr in Stellenbosch, einem im Übrigen sehr hĂŒbschen Örtchen, in einer BĂ€ckerei („Oude Bank“) eingekehrt und haben uns dort auch noch ein paar BlĂ€tterteigpastetchen als Wegzehrung mitgenommen wie auch im Supermarkt gegenĂŒber Bananen und Wasser, 1,5 Liter fĂŒr jeden von uns, was sich leider trotzdem als deutlich zu wenig herausstellen sollte. Es folgte dann eine doch noch etwas lĂ€ngere Fahrt bis zum Gate des Naturschutzgebietes und danach noch mal ein ganzes StĂŒck Schotterpiste bis zum Wanderparkplatz, leider war der Straßenzustand innerhalb des Naturschutzgebietes ziemlich schlecht, viele, zum Teil große und spitze Steine und Schlaglöcher, da konnte man fast nur Schrittgeschwindigkeit fahren.

Losgewandert sind wir letztlich erst um 10:15 Uhr, da war es schon ganz schön warm, benötigt haben wir fĂŒr die Runde insgesamt 8 Stunden mit Pausen. Die Tour ist grundsĂ€tzlich machbar, lohnt sich auf alle FĂ€lle schon aufgrund der grandiosen Aussichten, war landschaftlich sicher fast die eindrucksvollste des Urlaubs, sollte aber definitiv deutlich frĂŒher am Tag begonnen werden, v.a. an so einem heißen Tag wie heute. Und vielleicht wĂ€re es auch besser, sich noch etwas lĂ€nger zu akklimatisieren und einzulaufen.

Es ging zunĂ€chst 600 Höhenmeter ohne Schatten bergauf, danach war man schon mal ziemlich groggy. Es folgte ein lĂ€ngeres, einfach zu gehendes StĂŒck am Hang entlang, dann ein weiterer Aufstieg von 200 m bis zu einem Pass mit grandioser Aussicht ins Nachbartal Assegaaikloof. Hier legten wir die erste Rast zum Lunch ein. Danach folgten die letzten 100 Höhenmeter, diese zogen sich sehr, wir waren ziemlich langsam, mussten in der knallenden Sonne immer wieder Pausen einlegen und uns unser Wasser gut einteilen. Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt der Tour, von da an ging es dann wieder grĂ¶ĂŸtenteils bergab mit nur geringen Anstiegen zwischendurch. Unterwegs trafen wir auf zwei kleine Schlangen, die vor uns aber erschreckt ins GebĂŒsch krochen, außerdem auf ein niedliches ChamĂ€leon, ansonsten gab es Hunderte von Heuschrecken. Schließlich folgte der schon erwĂ€hnte, anstrengende Abstieg ĂŒber viel loses Geröll, hier musste man sehr aufpassen, dass man nicht ins Rutschen kam, erschwerend kamen noch ArmierungsstĂ€be von mittlerweile nutzlosen Treppenstufen hinzu, die eher Stolperfallen waren. Irgendwann kamen wir dann zum GlĂŒck in den Schatten der Berge, die Steigung nahm ab, der Weg wurde wieder einfacher zu gehen. Wir trafen noch auf einige TĂŒmpel, die zum Bade einluden, leider fehlte uns aber die Zeit. Die Beine wurden mĂŒder, der Weg verlief immer mal wieder ein bisschen auf und ab, dann auch eher wieder flach, bis wir schließlich ziemlich erschöpft das Auto erreichten. ZurĂŒck am Eingangsgate kam dann die nĂ€chste Überraschung, das Gate war nicht nur geschlossen, sondern auch noch mit zwei Schlössern gesichert! TatsĂ€chlich stand auch auf einem Schild angeschlagen, dass das Reservat um 18 Uhr schließen wĂŒrde, darauf hatte uns aber niemand hingewiesen, als wir uns bei der Einfahrt registrieren mussten. Auch einen Anruf, wo wir denn wĂ€ren, haben wir nicht erhalten, obwohl man die Handynummer extra bei der Registrierung eintragen musste. Da standen wir nun vor dem verschlossenen Tor und wussten nicht so recht, was zu tun war! Eine etwas ratlose Mutter kam noch hinzu, deren vier Kinder auch noch im Reservat waren, die hatten wir auch kurz vor unserer Abreise am Parkplatz getroffen. Etwas spĂ€ter traf ihr vermutlicher Ehemann mit dem PKW ein. Und dieser wurde ganz pragmatisch, holte einen SchraubenschlĂŒssel aus seinem Wagen und schraubte einfach das Tor an den Angeln los, so konnten wir es öffnen und aus dem Reservat herausfahren! Sehr unkonventionell, uns kam das natĂŒrlich zugute. Der Mann meinte auch nur lapidar, dass sowas nur in SĂŒdafrika möglich sei, wo es eben “keine deutsche Wertarbeit“ gĂ€be
 Langsam wurde es dunkel, kurz hinter Stellenbosch fuhren wir noch eine Tankstelle an, um unseren defizitĂ€ren Wasserhaushalt wieder aufzufĂŒllen, ĂŒber die N1 leitete uns das Navi danach wieder zurĂŒck in unsere Unterkunft in Kapstadt.

gefahren: 137 km

So., 07.04.2019: Vergelegen

Auch am letzten Tag des Urlaubs legten wir noch einmal einen letzten, kurzen Stopp in den Winelands ein. Da wir auf der RĂŒckfahrt zum Flughafen noch etwas Zeit hatten, konnten wir hinter Gordon’s Bay einen Abstecher machen, es ging diesmal zum Weingut Vergelegen, bekannt vor allem fĂŒr seine Parkanlage mit uralten KampferbĂ€umen. Nach Passieren der Schranke und Bezahlen eines geringen Eintrittsgeldes (ca. 70 Cent!) hatten wir noch eine Stunde Zeit, um die Ruhe des gepflegten Gartens bei einem kleinen Spaziergang zu genießen. Die KampferbĂ€ume waren in der Tat gewaltig und eindrucksvoll mit mĂ€chtigen StĂ€mmen. Picknick, wie wir es in Boschendal hatten, wurde auch hier angeboten, man nimmt es auf Tischen im Wald ein, was sicher besonders an einem heißen Sommertag sehr schön sein muss. Leider war der Besuch nach nur einer Stunde aber auch schon wieder vorbei, denn wir mussten weiter zum Flughafen.

Di., 19.03.19: Paarl, Tulbagh

Vorerst aber geht es wieder zurĂŒck an den Anfang des Urlaubs. Der Tag des Abschieds von den Winelands wurde hauptsĂ€chlich zum Fahren genutzt. GrĂ¶ĂŸere Programmpunkte gab es nicht, deshalb konnten wir ausschlafen, um 8:30 Uhr gab es FrĂŒhstĂŒck, wir packten noch ein wenig und gegen 10 Uhr fuhren wir los. Heute war der Himmel deutlich bewölkter als am Vortag, da hatten wir bei unserer Weintour gestern wirklich GlĂŒck mit dem Wetter! Es ging wieder aus dem Tal von Franschhoek heraus, Richtung Norden bis Paarl, wo wir das Monument der afrikanischen Sprache (“Afrikaanse Taalmonument”) besichtigen, das hoch ĂŒber dem Ort am Hang liegt. Das riesige Denkmal ist aus zerkleinertem Granit erbaut, besteht aus mehreren SĂ€ulen unterschiedlicher Form und GrĂ¶ĂŸe bzw. Kuppeln, die alle eine Bedeutung im Zusammenhang mit der Entstehung des Afrikaans haben. So symbolisieren einige SĂ€ulen und Kuppeln die EinflĂŒsse der europĂ€ischen und afrikanischen Sprachen auf das Afrikaans, die aufstrebende, höchste SĂ€ule das Afrikaans selbst, oben offen, da die Sprache immer noch in der weiteren Entwicklung befindlich ist. Alles in allem ist das Denkmal ganz interessant gemacht und an einem tollen Platz mit schöner Aussicht.

Anschließend ging es wieder den Berg hinab in den Ort, wo wir in der Paarl Mall beim „Pick & Pay“-Supermarkt einkauften, einem riesigen Markt mit einer doch recht großen Auswahl, wenn auch teilweise etwas unĂŒbersichtlich sortiert, wobei sich das in allen SupermĂ€rkten in SĂŒdafrika wiederholen sollte… Speziell an der Kasse dauerte es dann auch noch mal sehr lange, bis wir endlich den Laden verlassen konnten, da fast alle Kunden mit Kreditkarte zahlten, die Kartenleser an den Kassen aber wohl defekt waren und stattdessen wenige Mitarbeiter mit mobilen LesegerĂ€ten zwischen den einzelnen Kassen hin und her liefen.

In etwas ĂŒber einer Stunde ging es dann weiter Richtung Norden, jetzt bis nach Tulbagh. Auf dem Weg dorthin zog es sich ziemlich, denn auf sicherlich der HĂ€lfte der Strecke waren immer wieder Baustellen eingerichtet von zum Teil mehreren Kilometern LĂ€nge mit einspuriger VerkehrsfĂŒhrung und dementsprechend langen Ampel-Wartezeiten. Per Schild angekĂŒndigt waren an fĂŒr die gesamte Strecke mit allen Baustellen Verzögerungszeiten von bis zu 90 Minuten (!), ganz so schlimm wurde es dann aber doch nicht. Tulbagh, eine hĂŒbsch vertrĂ€umte Kleinstadt, besitzt die einzige Straße SĂŒdafrikas, in der fast alle HĂ€user unter Denkmalschutz stehen. TatsĂ€chlich war in der Church Street ein Haus pittoresker als das andere, viele Fotomotive boten sich an. Wir aßen noch eine Kleinigkeit zu Mittag im Lokal „I love it“ und nahmen dann die letzte Teiletappe des Tages in Angriff, allerdings auch die lĂ€ngste bis in die Cederberge.

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