Mi., 21.09.16: Bergerac
Heute stand mal wieder eine Stadtbesichtigung auf dem Programm, es sollte nach Bergerac gehen. Gegen 9:15 Uhr fuhren wir los, zuerst Richtung Limeuil, um die morgendlichen Ausblicke auf die Dordogne-Schleifen Cingle de Limeuil und Cingle de Trémolat zu genießen. Wie schon im Reiseführer beschrieben gab es leider keine so gute Sicht von der Straße aus, meist war es stark zugewachsen, letztlich aber trotzdem ganz schön, trotz der schon etwas späteren Uhrzeit herrschte noch einiger Nebel an manchen Stellen auf dem Fluss bzw. tiefhängende Wolken klebten an den Hängen. Dann ging es weiter über Lalinde Richtung Bergerac. Der Kanal in Lalinde war teilweise ganz hübsch mit netten Schleusenwärterhäuschen und schönem Baumbestand, aber meist direkt neben der Straße. Schließlich in Bergerac angekommen nach einer endlos langen Fahrt durch ein Gewerbegebiet, mehr noch als in Périgueux, fanden wir im Ort ziemlich viele Parkplätze belegt, der Beschilderung nach sind wir dann zum Parkplatz Foirail gefahren und konnten kostenlos in halbwegs akzeptabler Entfernung von der Innenstadt parken, es waren von dort aus ca. 10 Min. Fußweg. Hier herrschte noch eher hässliche Bebauung vor, nicht wirklich alt, nicht wirklich neu, nicht wirklich gepflegt. Die Stadt selbst wirkte auf mich auch insgesamt eher etwas zwiespältig, in der Altstadt fanden sich eine ganze Anzahl wirklich schöner Fachwerkhäuser (ein ganz anderer Baustil also als Périgueux) und ein netter, alter Hafen, aber ansonsten hatte die Stadt nicht allzu viel Flair, wirkte zwar französisch, aber irgendwie beliebig und auch hier insgesamt eher etwas vernachlässigt. Am Hauptplatz gab es viele Touristen-Lokale, sah nach Nepp aus, wir aßen in einer Nebenstraße in einer Creperie, zwar nicht typisch perigordinisch, aber auch ganz o.k. Im Ort versuchten wir noch, 2 Geocaches zu loggen, einen fanden wir vermutlich, kamen aber wegen Muggle-Alarm nicht dran, für einen Mini-Multi im Hafen fehlte uns leider der Hinweis an einer Station und so konnten die Lösung nicht genau ermitteln… schade!
Cadouin
Zurück ging es über dieselbe Strecke, aber in Lalinde wechselten wir das Ufer, fuhren von dort bis nach Cadouin zur Abteibesichtigung. Dieses war in der Kirche umsonst, der Kreuzgang kostete allerdings wieder eine Eintrittsgebühr wie hier offensichtlich üblich, 6,60 €, das fand ich recht teuer, aber der Kreuzgang war wirklich schön und lohnenswert. Die Kirche selbst präsentierte sich streng romanisch, im Kreuzgang waren davon noch einzelne Reste zu sehen, ansonsten war dieser vorrangig gotisch, die Westseite schon im Ãœbergang zur Renaissance. Dank eines deutschsprachigem Infoblattes haben wir viele Details gezeigt bekommen, z.B. div. Kapitelle mit lesenden Mönchen (symbolisierend die Tugend “Arbeit”), einem Mönch, der aus dem Fenster guckt (Untugend “Müßiggang)”, einem gefräßigem Mönch usw. Neben dem Bischofsstuhl fanden sich noch Reste alter Fresken, auch Farbreste an einem romanischen Portal, der (romanische) Kapitelsaal schloss sich unmittelbar an den gotischen Kreuzgang an, hier war der Ãœbergang ebenfalls gut zu sehen. Der Kirchturm (neu) war ganz untypisch aus Holz, eher wie in Norwegen! Insgesamt war die Abtei ein sehr schönes und sehenswertes Ensemble. Davor haben wir anschließend in einem Café auf dem Platz etwas getrunken und haben dann noch den Aussichtspunkt mit schönem Blick auf den Ort erklommen. Schließlich ging es zurück Richtung Le Bugue, wo wir uns im Weingut Julien de Savignac mit Wein eindeckten, u.a. 6 Flaschen eines Pécharmant, der in der hiesigen Gegend wächst und den wir vorher auch verkosten konnten. Wir entschieden uns für einen eher leichteren, der schmeckte uns besser als der schwerere, nahmen dazu noch eine Flasche des Chateau de Tiregande Grand Millésime für 22 Euro zum Probieren, von Martin Walker, dem Autor der Bruno-Romane, als hervorragender Geheimtipp gelobt, dieser “Kauf” hat sich für mich besonders gelohnt, denn man hatte doch tatsächlich vergessen, die Flasche auf die Rechnung zu setzen, was mir bei den vielen, gekauften Flaschen erst gar nicht auffiel und was ich erst am Abend in der Ferienwohnung bemerkt habe. Glück gehabt! Um am nächsten Tag noch mal in die Weinhandlung zurück zu fahren und unsere Schulden zu begleichen fehlte uns leider die Zeit… 😉 Gegen 19:10 Uhr sind wir wieder im Ferienhaus angelangt nach einem schönen Tag, auch wenn mich die Stadt Bergerac jetzt nicht so beeindruckt hat wie erwartet, die Abtei war dafür umso schöner und der Einkauf umso erfolgreicher!
Fr., 23.09.16: Monpazier
Ausflug in die Region der Bastiden, der alten Festungsstädte aus der Zeit der englisch-französischen Grenzstreitigkeiten. Da es eine ganze Anzahl solcher Städte hier gibt, mussten wir die Auswahl begrenzen und entschieden uns für die angeblich schönste und für die kleinste der Bastiden, Monpazier und Molières. Der Wecker ging früh, da auch noch eine längere Wanderung anstand, schon um 6:45 Uhr, und um ca. 8:45 Uhr waren wir nach einem trotzdem gemütlichen Frühstück unterwegs, kamen gegen 9:30 Uhr in Monpazier an. Die Stadt war in der Tat sehr, sehr schön, den rechteckigen Grundriss mit dem zentralen Platz und den rechtwinklig angeordneten Straßen konnte man sehr gut erkennen, der Platz war dazu noch ringsum von schönen Arkaden umgeben, unter denen sich Geschäfte und Cafés versteckten, auch in den Nebenstraßen gab es viele, hübsche Läden, Interessant war auf dem zentralen Platz auch noch die alte Markthalle, darin fanden sich drei alte Hohlmaße zur Bestimmung der Getreidemengen. Hier konnte man gut und gerne ein paar Stunden verbummeln und das Leben genießen. Was offensichtlich v.a. auch viele Engländer taten, denn fast jede zweite Stimme, die man hier hörte, sprach Englisch, an mehreren Türschildern standen englische Namen.
St. Avit-Sénieur und Molières
Wir deckten uns noch mit ein paar Vorräten für die bevorstehende Wanderung ein und fuhren dann nach St. Avit-Sénieur, von wo aus es losgehen sollte. Dort stand vor der Wanderung noch ein Blick auf die hiesige Wehrkirche im Programm, mit riesigem Innenraum (wie auch die Kirche von Monpazier und später in Molières), dadurch eher etwas kahl wirkend, was die Kirche hier aber besonders machte waren die teilweise noch gut erhaltenen Wandermalereien, da, wo sie nicht mehr so gut erhalten waren, konnte man immer noch erahnen, wie prachtvoll sie einst gewesen sind. Von außen machte die Kirche einen eher wehrhaften, fast „unchristlichen“ Eindruck, aber das war in der damaligen Zeit wohl notwendig, schließlich diente sie auch zum Schutz der Bevölkerung. Gegen 12 Uhr wanderten wir dann los, durch schöne Waldwege ging es bis nach Molières, der kleinsten der Bastidengemeinden, wo wir auf dem Dorfplatz unser Mittagspicknick einlegten. Auch dieser Ort, fast ohne Touristen, wirkte sehr homogen, ein wenig verschlafen und irgendwie so richtig Französisch. Nach der Pause folgten die letzten 2/3 der Wanderung, die sich etwas zogen, gegen Ende wollte man eigentlich nur noch am Auto ankommen, denn die Wege waren zwar ganz o.k., führten aber oft durch Wald, und selbst wenn es durch freies Feld ging, gab es kaum jemals eine schöne Aussicht, insgesamt war die Tour von daher also nichts Besonderes und die Länge (18 km) nicht so ganz wert. Bis auf 2 km kamen wir auch an Cadouin heran, wo wir wenige Tage zuvor schon gewesen sind…! Aufgelockert wurde die Tour immerhin durch 5 Caches, die unterwegs mitgenommen werden konnten ohne Umweg, etwas störend waren, v.a. im Wald, die teilweise extrem vielen, kleinen Fliegen, die einem vor dem Gesicht herum schwirrten und einen an den Rand der Weißglut bringen konnten, weil man sie einfach nicht los wurde. Wie auf den beiden anderen Wanderungen bisher war auch hier kaum etwas los, außer uns trafen wir auf der gesamten Strecke nur 2 weitere Wanderpärchen, das wiederum sorgte für eine sehr ruhige und entspannte Tour. Nach 5 ½ Stunden inkl. Pausen kamen wir wieder in St. Avit-Sénieur an und da die Bar des Ortes schon auf zu haben schien, wir Hunger hatten und die Bewertung bei Tripadvisor auch gar nicht schlecht entschieden wir uns dazu, dort gleich einzukehren. Leider war am Abend irgendeine Veranstaltung mit Musik geplant, daher waren alle Tische reserviert, man organisierte aber noch ein Plätzchen für uns, warme Küche gab es noch nicht, aber zwei sehr leckere Salate (für mich perigordinisch mit Entenbrust und Foie Gras, für meinen Freund Salade Niçoise mit frisch gebratenem Thunfisch) konnten wir beide vertilgen. Schließlich ging’s wieder zurück zum Ferienhaus, wo wir um 19:30 Uhr wieder ankamen. Dort duschten wir, es wurde ein letztes Mal in dieser Unterkunft die Spülmaschine angestellt, die Koffer gepackt und alles vorbereitet für den Unterkunftswechsel am nächsten Tag.